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„Deutsche Unternehmen werden künftig nicht mehr an der Nachhaltigkeit vorbeikommen“ – ECOreporter.de-Interview mit Experten der Union Investment
Die Union Investment feiert in dieser Woche ein besonderes Jubiläum. Vor zehn Jahren, Anfang März, hat sie die nachhaltigen Investmentfonds KCD-Union Nachhaltig Aktien und KCD-Union Nachhaltig Renten aufgelegt. Später kam noch der Mischfonds KCD-Union Nachhaltig Mix hinzu. Diese drei Fonds sind nach einem christlichen Wertekanon ausgerichtet. ECOreporter.de sprach mit Experten der Union Investment über die Entwicklung des nachhaltigen Investments in den letzten zehn Jahren, über wichtige Trends im Markt und wie sie die weitere Entwicklung einschätzen.
ECOreporter.de: Werfen wir einen Blick zurück: Wie kam es 2001 zur Auflage des KCD-Union Nachhaltig Renten und des KCD-Union Nachhaltig Aktien?
Helene Schmidt (Produktmanagerin): Das Konzept dazu haben die genossenschaftlich organisierten Banken für Kirche, Caritas und Diakonie (KCD) gemeinsam mit Union Investment entwickelt. Für die katholischen und evangelischen Kirchenbanken war es schon vor zehn Jahren an der Zeit, Geldanlagen anzubieten, die dem Nachhaltigkeitsgedanken aus christlicher Perspektive Rechnung tragen.
ECOreporter.de: Was unterschied diese Produkte damals und unterscheidet sie heute von anderen nachhaltigen Fonds?
Ingo Speich (Fondsmanager KCD-Aktien): Bei Gründung waren die Fonds Pioniere auf ihrem Gebiet. Nachhaltigkeit war damals eine sehr kleine Nische. Heutzutage ist Nachhaltigkeit breiter verankert und wird von vielen unterschiedlichen Investoren nachgefragt. In der Zwischenzeit wurden die Kriterien der beiden Fonds immer ausgefeilter, beispielsweise werden die Unternehmen heute in einer viel größeren Detailtiefe analysiert als damals.
ECOreporter.de: Inwiefern gab es in dieser Hinsicht seit 2001 Veränderungen, etwa der Nachhaltigkeitsstrategie und der Nachhaltigkeitsanalyse?
Schmidt: Das Thema „Nachhaltigkeit“ hat sich in den vergangenen Jahren etabliert und auch beständig weiterentwickelt. Beispielsweise kann man an der Berichterstattung von Unternehmen erkennen, dass das Thema inzwischen an Dynamik gewonnen hat. Das bedeutet in der Praxis, dass die Kriterien regelmäßig überprüft und bei Bedarf adjustiert werden müssen. Für die KCD-Union-Nachhaltig-Fonds wurde die letzte umfassende Anpassung zum 1. Mai 2010 vorgenommen. Dabei wurden weitere Ausschlusskriterien aufgenommen, die bis dahin nicht berücksichtigt wurden bzw. erst jetzt aufgrund einer detaillierteren Datenbasis berücksichtigt werden können.
Auch kommen in den Fonds nicht nur Ausschluss-, sondern auch Negativ- und Positivkriterien zur Anwendung. Positivkriterien sorgen dafür, dass nur solche Unternehmen oder Staaten in die Fonds aufgenommen werden, die sich beispielsweise erfolgreich für eine nachhaltige Entwicklung, für die Achtung der Menschenrechte und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen. Das gleiche gilt auch für die Nachhaltigkeitsprozesse. Auch sie müssen mit der Zeit gehen und dürfen nicht als statisch betrachtet werden.
ECOreporter.de: Welchen Einfluss üben die nachhaltigen KCD-Fonds auf die Nachhaltigkeit der Emittenten aus, in die investiert wird? Inwiefern gibt es mit ihnen einen Austausch darüber, inwiefern wurden und werden Konsequenzen gezogen, wenn sich die Nachhaltigkeitsleistung einer Emittentin verschlechtert, in die die Fonds investiert haben?
Speich: Im Rahmen des dynamischen Best-in-Class-Ansatzes werden jedes Jahr über 250 Nachhaltigkeitsgespräche und 2.000 allgemeine Unternehmensgespräche geführt. Ein reger Austausch mit Unternehmen ist unter anderem Kern der Anlagepolitik der Fonds. Zudem werden auch auf Hauptversammlungen kritische nachhaltige Aspekte aktiv angesprochen. Sofern sich ein Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit verschlechtert und die vorgeschlagenen Anregungen nicht umsetzt werden, erfolgt ein Verkauf.
ECOreporter.de: Was hat nach Ihrer Ansicht den deutschen Markt für nachhaltiges Investment und seine Entwicklung in den letzten Jahren wesentlich geprägt?
Worauf führen Sie das starke Wachstum zurück?
Speich: Die öffentliche Diskussion über nachhaltige Themen hat zugenommen, dementsprechend besteht auch der Wunsch, Nachhaltigkeit auf Kapitalmarktprodukte zu übertragen. Gerade die Finanzmarktkrise hat gezeigt, dass klassische Risikomodelle nicht, wie gedacht, optimal sind. Hier kann Nachhaltigkeit helfen. Beispielsweise können damit Ereignisrisiken wie z. B. die Ölkatastrophe bei BP im Golf von Mexiko reduziert werden.
ECOreporter.de: Inwiefern wurde die Entwicklung stärker von der Nachfrage der Kunden getrieben oder vom Markteintritt einflussreicher Akteure?
Speich: Beide Entwicklungen unterstützen den Trend: auf institutioneller Seite eher nachfragegetrieben, auf Privatkundenseite eher angebotsgetrieben.
ECOreporter.de: Inwiefern haben sich die Ansprüche an die Nachhaltigkeit von Wertpapieremittenten in den letzten zehn Jahren geändert, bei den nachhaltigen KCD-Fonds und im Markt insgesamt? Inwiefern haben sich im Markt die Anforderungen bezüglich der Nachhaltigkeit von Wertpapieremittenten erhöht bzw. werden sie schärfer angewendet; inwiefern beobachten sie eine Stagnation oder Rückschritte?
Speich: Nachhaltigkeit wird mittlerweile bei vielen Emittenten betrachtet. Leider gibt es immer noch zahlreiche Unternehmen, die Nachhaltigkeit eher im Bereich Kommunikation und PR sehen und nicht in einer strategischen Rolle. In Zeiten steigender Rohstoffpreise und der demografischen Entwicklung werden insbesondere deutsche Unternehmen zukünftig nicht mehr an der Nachhaltigkeit vorbeikommen.
ECOreporter.de: Welche weitere Entwicklung erwarten Sie für den deutschen Markt der nachhaltigen Fonds?
Speich: Wir erwarten bei nachhaltigen Fonds ein überdurchschnittliches Wachstum sowohl für die Anzahl, als auch das Volumen.
Morgen veröffentlichen wir den zweiten Teil des Interviews. Darin erläutern die Experten der Union Investment unter anderem die Anlagestrategie der nachhaltigen KCD-Fonds und Pläne für den Ausbau der Angebotspalette an nachhaltigen Fonds.
Bildhinweis: Ingo Speich ist Fondsmanager KCD-Aktien und bei der Union Investment Verantwortlicher für das Thema Nachhaltigkeit.
ECOreporter.de: Werfen wir einen Blick zurück: Wie kam es 2001 zur Auflage des KCD-Union Nachhaltig Renten und des KCD-Union Nachhaltig Aktien?
Helene Schmidt (Produktmanagerin): Das Konzept dazu haben die genossenschaftlich organisierten Banken für Kirche, Caritas und Diakonie (KCD) gemeinsam mit Union Investment entwickelt. Für die katholischen und evangelischen Kirchenbanken war es schon vor zehn Jahren an der Zeit, Geldanlagen anzubieten, die dem Nachhaltigkeitsgedanken aus christlicher Perspektive Rechnung tragen.
ECOreporter.de: Was unterschied diese Produkte damals und unterscheidet sie heute von anderen nachhaltigen Fonds?
Ingo Speich (Fondsmanager KCD-Aktien): Bei Gründung waren die Fonds Pioniere auf ihrem Gebiet. Nachhaltigkeit war damals eine sehr kleine Nische. Heutzutage ist Nachhaltigkeit breiter verankert und wird von vielen unterschiedlichen Investoren nachgefragt. In der Zwischenzeit wurden die Kriterien der beiden Fonds immer ausgefeilter, beispielsweise werden die Unternehmen heute in einer viel größeren Detailtiefe analysiert als damals.
ECOreporter.de: Inwiefern gab es in dieser Hinsicht seit 2001 Veränderungen, etwa der Nachhaltigkeitsstrategie und der Nachhaltigkeitsanalyse?
Schmidt: Das Thema „Nachhaltigkeit“ hat sich in den vergangenen Jahren etabliert und auch beständig weiterentwickelt. Beispielsweise kann man an der Berichterstattung von Unternehmen erkennen, dass das Thema inzwischen an Dynamik gewonnen hat. Das bedeutet in der Praxis, dass die Kriterien regelmäßig überprüft und bei Bedarf adjustiert werden müssen. Für die KCD-Union-Nachhaltig-Fonds wurde die letzte umfassende Anpassung zum 1. Mai 2010 vorgenommen. Dabei wurden weitere Ausschlusskriterien aufgenommen, die bis dahin nicht berücksichtigt wurden bzw. erst jetzt aufgrund einer detaillierteren Datenbasis berücksichtigt werden können.
Auch kommen in den Fonds nicht nur Ausschluss-, sondern auch Negativ- und Positivkriterien zur Anwendung. Positivkriterien sorgen dafür, dass nur solche Unternehmen oder Staaten in die Fonds aufgenommen werden, die sich beispielsweise erfolgreich für eine nachhaltige Entwicklung, für die Achtung der Menschenrechte und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen. Das gleiche gilt auch für die Nachhaltigkeitsprozesse. Auch sie müssen mit der Zeit gehen und dürfen nicht als statisch betrachtet werden.
ECOreporter.de: Welchen Einfluss üben die nachhaltigen KCD-Fonds auf die Nachhaltigkeit der Emittenten aus, in die investiert wird? Inwiefern gibt es mit ihnen einen Austausch darüber, inwiefern wurden und werden Konsequenzen gezogen, wenn sich die Nachhaltigkeitsleistung einer Emittentin verschlechtert, in die die Fonds investiert haben?
Speich: Im Rahmen des dynamischen Best-in-Class-Ansatzes werden jedes Jahr über 250 Nachhaltigkeitsgespräche und 2.000 allgemeine Unternehmensgespräche geführt. Ein reger Austausch mit Unternehmen ist unter anderem Kern der Anlagepolitik der Fonds. Zudem werden auch auf Hauptversammlungen kritische nachhaltige Aspekte aktiv angesprochen. Sofern sich ein Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit verschlechtert und die vorgeschlagenen Anregungen nicht umsetzt werden, erfolgt ein Verkauf.
ECOreporter.de: Was hat nach Ihrer Ansicht den deutschen Markt für nachhaltiges Investment und seine Entwicklung in den letzten Jahren wesentlich geprägt?

Speich: Die öffentliche Diskussion über nachhaltige Themen hat zugenommen, dementsprechend besteht auch der Wunsch, Nachhaltigkeit auf Kapitalmarktprodukte zu übertragen. Gerade die Finanzmarktkrise hat gezeigt, dass klassische Risikomodelle nicht, wie gedacht, optimal sind. Hier kann Nachhaltigkeit helfen. Beispielsweise können damit Ereignisrisiken wie z. B. die Ölkatastrophe bei BP im Golf von Mexiko reduziert werden.
ECOreporter.de: Inwiefern wurde die Entwicklung stärker von der Nachfrage der Kunden getrieben oder vom Markteintritt einflussreicher Akteure?
Speich: Beide Entwicklungen unterstützen den Trend: auf institutioneller Seite eher nachfragegetrieben, auf Privatkundenseite eher angebotsgetrieben.
ECOreporter.de: Inwiefern haben sich die Ansprüche an die Nachhaltigkeit von Wertpapieremittenten in den letzten zehn Jahren geändert, bei den nachhaltigen KCD-Fonds und im Markt insgesamt? Inwiefern haben sich im Markt die Anforderungen bezüglich der Nachhaltigkeit von Wertpapieremittenten erhöht bzw. werden sie schärfer angewendet; inwiefern beobachten sie eine Stagnation oder Rückschritte?
Speich: Nachhaltigkeit wird mittlerweile bei vielen Emittenten betrachtet. Leider gibt es immer noch zahlreiche Unternehmen, die Nachhaltigkeit eher im Bereich Kommunikation und PR sehen und nicht in einer strategischen Rolle. In Zeiten steigender Rohstoffpreise und der demografischen Entwicklung werden insbesondere deutsche Unternehmen zukünftig nicht mehr an der Nachhaltigkeit vorbeikommen.
ECOreporter.de: Welche weitere Entwicklung erwarten Sie für den deutschen Markt der nachhaltigen Fonds?
Speich: Wir erwarten bei nachhaltigen Fonds ein überdurchschnittliches Wachstum sowohl für die Anzahl, als auch das Volumen.
Morgen veröffentlichen wir den zweiten Teil des Interviews. Darin erläutern die Experten der Union Investment unter anderem die Anlagestrategie der nachhaltigen KCD-Fonds und Pläne für den Ausbau der Angebotspalette an nachhaltigen Fonds.
Bildhinweis: Ingo Speich ist Fondsmanager KCD-Aktien und bei der Union Investment Verantwortlicher für das Thema Nachhaltigkeit.