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„Die Umwelttechnologiebranche ist weitläufig und befindet sich in einem steten Wandel.“ – ECOreporter.de-Interview mit Sreejith Banerji, Vontobel Fund Global Trend Future Resources
ECOreporter.de: Welche Anlagestrategie verfolgt der Vontobel Global Trend Future Resources?
Sreejith Banerji: Die Anlageidee basiert auf dem erwarteten dramatischen Angebots- und Nachfrageungleichgewicht für Ressourcen. Die globale Bevölkerung wächst rasant. Gleichzeit führt der steigende Wohlstand, vor allem in den Schwellenländern Asiens, zu veränderten Konsumgewohnheiten. Das wird zukünftig zu Engpässen bei der Ressourcenversorgung führen.
Für das Anlageuniversum des Fonds unterscheiden wir zwischen sich erschöpfenden und erneuerbaren Ressourcen. Deshalb konzentrieren wir uns einerseits auf Unternehmen, die Ersatzstoffe für erschöpfliche Ressourcen entwickeln. Andererseits suchen wir Firmen, die Lösungen zur Produktivitätssteigerung oder einen effizienteren Abbau von erneuerbaren und nicht-erneuerbaren Ressourcen anbieten. Das könnten beispielsweise Hersteller von Düngemitteln sein.
ECOreporter.de: Wie funktioniert die thematische Titelwahl?
Banerji: Das globale Aktienuniversum mit rund 40.000 Titeln ist Ausgangspunkt des Screeningprozesses. Dieses Universum wird eingegrenzt, indem wir Aktien ausschliessen, die keinen Bezug zum Investmentthema haben. Die beiden Gruppen “nicht erneuerbare Ressourcen” und“erneuerbare Ressourcen” werden in Branchen unterteilt (z.B. Landwirtschaft, Rohstoffe, Wasseretc.) und bilden den Fokus des Portfolio Managers. In dieser Phase werden Marktkapitalisierungsfilter angewandt und Aktien ohne erkennbaren Umsatz und Ertragsstrom aus den beiden erwähnten Gruppen ausgeschlossen.
Die Titel, die aus diesem Schritt des Selektionsprozesses hervorgehen, stellen den überwiegenden Teil des Future Resources Universums.
Im zweiten Schritt werden Neuzugänge (bspw. IPOs) identifiziert, die einen Grossteil ihrer Umsätze in Geschäftsbereichen erwirtschaften, welche unter das Gesamtthema („nicht erneuerbare Ressourcen“ und/oder „erneuerbare Ressourcen“) fallen.
ECOreporter.de: Vontobel hat schon zahlreiche Nachhaltigkeitsfonds aufgelegt. Bietet sich ein solches Fondskonzept nicht auch für einen Klimafonds an – Stichwort Risikostreuung? Warum haben Sie in diesem speziellen Fall auf einen Nachhaltigkeitsfilter bei der Titelwahl verzichtet?
Banerji: Wir wollen das Anlageuniversum Fonds vollumfänglich nutzen. Ein Nachhaltigkeitsfilter bei der Titelauswahl könnte zu einem Konflikt führen zwischen einem Unternehmen, das Technologien und Lösungen zur Überwindung der Ressourcenknappheit bereitstellt und der Sensitivität bezüglich Nachhaltigkeit. Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Saatguttechnologie. Einerseits fördert sie den Ernteertrag, ist aber in Punkto Nachhaltigkeit umstritten. Allerdings achten wir aber stark auf andere ESG*-Faktoren, wie Transparenz und Offenlegung von Informationen, Aktionärsrechte und Corporate Governance.
*(ESG= Ecological, Social, Governance)
ECOreporter.de: Welches sind die größten Investmentrisiken, mit denen das Portfolio des Fonds konfrontiert ist? Mit welcher Strategie begegnen Sie diesen?
Banerji: Die größten Risiken sind ein schwaches gesamtwirtschaftliches Umfeld, eine negative Anlegerstimmung und Risikoaversion in Bezug auf Aktienanlagen. Diese Risiken sind aber für einen Themenfonds typisch. Wir pflegen mit den Anlegern einen aktiven Dialog, um die Ziele des Fonds zu thematisieren. Zudem begegnen wir diesen Risiken mit einer relativ hohen Liquidität und einer sorgfältigen Titelauswahl. So können wir zyklische Auswirkungen mildern.
ECOreporter.de: Was unterscheidet den Vontobel Global Trend Future Resources von anderen Klimafonds?
Banerji: Zunächst ist zu sagen, dass der GTFR kein Klimafonds ist. Ziel des GTFR ist es nicht nur, Unternehmen zu ermitteln, die Technologien/Lösungen im Hinblick auf den Klimawandel anbieten, und entsprechende Anlagen zu tätigen. Der Fonds will auch in Titel von Unternehmen investieren, die zu einer Verringerung des langfristigen strukturellen Ungleichgewichts zwischen Rohstoffangebot und -nachfrage beitragen (z.B. mit Ersatzlösungen für Rohstoffen). Zudem macht der Fonds Unternehmen mit zukunftsgerichteten Lösungen ausfindig, dank denen die heute verfügbaren Ressourcen optimal genutzt werden können (Ertragssteigerung).
Wir haben beim Aufbau unseres Anlageuniversums bevorzugt solche Unternehmen ausgewählt, die weniger stark im Mittelpunkt des Anlegerinteresses stehen. Hierbei ist unsere detaillierte Analyse der gesamten Wertschöpfungskette besonders hilfreich und ein bedeutendes Unterscheidungsmerkmal gegenüber vergleichbaren Fonds.
ECOreporter.de: Wie hat sich der Fonds seit dem Start entwickelt?
Banerji: Der Fonds wurde im November 2008 zu 100 Euro je Anteil aufgelegt und hat den MSCI World Index als Benchmark. Der Preis eines Anteils per Ende Oktober 2010 liegt inzwischen auf EUR 166.26 (thesaurierende Anteilsklasse "B"). Das Fondsvermögen ist per Ende Oktober auf rund 130 Millionen Euro gewachsen.
ECOreporter.de: Wie hat sich die Finanzkrise auf den Fonds ausgewirkt?
Banerji: Im Zuge allgemein fallender Aktienmärkte, insbesondere nach dem Konkurs von Lehman Brothers, belastete die Finanzkrise den Fonds. Doch die Krise war zu einem großen Teil die Folge von Fehlern im Bereich von hypothekenbezogenen Subprime-Krediten. Mit dem Thema Umwelttechnologie hatte sie nichts zu tun. Die einzige Verbindung zwischen der Finanzkrise und der Umwelttechnologie besteht darin, dass sich wegen einer strengeren Kreditvergabe die Forschung und Entwicklung sowie der Einsatz dieser Technologie verzögern könnte. Als weitere Folge musste sich die US-Regierung um die Bewältigung der Finanzkrise kümmern und konnte sich nicht auf die Verabschiedung eines Gesetzes zur Förderung erneuerbarer Energien konzentrieren.
ECOreporter.de: Zum Thema Klimaaktien gibt mittlerweile es auch Indexfonds. Solche ETFs gelten als bequem und günstig. Sind managergeführte Fonds wie Ihrer gegenüber solchen ETFs im Vorteil? Wo liegen die Vorteile eines klassischen „Manager-Fonds“ gegenüber ETFs?
Banerji: ETFs fassen eine Reihe von Unternehmen zusammen, die zum Thema des jeweiligen ETF passen. Es gibt keine aktive Titelauswahl und keine logische Erklärung dafür, dass bestimmte Unternehmen im ETF vertreten sind, andere aber nicht. Ein weiterer offensichtlicher Nachteil von ETFs ist, dass die Aktien im ETF tendenziell miteinander korrelieren – es besteht also keine Performance- und Risikodiversifikation. In einem verwalteten Fonds wie dem Vontobel Fund – Global Trend Future Resources wählt der Portfoliomanager die Aktien auf Basis seines Know-hows und seiner Erfahrung aktiv aus.
ECOreporter.de: Die weltweiten Klimaschutzbemühungen kommen nur schleppend bis gar nicht voran. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation im Hinblick auf die Unternehmen im Portfolio und welches sind die größten aktuellen Herausforderungen für die Branche?
Banerji: Wir sind überzeugt, dass der Fonds mit den aktuellen Positionen gut aufgestellt ist. Dank einer Bottom-up-Titelselektion können wir Unternehmen auswählen, die weniger von den künftigen regulatorischen Rahmenbedingungen abhängen. Selbstverständlich können im globalen Klimaschutz mit einheitlichen regulatorischen Bestimmungen und politischen Massnahmen rascher Fortschritte erzielt werden. Hier liegt die größte Herausforderung für die Branche: Ein globaler Klimaschutz setzt globale Anstrengungen voraus. Nicht nur Regierungen und der öffentliche Sektor müssen sich engagieren, sondern auch der private Sektor. Doch ohne eine klare Regierungspolitik und Regulierungen wird es schwierig sein, den privaten Sektor von Investitionen zu überzeugen.
ECOreporter.de: Wie werden sich die Umwelttechnik-Branchen in der nahen Zukunft entwickeln? Was wird die Nachfrage wesentlich bestimmen?
Banerji: Die Umwelttechnologiebranche ist weitläufig und befindet sich in einem steten Wandel. Sie beinhaltet viele verschiedene Technologien in unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Eine allgemein gültige Aussage ist daher unrealistisch. Wir beurteilen die Aussichten für die Branche weiterhin positiv, weil der Klimawandel eine Realität ist und die Ressourcenknappheit für die Weltbevölkerung eine enorme Herausforderung darstellt. Wir müssen jetzt Technologien und Lösungen finden. Und genau hier setzt der Global Trend Future Resources an: Er ermittelt Unternehmen, die Lösungen für das Problem der Ressourcenknappheit anbieten.
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Interview!
Vontobel Fund – Global Trend Future Resources
WKN: A0RCVS
ISIN: LU0384406160