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Nachhaltige Aktien, Meldungen, Fonds / ETF
Drei Fallstricke beim nachhaltigen Investieren
Der Markt der nachhaltigen Geldanlagen wächst - und damit auch das Angebot an nachhaltigen Anlageprodukten. Ein Leitfaden für ein grünes Anlageprodukt sind die sogenannten ESG-Ratings.
Das Akronym „ESG“ steht dabei für Environment, Social, und Governance, also: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. ESG-Ratings zu Unternehmen sind unerlässlich, um die Nachhaltigkeit einer Aktie oder eines Aktien-Portfolios einschätzen zu können.
Doch ESG-Ratings spielen auch bei der Performance eine Rolle. Es scheinen Finanzmarkt-Daten zu existieren, die eine positive Korrelation zwischen einem hohen ESG-Rating eines Unternehmens und der Wertentwicklung der Aktie des Unternehmens bestätigen.
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ESG-Ratings sind nicht zwingend ursächlich für eine gute Performance
Doch diese Verknüpfung zwischen Nachhaltigkeit und Performance dürfe man nicht ohne weiteres für bare Münze nehmen, so Nicolas Jamet, leitender Analyst beim Schweizer Vermögensverwalter RAM Active Investments. Denn wenn Anleger versuchten, mittels der ESG-Daten Rückschlüsse auf die Performance eines Aktien-Portfolios zu ziehen, käme es häufig zu Fehleinschätzungen, betont Jamet.
Studien zu der Korrelation zwischen der Performance einer Aktie und dem ESG-Rating des Unternehmens kommen laut Jamet bislang zu widersprüchlichen Ergebnissen. Und Anleger sollten Fallstricke vermeiden, wenn sie ESG-Ratings von Unternehmen in die Aktienauswahl unter Performance-Gesichtspunkten mit einbeziehen.
ESG-Ratings oft unzuverlässig
Eine Fehlerquelle seien unzuverlässige Daten. RAM-Analyst Jamet erklärt: "Es gibt für Berichte über die ESG-Performance kein einheitliches Format, so dass die Zuverlässigkeit und die Aktualität der Informationen unzureichend sein können." So könne es durchaus dazu kommen, dass unterschiedliche Ratingagenturen ein und demselben Unternehmen unterschiedliche ESG-Scores zuweisen.
Allerdings existieren bereits Initiativen, die die ESG-Daten standardisieren wollen. In diesem Zusammenhang seien das Sustainability Accounting Standards Board (SASB) und das Investor Network on Climate Risk (INCR) genannt.
Daten zur Korrelation zwischen ESG-Rating und Performance oft nicht verlässlich
Laut Jamet sei eine zweite Fehlerquelle Data-Mining und falsche Kausalitäts-Annahmen. Will man feststellen, ob sich ein isoliertes ESG-Rating auf die Wertentwicklung einer Aktie auswirkt, kann es schnell dazu kommen, dass man einen kausalen Zusammenhang herstellt. Ob ein solcher Zusammenhang jedoch tatsächlich besteht, sei nach RAM-Analyst Jamet fraglich.
Ein wichtiger Grund für die Skepsis sei nach Jamet die unzureichende und oft widersprüchliche Datenbasis. Jamet sagt: "Wissenschaftler enthüllen häufig Scheinzusammenhänge zwischen ESG-Faktoren und der Wertentwicklung von Aktien." Diese lasse keine direkten Schlüsse vom ESG-Score auf die positive Wertentwicklung einer Aktie zu.
Auch bleibe offen, ob die gute wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens von dessen ESG-Rating abhängt oder umgekehrt. So kann ein Unternehmen ein gutes ESG-Rating aufweisen, weil es sich gut entwickelt, oder das Unternehmen kann sich gut entwickeln, weil es ein gutes Rating habe, so Jamet. Was von beidem ursächlich für das andere sei und wie ein Anleger dies ermitteln könne, bleibe unklar.
Unbeabsichtigtes Faktor-Investieren
Ein weiterer Fallstrick sei das ungewollte Faktor-Investing, das sich aus der Fokussierung auf das ESG-Rating ergibt. Wer hauptsächlich nach ESG-Ratings investiere, könne versehentlich einen bestimmten Faktor übergewichten – etwa die Marktkapitalisierung, die Branche oder die Volatilität.
So könne die risikobereinigte Wertentwicklung eines auf ESG-Faktoren ausgerichteten Aktienportfolios ein attraktives Profil erkennen lassen, obwohl das Portfolio, eigentlich nicht optimal ausgerichtet sei, so Jamet. Auch ein versehentliches Engagement in einem Faktor, von dem der Anleger kein tieferes Verständnis habe, könne den Anleger unwissentlich Risiken aussetzen. Es gelte daher auch diesen Fallstrick zu vermeiden.