Handelbare Aktien gibt es von der Deutschen Bahn nicht - aber Anleihen (sogenannte Rentenpapiere), auch für private Investoren. / Foto: DB, Wolfgang Klee

  Anleihen / AIF

3,1 % Zins für ein Jahr, 5 % für länger: Das sind die Anleihen nachhaltiger Großkonzerne

Gute Zinsen, einigermaßen kurze Laufzeiten, überschaubares Risiko – nur ein Traum? Nein, es gibt sie, diese Produkte. ECOreporter hat zehn Anleihen großer Konzerne herausgesucht, bei denen Sie schon ab 1.000 Euro einsteigen können.

Eins vorweg: Hier geht es nicht um Anleihen kerngrüner Unternehmen. Sondern um Papiere sehr großer Konzerne. Die hier herausgesuchten sind in Nachhaltigkeitsanalysen als recht gut bewertet worden. Beispielsweise die Deutsche Bahn (Unpünktlichkeit führt offenbar nicht zu Punktabzügen).

Viele Anleihen, kleine wie große, sind im letzten Jahr nicht gut gelaufen. Seit die Notenbanken ihre Leitzinsen immer weiter anheben, haben ältere, niedrig verzinste Anleihen spürbar an Wert verloren. Denn sie schütten feste Zinsen aus und werden unattraktiver, wenn das allgemeine Zinsniveau steigt. Die wichtigsten globalen Anleiheindizes haben 2022 so stark nachgegeben wie seit Jahrzehnten nicht mehr – zwischenzeitlich bis zu 20 Prozent. Für den normalerweise wenig schwankungsanfälligen Anleihemarkt ist das sehr viel.

Hierin liegt aber auch eine Chance: Denn wer Anleihen zu niedrigen Kursen kauft (also unterhalb ihres Nominalwertes von 100 Prozent), erzielt höhere Renditen, weil sich der Zins immer auf den Nominalwert bezieht – wie genau Zins und Rendite bei Anleihen zusammenhängen, erklärt ECOreporter hier und weiter unten im Artikel.

Beachten Sie bitte: Je länger die Laufzeit, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs einer Anleihe wegen einer weiteren möglichen Erhöhung des Zinsniveaus fallen kann. Natürlich bekommen Sie am Ende der Laufzeit die 100 Prozent des Kurses ausbezahlt, aber wenn Sie zwischendurch Geld benötigen und die Anleihe verkaufen, könnte der Kurs gesunken sein, und sie machen eventuell Verluste.

Das Angebot ist schmal

Nach den hohen Verlusten im letzten Jahr hat sich der weltweite Anleihemarkt seit Herbst 2022 wieder etwas gefangen, bewegt sich aber immer noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Heißt: Viele Anleihen sind weiterhin vom Kurs her recht günstig zu haben. Sehr grüne Papiere kommen oft von eher kleinen Unternehmen und sind entsprechend riskant. Wer eher vorsichtig investieren möchte, wird mit solchen Anleihen möglicherweise nicht ruhig schlafen können (ECOreporter stellt hier 45 kerngrüne kleine Produkte vor). Die Alternative: Anleihen milliardenschwerer Konzerne. Bei ihnen sind die Renditen geringer, aber auch die Ausfallrisiken.

Das Problem: Es gibt kaum Angebote für private Anlegerinnen und Anleger, die überschaubare Summen investieren wollen. Viele Anleihen können ausschließlich von professionellen Investoren gehandelt werden, weil es zu ihnen keine Basisinformationsblätter (BIB) gibt und Anleihen ohne BIB nicht an Privatanleger verkauft werden dürfen. Zudem ist ein Einstieg bei großen Anleihen oft erst ab etwa 100.000 Euro möglich. Wer dann noch sein Risiko halbwegs streuen will, braucht ein frei verfügbares Kapital von mehreren Millionen Euro. Für die meisten Menschen also keine Option.

Doch es gibt tatsächlich einige Anleihen überdurchschnittlich nachhaltiger Großunternehmen, die ab ungefähr 1.000 Euro zu haben sind und keinen Handelsbeschränkungen unterliegen. An der Börse können sie ähnlich problemlos ge- und verkauft werden wie Aktien. ECOreporter hat zehn herausgesucht, die derzeit an der Börse Stuttgart (die als führend bei Unternehmensanleihen gilt) angeboten werden und noch eine Restlaufzeit von mindestens einem Jahr haben:

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
10 große nachhaltige Anleihen
(sortiert nach ihrem Laufzeitende)
Bezeichnung der AnleiheWKNWährungLaufzeit-endeKaufkurs (23.5.2023)Jahreszins (nominal)Rendite (23.5.2023)Volumen der AnleiheStückelung
Deutsche Bahn Finance MTN 2017 (24)A2G868Euro2024101,22%3,171%3,13%300 Mio. €1.000 €
Fresenius Medical Care MTN 2018 (25)A2NBE6Euro202595,47%1,500%1,57%500 Mio. €1.000 €
A.P. Moller-Maersk DL-Notes 2015 (25)A1Z66TUSD202598,04%3,875%3,95%500 Mio. $2.000 $
SAP Medium Term Notes 2014 (27)A13SL3Euro202798,50%1,750%1,78%1.000 Mio. €1.000 €
Siemens Financ. EO-MTN 2013 (28)A1UDWNEuro202899,14%2,875%2,90%1.000 Mio. €1.000 €
Linde Finance EO-MTN 2016 (28)A180B3Euro202891,93%1,000%1,09%750 Mio. €1.000 €
Fresenius MTN 2019 (28/29)A2NBMTEuro202992,59%2,875%3,11%500 Mio. €1.000 €
Procter & Gamble LS-Notes 2002 (33)229050GBP2033104,86%5,250%5,01%200 Mio. £1.000 £
Veolia EO-MTN 2003 (33)816814Euro2033120,59%6,125%5,08%700 Mio. €1.000 €
CSX DL-Notes 2011 (41/42)A1GWW7USD204291,24%4,750%5,21%600 Mio. $1.000 $

Datenstand: 23.5.2023; Angaben ohne Gewähr

Einige der Konzerne haben weitere handelbare Anleihen auf den Markt gebracht, in der Tabelle ist jeweils das Produkt mit dem höchsten Nominalzins aufgeführt. Anleihen, mit denen konkrete nachhaltige Projekte finanziert werden, finden sich in der Liste übrigens keine. Solche Green Bonds gibt es derzeit nur von kleinen Unternehmen oder für Profianleger. Mit den hier genannten Anleihen finanzieren die Konzerne ihre normale Geschäftstätigkeit. Die ist im besten Falle nachhaltig, mit dem Anlegergeld können aber auch beispielsweise neue Dieselautos für den Fuhrpark angeschafft oder geschäftliche Flugreisen bezahlt werden.

Zehn überdurchschnittlich grüne Unternehmen

Der Walldorfer IT-Anbieter SAP, der Münchner Technologiekonzern Siemens, der US-Konsumgüterriese Procter & Gamble und der mittlerweile in Irland ansässige Industriegase-Weltmarktführer Linde sind ECOreporter-Aktien-Favoriten der Kategorie Nachhaltige Dividendenkönige. Heißt: Diese Konzerne erzielen nicht nur solide Gewinne, sie gehen auch mit Mensch und Umwelt besser um als viele Konkurrenten.

Fresenius war früher ebenfalls ein ECOreporter-Aktien-Favorit, gehört seit 2021 aber nicht mehr dazu, weil der Bad Homburger Gesundheitskonzern in seinen ohnehin schon überlasteten Helios-Kliniken immer mehr Stellen gestrichen hat, um seine Gewinne zu maximieren. Fresenius Medical Care ist die ebenfalls börsennotierte Dialyse-Sparte der Fresenius-Gruppe.

Die Deutsche Bahn und CSX aus den USA zählen zu den nachhaltigeren Eisenbahngesellschaften. Die Deutsche Bahn ist das einzige Unternehmen in der Tabelle, dessen Aktien nicht an einer Börse gehandelt werden.

Veolia ist mit der Übernahme des ebenfalls aus Frankreich stammenden Konkurrenten Suez zu einem der umsatzstärksten europäischen Wasserversorger und Müllentsorger aufgestiegen.

Moller-Maersk, die zweitgrößte Reederei der Welt, bemüht sich um klimaverträglichere Antriebe für ihre Flotte. Ab 2025 sollen die ersten Containerschiffe mit grünem Methanol fahren. Zudem hat der dänische Konzern seine Ölsparte verkauft.

Wie attraktiv sind die Renditen?

Anleihen werden nach dem Ende ihrer Laufzeit zum Nominalwert von 100 Prozent zurückgezahlt – egal wo ihr Kurs zuvor stand. Dazu kommen jährliche Zinszahlungen. Die beziehen sich immer auf den Nominalwert. Bedeutet: Kaufen Sie eine Anleihe für weniger als 100 Prozent (also für weniger als den Nominalwert), fällt Ihre Rendite höher aus als der nominale Zins.

Ein Beispiel: Eine Anleihe hat einen Nominalzins von 4 Prozent. Kaufen Sie die Anleihe bei einem Kurswert von 95 Prozent, wirft sie für Sie etwas mehr als 4,2 Prozent Rendite pro Jahr ab (4 geteilt durch 95). Entsprechend sind die Renditen bei Kursen von über 100 Prozent niedriger als der Nominalzins.

Die aktuellen Renditen der untersuchten großen Anleihen liegen zwischen 1,09 und 5,21 Prozent (siehe Tabelle). Einige Produkte sind damit auch im mittlerweile wieder positiveren Zinsumfeld attraktiv. Bitte beachten Sie jedoch: Bei Anleihen, die nicht auf Euro lauten, gehen Sie ein Währungsrisiko ein. Und Anleihen sind kein Festgeld. Auch globale Konzerne können in die Pleite rutschen, dann droht Anleihegläubigern im schlimmsten Fall ein Totalverlust ihres eingesetzten Kapitals. Bei den Unternehmen in der Tabelle ist diese Gefahr derzeit allerdings gering.

Und wenn es nachhaltiger sein soll?

Anleihen von Fresenius oder Linde sind Ihnen nicht grün genug, Sie hätten es gerne nachhaltiger? Dann gibt es für Sie im Anleihebereich zwei Möglichkeiten: Entweder Sie schauen sich die Anleihen kleiner, tiefgrüner Unternehmen an (eine Übersicht finden Sie hier), oder Sie kaufen gute nachhaltige Misch- oder Rentenfonds. Die enthalten auch Anleihen, die private Anlegerinnen und Anleger nicht direkt kaufen können, beispielsweise große Green Bonds.

Alle ECOreporter-Fondstests finden Sie hier.

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