Erneuerbare Energie, Anleihen / AIF

Droht vielen Solarprojekten in Frankreich nach der starken Tarifkürzung das Aus?

Wie erwartet ist in Frankreich heute eine starke Kappung der Vergütung von Photovoltaik-Strom in Kraft getreten. Ab sofort werden Großanlagen mit einer Leistung von mehr als 100 Kilowatt peak pauschal nur noch mit 12 Cent pro Kilowattstunde vergütet - unabhängig von ihrer Bauart oder ihrem Standort. Das Inkraftreten der Neuregelung gab die französische Umweltministerin Nathalie Kosciuso-Morizet bekannt.


Bislang war das französische Tarifsystem in verschiedene Tarifzonen eingeteilt, die Bauart und speziell auch den Standort berücksichtigten. Für die betroffenen Photovoltaik-Großanlagen bedeutet die neue Regelung Kürzungen zwischen 57 und 70 Prozent. Zudem ist der jährliche Zubau auf 500 Megawatt (MW) Photovoltaik-Leistung begrenzt. Die Einspeisetarife für kleine Photovoltaik-Systeme sinken vorerst um 20 Prozent. Im Jahresverlauf sind pro Quartal weitere Kappungsrunden um jeweils zehn Prozent vorgesehen.


Das Bonner Marktforschungs- und Beratungshaus EuPD Research warnt davor, dass sich aufgrund dieser Änderungen in der französischen Solarförderung etliche der bislang geplanten Solarprojekte vorerst nicht mehr realisieren lassen. Laut der Solarinitiative „Toche Pas à Mon Panneau Solaire“ befanden sich im Dezember 2010, also zu Beginn des von der Regierung verordneten Baustopps, Projekte mit bis zu 5.300 MW in verschiedenen Realisierungsstadien. Zum Teil hätten dafür schon Netzanschlüsse und Baugenehmigungen vorgelegen.


„Für diese Projekte wird es jetzt eng“, erklärt Markus A.W. Hoehner, CEO der EuPD Research. „Die Anlagen wurden auf einer völlig anderen Berechnungsgrundlage geplant und müssen nun teilweise neu kalkuliert werden.“ Einen Abgesang auf den französischen Photovoltaik-Markt stimmen die Marktforscher von EuPD Research trotz allem nicht an. „Diesen Druck muss die Industrie jetzt nutzen, um die hohen Systempreise im Land auf ein wettbewerbsgerechtes, europäisches Niveau zu bringen“, ergänzt Hoehner. Laut dem Europäischen Preismonitor seines Unternehmens kosten Photovoltaik-Systeme unter 10 kW in Frankreich derzeit im Mittel rund 4.400 Euro, in der Spitze sogar 6.000 Euro. Für Systeme zwischen 10 und 100 kW werden durchschnittlich noch 3.860 Euro gezahlt.


Für die nächsten Monate prognostiziert EuPD Research dennoch sinkende Zubauten. „Der Markt bereinigt sich in den nächsten Monaten, doch gerade im Bereich der privaten Aufdachanlagen hat Frankreich noch Potentiale. Hersteller die jetzt auf den sich verschärfenden Kostendruck reagieren und sich mit hoher Qualität, einer starken Marke und in einem passenden Segment aufstellen, können diese Änderungen verkraften“, erklärt Markus Monssen-Wackerbeck, Leiter Energy & Utilities bei EuPD Research. Nach seiner Einschätzung „Damit wurden jetzt lediglich die in Frankreich vergleichsweise hohen Sonnenstromtarife an die Vergütungen der Nachbarländer angepasst.
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