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„Die Türkei ist ein Zukunftsmarkt für Erneuerbare-Energien“ - Interview mit Antje Grieseler und Max Robert Hug, Lronidas Associates GmbH

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ECOreporter.de: Leonidas Associates IV investiert in Frankreich. Was sind die größten Herausforderungen die ein „junger“ Markt wie der frankranzösische  für Projektierer und Fondsinitiatoren bereithält? Wie werden Sie diesen begegnen?

Max-Robert Hug: Für uns als Fondsinitiator ist die Herausforderung eine gute Kommunikationsebene mit den Behörden vor Ort, insbesondere auch mit den Energieversorgern zu finden mit denen wir über 20 Jahre zusammenarbeiten werden.
Antje Grieseler: Hierzu haben wir zum einen eine muttersprachliche Mitarbeiterin, die unser Team verstärkt, zum anderen eine Kooperation mit einem Verwaltungsbüro in Frankreich und somit eine Niederlassung vor Ort - auch um zu zeigen, dass wir eine entsprechende Wertachtung für das Land mitbringen. Die Herausforderung für die Generalunternehmer ist ähnlich gelagert. Bauerfahrung der Partner aus Deutschland, Italien oder auch Spanien ist vorhanden, teilweise auch aus anderen Ländern. Es ist immer wichtig, Handwerker vor Ort einzubeziehen. Dies hat zum einen den Vorteil, dass nicht das Image aufkommt: „Da kommen die Deutschen, verdienen ihr Geld und wir haben nichts davon.“ Zum anderen werden die Handwerker vor Ort 20 Jahre gebraucht, um einfache Reparaturen schnell und zuverlässig auszuführen. Letzteres ist besonders im Interesse der Investoren.

ECOreporter.de: Wie bewältigen Sie es konkret, zwei geschlossene Solarfonds in zwei sehr unterschiedlichen Märkten beinahe parallel in der Zeichnungsphase zu haben?

Grieseler: Da das Volumen beider Fonds nicht sehr groß ist, ist das gar kein Problem. Die Generalunternehmer, mit denen wir in Deutschland schon seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten, sind zum großen Teil dieselben, mit denen wir auch in Frankreich arbeiten werden. Fast jeder große deutsche Generalunternehmer hat mittlerweile eine Niederlassung in Frankreich.
Die Arbeit auf der Baustelle ist dieselbe. Für die alle administrativen Tätigkeiten gibt es spezialisierte, meist deutsch/französische Kanzleien, die engagiert werden und sich hervorragend mit den Themen auskennen. Und auch auf dieser verwaltungsrechtlichen Ebene ähneln sich die Anforderungen und Vorgehensweisen mit Deutschland. Ausreichend Auslanderfahrung haben wir in den vergangenen Jahren in Italien sammeln können. Und wenn wir dort zurecht gekommen sind, dann werden wir dies in einem Land wie Frankreich erst recht.

ECOreporter.de: Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit Ihren Renditeprognosen? Liegen die tatsächlichen Erträge eher über oder unter den Annahmen?

Grieseler: Renditen von Photovoltaikanlagen werden auf Grundlage von Gutachten berechnet. In aller Regel fallen diese Gutachten sehr konservativ aus. Deshalb können viele Solarfonds schon nach kurzer Zeit vermelden, dass sie besser laufen als prognostiziert. Auch unsere Gutachten und Berechnungen lassen Luft für eine deutliche Korrektur der Ausschüttungsprognose nach oben. Bisher gibt es in der Geschichte unseres Unternehmen und auch unseres Managements keine Anlage, die weniger gut wirtschaftet als prognostiziert.

ECOreporter.de: Was sind grundsätzlich die größten Renditekiller für geschlossene
Solarfonds: Fehlkalkulationen, Schäden wie Blitzschlag oder das Wetter?


Grieseler:
Es gibt viele Fehlerquellen. Die Installation einer Solaranlage und vor allem der Betrieb sind im Gegensatz zu einer Immobilie allerdings sehr einfach. Fehler lassen sich meist schon während der Errichtungsphase feststellen, und vermeiden. Unwetterschäden sind durch unsere Versicherungen abgedeckt. Der Ausfall von Modulen oder Wechselrichtern wird via 24-Stunden-Fernüberwachung der Zentrale gemeldet und der Fehler binnen kürzester Zeit behoben. Und auch hier gibt es im Zweifel eine Betriebsausfallversicherung.

Hug: Fehlkalkulationen vermeiden wir über unseren mehrstufigen Sicherheitsprozess, angefangen bei unserer eigenen Prüfung, den Gutachten, die wir erstellen lassen bis hin zur finanzierenden Bank, deren Experten ebenfalls alles genau untersuchen. Dieses geringe Risiko für Investoren während der Betriebsphase honorieren auch die Banken. Während es für eine Immobilie schon schwer ist, einen Fremdkapitalanteil von bis zu 50 Prozent  zu ergattern, sind Quoten von 90 Prozent und mehr keine Seltenheit für die Finanzierung von Photovoltaikanlagen.

ECOreporter.de: Interessieren sich auch mehr neue Anlagevermittler für Ihre nachhaltigen geschlossenen Fonds?


Hug: Unsere Vertriebspartnerschaft ist breit gefächert. Von der Volksbank oder Privatbank, über den Vermögensverwalter bis hin zu großen Vertriebsorganisationen oder starken Einzelvermittlern haben wir bisher eine bunte Mischung. Genau das macht den Erfolg aus. Denn was für eine Bank gut ist, sollte auch für den freien  Vertrieb gut sein: Interessante Märkte, niedrige Kosten und ein professionelles Management.



ECOreporter.de: Im Fondsgeschäft waren Sie bislang vor allem im Bereich institutioneller Anleger tätig. Was konkret hat Sie bewogen, sich stärker auf das Privatkundensegment zu konzentrieren?
Hug: Mit der Öffnung des Privatkundensegments stellen wir unser Unternehmen auf eine deutlich breitere Basis. Der Markt der institutionellen und privaten Anleger kann mit unter sehr verschieden „ticken“. Zumeist ist es sogar so, dass private Investoren einen Trend zuerst erkennen. Risikoscheue Anleger mit strikten Anlagekriterien wie Pensionskassen oder Versicherungen folgen oft erst nach einiger Zeit. Dadurch, dass wir nun für beiden Kundengruppen aktiv sind, vermeiden wir Abhängigkeiten und schaffen einen deutlichen Mehrwert für unser Unternehmen. Außerdem haben wir im Bereich der geschlossenen Beteiligungen eine Marktnische erkannt. Bisher hat im kein uns bekannter Solarinvestment-Initiator seinen Kunden eine Kostenstruktur angeboten, die auf dem Niveau eines Private Placements oder sogar eines großen Direktinvestments lagen. Das wollten wir ändern. Wir sorgen dafür, dass auch private Investoren von den hervorragenden Rahmenbedingungen eines Investments im Bereich Photovoltaik im vollen Umfang profitieren können, wie es bisher nur professionellen Anlegern vorbehalten war. Die aktuelle Nachfrage nach unseren Beteiligungskonzepten bestärkt uns in unserem Handeln.

ECOreporter.de: Wo in Europa sehen Sie die vielversprechendsten Marktpotenziale? Wo lohnt es sich künftig zu investieren, wo sollte man dagegen eher nicht investieren und was ist von Märkten wie Griechenland oder der Türkei zu halten?

Grieseler: Für uns gibt es aktuell nur zwei Märkte, die wir privaten Investoren empfehlen würden. Das sind aufgrund ihrer politischen und wirtschaftlichen Stärke sowie ihrem ausgeprägten rechtsstaatlichen Charakter Frankreich und Deutschland. Denn für Investoren in den Bereich der Photovoltaik zählt neben der ökologisch sinnvollen Komponente vor allem der Faktor Sicherheit. Und diesen können wir nur in Frankreich und Deutschland als ausreichend bezeichnen. Zwar haben wir in Italien einige Investments für institutionelle Investoren im vergangenen Jahr umgesetzt und begleitet, allerdings wissen diese Partner genau um die Risiken des Marktes: Verzögerungen beim Netzanschluss, Leitungskapazitäten oder die Beschaffung der Finanzierung. Griechenland ist sicherlich attraktiv; allerdings gilt auch hier, dass es vom politischen Umfeld einfach nicht die Stabilität ausweist, die unsere  Kunden erwarten. Die Märkte in Tschechien oder Bulgarien erscheinen auf den ersten Blick ebenfalls attraktiv, doch hier gibt es erhebliche Probleme mit dem Stromnetz. Zudem existiert ein Währungsrisiko.
Unser Favorit ist die Türkei - viel Land, ständig steigender Energiebedarf. Die Türkei ist ein Schwellenland auf dem Weg nach vorne. Alles spricht für Investitionen im Bereich Erneuerbarer Energien. Die Stromnetze sind nicht optimal, hier können jedoch dezentrale Lösungen gesucht werden. Aber wir werden noch einige Jahre warten müssen bis es dort eine Basis für gesicherte Investitionen für private Investoren geben wird.

ECOreporter.de: Die Preise für Solarmodule sind seit 2008 massiv gesunken. Ist das die Chance für Projekte, zu höheren Renditen zu kommen?


Hug: Hier muss man unterscheiden zwischen Deutschland und Frankreich. In Deutschland sind die Einspeisetarife unterjährig in 2010 nochmals gesenkt worden. Hier können dank gesunkener Komponentenpreise die Renditen gehalten werden. Wie dies nach einer weiteren Reduzierung in 2011 aussieht bleibt abzuwarten. Frankreich hingegen hat einen enormen Nachholbedarf, was Investitionen in Erneuerbare Energien und vor allem den Bereich der Photovoltaik angeht. Schließlich müssen laut EU Beschluss bis zum Jahr 2020 mindestens 20 Prozent des Stroms aus regenerativen Energiequellen stammen.  Deshalb hat Frankreich Tarife geschaffen, die so attraktiv sind, dass Investoren ins Land gelockt werden, liegen sie doch oberhalb der Vergütungen in Deutschland.  Hier führen gesunkene Preise zu den von Ihnen angesprochenen Chancen auf höhere Renditen.


ECOreporter.de: Wie schätzen Sie im Bereich der geschlossenen nachhaltigen Fonds die weitere Marktentwicklung ein; welche Trends sehen Sie für die nahe Zukunft?

Hug: Nachhaltige Fonds sind die Zukunft. Das Thema Energie eines der beherrschenden des 21 Jahrhunderts. Schließlich sind fossile Energiequellen endlich und bis zum Ende des Jahrhunderts muss die Energieversorgung durch regenerative Energiequellen sicher gestellt werden. Neben dem Thema Wind ist die Photovoltaik aufgrund ihrer Einfachheit eine der zentralen Stromquellen der Zukunft. Ein Trend ist für uns dabei nicht so wichtig. Uns geht es in erster Linie darum Investments zu konzipieren, die ökologisch sinnvoll und vor allem sicher sind. Wenn dann noch eine gute Rendite durch unsere schlanke Konzeption der Beteiligungen möglich ist, gewinnen unsere Anleger und auch wir.

ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Interview!
Bildnachweis: Antje Grieseler, Geschäftsführerin Leonidas Associates. / Quelle: Unternehmen.
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