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ECOanlagecheck: Blockheizkraftwerk Benneckenstein der LC Bioenergie - Geldanlage mit partiarischem Darlehen ab 250 Euro über die Vermittlungsplattform Econeers

Neutrale Analyse und unabhängiger Test der Redaktion: Das partiarische Darlehen für das Blockheizkraftwerk Benneckenstein der LC (ursprünglich stand LC für Low Carbon) bezieht sich auf das Kraftwerk Benneckenstein im Harz, das seit Januar 2014 in Betrieb ist. Erlöse soll die Anlage mit der EEG-Einspeisung des erzeugten Stromes in das Stromnetz erzielen. Eine Zeichnung des Angebotes ist über die Vermittlungsplattform Econeers ab 250 Euro möglich. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.

Blockheizkraftwerke werden auch als Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen bezeichnet, da sie Wärme nutzbar machen, die entsteht, wenn sie Strom erzeugen. Daher kommen sie vorrangig dort zum Einsatz, wo sowohl ein hoher Strom- als auch ein hoher Wärmebedarf besteht. In der Regel werden Blockheizkraftwerke nach den Bedingungen des Kraft-Wäre-Kopplungs-Gesetztes (KWK-G) betrieben. ECOreporter.de hatte diesen Monat einen Blockheizkraftwerke-Fonds  analysiert, dessen Anlagen Erdgas einsetzen und der seine Erlöse hauptsächlich aus dem Verkauf von Strom und Wärme an Endkunden sowie dem Erhalt von KWK-G-Zuschlägen erzielt.

Das Geschäftsmodell des Blockheizkraftwerkes Benneckenstein unterscheidet sich davon deutlich. Das Blockheizkraftwerk Benneckenstein wird mit Biomethan betrieben. Für die Vergütungen gelten nach Angaben der Anbieterin die Bedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Bei Biomethan handelt es sich um aufbereitetes Biogas. Das Blockheizkraftwerk Benneckenstein ist technisch so ausgerüstet, dass auch die anfallende Wärme größtenteils verstromt und der Strom in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Für das Blockheizkraftwerk Benneckenstein ergibt sich laut Investmentangebots-Broschüre eine Einspeisevergütung nach dem EEG von insgesamt 20,69 Cent je Kilowattstunden (kWh). Eine Einspeisevergütung wird laut Gesetz für 20 Jahre gezahlt. Nach Angaben der Geschäftsführung der LC Bioenergie haben die Anwälte des Unternehmens nach einer Prüfung bestätigt, dass das Blockheizkraftwerk Benneckenstein die Voraussetzungen für den Erhalt der genannten EEG-Einspeisevergütungshöhe von 20,69 Cent/kWh erfüllt. Die ersten Einspeisevergütungszahlungen des Energieversorgungsunternehmens, welche das Prüfungsergebnis insofern in der Praxis bestätigen können, erwartet die Geschäftsführung nach eigenen Angaben für Ende dieser Woche (Stand: 17. März 2014).

Für das benötigte Biomethan wurde nach Angaben der Anbieter ein Liefervertrag über zehn Jahre abgeschlossen. Das Blockheizkraftwerkes Benneckenstein selbst ist nicht an eine Biogasanlage angeschlossen, sondern erhält konventionelles Gas aus dem öffentlichen Gasnetz und kann somit ebenfalls grundlastfähigen Strom liefern.

Das Angebot

Anleger gewähren der Projektgesellschaft des Blockheizkraftwerkes Benneckenstein ein partiarisches Nachrang-Darlehen. Das partiarische Darlehen ist mit einem so genannten qualifizierten Rangrücktritt versehen und benötigt in diesem Fall keinen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht genehmigten Prospekt. Die Ansprüche der Darlehensgeber (also der Anleger) auf Zins- und Rückzahlung sind solange und soweit ausgeschlossen, wie sie einen Grund zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bei der Darlehensnehmerin herbeiführen würden.

Das partiarische Darlehen läuft bis Ende 2025. Die ertragsunabhängige feste Verzinsung des Darlehens beträgt 5,0 Prozent pro Jahr bis 2023 und 5,5 Prozent ab 2024. Anlegern, die bis zum 21. März 2014 bei Econeers zeichnen, stehen für die gesamte Laufzeit 0,5-Prozentpunkte mehr an Zinsen zu. Neben der festen Verzinsung gibt es eine gewinnabhängige Verzinsung. Diese beträgt – für alle Nachrangdarlehensgeber zusammen – 15 Prozent des jährlichen Jahresüberschusses vor Steuern. Laut der Prognoserechnung in der Investmentangebots-Broschüre ist aber erst für 2024 erstmals ein Jahresüberschuss vor Steuern geplant.

Das geplante Volumen des partiarischen Darlehens beträgt laut der Vermittlungsplattform Econeers (www.econeers.de) 500.000 Euro. Die Realisierungsschwelle liegt bei 200.000 Euro. Die Darlehensbeträge werden von den Anlegern nicht unmittelbar an den Projektbetreiber, sondern auf ein Treuhandkonto überwiesen. Falls die Realisierungsschwelle nicht erreicht wird, erfolgt laut der vertraglichen Regelungen die Rückzahlung der Darlehensbeträge an die Anleger.
Die Vermittlungsprovisionen für den Plattformbetreiber Econeers betragen laut des Mustervertrages in der Investment-Angebotsbroschüre 5 bis 8 Prozent des tatsächlich erreichten Darlehensvolumens.

Der Name der Projektgesellschaft (Darlehensnehmerin) lautet zum Zeitpunkt der Erstellung der Investmentangebots-Broschüre LC Bioenergie GmbH & Co. KG. Sie soll in LC Bioenergie Benneckenstein GmbH & Co. KG umbenannt werden. Die Umbenennung der Gesellschaft ist zum Zeitpunkt der Erstellung der vorliegenden Investmentangebots-Broschüre noch nicht erfolgt. Die Gesellschaft soll nach Angaben der Initiatorin ausschließlich das Blockheizkraftwerk Benneckenstein finanzieren und betreiben. Die Investmentangebots-Broschüre (Stand 2/2014) ist diesbezüglich teilweise nicht eindeutig formuliert.

Kommanditistin der LC Bioenergie GmbH & Co. KG ist die 2009 gegründete Low Carbon Germany GmbH (im Folgenden: LC Germany) aus Hamburg. Als Komplementärin der LC Bioenergie GmbH & Co. KG fungiert die LC Verwaltungsgesellschaft GmbH aus Hamburg. Die beiden Geschäftsführer der LC Germany, Barry Green und Bastian Dittrich, verfügen laut Investmentangebots-Broschüre über Projekterfahrungen und Kompetenzen im Bereich Wirtschaftsprüfung und Hedgefonds-Management (Green) sowie Windenergie, Geothermie und Blockheizkraftwerke (Dittrich). Zudem verfügt LC Germany über Erfahrungen im Bereich Solarenergie und hatte in dem Bereich 2010 einen geschlossenen Publikumsfonds mit dem Investitionsziel spanische Solarparks angeboten.

Die Investition

Das Blockheizkraftwerk steht neben dem Gewerbegebiet des Ortes Benneckenstein. Benneckenstein hat rund 2.000 Einwohner und liegt im Oberharz in Sachsen-Anhalt.
Das Blockheizkraftwerk Benneckenstein ist laut Anlegerbroschüre seit dem 22. Januar 2014 im Betrieb. Nach Aussage der Initiatorin sind inzwischen alle benötigten Tests erfolgreich und ohne Probleme abgeschlossen worden, so dass das Blockheizkraftwerk nach Angaben der Initiatorin seit Anfang März 2014 unter Volllast betrieben wird.

Bildhinweis: Auf diese Technologie setzt die LC Bioenergie beim Blockheizkraftwerk Benneckenstein. / Quelle: Unternehmen

Die Investition für das Blockheizkraftwerk beträgt laut Anlegerbroschüre 791.000 Euro. Dazu kommen weitere 70.000 Euro für das Herstellen und den Anschluss der Infrastruktur sowie rund 80.000 Euro als Liquiditätsreserve. 50 Prozent der Investition für das Blockheizkraftwerk soll durch ein Bankdarlehen finanziert werden. Laut Anlegerbroschüre liegt eine Finanzierungszusage unter Vorbehalt (Erfüllung von Forderungen vorausgesetzt) vor. Der Zins beträgt nach Angaben der Initiatorin 3,95 Prozent pro Jahr bei einer Darlehenslaufzeit von zehn Jahren.

Die Umsatzerlöse – resultierend aus den EEG-Vergütungen für den vom Blockheizkraftwerk erzeugten Strom – werden in der Anlegerbroschüre mit rund 870.000 Euro pro Jahr kalkuliert. Der Materialaufwand – resultierend aus dem Kaufpreis für das Biomethan – wird mit rund 680.000 Euro pro Jahr – somit rund 80 Prozent der Umsatzerlöse – angesetzt. Laut Anlegerbroschüre wurde für das Blockheizkraftwerk Benneckenstein ein Biomethan-Liefervertrag mit Festpreis über zehn Jahre abgeschlossen. Es besteht daher das Risiko von höheren Biomethan-Preisen nach Vertragsende. Die EEG-Vergütung in ihrer prognostizierten Gesamtheit wird grundsätzlich nur bei EEG-konformer Nutzung gezahlt. Beispielsweise darf ausschließlich Biomethan eingesetzt werden. Der Gaslieferant garantiert nach Angaben der Initiatorin für die konforme Einspeisung von Biomethan.

Hersteller des Blockheizkraftwerkes ist die Tab-Spelle GmbH & Co. KG aus Spelle in Niedersachsen. Sie hat langjährige Erfahrungen in dem Bereich und nach eigenen Angaben bisher über 450 Blockheizkraftwerke hergestellt. Laut des Jahresabschlusses zum Geschäftsjahr 1.7.2011 bis 30.6.2012 befand sich die Tab-Spelle GmbH & Co. KG in einer wirtschaftlich schwierigen Lage. Der nicht durch Vermögenseinlagen gedeckte Verlustanteil von Kommanditisten betrug rund 1,28 Millionen Euro, und die Verbindlichkeiten von rund 4,06 Millionen Euro hatten sämtlich eine Laufzeit von weniger als einem Jahr (Stand: 30.6.2012).

Hauptvertragspartner der Projektgesellschaft LC Bioenergie Benneckenstein GmbH & Co. KG ist aber nicht der Hersteller, sondern die Tecona AG mit Sitz in der Schweiz. Tecona wurde Mitte 2012 gegründet und gehört laut Anlegerbroschüre zur Fredenhof Invest Holding, die auch einen Anteil von 51 Prozent an dem Anlagenhersteller Tab-Spelle hält. Nach Angaben der Initiatorin stellt die Tecona AG der Tab-Spelle die erforderliche Liquidität zur Verfügung. Unter den weiteren Unternehmen der Tecona Gruppe befinden sich auch das Unternehmen (2011 gegründet), welches das Blockheizkraftwerk Benneckenstein mit Gas beliefert und auch die Eigentümerin (2013 gegründet) des Grundstücks, auf dem sich das Blockheizkraftwerk befindet. Beide Unternehmen haben ihren Sitz in der Schweiz.

Fazit

Die Mindestanlagesumme für das über Econeers angebotene partiarische Darlehen ist mit 250 Euro sehr niedrig. Das birgt tendenziell das Risiko, dass Anleger investieren, für die – beispielsweise aufgrund eines geringen Einkommens und/oder geringen Vermögens – das Investment aufgrund der unternehmerischen Risiken, die die Darlehensgeber mittelbar mittragen, weniger geeignet sein kann. Auf der anderen Seite bietet die niedrige Mindestanlagesumme Anlegern die Möglichkeit, eine vergleichsweise niedrige Summe über mehrere Projekte zu streuen, um so eine Risikodiversifizierung auf individueller Ebene zu erreichen.

Das Geschäftsmodell des Blockheizkraftwerkes Benneckenstein ist nachvollziehbar. Zu bemerken ist, dass – bezogen auf den Markt für Beteiligungsangebote für Privatanleger – das Geschäftsmodell noch vergleichsweise neu ist und ECOreporter.de deswegen teilweise zu wenig Vergleichszahlen vorlagen, um eine fundierte und detaillierte Bewertung vornehmen zu können Das Blockheizkraftwerk ist in Betrieb, so dass keine Projektentwicklungs- und Fertigstellungsrisiken bestehen. Als eines der wesentlichen Risiken ist ein möglicher Ausfall von Vertrags- und Projektpartnern anzusehen. Zudem ist der Betrieb eines Blockheizkraftwerkes technisch und wirtschaftlich teilweise komplexer als beispielsweise der Betrieb einer Solaranlage und daher im Vergleich zu einer Solaranlage teilweise mit höheren Risiken verbunden.
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