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„Die Windkraft an Land birgt noch viele Möglichkeiten“ – ECOreporter.de-Interview mit Alexander Koffka, Abo Wind

Die Messe bietet Einsteigern wie Profis einen umfassenden Einblick in Trends, Entwicklungen und aktuelle Angebote am Markt für nachhaltige Investments im deutschsprachigen Euroraum. Für Besucher ist die Veranstaltung samt Vortragsprogramm am 26.März im Curio-Haus, Rothenbaumchaussee kostenlos.  


ECOreporter.de: Was ist das Kerngeschäft der Abo Wind AG, und wie hat sich Ihr Unternehmen seit seiner Gründung entwickelt?


Alexander Koffka: Kerngeschäft der Abo Wind sind Entwicklung, Finanzierung und Bau von Windparks und – in kleinerem Umfang – von Biogasanlagen. Im Auftrag der Käufer übernehmen wir zudem die technische und kaufmännische Betriebsführung der Anlagen. Abo Wind ist seit der Gründung vor 15 Jahren stetig gewachsen und hat sich in immer neuen Ländern etabliert. 1996 fingen die Gründer Jochen Ahn und Matthias Bockholt in ihren Wohnungen an, Windparks zu planen. Mittlerweile arbeiten mehr als 160 Planer, Kaufleute, Gutachter, Bauingenieure und Techniker in sieben Ländern für Abo Wind. Neben Deutschland zählen Frankreich und Irland zu den wichtigsten Märkten. 2011 geht ein erster Windpark in Schottland ans Netz.


ECOreporter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in Hamburg präsentieren? Und mit welcher Erwartung an die Messe kommen Sie nach Hamburg?


Koffka:
Abo Wind betreibt neuerdings selbst Windparks, um von den stetigen Erlösen aus der Vermarktung klimafreundlichen Stroms zu profitieren. Gemeinsam mit privaten Anlegern wollen wir das Portfolio weiter ausbauen. Dazu haben wir die Bürgerwindaktie Abo Invest ins Leben gerufen, die wir in Hamburg präsentieren werden. Die Aktie bietet Anlegern - unabhängig von der Höhe der Investition -, die Möglichkeit, sich an zahlreichen Windparks im In- und Ausland gleichzeitig zu beteiligen. Im Vergleich zur Investition in ein einzelnes Projekt mitteln sich die typischen Risiken einer Windkraft-Beteiligung in einem großen Portfolio aus. Die Chance, die kalkulierte Rendite tatsächlich zu erreichen, ist dadurch sehr viel größer. Wir erwarten, dass viele ökologisch orientierte Anleger die Chance nutzen werden, gemeinsam mit einem erfahrenen Projektentwickler in ein wachsendes Portfolio aus europäischen Windparks zu investieren. Als kleine Beimischung kommen noch einzelne Biogasanlagen hinzu.


ECOreporter.de: Speziell im Bereich Windenergie wird neben den Schwierigkeiten bei der Ausweisung neuer Projektflächen oft vom „Flaschenhals“ Projektfinanzierung gesprochen. Inwiefern spürt die Abo Wind AG diese Herausforderungen und wie begegnen Sie diesen?


Koffka: Die Sicherheitsanforderungen der Banken sind größer geworden und die Projekte werden vor einer Finanzierungszusage gründlich abgeklopft. Vor allem die Finanzierung ausländischer Projekte ist sehr viel schwieriger geworden. Denn im Zuge der weltweiten Finazkrise haben sich einige Banken unfreiwillig aus diesem Geschäft verabschiedet. In manchen Ländern sind die Zinsen wegen exorbitant hoher Risikoaufschläge stark gestiegen. Wir haben unsere Finanzierungsabteilung in den vergangenen drei Jahren deutlich ausgebaut. Die kaufmännischen Kollegen haben sehr viel Erfahrung. So waren wir die einzigen, denen es Mitten in der Finanzkrise gelungen ist, große Windparks in Irland zu finanzieren. Das kostet allerdings mehr Geld und Zeit als vor der Finanzkrise. Für deutsche Windparks stellen Projektfinanzierungen nach wie vor keine allzu große Hürde dar. Das liegt zum einen an der Refinanzierung über die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und zum anderen an den günstigen Bedingungen für Windkraft hierzulande insgesamt. Hier gibt es unter anderem zuverlässige Winddaten, eine gesicherte Einspeisevergütung und einen Rechtsanspruch auf Einspeisung.


ECOreporter.de: Wo in Deutschland und Europa sehen Sie auch angesichts sinkender Einspeisevergütungen noch Potenziale für Erneuerbare-Energien-Projekte? In welchen Energiebereichen - Wind oder Bioenergie- sehen Sie die größten Möglichkeiten?

Koffka: Wind hat unter den Erneuerbaren Energien weiterhin das größte Potenzial. In Deutschland gibt es in Sachen Windkraft großen Nachholbedarf in den südlichen Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen). Rheinland-Pfalz geht aktuell mit gutem Beispiel voran und weist viele Flächen aus. Die Windstärken halten in diesen Regionen zwar nicht mit der norddeutschen Küste mit. Gleichwohl ist es ökonomisch wie ökologisch sinnvoll, auch dort Windparks zu errichten. Vielfach eignen sich dafür beispielsweise Waldstandorte sehr gut. Dabei ist allerdings besondere planerische Sorgfalt gefragt, um die Eingriffe in die Natur so klein wie möglich zu halten.  In fast allen europäischen Ländern gibt es noch viele Möglichkeiten, die Windkraft an Land weiter auszubauen. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, führt daran auch kein Weg vorbei. Der politische Wille, auf dem eingeschlagenen und bewährten Weg weiterzugehen, ist unverkennbar. Viel versprechende Entwicklungen zeichnen sich zudem für Spanien, Argentinien und Bulgarien ab.
Es wäre töricht und nicht zweckdienlich, etwa in Deutschland die Einspeisevergütung für Wind über die jährliche Abschmelzung von einem Prozent hinaus zu senken. Zu berücksichtigen ist dabei, dass im Vergleich zum Wind der Anteil der Photovoltaik an der Stromproduktion sehr viel kleiner ist, die auf den Stromverbraucher umgelegten Kosten aber sehr viel höher.


ECOreporter.de: Wie wird sich der Markt für nachhaltige Geldanlagen  in Zukunft weiterentwickeln und was wird ihn dabei maßgeblich beeinflussen? In welchen Assetklassen und Regionen sehen Sie interessante Investmentmöglichkeiten, wo sollten Anleger eher Vorsicht walten lassen?


Koffka: Die etablierten Märkte insbesondere der Europäischen Union sind für Geldanlagen in Windkraft weiterhin interessant, zumal diese Länder für die nächsten zehn Jahre hohe und konkrete Ausbauziele festgelegt haben. Die Kosten der Stromproduktion aus Windkraft an Land kommen dem Marktpreis bereits sehr nahe. Rechnet man die Kosten des Klimawandels, der Umweltschäden und Gesundheitsrisiken hinzu, die mit der Stromerzeugung aus Kohle, Gas oder Atomkraft verbunden sind, ist die Windkraft das Mittel der Wahl. Die Entwicklung in Spanien zeigt, dass die Photovoltaik wegen der deutlich höheren Kosten an ihre Grenzen stößt.


ECOreporter.de: Was sollten Anleger bei Geldanlagen in Erneuerbare-Energie-Projekte beachten?


Koffka: Grundsätzlich sollten Anleger gründlich prüfen, welche Emittenten Vertrauen verdienen. Das gilt für alle Finanzprodukte. Wer mit dem professionellsten Vertrieb für Anlageprodukte aufwartet, ist nicht zwangsläufig der seriöseste Anbieter – daran ändert auch eine mitunter nur behauptete Nachhaltigkeit nichts. Investitionen in solide geplante Erneuerbare-Energie-Projekte bergen geringere unternehmerische Risiken als diejenigen in undurchschaubare Finanzprodukte. Trotzdem sollten Anleger sich nicht weismachen lassen, dass unternehmerische Geldanlagen wie Genussrechte, Anleihen oder Aktien ebenso sicher wären wie ein Sparbuch oder wie Bundesschatzbriefe. Auch bei Investitionen in Erneuerbare Energien besteht ein Zusammenhang zwischen Risiko und Renditeerwartung.


ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch!

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