Aktientipps

Dreht sich nun der Negativtrend der Aktie von SolarWorld?

Der Sinkflug der Aktie von SolarWorld hat sich in den letzten Wochen verlangsamt. Gibt es nun sogar Anzeichen für eine Trendumkehr? Ist der Anteilsschein mittlerweile unterbewertet? Davon geht zumindest Sven Diermeier aus, Analyst der WGZ-Bank. Er sieht den fairen Wert der Aktie von SolarWorld bei 17,8 Euro, die heute im Xetra um 11 Uhr bei 13,1 Euro notiert. Diermeier rät zum Kauf der Aktie des Solarkonzerns aus Bonn. Als Kursziel nennt der Analyst 17 Euro. Er erwartet einen Kursgewinn des Wertpapieres in den nächsten sechs Monaten von mindestens 15 Prozent. In den letzten sechs Monaten hatte es sich um rund 70 Prozent verbilligt.

Das Unternehmen hat in 2013 die Pleite nur durch eine harte Restrukturierung zu Lasten der Altaktionäre und der Investoren abgewendet, die in Anleihen von SolarWorld investiert waren. Zudem sprang Quatar Solar aus Katar als neuer Großaktionär dem Solarkonzern bei. Auf diesen setzt Diermeier große Hoffnungen. Er könne als Türöffner für neue Absatzmärkte in Nordafrika und im Nahen Osten fungieren. Zudem stehe er für eine stärkere Kontrolle des Managements um Firmengründer Frank Asbeck, dessen Position als Aktionär und Vorstandschef nichtmehr so stark ist wie vor der Restrukturierung.

Weiter ungünstiger Absatzmix

SolarWorld hat in diesem Jahr bislang wenig überzeugende Geschäftszahlen veröffentlicht. Zwar wurden in den beiden ersten Quartalen Absatz, Erlöse und Gewinn gegenüber den Vorjahreswerten deutlich verbessert. Aber der Absatzmix gestaltete sich ungünstig. Denn es wurden weniger Komplettsysteme und Bausätze verkauft, mit denen das Unternehmen gute Margen erwirtschaften kann, und dafür mehr Solarmodule, wobei dieses Geschäft durch den anhaltenden Preisdruck belastet wurde. Das trug wesentlich dazu bei, dass die SolarWorld AG im ersten Halbjahr 2014 ihr Umsatzziel verfehlte, einen operativen Verlust erwirtschafte und die liquiden Mittel des Solarkonzerns schrumpften (mehr darüber lesen Sie in unserem  Bericht über die Halbjahresbilanz).

SolarWorld geht selbst davon aus, dass das Umsatzziel von 680 Millionen Euro im Gesamtjahr 2014 voraussichtlich verfehlt werden wird. Diermeier teilt diese Einschätzung und erwartet Erlöse im Umfang von 565 Millionen Euro. Das wäre gegenüber dem Vorjahr immer noch ein Plus von 24 Prozent. Die Marge beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) wird nach siener Einschätzung nach den hohen Verlusten der Vorjahre wieder positiv ausfallen und einen Wert von 10,8 Prozent erreichen. Allerdings sind dabei Sondereffekte einkalkuliert, die schon die ZwischenBilanz für das erste Halbjahr verschönert haben. Denn SolarWorld profitiert in diesem Jahr von der Erstbilanzierung der Vermögenswerte der Bosch Solar Energy AG, die sie günstig übernommen hat, da Bosch dieses Geschäft aufgab.

Für das Jahr 2015 kalkuliert der Experte der WGZ-Bank auch nur noch mit einer EBIT-Marge von 1,9 Prozent. Er sagt voraus, dass es SolarWorld im kommenden Jahr noch nicht gelingen wird, den Absatz-Mix wieder günstiger zu gestalten. Daher werde der Absatz weiter steigen, der Umsatz aber nur noch um rund 20 Prozent auf 676 Millionen Euro wachsen und das Unternehmen lediglich ein EBIT von 13 Millionen Euro erwirtschaften. Beim Nettoergebnis wird laut der Prognose von Diermeier sogar ein Fehlbetrag von über zehn Millionen Euro anfallen. Hinzu kommt, dass ungewiss ist, wie die Rechtsstreitigkeiten ausgehen, deren Streitwert der Analyst mit 676 Millionen US-Dollar angibt und er dem Solarkonzern bescheinigt, weiter keinen Zugang zum weltweit führenden Solarmarkt China zu haben und technologische Trends verpasst zu haben.

Bildhinweis: Auch bei einer Hochtechnologie-Branche wie der Photovoltaik fallen weiter Arbeiten mit den Händern an wie bei dieser Aufbereitung von Soalrsilizium. / Quelle: SolarWorld

Hoffnung auf Innovationen

Womit begründet Diermeier dann seine Kauf-Empfehlung? Er verweist etwa auf das „hohe technologische Knowhow“ der Bonner, er traut ihnen die Einführung von Innovationen zu und betont, dass SolarWorld weiterhin eine starke Marke sei, insbesondere in Europa und den USA, den weiter wichtigsten Absatzmärkten des Konzerns. Dabei räumt der Analyst ein, dass in diesen beiden Solarmärkten die Wachstumsperspektiven „recht verhalten“ seien. Das gelte insbesondere für Deutschland, wo die Bonner in 2013 ein Viertel des Absatzes erzielt haben und das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) das geschäft mit Photovoltaik durch weitere Einschnitte zusätzlich erschwert. Als weiteres Argument pro SolarWorld führt der Experte der WGZ-Bank ins Feld, dass die Marktbereinigung unter den Solarherstellern so gut wie abgeschlossen ist. SolarWorld habe die mehrjährige Krise als einer von wenigen der einstmals führenden Solarhersteller aus Deutschland überstanden. Nun muss und kann der Konzern nach Einschätzung von Diermeier diese Chance auf einen Neubeginn nutzen.

SolarWorld AG: ISIN DE000A1YCMM2 / WKN A1YCMM
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x