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"Die Renditen von solaren Publikumsfonds geraten zunehmend unter Druck" - ECOreporter.de-Interview mit Marina Dietweger, Green City Energy

Die Münchener Green City Energy setzt seit Jahren Grünstromprojekte um, mit einem Schwerpunkt auf Photovoltaik. Dafür wirbt das Unternehmen Kapital bei nachhaltigen Anlegern ein. Wie bewertet es die aktuelle Diskussion über eine Neugestaltung der deutschen Solarstromtarife? Worauf sollten Anleger bei Investments in Erneuerbare Energien achten? Was für Anlageprodukte will Green City Energy in Berlin auf der Messe Grünes Geld präsentieren? Darüber sprachen wir mit Marina Dietweger, Leiterin Ökologische Geldanlagen bei Green City Energy. Das Unternehmen zählt zu den Ausstellern der Messe Grünes Geld, die am 24. März erstmals in Berlin zu Gast ist. Die Messe gibt einen Einblick in die ganze Fülle nachhaltiger Geldanlagen und wird begleitet von einem umfassenden Vortragsprogramm. Der Eintritt zur Messe und zu den Vorträgen ist kostenlos. Mehr darüber erfahren Sie Opens external link in new windowhier.

ECOreporter.de: Bundesumweltminister Röttgen möchte monatliche Kürzungen der PV-Vergütung einführen. Inwiefern sehen Sie Nachteile bzw. Vorteile dieser Regelung für Ihr Unternehmen und für die deutsche Solarbranche im Allgemeinen?

Marina Dietweger: Aus unserer Sicht sind damit keine bedeutenden Vorteile verbunden. Die Regelung mildert zwar die Vorzugseffekte und die sprunghaften Zubauraten, allerdings reduziert sich der Planungshorizont und schafft Unsicherheiten. Wir erfahren auch eine instabile Preisentwicklung bei Modulen und Wechselrichtern.

ECOreporter.de: Einflussreiche Stimmen auf der Regierungsebene fordern weltweite Einschränkungen bei der Photovoltaik-Förderung. Dazu gehört etwa Philip Rösler, Bundeswirtschaftsminister und FDP-Parteichef. Er verweist darauf, dass das jährliche Zubauziel von 3,5 GW in 2010-2011 weit übertroffen wurde und fordert, den weiteren Ausbau zu deckeln. Sind stärkere Einschnitte bei der Solarförderung nicht dringend geboten?

Dietweger: Herr Rösler tut der Branche und der Energiewende keinen Gefallen. Wie formulierte es Franz Alt - Wirtschaftsliberalismus kam schon mal intelligenter daher als zurzeit. Nachdem die wirtschaftliche Situation deutscher sowie auch chinesischer Anbieter immer angespannter wird und auch die Renditen von solaren Publikumsfonds zunehmend unter Druck geraten, scheint das Ende der Fahnenstange für Kürzungen erreicht. Wer die Energiewende ausruft, sollte sich doch über hohe Zubauraten freuen. Es werden immer nur die hohen EEG-Umlagekosten als Argument für nötige Kürzungen angeführt. Nicht zuletzt die FDP verschweigt die bei weitem überwiegenden volkswirtschaftlichen Vorteile. Das deutsche Erneuerbare-Energien- Gesetz (EEG) wurde weltweit von 47 Ländern übernommen und hat hierzulande in 12 Jahren den Anteil des Ökostroms verfünffacht. Insgesamt wurden 400.000 neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze geschaffen – diese geraten zunehmend in Gefahr.

ECOreporter.de: Bei den Erneuerbaren Energien ist Green City Energy vorrangig im Bereich der Photovoltaik tätig. Warum ausgerechnet dort? Welche Rolle spielen Windkraft oder Biogas für Ihr Unternehmen?

Dietweger: Green City Energy war schon immer in den Bereichen Wasserkraft, Windkraft und Bioenergie tätig. Bereits in der Vergangenheit haben wir Misch- und Branchenfonds aufgelegt und erfolgreich platziert. In der Tat werden sich spätestens 2013 die Gewichte von einem dominierenden Solaranteil hin zur Wind- und Wasserkraft verschoben haben. Mit dem Praterkraftwerk, einem Wasserkraftwerk mit 2,5 Megawatt Leistung im Herzen Münchens, haben wir letztes Jahr gezeigt, wo es hingehen soll. Unsere Projektpipelines sind gut gefüllt, wir erwarten steigende Zubauraten bei Wind- und Wasserkraftanlagen.

ECOreporter.de: Was stellen Sie bei der diesjährigen Messe Grünes Geld in Berlin vor?

Dietweger: Wir werden auf der Messe eine absolute Produktneuheit ankündigen: den Wasserkraftfonds Frankreich I. Der Emissionsstart wird voraussichtlich im April sein. Der Kurzläufer mit acht Jahren Laufzeit wir erstmalig ein reiner Eigenkapitalfonds sein. In dem Wasserkraftfonds werden wir eine Reihe von bestehenden Kleinwasserkraftanlagen bündeln, diese werden durch ein Investitionsprogramm modernisiert und ertüchtigt. Unsere Investitionsidee basiert auf der Überzeugung, vorhandene Energiequellen am Leben zu erhalten und auszubauen. Strom aus Wasserkraftanlagen ist wertvoller, marktfähiger Grundlaststrom. Durch das EU-Verbundnetz wird es in Zukunft nicht mehr wichtig sein, wo Strom produziert wird - die Energiewende macht an den Grenzen nicht halt!

ECOreporter.de: Was raten Sie einem Privatanleger, der erstmals in den Bereich Erneuerbare Energien einsteigen möchte?

Dietweger: Information ist das A und O. Anleger sollten sich gründlich informieren, welches Produkt am besten zu ihrem Portfolio passt, wie vertrauenswürdig der Anbieter ist und nicht zuletzt, wie hoch das Investitionsrisiko ist. Die Messe Grünes Geld ist dafür doch ideal geeignet.

ECOreporter.de: Was erwarten Sie für Ihr Unternehmen in der Zukunft? Wo sehen Sie das Unternehmen in einem Jahr?


Dietweger: Wir erwarten eine zunehmende Diversifizierung der Geschäftsbereiche in einem weiterhin extrem dynamischen Marktumfeld. Es gilt schnell neue Geschäftsfelder und Märkte zu erschließen, Geschwindigkeit wird ein Erfolgsfaktor sein. Wir sind breit und gut aufgestellt und werden in diesem Jahr neben dem Wasserkraftfonds auch einen reinen Bürgerwindpark präsentieren können. Wir bleiben unseren Prinzipien treu und treiben die Energiewende in Europa weiter voran.

ECOreporter.de: Frau Dietweger, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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