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„Die Emissionssteuer brachte das Fass zum Überlaufen.“ - Kartonhersteller Mayr-Melnhof verteidigt Kritik an Werksschließung
Nicht nur die Betroffenen in der Gemeinde Deisswil, der 255 Arbeitsplätze mit der relativ kurzfristigen Standortaufgabe wegbrechen, zeigen sich entrüstet und enttäuscht. Unter anderem die Gewerkschaft Unia kritisierte das Unternehmen dafür scharf. Unverständlich erscheint der Rückzug der Österreicher auch, zumal die Fabrik in Deisswill nach eigenem Bekunden 20 Jahre lang „eine super Performance“ hingelegt habe, wie Unternehmenssprecher Stephan Sweerts-Sporck auf Nachfrage von ECOreporter erklärte. Dabei bestätigte der Konzernsprecher nochmals, dass die Schweizer Emissionssteuer, eine Abgabe die Unternehmen im Gegenzug für verursachtes CO2 entrichten müssen, mit ausschlaggebend für die schnelle Aufgabe des Standorts Deissewil war (wir

Brisant dabei: Die Österreicher wären aufgrund von Sonderkonditionen noch zwei Jahre von besagter Steuer befreit. Das gelte allerdings nur für Unternehmen, die weiter in Standorte in der Schweiz investierten, stellt der Konzernsprecher klar. Problematisch sei für die Mayr-Melnhof gewesen, dass Deisswil die einzige Produktionsstätte der Österreicher sei, die noch mit Schwerölbetrieb laufe. „Die Umstellung auf einen Betrieb mit regenerativen Energien hätte mehrere zehn Millionen Euro an Investitionen gekostet“, sagt er. Demgegenüber habe die Rückstellung der Emissionssteuer jährlich lediglich einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag bedeutet. In der Vergangenheit sei deshalb schon über die Umstellung auf Gas nachgedacht worden. Dies hätten die Schweizer Behörden im Bezug auf Nachhaltigkeit allerdings langfristig nicht als die richtige Technologie betrachtet und abgelehnt. Im Vorfeld der Schließung sei zudem ungewiss gewesen, in welche Betriebstechnologie die Mayr-Melnhof aus Sicht der Schweizer stattdessen hätte investieren sollen. „Niemand war in der Lage uns zu garantieren, dass unsere Investitionsentscheidung langfristig die richtige gewesen wäre“, so der Konzernsprecher.
Schwerer als die Last der Emissionssteuer allein habe die mangelnde Rentabilität der Fabrik gewogen, erläutert der Konzernsprecher. „Das Werk hatte eine niedrige Ertragsschwelle und die Schweiz ist ein Hochlohnland. Schlussendlich ist Karton ein industrielles Massenprodukt, bei dem es auf Kosteneffizienz in der Produktion geht“, erklärt Sweerts-Sporck. Aus kaufmännischer Sicht sei der Schritt letztendlich unumgänglich gewesen, betonte Sweerts-Sporck. Die größeren Werke der Mayr-Melnhof in Österreich, den Niederlanden und Deutschland, die die Produktion seinen Angaben zufolge künftig übernehmen werden, verfügten alle samt über eine bessere Ökobilanz als die Fabrik in Deisswil, so Sweerts-Sporck weiter.
Mayr-Melnhof Karton AG: ISIN AT0000938204 / WKN 890447