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„Die Zeit der Bioenergie wird ab 2011 kommen“ – ECOreporter.de-Interview mit Wolfgang Fettig, Vorstand Altus AG und Geschäftsführer der GreenGas Genussschein GmbH & Co. KG
ECOreporter.de: Wie sehen Ihre Investitionspläne konkret aus?
Wolfgang Fettig: Jede unserer beiden Tochtergesellschaften investiert in je acht Biogasanlagen. Wir planen in den kommenden anderthalb Jahren rund 25 Millionen Euro zu investieren. Die 16 Projekte sind konkret benannt und vertraglich gesichert. Wir sind zuversichtlich, einen Großteil dieser Anlagen noch in 2011 an das Stromnetz anschließen zu können. Geplant ist, dass die letzte Anlage spätestens bis März 2012 am Stromnetz angeschlossen sein soll. Gebaut werden Biogasanlagen, die auf der Basis von Nachwachsenden Rohstoffen (NawaRo) und Gülle Energie produzieren. Auf diese Weise erhalten die Anlagen neben der Grundvergütung die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgeschriebenen Boni für Nachwachsende Rohstoffe und für Gülle.
ECOreporter.de: Inwiefern sind die 16 Standorte gesichert?
Fettig: Wir arbeiten an jedem Standort mit einzelnen Landwirten zusammen. Jeder dieser Landwirte ist Gestattungsgeber, Silage-Lieferant und Anlagenbetreiber und als solcher bereits vertraglich an uns gebunden. Darüber hinaus sind alle Bauanträge gestellt. 7 der 16 Anlagen sind genehmigt. Für 5 weitere steht die Genehmigung unmittelbar bevor. Und für die übrigen Projekte gehen wir davon aus, dass die Genehmigungen spätestens im ersten Quartal 2011 vorliegen werden. In der Regel dauert die Genehmigung einer Biogasanlage sechs bis sieben Monate. Diese Zeit ist allerdings für alle Projekte einkalkuliert.
ECOreporter.de: Die 16 Landwirte sind also auch für die Rohstoffversorgung der Anlagen verantwortlich?
Fettig: Das ist korrekt. Die Verträge laufen analog zum EEG-Einspeisetarif über 20 Jahre. Die Landwirte erhalten einen prozentualen Anteil an der Vergütung. Damit ist sichergestellt, dass die Landwirte als Betreiber großes Interesse haben, dass ihre Anlagen sehr wirtschaftlich laufen. Das ist uns besonders wichtig, denn so erzielen wir einen Gleichklang der Interessen von Anlegern, Landwirten und der Altus AG als Risikoträger bei dem Genussschein. Um eine möglichst große Risikostreuung in das Produkt zu bekommen, haben wir auch bewusst auf 16 kleinere Biogaskraftwerke gesetzt, anstatt in ein einzelnes großes Projekt zu investieren.
ECOreporter.de: Nach welchen Kriterien sind die Standorte ausgewählt worden?
Fettig: Zentrales Auswahlkriterium war aufgrund der Rohstoffsicherheit die Größe der Betriebe. Infrage kamen ausschließlich Landwirtschaftsbetriebe, die aus eigener Kraft in der Lage sind, die jeweilige Biogasanlage mit Rohstoffen in ausreichender Menge zu beschicken. In diesem Zusammenhang kamen Landwirte in Frage, die über langfristig gepachtete oder eigene Anbauflächen zwischen 100 und 500 Hektar verfügen. Weiteres entscheidendes Kriterium ist die Möglichkeiten zur Netzanbindung. Geprüft wird auch die Genehmigungsfähigkeit der Projekte, beispielsweise im Bezug auf Geruchsemissionen und Schallemissionen. Außerdem lassen wir uns die Fachkompetenz der Landwirte und ihre Bonität nachweisen. Letzeres geschieht unter anderem über die jeweiligen Jahresabschlüsse.
ECOreporter.de: Spielt ökologischer Landbau in ihrem Kriterienkatalog zur Auswahl eine Rolle?
Fettig: Fettig: Weil unsere Verträge mit den Landwirten über 20 Jahre laufen und unsere Wirtschaftlichkeitsberechnung die Boni für Nawaro und Gülle zwingend benötigt, ist es wichtig, dass die Betriebe langfristig die benötigten Substrate liefern können. Deshalb sind die Hofgröße, Bonität sowie die Altersstruktur und gegebenenfalls die Nachfolgeregelung von Belang. Besondere ökologische Kriterien spielen bei der Auswahl der Betriebe eher keine Rolle. Die Lieferverträge mit den Landwirten schließen beispielsweise jedoch eine Lieferung von gentechnisch veränderten Substraten aus.
ECOreporter.de: Inwiefern sind technische Dienstleistungen und Wartung für die Anlagen gesichert?
Fettig: Die Technik und die biologischen Prozesse werden von Personal der Altus AG überwacht und begleitet. Diese Fachleute sind auch für die Wartung der Anlagen verantwortlich. Der Landwirt als zukünftiger Betreiber erlebt den Bau des Biogaskraftwerks von der Grundsteinlegung an. Im Rahmen der Inbetriebnahme bekommt er dann eine mehrtägige Einweisung. Dabei wird er so geschult, dass er neben dem Regelbetrieb Kleinreparaturen selbst übernehmen kann.
ECOreporter.de: Die Rohstoffabhängigkeit ist bei Biogasanlagen generell groß. Auf welche Art von Rohstoffen setzen die Anlagen?
Fettig: Welche Stoffe zum Einsatz kommen ist vom Standort abhängig. In den Anlagen werden mehr als 30 Prozent Gülle und Festmist eingesetzt. Außerdem kommen bis zu 40 Prozent Grassilage und 30 bis 50 Prozent Maissilage zum Einsatz.
ECOreporter.de: Anleger sollen einen Festzins von 6,75 Prozent per anno ab dem Jahr 2012 bekommen. Auf welcher Grundlage basiert diese Zinsberechnung?
Fettig: Bei unbefristeter Laufzeit wird den Anlegern ein fester Zins in Höhe von 6,75 Prozent garantiert. Die Kalkulation basiert einerseits auf unseren Erfahrungen, die wir seit 2006 im Biogassektor und mit Beteiligungen zu Erneuerbare-Energien-Projekten gesammelt haben. Wir haben unter anderem fünf Private Placements und einen Publikumsfonds zum Thema Biogas realisiert. Andererseits liegt dem Zins eine Gewinn- und Verlustplanung über 20 Jahre zugrunde, die von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft wurde.
ECOreporter.de: Inwiefern haben Sie bereits Abnehmer für den Strom?
Fettig: Das EEG verpflichtet die regionalen Stromnetzbetreiber dazu den Strom abzunehmen und garantiert die Vergütung über die 20-jährige Gesamtlaufzeit der Anlagen.Einer gesonderten vertraglichen Regelung über das Gesetz hinweg bedarf es nicht.
ECOreporter.de: Die Mindestanlage beträgt 3.000 Euro zuzüglich 5 Prozent Agio, das für Anleger ab 250.000 Euro entfällt. Richtet sich Ihr Angebot eher an Privatanleger oder eher institutionelle Großinvestoren?
Fettig: Unser Angebot soll sowohl Privatanleger als auch institutionelle Investoren ansprechen. Deshalb ist die Mindestbeteiligungssumme vergleichsweise gering. Bei einzelnen Großinvestoren ist der Verwaltungsaufwand wesentlich geringer. Deshalb verzichten wir ab 250.000 Euro auf den Ausgabeaufschlag.
ECOreporter.de: Genussscheine gelten wegen der fehlender Mitspracherechte der Anleger und einem möglichen Totalverlust als unattraktiv. Wäre ein geschlossener Fonds aus Anlegersicht nicht attraktiver?

Unser Genussschein ist gewissermaßen eine Mischung aus einem geschlossenen Fonds und einem Genussrecht. Anders als bei manch anderem Genussrecht leiht der Anleger sein Kapital bei uns nicht der Muttergesellschaft sondern direkt der Emittentin. Es handelt sich folglich um ein Direktinvestment in unsere beiden Betriebsgesellschaften. Unser Genussschein ist mit den Biogasanlagen als echte Sachwerte unterlegt. Bei dem Genussschein gibt es außerdem keine Nachschusspflicht und auch nicht das Problem des Wiederauflebens der Haftung bei Ausschüttungen trotz Verlusten der Projektgesellschaft. Das ist ein Vorteil gegenüber einem geschlossenen Fonds.
ECOreporter.de: Wo liegen die Chancen und Risiken des Produkts? Und wie wahrscheinlich ist ein Totalverlust?
Fettig: Gemessen an dem, was der Kapitalmarkt heute hergibt, ist die Verzinsung die wir bieten aus unserer Sicht überdurchschnittlich. Außerdem sehen wir die Struktur des Genussscheins mit der nachrangigen Haftung des Anlegers als vorteilhaft an. Hervorzuheben ist ferner, dass die Landwirte bei unserem Projekt erfolgsabhängig eingebunden sind. Sie verdienen nur mit, wenn die Anlage Strom erzeugt. Damit schaffen wir eine Interessensidentität bei allen Beteiligten.
Die Risiken unseres Produktes halten wir somit für überschaubar. Wir setzen auf 16 verschiedene Landwirte und damit auch auf 16 verschiedene Rohstofflieferanten. Für eine eine angemessene Risikostreuung ist folglich gesorgt.
ECOreporter.de: Wie lang läuft die Beteiligung und inwiefern können Anleger frühzeitig aussteigen?
Fettig: Die Laufzeit ist unbegrenzt. Gekündigt werden kann die Beteiligung zum ersten Mal nach zehn Jahren. Die Kündigungsfrist läuft über zwölf Monate. Der Genussschein ist allerdings als Wertpapier an der Frankfurter Börse notiert und unterliegt somit dem Wertpapiergesetz. Er ist jederzeit handelbar und kann problemlos frühzeitig veräußert werden.
ECOreporter.de: Was ist das Kerngeschäft der Altus Group, welche Erfahrungen bringen Sie im Bereich Biogasbeteiligungen mit und inwiefern arbeiten Sie beim aktuellen Projekt, dass mit dem Genussschein unterstützt, wird, mit Partnern zusammen?
Fettig: Fettig: Die Altus AG ist Projektentwickler und Betreibergesellschaft von Erneuerbare-Energien-Anlagen mit Sitz in Karlsruhe. Unsere Schwerpunkte sind Biogas, Wind und auch Photovoltaik. Altus verfügt über ein Technik- und Service-Netzwerk. Sie wurde 2008 gegründet und bündelt die Kompetenzen der seit 1994 bestehenden MFG Management und Finanzierungsberatung AG, sowie der 1989 gegründeten wat Ingenieurgesellschaft mbH. Beide Unternehmen arbeiteten seit 1997 zusammen im Bereich Regenerative Energien. Die wat war auf Deponiegas- und Abfallvergärungsanlagen spezialisiert und bleibt dem Markt als Tochtergesellschaft der ALTUS AG erhalten. Das Unternehmen realisiert seit 2006 Biogasanlagen. Wir haben bislang 23 Anlagen errichtet, weitere 5 Anlagen befinden sich im Bau. 70 weitere Biogaskraftwerke sind in Planung.
Unsere Partner sind die Anlagenbauer WelTEC BioPower GmbH aus Vechta und die Novatech GmbH aus Wolpertshausen.
ECOreporter.de: Inwiefern planen Sie bereits weitere Anlageprodukte?
Fettig: Wir planen auch weitere Anlageprodukte. Konkretes dazu werden wir voraussichtlich zum Jahresende sagen können.
ECOreporter.de: Im Vergleich zur Sonnenenergie ist Biogas in den vergangenen Jahren als Anlageklasse in der Wahrnehmung nach hinten gerückt. Welches Potenzial hat Biogas als Geldanlage?
Fettig: Es ist klar, dass erneuerbare Energien eine wichtige Rolle im künftigen Energiemix spielen werden. Die Windkraft hatte diesbezüglich eine Vorreiterrolle, sie fungierte gewissermaßen als Türöffner. Der Photovoltaikmarkt erlebt aktuell eine Boom-Phase. Wir sind der Meinung, dass dieser Boom im kommenden Jahr nachlassen wird. Preis- und Konkurrenzdruck machen Biogas attraktiver. Wir sind davon überzeugt, dass die Zeit der Bioenergie damit ab 2011 kommen wird. Entscheidend dabei ist die Grundlastfähigkeit von Biogasanlagen. Die Technologie ist mittlerweile ausgereift. Anders als Wind- oder Photovoltaik-Kraftwerke können Biogasanlagen rund um die Uhr Strom produzieren.
ECOreporter.de: Wo sehen Sie aktuell die weltweit größten Marktpotenziale?
Fettig: Deutschland ist im Bereich Erneuerbare Energien führend und bleibt für uns weiterhin der wichtigste Markt. Es gibt allerdings einige Länder in Europa und Nordamerika, aus denen verstärkt Nachfragen nach Biogas- und Abfallvergärungsanlagen kommen. Da wären Frankreich, Polen, Rumänien, die Ukraine und Russland zu nennen. In Nordamerika sind es vor allem die USA. Auch in Brasilien und Argentinien entwickeln sich Märkte.
ECOreporter.de: Herr Fettig, herzlichen Dank für das Gespräch.
GreenGas Genussschein GmbH & Co. KG: ISIN DE000A1C4RS9 WKN A1C4RS
Bildnachweis: Biogasanlage der Altus AG. / Quelle: Unternehmen