Erneuerbare Energie

Droht eine Kostenexplosion beim Ausbau der Offshore-Windkraft?

Die Offshore-Windkraft bleibt das Sorgenkind der Energiewende: Weil dem für den Ausbau der Hochsee-Windkraft in der Nordsee verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber weiterhin das Geld fehlt, die Stromnetze entsprechend der Offshore-Windkraft-Ausbauziele der Bundesregierung zu erweitern und zu modernisieren, schlägt die Stiftung Offshore-Windenergie nun Alarm.

„Ohne eine schnelle Lösung des Finanzierungsproblems von TenneT droht jede gesetzliche Regelung ins Leere zu laufen“, mahnt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Jörg Kuhbier mit Blick auf die Bemühungen der Bundesregierung, der Hochseewindkraft mit neuen Gesetzen auf die Sprünge zu helfen (mehr dazu lesen Sie Opens external link in new windowhier).

Ziel der Bundesregierung ist, bis 2022 Hochsee-Windräder mit zusammen 11.000 Megawatt Leistungskapazität in der Nordsee errichtet zu haben. Derzeit sind nach Angaben der European Wind Energy Association (EWEA) in deutschen Gewässern nur Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 500 MW Megawatt in Betrieb. Das Problem: Weil TenneT mit der Erteilung verbindlicher Netzanbindungszusagen nicht nachkommt, sind zahlreiche Großprojekte in der Nordsee teilweise Jahre hinter ihren Zeitplänen zurück (ECOreporteter.de Opens external link in new windowberichtete).

Bereits im August 2012 hatte TenneT Spekulationen zurückgewiesen, wonach der niederländische Staatskonzern wegen der Finanzierungsprobleme erwäge, das seinerzeit von RWE erworbene Übertragungsnetz an die Versicherer Allianz und Münchner Rück zu verkaufen. Dabei hatte das Unternehmen Medien gegenüber allerdings eingeräumt, dass die Finanzierung der Leitungen mindestens für 5.500 Megawatt Nordseestrom offen sei, wenn TenneT tatsächlich bis 2022 rund 11.000 MW Offshore-Windkraft installieren würde. Dem Finanzinformationsdienst Bloomberg New Energy Finance zufolge geht TenneT aktuell davon aus, dass der Netzausbau für 1.000 MW zusätzlichen Offshore-Windstrom knapp eine Milliarde Euro kostet.

„Aus Sicht der Stiftung Offshore-Windenergie ist ein temporäres Engagement der staatlichen KfW Bank bei der Finanzierung der nächsten drei bis vier Offshore-Netzanbindungssysteme zwingend erforderlich“, fordert deshalb Stiftungsvorstand Kuhbier. Mittel- und langfristig bedürfe es einer leistungsfähigen Organisationsstruktur, die die anstehenden Investitionen an Land und auf See technisch und finanziell sicherstellen könne, so Kuhbier weiter.

Ein großer Teil der Kosten, die die Probleme des schnellen Ausbaus der Hochseewindkraft verursachen könnte, sollen ohnedies von der Allgemeinheit der deutschen Stromverbraucher getragen werden. So sieht es ein vom Bundeskabinett beschlossener Gesetzentwurf vor, der 2013 in Kraft treten soll. Ein Kernpunkt: Wenn der schleppende Stromnetzanschluss Verzögerungen bei der Realisierung von Hochsee-Windparks verursacht, haftet nicht mehr der Netzbetreiber, sondern die Stromverbraucher: Die Schadensersatzansprüche sollen dann über die EEG-Umlage beglichen werden, die auch den Gesamtausbau der Erneuerbaren in Deutschland finanziert.

Laut der Stiftung Offshore-Windenergie schätzt die Bundesregierung dieses Haftungsvolumen allein schon auf eine Milliarde Euro. Deshalb plädiere die Stiftung dafür, Maßnahmen zur Schadensminimierung in das Gesetz einfließen zu lassen. Verbindliche Realisierungsfahrpläne, Netzanschlussmanagement, temporäre Anschlussvarianten und die Zusammenlegung von Offshore-Verbindungen könnten das Haftungsrisiko auf 500 Millionen Euro halbieren, rechnet die Stiftung.

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