Fonds / ETF

„Die SolarWorld-Aktie ist für unseren Nachhaltigkeitsfonds keine Option“- Manfred Wiegel, Catus AG

Manfred Wiegel ist Manager des Nachhaltigkeitsfonds Catus Global Chance der Catus AG aus Bodenheim. Welches Anlagekonzept er dabei verfolgt, welche Rolle Nachhaltigkeitskriterien dabei spielen und wie er auf kritische Marktsituationen reagiert, das erläutert der Vorstand der Catus AG im ECOreporter.de-Interview. Zudem spricht Wiegel darüber, welche nachhaltigen Branchen er jetzt aus Anlegersicht als interessant erachtet.

Die Catus AG ist Aussteller auf der Messe Grünes Geld Freiburg am 10. Mai im Historischen Kaufhaus am Münsterplatz. Bei freiem Eintritt können sich Neueinsteiger wie Finanzprofis dort einen aktuellen Überblick über Trends, Neuheiten und Angebote am Markt für nachhaltiges Investment verschaffen. Die Besucher der von Ausstellerseite ausgebuchten Veranstaltung erwartet unter anderem eine Podiumsdiskussion mit Verbraucherschützern und eine ebenfalls kostenlose Vortragsreihe rund um nachhaltige Geldanlagen mit mehr als 20 Referenten (näheres zur Messe erfahren Sie  hier).   

ECOreporter.de: Der Catus Global Chance ist ein vermögensverwaltender Nachhaltigkeitsfonds. Was bedeutet das und welche Arten von Geldanlagen sind für das Portfolio geeignet?

Manfred Wiegel: Vermögensverwaltende Fonds ermöglichen dem Anleger eine stabile Wertentwicklung, ohne die sonst bei Branchenfonds üblichen Schwankungen der Anteilswerte. Sie werden damit zu einem Basisinvestment und sprechen hierdurch breitere Anlegerkreise an. Beim Catus Global Chance setzen wie dieses Konzept über eine Multi-Asset-Strategie um. Wir greifen unter anderem auf Fondsmanager aus verschiedenen Bereichen des Nachhaltigkeitssektors zurück (Zielfonds). Darüber hinaus tragen Einzelwerte zusätzlich zu einer ausgewogenen Allokation bei. Auch die Möglichkeit von Anleiheninvestments ist gegeben. Zudem betreiben wir ein aktives Risikomanagement. Das heißt konkret, dass bei starken unvorhergesehenen Kurseinbrüchen - so genannten Schwarze Schwänen - das Portfolio über Futures abgesichert wird. Ein Beispiel ist das Aufkommen der Krim-Krise, in der wir die Aktienbestände zu 35 Prozent über Derivate abgesichert hatten.

ECOreporter.de: Wie ist das Portfolio aktuell gewichtet. Wie stark setzen Sie auf Fonds, wie stark auf Aktien und wie stark auf Anleihen und andere Werte?

Wiegel: Aktuell halten wir im Catus Global Chance 48,69 Prozent Aktien, 29,01 Prozent Investmentfonds und 22,38 Prozent Liquidität. Dies ist für die jetzige Börsensituation aus unserer Sicht eine gute Gewichtung, um an Kursanstiegen im Aktienbereich zu partizipieren.

ECOreporter.de: Wie funktioniert der Nachhaltigkeitsansatz des Fonds?

Wiegel: Wir haben eine klare Investmentphilosophie und arbeiten sowohl mit Ausschlusskriterien als auch mit Positivmerkmalen. Hierdurch filtern wir unsere Zielinvestments heraus. Kategorisch ausgeschlossen sind Anlagen, die soziale oder ethische Grundsätze erkennbar verletzen und ihre Umsätze beispielsweise zu großen oder kleinen Teilen aus Kinderarbeit oder Rüstungsprojekten generieren. Bei den Positivkriterien steht der gesellschaftliche Mehrwert der Produkte und Dienstleistungen im Vordergrund. Dieser ist etwa dann gegeben, wenn ein ökologischer Nutzen für Mensch und Umwelt nachweisbar ist. Beispiele sind Erneuerbare Energien oder die Förderung der Energieeffizienz.

ECOreporter.de: Handelt es sich bei den Ausschlusskriterien um ausnahmslos um Null-Toleranz-Kriterien oder gibt es bei den Toleranzschwellen, wenn etwa der Umsatz eines Aktienunternehmens in einem kontroversen Bereich unter fünf Prozent liegt?

Wiegel: Bei der Einzeltitelauswahl wird darauf geachtet dass das Unternehmen ein sogenanntes Pure-Investment darstellt, das heißt wir investieren nicht in Mischkonzerne wie zum Beispiel General Electric. Das gibt uns die Gewissheit, dass wir Rüstung und Atomenergie zu 100 Prozent ausschließen können und somit hierfür keine Toleranzgrenzen benötigen. Aufgrund der Investments in Zielfonds, die jeweils über eigene Ausschlusskriterien verfügen, müssen wir bei bestimmten Branchen mit Toleranzgrenzen arbeiten. Dies ist zum Beispiel bei Tabak oder Alkohol mit fünf bis zehn Prozent berücksichtigt.

ECOreporter.de: Der Fonds setzt nach wie vor stark auf Solar- und Windaktien. Was müssen  Solar- und Wind Unternehmen mitbringen damit sie jetzt Kandidaten für die Top 10-Investments des Fonds sind?

Wiegel: Ein Solarunternehmen muss seine Marktführerschaft nachhaltig belegen können und diese bei Umsatzentwicklung und Kostenstrukturen sowie über die Größe des Unternehmens dokumentieren. Bei Windunternehmen werden ähnliche Voraussetzungen zum Maßstab genommen.

Bildnachweis: Der Fonds Catus Global Chance investiert stark in ausgewählte Aktien aus der Photovoltaikbranche wie etwa die Aktie des Solarausrüsters  Meyer Burger Technology AG. Das schweizerische Unternehmen stellt unter anderem Sägen her, mit denen Wafer geschnitten werden. Im Bild: ein solches Gerät im Einsatz. / Quelle: Unternehmen

ECOreporter.de: SolarWorld war einmal ein großer Börsenstar. Nun hat das Unternehmen angekündigt, in absehbarer Zeit die Verlustzone wieder verlassen zu können. Inwiefern ist die SolarWorld-Aktie eine Option für das Portfolio des Catus Global Chance?

Wiegel: Die Aktie der SolarWorld war für unsere Investmententscheidungen aus verschiedenen Gründen nie eine Option und wird es auch in naher Zukunft nicht sein. Die wirklich interessanten Player befinden sich nicht in Deutschland, sondern etwa in den USA oder in Asien. Genau diese Werte finden sich auch in unserem Fonds.

ECOreporter.de: Welche nachhaltigen Branchen sind aus Ihrer Sicht neben Erneuerbaren Energien jetzt interessant?

Wiegel: Zum einen ist der LED-Markt sehr interessant. Viele Firmen haben erkannt, dass dies ein Massenmarkt wird. Andere wachstumsstarke Bereiche sind die Hersteller von Batterietechnologie z.B. für Elektrofahrzeuge. Hier wird die Speicherkapazität immer weiter erhöht und schafft somit neue Perspektiven für Zukunftsbranchen.

ECOreporter.de: Der US-amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger Robert Shiller hat jüngst erklärt Aktien seien keine geeignete Geldanlage für Privatanleger? Was ist von dieser These zu halten?

Wiegel:
Für kurzfristig orientierte Anleger mag diese Aussage zutreffen. Wenn man sich aber als strategischer Investor sieht, muss man auch als Privatperson Aktien haben. Hier passt sehr gut mein Lieblingszitat von Warren Buffet: „Ich versuche nie, an der Börse Geld zu machen. Denn ich gehe beim Kauf einer Aktie davon aus, dass der Markt am nächsten Tag für fünf Jahre geschlossen werden könnte.“


ECOreporter.de:  Wir danken für das Gespräch, Herr Wiegel.
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