Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
„Die Windenergie hat vor allem im Süden Deutschlands noch enorme Ausbaupotenziale.“ – Interview mit Johannes Ehbauer, Windpower GmbH
Die Windpower GmbH präsentiert sich als einer der zahlreichen Aussteller der Messe Grünes Geld München am 13. April im Künstlerhaus am Lembachplatz. Kostenlos können sich Besucher dort einen Überblick über aktuelle Trend und Entwicklungen am nachhaltigen Finanzmarkt verschaffen. Die Messe richtet sich an Privatanleger wie auch Finanzprofis. Sie spiegelt die gesamte aktuelle Marktvielfalt nachhaltiger Geldanlagen wider, von Banken über Mikrokredite über Investmentfonds bis hin zu geschlossenen Beteiligungen. Abgerundet wird Grünes Geld München durch eine Podiumsdiskussion zu den Kosten der Energiewende und eine Vortragsreihe zu nachhaltigen Investments.

ECOreporter.de: Die Windpower GmbH baut und betreibt Windparks in Deutschland. Inwiefern setzen Sie dabei regionale Schwerpunkte und inwiefern können Sie Privatanleger dabei beteiligen?
Johannes Ehbauer: Die Windkraftprojekte der Windpower GmbH befinden sich in Bayern und hier vorwiegend im windreichen Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Die Kraftwerke werden an gegründete Bürgerbeteiligungsgesellschaften veräußert. Privatanleger können sich an diesen Bürgerbeteiligungsgesellschaften und am Oberpfälzer Windfonds, also an der Windkraft Oberpfälzer Jura GmbH & CO. KG, beteiligen. Die Windkraft Oberpfälzer Jura GmbH & CO. KG streut die Investition auf mehrere Kraftwerke in den Betriebsgesellschaften. Eine Beteiligung ist ab 3.000 Euro möglich. Beim Einwerben des Anlegerkapitals konzentrieret sich der Fonds auf die Region um die Kraftwerke in Bayern. Grundsätzlich können sich auch Investoren von anderswo beteiligen. Außerhalb von Bayern wird aber nicht für eine Beteiligung geworben. Wer investiert, erwirbt einen Kommanditanteil. Die Bürger können somit Eigentum an den Kraftwerken erwerben.
ECOreporter.de: Die anstehende Reform des Erneuerbare Energie Gesetzes (EEG) der Bundesminister Altmaier und Rösler sieht drastische Kürzungen bei der Einspeisevergütung für Windstrom vor. Wie sind diese Pläne zu bewerten? Wird die Windkraft in Deutschland damit ausgebremst?
Ehbauer: Eine Reform des EEG ist notwendig und sinnvoll. Dabei ist allerdings der Fortbestand der garantierten Einspeisevergütung und des Einspeisevorrangs für den weiteren Ausbau der Windkraft zu Lande - gerade auch in Bayern - unerlässlich. Hier kann durch moderne effiziente Binnenwindkraftanlagen kostengünstig, also für rund 9 Cent pro Kilowattstunde - und nahe bei den großen süddeutschen Verbrauchern Strom erzeugt werden. Der teure Netzausbau der Stromtrassen von Nord- nach Süddeutschland wird dadurch erheblich entlastet. So erhalten zum Beispiel die zumeist durch Großkonzerne geplanten Offshore-Windkraftwerke mehr als die doppelte Vergütung als die größtenteils durch Bürger finanzierten Binnenlandkraftwerke in Süddeutschland. Der kostenlose Netzanschluss auf dem Meer ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Bei den Kürzungsplänen durch die Herren Altmaier und Rösler spielen die Offshore-Kraftwerke aber interessanterweise eine sehr untergeordnet Rolle.
Bildnachweis: Johannes Ehbauer ist 32 Jahre alt und verheiratet. Der Diplom-Volkswirt ist bei der Windpower Gesellschaft zur Nutzung regenerativer Energien mbH aus Regensburg für Vertrieb, Finanzierung sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die Windpower GmbH plant und realisiert Windkraftanlagen in Bayern. / Quelle: Unternehmen.
ECOreporter.de: Es heißt, die Pläne der Minister sorgen auch bei Banken und Großinvestoren für zunehmende Zurückhaltung. Ist es wieder schwieriger geworden, Windkraftprojekte zu finanzieren?
Ehbauer: Die Minister haben die Banken verunsichert. Die Finanzierung ist schwieriger geworden, weil Banken Sicherheiten für eine eventuelle Absenkung der EEG-Vergütung fordern.
ECOreporter.de: Einige Anleger sind aufgrund der Kürzungspläne verunsichert, ob ein Einstieg in die Geldanlageklasse Windkraft noch lohnt. Sind solche Befürchtungen berechtigt?
Ehbauer: Solche Befürchtungen haben eine gewisse Berechtigung. Man darf sich jedoch nicht verrückt machen lassen. Was am Ende der Diskussion von den Vorschlägen der beiden Minister übrig bleibt, ist noch nicht absehbar. Für uns entscheidend ist: die Windpower GmbH projektiert nur sehr gute Standorte mit rund 8 Millionen kWh Ertragsaussichten und mehr pro Jahr. Die Energiewende wäre passé, sollten selbst diese Standorte nicht mehr wirtschaftlich realisierbar sein. Die Wahlen im Herbst würden eine solche Marschrichtung sicherlich korrigieren können. Ein Einstieg in Windkraftprojekte ist also eine interessante Anlageoption in konkrete regionale Sachwerte. Die EEG-Vergütung für Windstrom ist ohnehin schon jetzt sehr niedrig angesetzt, bei 9,27 Cent pro kWh für Anlagen, die im Jahr 2013 in Betrieb gehen. Dies ermöglicht auch Chancen im Rahmen der Direktvermarktung von Strom.
ECOreporter.de: Wie realistisch ist es, das die Pläne zur EEG-Reform in ihrer aktuellen Form Realität werden und inwiefern hätte dies Einfluss auf das Geschäftsmodell und die Strategie der Windpower GmbH?
Ehbauer: Die Windpower GmbH hat es sich auf die Fahnen geschrieben, regionale Bürgerwindkraftprojekte umzusetzen. Als Gesellschaft wollen wir weg von Kohle- und Atomstrom sowie von Energieimporten. Die Erzeugung von Strom aus Kohle und Atom wurde bei der Errichtung der Kraftwerke hoch subventioniert. Dadurch ist der Verkauf dieses Stroms für die Energiekonzerne nun ein sehr, sehr gutes Geschäft. Nicht zu beziffernde Folgekosten werden allerdings auf die Allgemeinheit abgewälzt. Erneuerbare Energien preisen dagegen alle Kosten mit ein. Die Energiewende ist deshalb gesellschaftlich gewollt und volkswirtschaftlich sinnvoll. Wir halten es daher für unrealistisch, dass die momentanen Pläne der Minister 1 zu 1 so umgesetzt werden.
ECOreporter.de: Deutschland erlebte in den vergangenen Jahren einen Windkraftboom. Gibt es in Deutschland tatsächlich noch Ausbaupotenziale oder stößt die Windkraft zu Lande bald an Ihre Grenzen?
Ehbauer: Die Windenergie hat vor allem im Süden Deutschlands noch enorme Ausbaupotenziale. Dies hat nach dem verheerenden Unglück von Fukushima auch die bayerische Staatsregierung endlich eingeräumt. Über das Repowering von bestehenden Anlagen ist auch in ganz Deutschland weiteres Ausbaupotenzial vorhanden.
ECOreporter.de: Die Kapitalmarktgesetze werden derzeit im Zeichen des Anlegerschutz-Gesetzes überarbeitet. Inwiefern wirkt sich dies auf Ihr Geschäftsmodell aus?
Ehbauer: Die geplanten Änderungen werden den Aufwand bei der Prospekterstellung und insbesondere beim Vertrieb von kleineren Beteiligungssummen an Bürgerwindkraftwerken deutlich erhöhen. Die Kosten werden steigen, wodurch breite Bürgerbeteiligungsmodelle gefährdet sind. Unserer Ansicht nach ist dies bei einer möglichen Demokratisierung der Energieerzeugung kontraproduktiv. Wir werden aber dennoch nicht von unserem Geschäftsmodell der regionalen Wertschöpfung über eine Bürgerbeteiligung abweichen.
ECOreporter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in München präsentieren und mit welcher Erwartung kommen Sie zu der Veranstaltung?
Ehbauer: Wir werden die Beteiligung an der Windkraft Oberpfälzer Jura GmbH & Co. KG vorstellen. Daneben präsentieren wir selbstverständlich auch die Windpower GmbH als Planungsbüro sowie Geschäfts- und Betriebsführerin im Auftrag des Oberpfälzer Windfonds. Es wird unter anderem eine Zeitraffer von dem Aufbau einer modernen Drei-Megawatt-Anlage im Windpark Berching zu sehen geben. Dieser Windpark ist mit über 1.300 Eigentümern Bayern größter Bürgerwindpark. Der Oberpfälzer Windfonds hat hier bereits in vier Anlagen investiert, die seit Herbst 2012 in Betrieb sind.
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch!