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ECOanlagecheck: Anleihe der BioEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG

Die BioEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG aus Taufkirchen bei München hat im Juli eine Anleihe herausgegeben. Mit dem Anleihekapital will der Energieversorger hauptsächlich seine bestehende Finanzierungsstruktur bereinigen und Darlehen bei Banken zurückzahlen. Die Anleihe hat einen Zins von 6,5 Prozent bei einer Laufzeit von sieben Jahren. Innerhalb von nur drei Tagen hat die BioEnergie Taufkirchen GmbH bei Anlegern 15 Millionen Euro eingeworben. Damit war die „Infrastruktur-Anleihe“ vorzeitig voll platziert, also ausverkauft. Ab dem 30. Juli wird sie im Mittelstandssegment der Münchner Börse „m:access“ gehandelt. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.

Die Emittentin

Anbieterin und Emittentin der Anleihe ist die BioEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG aus Taufkirchen. Sie war das Ergebnis der Verschmelzung der BioEnergie Taufkirchen GmbH mit der Leserer GmbH & Co. KG und wurde 2008 in das Handelsregister eingetragen. Einziger Kommanditist der Emittentin ist Josef Martin Leserer mit einer Kapitaleinlage von 100.000 Euro. Josef Martin Leserer ist auch geschäftsführender Gesellschafter der BioEnergie Taufkirchen Verwaltungs GmbH (Stammkapital: 25.000 Euro), die als Komplementärin (Geschäftsführerin) der Emittentin fungiert. Die BioEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG hat derzeit 13 Mitarbeiter.

Die Vorgängergesellschaft der Emittentin, die Josef und Josef Martin Leserer GbR, wurde 1999 als Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet. Die Emittentin besitzt und betreibt ein Biomasse-Heizkraftwerk und ein Fernwärmenetz mit einer Leitungslänge von derzeit 38,7 Kilometern. Sie versorgt damit nach eigenen Angaben umgerechnet ca. 8.000 Einfamilienhäuser mit Wärme. In der Praxis entfallen laut Prospekt aber über 70 Prozent der verkauften Wärme auf zwölf Großkunden. Dazu gehören beispielsweise große Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und Immobilien und als auch kommunale und öffentliche Institutionen, etwa  wie eine Universität und die Gemeinde Taufkirchen. Etwa 70 Prozent der Umsätze von insgesamt rund 10 Millionen Euro (2012) erzielt das Unternehmen mit dem Verkauf von Fernwärme an Endkunden. Die übrigen ca. 30 Prozent steuert das Geschäftsfeld Strom bei. Der Strom wird  seit dem Frühjahr 2013 direkt vermarktet, also nicht über eine Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Laut Prospekt besteht aber bis zum Auslaufen der EEG-Einspeisevergütung im Jahr 2020 die Möglichkeit, jederzeit binnen eines Monats zur festen EEG-Vergütung zurück zu wechseln.

Die Emittentin befand sich 2011 in einer finanziell schwierigen Situation. In der Bilanz zum Geschäftsjahr 2011 hat das Unternehmen einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von rund 2,4 Millionen Euro ausgewiesen und war somit bilanziell überschuldet. Im Jahresabschluss 2012 konnte das Unternehmen ein leicht positives Eigenkapital von 31.000 Euro ausweisen, obwohl die Verbindlichkeiten von rund 23,4 Millionen Euro auf 24,3 Millionen Euro gestiegen waren. Ein Grund für den Entfall der bilanziellen Überschuldung ist, dass der Gesellschafter zum Ende 2012 eine Einlage 2,3 Millionen Euro in das Unternehmen eingebracht hat. Zudem wurden laut Prospekt zur Sicherung der Liquidität der Emittentin für den Zeitraum August 2012 bis Februar 2013 anstehende Tilgungen auf die Jahre 2017 bis 2020 umverteilt. Diese Tilgungsstundungen sollen nach Angaben der Anbieterin mit dem Erlös aus der Anleihe vollständig abgelöst werden. Das operative Ergebnis (EBIT, Gewinn vor Zinsen und Steuern) konnte 2012 deutlich auf rund 1,7 Millionen Euro gesteigert werden, so dass auch das Jahresergebnis mit 608.000 Euro positiv ausfiel.

Das Volumen der Anleihe beträgt 15 Millionen Euro. Davon werden laut Prospekt voraussichtlich bis zu 620.000 Euro für die Begleichung der Nebenkosten der Emission benötigt. Vom Nettoemissionserlös will die Emittentin 10,7 Millionen Euro für die Ablösung von Bankdarlehen und Kreditlinien verwenden. 975.000 sind als Barsicherheit für Zinszahlungen an die Anleihegläubiger vorgesehen. Darüber hinaus verbleibende Beträge stehen für Investitionsvorhaben zur Verfügung.

Das Angebot

Der Zinssatz der Anleihe beträgt 6,5 Prozent pro Jahr. Sie hat eine Laufzeit von sieben Jahren. Die Rückzahlung der Anleihe ist am 30. Juli 2020 fällig. Die Emittentin ist berechtigt, nach Ablauf des dritten Jahres der Laufzeit die Anleihe jederzeit ganz oder teilweise zu kündigen und vorzeitig an die Anleger zurückzahlen.

Die Anleihe ist besichert. Die Sicherheiten werden von der Südbayern GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft aus München als Treuhänder zugunsten der Anleihegläubiger gehalten, verwaltet und gegebenenfalls verwertet. Zudem hat der Treuhänder erhebliche Kontroll- und Prüfkompetenzen bei der Emittentin. Beispielsweise überwacht er die Einhaltung des Investitionsplanes und kann darüber hinaus gehende Investitionen teilweise ablehnen, wenn er von deren Nützlichkeit nicht überzeugt ist.

Als Sicherheiten dienen die Eintragung einer erstrangigen Buchgrundschuld auf drei Grundstücke inkl. ihrer Bestandteile (vor allem das Biomasse-Heizkraftwerk) und die Sicherheitsübereignung des Fernwärmenetzes Weststrang Taufkirchen. Laut Prospekt hat die eta Energieberatung GbR den Wert des Biomasse-Heizkraftwerkes begutachtet und die Anleihesicherheiten detailliert betrachtet. Der Substanzwert der drei Grundstücke (zusammen rund 7.600 qm) inkl. der Bestandteile wird mit rund 21,4 Millionen Euro angegeben. Zusammen mit der mit 10 Millionen Euro bewerteten Fernwärmetrasse ergibt sich ein Substanzwert von 31,4 Millionen Euro. Aufgrund kaufmännischer Vorsicht bewertet die Emittentin die Anleihe-Sicherheiten mit einem laut Prospekt banküblichen Abschlag von 35 Prozent, so dass sich ein Wert der Anleihesicherheiten von 20,4 Millionen Euro ergibt. Das entspricht ungefähr den Verpflichtungen gegenüber den Anleihegläubigern, die sich – ohne vorzeitige Kündigungen durch die Emittentin – über die Laufzeit von sieben Jahren auf rund 21,8 Millionen Euro belaufen.

Zu berücksichtigen ist, dass die Sicherheiten beispielsweise durch technische Abnutzung mit der Zeit an Wert verlieren können. Zudem erhöht sich beispielsweise bei einem größeren Schaden am Biomasse-Kraftwerk, der nicht durch eine Versicherung gedeckt ist, nicht nur das Insolvenzrisiko für die Anleiheemittentin, sondern gleichzeitig sinkt auch der Wert der Sicherheiten für die Anleihegläubiger.

Die Investitionen

Das Anleihekapital fließt hauptsächlich in die Bereinigung der Finanzierungsstruktur der Anleiheemittentin BioEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG. Neue Investitionen werden mit dem Anleihekapital daher voraussichtlich nur in geringem Umfang getätigt. Insofern refinanziert das Anleihekapital mittelbar die bereits von der Emittentin getätigten Investitionen wie das mit Holzhackschnitzeln betriebene Biomasse-Heizkraftwerk oder die Fernwärmeleitungen. Allerdings plant die Emittentin trotz der angespannten Finanzanlage (oder gerade deswegen) auch 2013/2014 erhebliche Investitionen, um neue Kunden gewinnen zu können. Insgesamt sollen in den beiden Jahren 5,45 Millionen Euro investiert werden, darunter 1,4 Millionen Euro in eine 1.700 Meter lange Fernwärmetrasse und 1,9 Millionen Euro in eine Druckerhöhungsanlage. Zudem ist die Emittentin an einem geplanten Geothermieheizkraftwerk beteiligt.

Neben der Entwicklung der Emittentin im Wettbewerb mit Unternehmen derselben Branche, sind viele weitere Faktoren für die finanzielle Entwicklung der Emittentin von erheblicher Bedeutung. Zu nennen sind hier beispielsweise auf der Absatzseite die Entwicklung der Energiepreise und auf der Beschaffungsseite die Entwicklung der Preise für die benötigte Biomasse (Holzhackschnitzel). Innerhalb der nächsten sieben Jahre muss die BioEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG ihre finanzielle Situation signifikant stärken, um die Anleihe an die Anleger zurückzahlen zu können.

Fazit

Trotz teilweise positiver Entwicklungen bei der BioEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG bestehen derzeit erhebliche Risiken. Das Ausfallrisiko ist aufgrund der bilanziellen Situation erhöht. Für die Anleihegläubiger ist es daher von substanzieller Bedeutung, dass die Anleihe-Sicherheiten werthaltig genug bleiben. Anleger sollten zudem bedenken, dass die Handelbarkeit der Anleihe in der Praxis mangels Interesse von Käufern für längere Zeiträume stark eingeschränkt sein kann.

Basisdaten

Anbieterin und Emittentin: BioEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG, Taufkirchen
Anlageform: Inhaber-Schuldverschreibung (Anleihe)
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Emissionsvolumen: 15 Millionen Euro
Laufzeit: 7 Jahre
Verzinsung: 6,5 Prozent pro Jahr
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
BaFin-Billigung: Nein, Genehmigung durch die Luxemburgische Wertpapieraufsichtsbehörde CSSF
Handelbarkeit: Einbeziehung in das Marktsegment m:access im Freiverkehr der Börse München
ISIN: DE000A1TNHC0
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