Windrad auf dem Rohrspitz oberhalb von Andermatt in den Schweizer Alpen. Einige Grünstrom-Aktien haben sich im schwachen Börsenjahr 2022 als außergewöhnlich robust erwiesen. / Foto: imago images, blickwinkel

  Nachhaltige Aktien

Die erfolgreichsten Erneuerbare-Energien-Aktien aus 2022: Kaufen oder Finger weg?

Aktien haben 2022 im Schnitt 13 Prozent an Wert verloren. Aber es gab auch Gewinner. ECOreporter hat die erfolgreichsten Erneuerbare-Energien-Aktien herausgesucht. Die beste legte im letzten Jahr um mehr als 150 Prozent zu. Wo lohnt sich 2023 noch der Einstieg?

Was sind eigentlich Erneuerbare-Energien-Aktien?

Unter Erneuerbare-Energien-Aktien fallen für ECOreporter Papiere von Unternehmen, die ihr Geld überwiegend mit Produkten und Dienstleistungen rund um Energie aus regenerativen Quellen verdienen und ein kerngrünes Geschäftsmodell haben. Konzerne wie RWE oder NextEra Energy gehören nicht dazu, weil sie neben Windparks auch Kohlekraftwerke oder AKWs betreiben. Ein Industriegigant wie General Electric (GE) auch nicht – das Unternehmen zählt zwar zu den größten Windradbauern der Welt, die Sparte ist bei GE aber nur eine von vielen.

Zu den Erneuerbare-Energien-Aktien gehören beispielsweise Anlagenbauer wie Vestas, Nordex oder Nel und Grünstromerzeuger, etwa Encavis, 7C Solarparken und Orsted. Aber auch Projektierer (ABO Wind, Eolus Vind) und Zulieferer (Meyer Burger, SolarEdge).  Die meisten Erneuerbare-Energien-Aktien kommen aus den Bereichen Wind, Solar und Wasserstoff. Doch auch in anderen grünen Energiesektoren gibt es börsennotierte Firmen, beispielsweise den Blockheizkraftwerke-Hersteller 2G Energy aus dem Münsterland oder den niedersächsischen Biogas-Spezialisten EnviTec.

ECOreporter informiert neben seiner täglichen Berichterstattung unter anderem in folgenden Dossiers über die Entwicklung von Erneuerbare-Energien-Aktien:

Windaktien

Solaraktien

Wasserstoffaktien

Yieldco-Aktien

Welche Erneuerbare-Energien-Aktien 2022 am besten gelaufen sind und was für Aussichten sie 2023 haben, erfahren Sie nachfolgend im Premium-Bereich.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

PNE: Immer neue Übernahmegerüchte

Fast 153 Prozent plus. Und das in einem Jahr, in dem die meisten Aktien ins Minus rutschten – PNE ist einer der größten Börsengewinner 2022. Das SDax-Unternehmen aus Cuxhaven projektiert vor allem Windparks, will aber auch vermehrt eigene Anlagen betreiben sowie Stromspeicher errichten. Die Aktie läuft schon seit längerer Zeit sehr gut, auf fünf Jahre gesehen hat sie 600 Prozent zugelegt (siehe Tabelle unten).

Einer der Gründe für die hohen Kurszuwächse ist der 40-prozentige Anteil, den die US-Großbank Morgan Stanley an PNE hält. Ende 2019 versuchte Morgan Stanley vergeblich, PNE komplett zu übernehmen, seitdem kursieren regelmäßig Gerüchte über weitere Kaufofferten. Das zieht Anlegerinnen und Anleger an, die auf einen hohen Übernahmepreis spekulieren.

Aktuell erwägt Morgan Stanley offenbar, seine PNE-Aktien an Großinvestoren zu veräußern. Zu den möglichen Bietern zählen etwa die australische Bank Macquarie, der Ölkonzern BP und der Agrar- und Energiekonzern BayWa. Übernimmt ein Investor die kompletten 40 Prozent von Morgan Stanley, muss er nach deutschem Börsengesetz ein Kaufangebot an alle Aktionäre abgeben. Eine Entscheidung wird bis spätestens März erwartet.

Das Kuriose an den enormen Kursgewinnen von PNE: Das Unternehmen schreibt im operativen Geschäft derzeit rote Zahlen. Gestiegene Kosten und umfangreiche Investitionen in neue Erneuerbare-Energien-Anlagen lassen kaum Spielraum für Gewinne. Aber auch gemessen am Umsatz ist die Aktie sehr teuer: Das erwartete Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) für das Geschäftsjahr 2022 liegt bei mehr als 10 – ein hoher Wert.

UnternehmenBrancheWKNAktueller Kurs in € (5.1.2023)Kursent-wicklung 3 Monate (%)Kursent-wicklung 2022 (%) Kursent-wicklung 5 Jahre (%) Marktkapita-lisierung in Millionen €
PNEWindparkprojektiererA0JBPG21,159,0152,7600,01.610
First SolarSolaranlagenA0LEKM137,10-3,480,7141,514.620
Photon EnergySolarparkprojektiererA1T9KW2,8017,880,4*168
SMA SolarSolarwechselrichterA0DJ6J63,6528,878,465,72.210
Meyer BurgerSolarmoduleA0YJZX0,5338,662,0-49,61.900

*Photon Energy ist noch keine 5 Jahre an der Börse

First Solar: Weltmarktführer mit Margenproblemen

First Solar ist der weltgrößte Hersteller von Dünnschicht-Solarmodulen. Eine Reihe von Großaufträgen ließen den Aktienkurs im letzten Jahr um mehr als 80 Prozent steigen. Der Auftragsbestand des US-Unternehmens bewegt sich aktuell auf Rekordniveau. Allerdings befindet sich auch First Solar wegen hoher Kosten in der Verlustzone. Und das KUV beträgt 6. Für ein etabliertes Unternehmen ist das nach Einschätzung von ECOreporter zu viel, ein Wert von maximal 2 bis 3 wäre angemessen.

Photon Energy: Erhöhte Risiken in Polen und Ungarn

Photon Energy hat 2022 ebenfalls 80 Prozent an Börsenwert gewonnen. Der niederländische Solarkonzern profitierte in den letzten Quartalen von den höchsten Stromverkaufserlösen der Firmengeschichte. Doch auch hier stehen unter dem Strich rote Zahlen. Photon Energy setzt weiter auf starkes Wachstum, und die Kredite für neue Solarparks sind in Zeiten steigender Zinsen deutlich teurer geworden.

Dazu kommen Standortrisiken: Viele Solaranlagen des Unternehmens befinden sich in osteuropäischen Ländern, darunter Polen und Ungarn, wo die politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten vergleichsweise hoch sind. Keine Aktie für schwache Nerven. Immerhin: Das erwartete KUV für 2022 ist mit 2 vertretbar.


Wechselrichter von SMA Solar. Der Aktienkurs schwankte in den letzten Jahren stark. / Foto: SMA Solar

SMA Solar: Wechselrichter aus Hessen

Solaranlagen benötigen Wechselrichter, die den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln. Die Hersteller dieser Bauteile sind gut durchs schwierige Börsenjahr 2022 gekommen. Das US-Unternehmen Enphase Energy beispielsweise gewann mehr als 50 Prozent an Wert. Der deutsche Konkurrent SMA Solar schaffte sogar ein Plus von 78 Prozent. Allerdings hatte das im SDax gelistete Unternehmen aus dem hessischen Niestetal im Jahr davor fast genauso viel eingebüßt.

Geschäftlich lief das Jahr 2022 für SMA Solar durchwachsen, Projektverzögerungen und Lieferkettenprobleme drückten auf die Marge. Nach neun Monaten befand sich das Unternehmen nur wegen Immobilienverkäufen in der Gewinnzone.

Bis 2024 will SMA Solar seine Produktionskapazitäten verdoppeln. ECOreporter sieht bei der schwankungsanfälligen Aktie Potenzial, aber auch erhöhte Risiken. Von ihrem Allzeithoch aus dem Jahr 2010 (knapp 105 Euro) ist sie nach wie vor weit entfernt. Wer hier einsteigt, braucht einen langen Atem. Das erwartete KUV ist in Ordnung, es liegt derzeit bei knapp über 2.

Meyer Burger: Eine Wette auf die europäische Solarindustrie

Eine Lieblingsaktie von Spekulanten, nicht nur wegen des niedrigen Preises von deutlich unter 1 Euro: Der Schweizer Konzern Meyer Burger, der lange Jahre Produktionsmaschinen für die Solarindustrie herstellte und damit zuletzt keine guten Ergebnisse mehr erzielte, versucht sich seit 2021 als Produzent von qualitativ hochwertigen Solarmodulen zu etablieren. Gefertigt wird vor allem in Ostdeutschland und den USA. Bislang läuft die Produktion etwas schleppend an, seine ursprünglichen Ziele für 2022 und 2023 musste Meyer Burger wegen Verzögerungen bei Zulieferern kappen.

Das Unternehmen will in den nächsten Jahren schnell wachsen. Ob dies gelingt, ist jedoch ungewiss, auch wegen deutlich günstigerer Konkurrenzprodukte aus Asien. Im ersten Halbjahr 2022 verbuchte Meyer Burger einen Nettoverlust von umgerechnet knapp 42 Millionen Euro.

Der Aktienkurs schwankt stark: Im letzten Jahr legte er um 62 Prozent zu, auf fünf Jahre notiert er derzeit fast 50 Prozent im Minus. Das erwartete KUV für 2022 liegt bei zu hohen 15 bis 20. Für eine faire Aktienbewertung braucht Meyer Burger in den nächsten Jahren erhebliche Umsatzsteigerungen. Nach Einschätzung von ECOreporter kein Investment für defensive Anlegerinnen und Anleger.

Fazit

Wer vor einem Jahr in die fünf Aktien investiert war, darf sich über hohe Wertzuwächse freuen. Möglicherweise bietet es sich an, einen Teil der Bestände zu verkaufen, um Buchgewinne zu realisieren. Denn derzeit sind alle fünf Papiere aus Sicht von ECOreporter zu teuer und mit erhöhten Risiken behaftet. Keines der Unternehmen erzielt momentan Gewinne, und auch wenn sie sich in einem aussichtsreichen Wachstumsmarkt bewegen: Ob die Geschäftsergebnisse in den nächsten Jahren den aktuellen Börsenkurs rechtfertigen werden, ist schwer abzuschätzen. Die Redaktion rät bei den fünf Aktien derzeit nicht zu einem Einstieg.

Attraktivere Erneuerbare-Energien-Aktien finden Sie in diesen Dossiers:

Die besten Windaktien – wo bietet sich ein Kauf an?

Das sind die besten Solaraktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnen kann

Verwandte Artikel

27.06.23
 >
23.06.23
 >
21.06.23
 >
30.06.23
 >
06.03.23
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x