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ECOanlagecheck: Clean Water I Fund von Grasshopper – hohe Renditen bei sehr geringem Risiko?



Die Redo Water Systems GmbH wurde 2002 gegründet und hat ihren Sitz in Groß-Zimmern bei Darmstadt. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Anlagen zur Wasserdesinfektion, bei denen das „Membranelektrolyseverfahren“ eingesetzt wird. Die Anlagen werden hauptsächlich in den Bereichen Trinkwasserversorgung, Industrie und Tierzucht eingesetzt. Die Fondsgesellschaft plant, 240 Wasserdesinfektionsanlagen von Redo zum Preis von jeweils 12.500 Euro netto zu erwerben; Gesamtkaufpreis: 3 Millionen Euro netto. Ein entsprechendes verbindliches Kaufangebot von Redo liegt laut Prospekt vor. Einnahmen soll der Fonds erwirtschaften, indem er die erworbenen Anlagen an Kunden und Vertriebspartner weiterverkauft oder vermietet (Betreibermodellverträge, Operate Leasing Verträge). Zudem sind weitere Geschäftsmodelle möglich. Beispielsweise könnte Kunden Anlagen laut Prospekt kostenlos überlassen werden und als Gegenleistung eine Gewinnbeteiligung vereinbart werden.

Garantierte Ausschüttungen durch All-Inclusive-Absicherungen?

Die Fondsgesellschaft hat mit dem Anlagenhersteller Redo einen Vertrag geschlossen, der Redo dazu verpflichtet, der Fondsgesellschaft einen Nettoumsatz von 450.000 Euro pro Jahr zu vermitteln. Durch die aus dieser Umsatzverpflichtung resultierenden Zahlungen der Kunden werden laut Prospekt die prognostizierten laufenden Ausschüttungen an die Anleger von 9 Prozent pro Jahr abgedeckt.

Ende 2019 soll der Fondsbestand an Wasserdesinfektionsanlagen und laufenden Mietverträgen verkauft werden. Die Fondsgesellschaft hat mit dem Anlagenhersteller Redo eine „Vereinbarung über das Andienungsrecht“ unterzeichnet, die Redo zum Rückkauf der Anlagen verpflichtet, wenn der Fonds sein einseitiges Andienungsrecht wahrnimmt. Der vereinbarte Preis beträgt 12.500 Euro netto und entspricht damit dem Einkaufspreis des Fonds. Durch die Umsatzverpflichtung und das Andienungsrecht sind kalkulationsgemäß rund 99 Prozent der prognostizierten Einnahmen des Fonds abgesichert.

Risiko zusätzlicher laufender Kosten?

In der Prognoserechnung finden sich keine Kostenpositionen, die im Zusammenhang mit dem operativen Geschäft des Fonds stehen (z.B. Wartung und Reparatur der Anlagen, Kundenbetreuung). Laut Prospekt regelt die Vertriebsvereinbarung zwischen der Fondsgesellschaft und Redo „die Anrechnung und Kostenverteilung für verschiedene Nebenleistungen, welche gegenüber Kunden zu erbringen sind,.... Soweit von der Fondsgesellschaft gewünscht, ist Redo verpflichtet, diese Leistungen gegenüber dem Kunden zu erbringen und diesem getrennt in Rechnung zu stellen – oder falls dies aufgrund Kundenwünschen nicht möglich ist – diese Leistungen dem Fonds im Innenverhältnis anzubieten und als Subunternehmer auszuführen.“ Demnach können zusätzliche Kosten, die nicht in der Prognoserechnung berücksichtigt sind, für den Fonds anfallen, wenn das Bezahlen von Rechnungen nicht zu den Wünschen des Kunden zählt?
Aus dem Prospekt ergibt sich die Antwort nicht unmittelbar, da die Verträge zwischen der Fondsgesellschaft und Redo im Prospekt nicht abgedruckt sind, sondern nur als kurze Zusammenfassung vorliegen. So liegen beispielsweise auch keine näheren Angaben zu den Garantien vor, die der Hersteller Redo auf seine Anlagen dem Fonds gewährt. Auf Nachfrage erläutert die Anbieterin aber gegenüber ECOreporter.de ausführlich und umfassend die Vertragsinhalte. Demnach fallen für den Fonds keine laufenden Kosten aus dem operativen Geschäft an. Zudem wird die Herstellergarantie für die Anlagen laut Vertrag bis zur Löschung der Fondsgesellschaft aus dem Handelsregister verlängert.

Laut Prospekt darf die Fondsgeschäftsführung von Redo vermittelte Kunden ablehnen, wenn aus ihrer Sicht die Geschäftsbeziehung zu dem Kunden ein zu hohes Risiko dargestellt. In dem Fall darf Redo selbst und in eigenem Namen die Anlagen von der Fondsgesellschaft erwerben oder anmieten. Ist die Entscheidungsbefugnis der Fondsgeschäftsführung somit eingeschränkt? Mareen Schneider, Geschäftsführerin der Anbieterin und der Komplementärin der Fondsgesellschaft, erklärt: „Nein, der Fonds ist rechtlich und tatsächlich völlig frei, Kunden abzulehnen. Allerdings musste eine Lösung gefunden werden, wie in solchen Fällen zu verfahren ist. Schließlich ist Redo zur Vermittlung eines Umsatzes verpflichtet. Wie soll Redo seine Umsatzverpflichtung erfüllen, wenn der Fonds alle oder viele Kunden ablehnt? - Diese Konstellation musste rechtlich geregelt werden. Daher hat Redo in diesen Fällen das Recht, selbst die Anlagen vom Fonds zu erwerben und das Kundengeschäft auf eigene Rechnung durchzuführen.“

Der Anlagenhersteller Redo Water Systems GmbH

Redo hat laut Unternehmens-Darstellung (Stand: Oktober 2010) seit 2002 rund 200 Wasserdesinfektionsanlagen in Afrika, Asien, Europa, dem Mittleren Osten und Südamerika installiert. Die meisten Redo-Anlagen befinden sich in Deutschland, Iran und Ägypten.
2009 hat die Redo Water Systems GmbH einen Jahresüberschuss von rund 97.000 Euro erwirtschaftet. Dagegen musste das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2008 einen Jahresfehlbetrag von rund 211.000 Euro ausweisen. Der Verlustvortrag belief sich 2009 auf rund 926.000 Euro, bei einer Bilanzsumme von rund 1,998 Millionen Euro. Der Fonds soll 240 Wasserdesinfektionsanlagen von Redo kaufen. Das würde bedeuten, dass Redo die in seiner gesamten Unternehmensgeschichte bisher verkaufte Anlagen-Stückzahl auf einen Schlag mehr als verdoppeln könnte. Damit verbunden wäre ein kurzfristiger und erheblicher Liquiditätszufluss, der sich positiv auf die Bilanz auswirken würde.

Schneider erläutert: „Redo hat circa 200 Installationen in 23 Ländern. Eine Installation besteht häufig aus mehreren Anlagen, so dass es insgesamt mehr als 200 Anlagen sind. Die Verlustvorträge stammen aus der Anfangszeit des Unternehmens und sind steuerlich angenehm. Den Markteintritt in unterschiedlichen Bereichen und zugleich mehreren Ländern musste Redo mühsam erarbeiten, um in die Position zu gelangen, in der das Unternehmen heute ist. Die ganze Basis und Aufbauarbeit war sehr kosten- und zeitintensiv. Der Fonds kauft zu außergewöhnlich niedrigen Preisen ein. Die Ertragsmarge, die darin für Redo noch enthalten ist, steht in keinem Verhältnis zu den Verpflichtungen, die Redo mit dem Konzept eingeht. Redo bindet und verpflichtet sich mit dem ersten, kleinen Grasshopper Wasserfonds sehr weitgehend, um das Fondskonzept und die Fondsreihe zu ermöglichen. Redo verbindet  mit diesem Fondskonzept eine mittel- bis langfristige Perspektive.“

Risiko

Neben dem Verfahren, dass Redo verwendet, gibt es zahlreiche weitere Verfahren zur Wasserdesinfektion. Die Entwicklung der Wettbewerbssituation auf dem Markt für Wasserdesinfektionsanlagen ist nicht vorhersehbar. Technologische Neu- und Weiterentwicklungen von Mitbewerbern könnten negative Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung von Redo haben. Auch könnten kapitalstärkere Wettbewerber die Absatzmöglichkeiten der Anlagen von Redo einschränken.

Es besteht auch das Risiko einer Insolvenz der Redo Water Systems GmbH. Die Mietzahlungen von Fondskunden laufen nach Angaben der Anbieterin rechtlich und tatsächlich direkt in die Fondsgesellschaft. Diese Zahlungsströme wären von einer Insolvenz des Herstellers somit unmittelbar nicht betroffen und würden weiterlaufen. Für die Fondsgesellschaft könnte eine Insolvenz von Redo trotzdem gravierende Folgen haben, da die prognostizierten Fondseinnahmen fast ausschließlich auf vertraglichen Vereinbarungen (Umsatzverpflichtung, Andienungsrecht) mit Redo beruhen. Da zudem „das Kundenvertrauen in technische Anlagen bei einer Insolvenz des Herstellers schwindet“, wäre voraussichtlich die Vermarktung der Anlagen des Fonds deutlich erschwert. Laut Prospekt wäre daher im Extremfall auch ein Totalverlust der Einlagen der Anleger möglich.

Fazit:

Die Redo Water Systems GmbH produziert und vertreibt seit einigen Jahren Wasserdesinfektionsanlagen. Mit dem Clean Water I Fund wurde eine Fondsgesellschaft zwischengeschaltet, deren prognostizierten Einnahmen zu rund 99 Prozent durch Redo abgesichert sind. Im Falle einer Insolvenz von Redo wäre der Fonds somit stark betroffen. Die wirtschaftlichen Perspektiven und die Motive des Unternehmens Redo sind für Außenstehende kaum fundiert zu beurteilen.
ECOreporter.de-Empfehlung: Derzeit nicht empfehlenswert. Die Risiken erscheinen als zu hoch. Anleger sollten abwarten, ob sich das neuartige Fondskonzept bewährt. Nach Angaben der Anbieterin sind entsprechende Folgefonds geplant, so dass dann eine Investitionsmöglichkeit bestünde.

Basisdaten

Anbieterin und Prospektverantwortliche: Grasshopper Investment GmbH, Frankfurt am Main
Fondsgesellschaft (Emittentin): Grasshopper Clean Water I Fund GmbH & Co. KG, Bad Soden
Komplementärin: Grasshopper Verwaltungs-GmbH, Bad Soden
Treuhänderin und Gründungskommanditistin: Xolaris Service GmbH, Konstanz
Beteiligungsform: Treugeber oder Direktkommanditist

Fondswährung: Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 3,64 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 3,48 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 10.000 Euro
Agio: 5 Prozent
Laufzeit (geplant): 8 Jahre

BaFin-Gestattung: Ja
Leistungsbilanz: Nein
Mittelverwendungskontrolle: KSK Treuhand Consult Krämer Sauerwein & Kollegen Steuerberatungsges. mbH, Bad Soden
Sensitivitätsanalyse: Ja
Prospekthaftung: 6 Monate
Haftsumme: 0,1 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis), 100 Prozent (Innenverhältnis)
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