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Die Luft wird dünner - wie Experten den Photovoltaikmarkt und die Aussichten einzelner Solarunternehmen einschätzen
Matthias Fawer von der Bank Sarasin Sustainable Investment in Basel rechnet für das Jahr 2009 mit vielen negativen Nachrichten von Solarunternehmen. Angesichts der Überkapazitäten, die nun im weltweiten Photovoltaikmarkt existierten, sei mit einem starken Preisverfall zu rechnen. Dem könne sich kein Akteur entziehen. Ob Siliziumhersteller oder Systemintegrator, wie beim Dominoeffekte werde der Preisverfall von einem Bereich zum nächsten weitergegeben. Aus diesem Grund sieht der Experte von Sarasin die Kosten als entscheidenden Faktor für die Bewertung einzelner Solarunternehmen an. „Hier muss die Vorarbeit schon geleistet sein“, so Fawer. Als weiter wichtige Kriterien nennt er die ausreichende Versorgung mit Rohstoffen, das technologische Know how und die Kundenbasis, vor allem aber die Finanzkraft. Ein hoher Verschuldungsgrad sei angesichts der anhaltenden Kreditklemme ein eindeutiger Belastungsfaktor.
Fawer verweist darauf, dass chinesische Hersteller „eher überdurchschnittlich verschuldet“ seien. Es gebe dort aber auch Ausnahmen, etwa den Solarkonzern Suntech. Das Unternehmen aus Wunxi hatte erst kürzlich gemeldet, über flüssige Mittel im Umfang von mehr als einer halben Milliarde Dollar zu verfügen (wir berichteten). Stark aufgestellt sieht Fawer auch die vollständig eigenfinanzierte First Solar aus den USA. Das Unternehmen aus Arizona habe aufgrund seiner Marktführerschaft im Bereich Dünnschicht-Module einen enormen Kostenvorteil. Generell sieht der Sarasin-Experte europäische Firmen für das schwierige Jahr 2009 „gut aufgestellt“. Sie verfügten meist über ausreichend Kapital, um weiteres Wachstum zu finanzieren.
Als ein Unternehmen, das sogar gestärkt aus diesem Jahr hervor gehen könnte, nennt Fawer den Bonner Solarkonzern SolarWorld AG. Der verfüge nicht nur über volle Kassen.

Der Sarasin-Experte sieht in den USA bei der Photovoltaik „enormen Nachholbedarf“. Gegenüber dem weltweit dominierenden Solarmarkt der EU sei für 2009 in den Vereinigten Staaten ein „überdurchschnittliches Wachstum“ zu erwarten. 2007 waren dort erst 814 Megawatt (MW) installiert. Zum Vergleich: das weitaus kleinere und sonnenärmere Deutschland kam bis Ende 2007 auf 3.800 MW. Für 2008 liegen noch keine verlässlichen Daten zum Solarmarkt der USA vor. Der einheimische Solarverband, die Solar Energy Industries Association (SEIA), rechnet aber mit einer Verdoppelung der neu installierten Photovoltaik-Leistung. Für 2009 erwartet Fawer hier einen Zuwachs um 700 MW, für 2010 sogar um 1.500 MW.
Damit würde der US-Markt deutlich stärker zulegen als der Gesamtmarkt. In einer im Herbst 2008 veröffentlichten Studie zum weltweiten Solarmarkt prognostizierte die Bank Sarasin ein Wachstum von maximal 20 Prozent in 2009 (per Mausklick gelangen Sie zum ECOreporter.de-Bericht darüber). An dieser „defensiven Einschätzung“ halte man weiter fest, erklärte Fawer gegenüber ECOreporter.de. Sarasin gehe von einer weltweit neu installierten Photovoltaik-Leistung von 4,8 Gigawatt (GW) aus. Ab 2010 sei dann wieder eine Beschleunigung zu erwarten. Bis 2012 werde die durchschnittliche globale Zuwachsrate auf 48 Prozent ansteigen und damit wieder das hohe Niveau der Jahre vor 2009 erreichen.
Laut Beat Füglistaller hat die Krise im weltweiten Photovoltaik-Markt inzwischen auch die Ausrüster erreicht. Der Analyst von Sal. Oppenheim hat daher die Aktie der Meyer Burger Technology AG aus Baar in der Schweiz herabgestuft von „Kaufen“ auf „Halten“.

Auch das Kursziel hat Füglistaller stark herabgesetzt. Den fairen Wert der Aktie sieht er nur noch bei 100 Franken, zuvor hatte er den bei 320 Franken gesehen. Zwar sei die Aktie damit wohl unterbewertet, so der Experte von Sal. Oppenheim. Damit seien aber zu erwartende Negativmeldungen eingepreist, die sich belastend auf die Aktie von auswirken dürften. Diese ging gestern an der Swiss Exchange mit 87,15 Franken aus dem Handel und damit rund 68 Prozent unter dem Vorjahreskurs.
Weitaus besser steht die Aktie der Phoenix Solar AG da. Sie bewegte sich gestern in Frankfurt zum Börsenschluss mit rund 27 Euro auf Vorjahresniveau. Alexander Stiehler, Analyst der zur UniCredit gehörenden HVB empfiehlt, den Anteilsschein aufgrund langfristig guter Aussichten zu halten. Kurzfristig sieht er aber kaum Kurspotential für die Aktie, als Kursziel nennt er 27,40 Euro. Dem Photovoltaik-Systemhaus stehe ein schwieriges 1. Halbjahr bevor, meint Stiehler. Vor allem die neue Solarförderung in Spanien gehe zu Lasten von Phoenix Solar. Das TecDAX-Unternehmen mit Sitz in Sulzemoos habe 2008 letztmalig von der großzügigen Vergütungsregelung für große Solaranlagen in Spanien profitiert. Fortan würden dort kleinere Anlagen und Aufdach-Installationen stärker gefördert. Der Analyst führt an, dass Phoenix Solar zwar nun in den aufstrebenden, ebenfalls sonnenreichen Märkten Italien und Griechenland ihr Engagement verstärke. Probleme beim Netzanschluss bzw. mit der Bürokratie bremsten dort aber die Wachstumsmöglichkeiten.

First Solar Inc.: WKN A0LEKM / ISIN US3364331070
Meyer Burger Technologie AG: ISIN CH0027700852 / WKN A0LEKY
Phoenix Solar AG: DE000A0BVU93 / A0BVU9
SolarWorld AG: ISIN DE0005108401 / WKN 510840
Bildhinweis: Solarmodule von BP Solar; Sarasin-Experte Matthias Fawer; Modulproduktion bei Centrosolar; spanischer Solarpark der Phoenix Solar AG. / Quelle jeweils: Unternehmen