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ECOanlagecheck: Beteiligungsangebote der Ranchinvest LP – Bio-Rinderzucht in den USA

Kaufen Sie eine Kuh: für 7.800 Euro. Oder investieren Sie in die Rinderzucht: mit 50.000 Euro mindestens. Möglich ist das mit der Ranchinvest LP aus London. Das Unternehmen will in den USA eine Bio-Rinderzucht aufbauen bzw. ausbauen und betreiben. Unabhängiger Test und ausführliche Analyse: Der ECOanlagecheck untersucht das Angebot. Tatsächlich handelt es sich zum einen um einen Rückmietverkauf, zum anderen um ein partiarisches Darlehen an das Unternehmen

Angebot Rückmietverkauf

Beim dem angebotenen Kuhkauf handelt es sich um sogenannte Rückmietverkäufe (Sale-and-Lease-Back). Jeder Käufer (Investor) eines Bestandes an trächtigen Black-Angus-Zuchtkühen in Texas (USA) schließt mit dem Kaufvertrag gleichzeitig auch einen Miet- und Rückkaufvertrag mit der Ranchinvest LP (LP: Limited Partnership) ab. Laut Vertrag zahlt Ranchinvest dem Käufer vierteljährlich eine Miete (Leasingrate) von 159,90 je Zuchtkuh. Der Kaufpreis für eine Zuchtkuh beträgt 7.800 Euro, so dass die Mietzinsrendite  – bezogen auf den Kaufpreis – 8,2 Prozent pro Jahr beträgt. Der Mietvertrag läuft über acht Jahre. Der Vertrag sieht vor, dass Ranchinvest nach Mietvertragsende die Kühe zurückkauft. Der Rückkaufpreis soll genauso hoch sein wie der Kaufpreis.

Laut Rückmietverkaufvertrag trägt Ranchinvest während der Laufzeit des Mietvertrages die Kosten für die Pflege und Verwaltung der Zuchtkühe. Die Gefahr des „zufälligen Schadens“ trägt laut Vertrag die Ranchinvest LP. Im Falle des Totalverlustes der Kühe  ist Ranchinvest laut Vertrag verpflichtet, dem Investor einen gleichwertigen Bestand an Zuchtkühen zu übertragen.

Die Miet- und Rückkaufpreiszahlungen, welche die Ranchinvest LP an die Käufer zu leisten hat, sind von der Zahlungsfähigkeit der Ranchinvest LP abhängig. Bei einer Zahlungsunfähigkeit/Insolvenz der Ranchinvest LP besteht für die Käufer das Risiko, dass sie ihr eingesetztes Kapital bzw. einen Teil davon nicht zurück erhalten. Im Falle einer möglichen Insolvenz von Ranchinvest hat der Käufer zwar, wenn Ranchinvest ihre Rechte und Pflichten aus dem Rückmietverkauf-Vertrag nicht auf einen Dritten übertragt, grundsätzlich die Möglichkeit, seine Kuh bzw. seinen Bestand an Kühen in den USA selbst zu pflegen, die Pflege in Auftrag zu geben oder seine Kühe zu verkaufen. Für einen Deutschland ansässigen privaten Käufer ohne genaue Kenntnisse des US-Rindermarktes kann sich das aber als schwierig erweisen. Es besteht das Risiko, dass der Anleger, der selbst verkauft, einen niedrigeren als den mit Ranchinvest vertraglich vereinbarten Preis erzielt. Dem Anleger ist es zudem auf Basis der Anlegerbroschüre nicht möglich,  die Qualität „seiner“ Kühe und die Angemessenheit des Kaufpreises konkret vorab beurteilen zu können. Eine zwei Jahre alte, trächtige Angus Rind Zuchtkuh kostet beim vorliegenden Angebot von Ranchinvest 7.800 Euro. Auf verschiedenen Internet-Marktportalen werden Black Angus Rinder aus Deutschland zu deutlichen geringeren Preisen angeboten, mehrheitlich zwischen 700 und 1.600 Euro je Kuh. Beispielsweise werden bei einem der Angebote zwei jeweils zwei Jahre alte, trächtige Angus Rinder zu 900 Euro je Kuh angeboten. Auf Nachfrage erläuterte Ranchinvest, dass es sich bei den 7.800 Euro nicht um den reinen Kaufpreis für die Kuh handele. Vielmehr seien in den 7.800 Euro auch sämtliche Kosten enthalten, die eine Kuh über acht Jahre hinweg verursache. Das seien beispielsweise die Kosten für Anschaffung, Futter, Tierarzt, Besamung, Verwaltung und Schlachtung. Daraus resultiere nach Angaben von Ranchinvest die Summe von 7.800 Euro.

Angebot partiarisches Darlehen

Neben dem Rückmietverkauf bietet Ranchinvest LP ein partiarisches Darlehen an. Beim partiarischen Darlehen ist die Eintrittsschwelle für Anleger mit einer Mindestbeteiligung von 50.000 Euro höher als beim Rückmietverkauf. Laut partiarischem Darlehensvertrag sollen mindestens 3,5 Millionen Euro bei Anlegern eingeworben werden. Ranchinvest zahlt laut Vertrag 6 Prozent Provision an die Vermittler der partiarischen Darlehen.

Das partiarische Darlehen hat eine unbefristete Laufzeit. Anleger können es erstmals nach acht Jahren mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten kündigen. Das partiarische Darlehen ist mit einem qualifizierten Rangrücktritt versehen und benötigt in diesem Fall keinen BaFin-Prospekt.  Es hat einen festen Zins von 4,2 Prozent pro Jahr. Die Ansprüche der Darlehensgeber (Anleger) auf Zins- und Rückzahlung  sind aber solange und soweit ausgeschlossen, wie sie einen Grund zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bei der Darlehensnehmerin Ranchinvest LP herbeiführen würden. Zudem werden zunächst die nicht nachrangigen Ansprüche bedient. Neben dem Zins von 4,2 Prozent erhält der Anleger eine Gewinnbeteiligung, falls die Darlehensnehmerin Jahresüberschüsse erwirtschaften sollte.

Das Unternehmen

Die Ranchinvest LP wurde 2014 in London als Limited Partnership (LP) gegründet. Sie ist mit einem General Partner (Komplementär) und Limited Partner (Kommanditisten) ähnlich wie eine deutsche Kommanditgesellschaft strukturiert. Laut Firmenbroschüre ist die derzeitige Komplementärin der Ranchinvest LP die englische Kapitalgesellschaft Ranchinvest Partner Ltd. Zum Zeitpunkt der Unternehmensgründung war Sebastian Sauerborn der einzige Kommanditist der Ranchinvest LP mit einer Kommanditeinlage von 100.000 Britischen Pfund. Danach haben sich laut Firmenbroschüre weitere Kommanditisten am Unternehmen beteiligt, die in der Firmenbroschüre nicht benannt werden.

Zur Ranchinvest LP in London gehören weitere Tochtergesellschaften in den USA und eine Repräsentanz in Leipzig, die laut Firmenbroschüre weniger eine Niederlassung, denn ein Anlaufpunkt für interessierte Investoren sei. Zu den Tochtergesellschaften gehört die Ranchinvest LLC mit Sitz in Texas. Sie ist laut Firmenbroschüre unter anderem für das operative Geschäft in den Vereinigten Staaten zuständig und besitzt zum Schutz vor operativen Risiken weder Weideland noch Rinderherden. Weideland, Agrarflächen und Immobilien besitzt die Ranchinvest Land Company Inc. aus Texas, die aber ihrerseits nicht in das operative Geschäft verwickelt ist. Sie verpachtet das Weideland an die Ranchinvest Cattle Company LLC. Der Kauf von Liegenschaften wird laut Firmenbroschüre ganz oder zum Großteil durch Gesellschaftsdarlehen der Ranchinvest LP finanziert.

Die Firmenbroschüre stellt Partner in den USA und den fünfköpfigen Vorstand der Ranchinvest LP vor. Gemäß den Ausführungen in der Broschüre verfügen sie über Erfahrungen und Kompetenzen in den Bereichen internationales Management, Wirtschaftsprüfung, internationales Recht, Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft sowie – durch die Partner – Weideplanung und Rinderzucht.
Gründer von Ranchinvest und für die übergreifende Unternehmensleitung zuständig ist Sebastian Sauerborn. Er wurde 1977 in Freiburg im Breisgau geboren. Er war in internationalen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen tätig und hat 2006 eine Steuerberatungskanzlei in London gegründet. Laut Broschüre hat er sich dann entschieden, seinem Leben eine neue Richtung zu geben, erwarb eine Ranch in Texas und New Mexiko und widmete sich der Landwirtschaft. Laut seinem Linkedin-Profil ist er weiterhin einer von zwei Partnern der Steuerberatungskanzlei und pendelt regelmäßig vom Wohnort in Texas nach London.

Bildhinweis: Sebastian Sauerborn und David Jones, der CEO der Ranchinvest USA. / Quelle: Unternehmen

Die Käufer der Kühe und die partiarischen Darlehensgeber haben keinen Einfluss auf die geschäftlichen Aktivitäten der Ranchinvest LP, tragen aber die unternehmerischen Risiken von Ranchinvest mittelbar mit. Die Ranchinvest LP ist operativ tätig und dementsprechend vielfältigen unternehmerischen Risiken ausgesetzt. Grundsätzlich ist es nicht ausgeschlossen, dass die Ranchinvest LP ihr Geschäftsmodell ändert oder  zahlungsunfähig werden kann. Da die Firmenbroschüre wenig aussagekräftige Informationen (z.B. keinen Investitions- und Finanzplan) zur Ranchinvest LP beinhaltet, können die Risiken und Aussichten des Unternehmens nicht fundiert beurteilt werden. Daher müssten Anleger der Ranchinvest LP einen Vertrauensvorschuss gewähren. Insgesamt führt das Rückmietverkaufsangebot teilweise Elemente auf, die einer Finanzierung für Ranchinvest ähneln – fester Zins und 100 Prozent Rückzahlung, gewinn-und verlustunabhängig, abhängig von der Zahlungsfähigkeit.

Investitionen

Gegenstand des Unternehmens Ranchinvest LP ist laut Darlehensvertrag „die Entwicklung und der Betrieb von Black Angus Bio-Rinderzuchtbetrieben in den USA und der anschließende Direktvertrieb von Rindfleischprodukten in den USA und der EU“. Dafür kauft Ranchinvest laut Firmenbroschüre von der AzTex Company in Hereford, Texas, junge weibliche Rinder, die das erste Mal tragend sind.

Die Rinder von Ranchinvest grasen dann laut Firmenbroschüre das ganze Jahr über auf weitläufigem Weideland, das zu 80 Prozent gepachtet wird. Laut Broschüre erhalten die Rinder keine Nahrungsergänzungen, Hormone oder Antibiotika als Futterzusatz. Nach 22 Monaten sollen die Tiere geschlachtet werden und das Fleisch über Onlineshops, die Ranchinvest selbst gründen und betreiben will, vertrieben werden. Laut Firmenbroschüre will Ranchinvest alle Prozesse entlang der Wertschöpfungskette  – Deckung, Aufzucht, Schlachtung, Vertrieb, Versand – selbst durchführen.

Die Markt- und Vertriebsstrategie von Ranchinvest beruht darauf, dass Kunden bereit sind, mehr Geld für hochwertiges Bio-Fleisch auszugeben. Die Marktentwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass die Nachfrage nach Biofleisch steigt. „Bio“ bedeutet in diesem Fall, dass die Rinder artgerecht auf Weidenflächen gehalten werden und Weidegras fressen. Nach Angaben von Ranchinvest soll ihr Biofleisch mit einem offiziellen Biosiegel versehen werden, der entsprechende Zertifizierungsprozess sei angestoßen worden. Zudem geht nach Angaben von Ranchinvest ihre Landwirtschaft teilweise (z.B. Futtermittel, Platzangebot) über die gestellten Anforderungen an Biofleisch hinaus. Es gibt Untersuchungen, die zu dem Ergebnis gekommen sind, dass eine Fütterung mit Weidegras statt mit Kraftfutter ein Fleisch erzeugt, das für Menschen gesünder ist.

Biofleisch ist ernährungsphysiologisch gehaltvoller und Weidehaltung unter tierethischen Aspekten besser als die Massentierhaltung in Ställen. Allerdings gibt es auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit von Rinderhaltung auf Weideflächen kritische Punkte. Rinder „gasen“ als Wiederkäuer Methan aus, das laut Untersuchungen rund 20mal klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid ist. Da insbesondere aufgrund steigender Nachfrage in Schwellenländern die Rindfleischproduktion zunimmt, steigen die Auswirkungen der Rinderhaltung auf den Klimawandel tendenziell weiter. Die Einschätzung gilt umso mehr, wenn berücksichtigt wird, dass in Entwicklungs- und Schwellenländer teilweise Regenwaldflächen gerodet werden, um Weideland zu erhalten.
Grundsätzlich ist die Philosophie, die hinter dem Angebot von Ranchinvest steht, positiv zu werten: hochwertiges Fleisch statt Massenwaren-Fleisch zu Discounter-Ramschpreisen, die weit unter den volkswirtschaftlichen Kosten liegen. Allerdings ist es wiederum weniger umweltfreundlich, das Fleisch aus den USA in Tiefkühlpaketen an Kunden in Europa zu liefern.

Bildhinweis: Das Geschäft mit Rindfleisch ist alles andere als klimaneutral. / Quelle: Ranchinvest

In der Firmenbroschüre werden insbesondere die Ziele und die Philosophie des Unternehmens Ranchinvest vorgestellt. Konkrete Informationen zu den beiden Angeboten  – Rückmietverkauf und partiarisches Darlehen  – gibt es in der Firmenbroschüre vergleichsweise wenige. Insbesondere gibt es keine Produkt-Risikohinweise in der ECOreporter.de vorliegenden Firmenbroschüre. Die gibt es auch im Rückmietverkaufsvertrag nicht, sondern nur auf sieben Zeilen im Darlehensvertrag. Das ist für ein Beteiligungsangebot im Vergleich zu BaFin-Angeboten wenig. Ranchinvest erklärte gegenüber ECOreporter.de, dass die Broschüre an interessierte Leser der Homepage versandt wird, und auf der Homepage befänden sich bereits Risikohinweise.

Fazit

Bei der Ranchinvest LP handelt es sich um ein sehr junges Unternehmen. Ranchinvest agiert zwar in einem Wachstumsmarkt, trotzdem ist es offen, ob sich das Unternehmen  am Markt durchsetzen und etablieren werden kann. Dementsprechend ist auch offen, ob das Unternehmen zukünftig die vertraglich vereinbarten Zahlungen an Anleger bzw. Käufer wird leisten können. In der derzeitigen noch frühen Unternehmensphase bestehen hohe Risiken.
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