Packstation der Post. Kommt das CO2-Label für Pakete? / Foto: Pixabay

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Deutsche Post DHL Group will CO2-Label für Pakete

Die Deutsche Post DHL Group aus Bonn will eine Pflicht für deutsche Paketfirmen, ihre Klimabilanz je Paket für Verbraucher sichtbar darzustellen. Eine solche Vorschrift wäre sinnvoll, um den Menschen „den CO2-Ausstoß ihrer Pakete transparent zu machen“, sagte der zuständige Geschäftsbereichsleiter des ECOreporter-Aktien-Favoriten, Ole Nordhoff, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Denkbar wäre laut Nordhoff etwa ein Label nach dem Vorbild des Nutri-Score, bei dem auf Lebensmitteln Angaben zu Zucker, Fett und Salz ausgewertet und in einer Skala von A bis E eingestuft werden. „Etwas Vergleichbares können wir uns gut in der Paketbranche vorstellen“, so Nordhoff.

Postgesetzreform soll Label möglich machen

Die Forderung des Konzerns geschieht vor dem Hintergrund der laufenden Postgesetzreform, die bis Ende dieses Jahres beschlossen sein soll. In einem Eckpunktepapier existiert bereits der vage Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums, beim CO2-Fußabdruck „Transparenz und Vergleichbarkeit für die Nutzerinnen und Nutzer“ zu schaffen. Die Post will dieses Vorhaben nun offenbar konkretisieren.

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Bisher haben Verbraucherinnen und Verbraucher bei Online-Bestellungen keinen Überblick über den Kohlendioxid-Ausstoß pro Paket. Künftig könnte sich das ändern: Kundinnen und Kunden könnten beim Bestellvorgang sehen, wie viel Gramm CO2 im Schnitt beim Paketversand je nach Anbieter freigesetzt werden. Allerdings ist fraglich, inwieweit solche Zahlen belastbar wären. In den vergangenen Jahren waren Verbraucherzentralen wiederholt erfolgreich gegen aus ihrer Sicht irreführende CO2-Rechner von Fondsgesellschaften vorgegangen.

Die CO2-Angaben pro Paket sollten nach klar definierten Standards berechnet werden, damit „nicht jedes Unternehmen kreative Angaben machen kann, um einen klimafreundlichen Eindruck zu erwecken“, sagt Post-Manager Nordhoff. Der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK), der die Interessen der Post-Konkurrenz vertritt, hält eine solche Vergleichbarkeit aber für kaum möglich. Wie viel CO2 ein Paket wirklich verursacht, hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab – neben der Distanz der Strecke und der Frage, ob auf der letzten Meile ein Elektrofahrzeug genutzt wird oder ein Verbrenner-Transporter, auch von der Auslastung von Transportern und der Energienutzung von Logistik-Standorten.

Kritik von Konkurrenten und Greenpeace

Auch bei Umweltschützern hält sich die Begeisterung über die Pläne der Deutschen Post in Grenzen. „Das wahre Problem beim boomenden Online-Handel ist nicht der Versand in Deutschland, sondern die Klimabelastung und Ressourcenverschwendung durch die Herstellung des Produkts an sich“, sagt Greenpeace Deutschland-Sprecherin Viola Wohlgemuth.

Schnelllebige Produkte hinterließen einen riesigen CO2-Fußabdruck. Bekämen Verbraucherinnen und Verbraucher nur einen Überblick über den durchschnittlichen Treibhausgas-Ausstoß von Paketen, würden sie in den meisten Fällen den Dienstleister mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß anklicken mit dem Gefühl, etwas fürs Klima getan zu haben. Das aber wäre falsch, sagt Wohlgemuth: „Gut für das Klima ist ein nachhaltiger Konsum – also wenige Pakete mit Produkten, die man lange nutzt und die im Umlauf bleiben, anstatt schon nach kurzer Zeit weggeworfen zu werden.“

Die Deutsche Post-Aktie kostet im Xetra-Handel aktuell nahezu unverändert zum Vortag 41,63 Euro (Stand: 7.3.2023, 9:48 Uhr). Im Monatsvergleich hat die Aktie 0,8 Prozent eingebüßt, im Jahresvergleich ist sie 5,7 Prozent im Plus.

Die Deutsche Post DHL Group erhofft sich von einem CO2-Label wahrscheinlich Wettbewerbsvorteile. Der Konzern hat deutlich stärker in die Elektromobilität investiert als Konkurrenten wie Hermes, DPD und GLS und hat daher eine relativ gute Treibhausgas-Bilanz. Aktuell sind bei der Post nach eigenen Angaben rund 23.000 Elektrotransporter im Einsatz. Ob ein CO2-Label einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnte, ist nach Einschätzung der Redaktion angesichts der komplexen Berechnungsprobleme fraglich.

Lohnt der Einstieg in die Aktie?

Die Sparte Post & Paket Deutschland, das einstige Stammgeschäft der Deutschen Post, ist mittlerweile das Sorgenkind des Unternehmens. Die Post kämpft bereits seit Jahren mit sinkenden Briefmengen. Den Großteil seines Geldes verdient der Konzern mittlerweile im Express- und Frachtsegment. Hier erhöhte das Management im November seine Prognose, für das noch nicht abgerechnete Gesamtjahr 2022 wird ein Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 8,4 Milliarden Euro erwartet. Das wäre gegenüber dem Rekordergebnis von 2021 noch einmal ein Plus von etwa 5 Prozent. Aktuell prüft das Unternehmen angeblich einen Kauf der Deutsche Bahn-Frachttochter Schenker.

Zwar erwartet die Deutsche Post im laufenden Geschäftsjahr 2023 "sehr große Unsicherheiten", insbesondere aufgrund hoher Energiekosten. ECOreporter geht jedoch davon aus, dass der Konzern weiter stabile Ergebnisse abliefern wird, selbst wenn diese nicht das aktuelle Rekordniveau erreichen dürften. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9 für 2022 und 12 für 2023 ist die Aktie aktuell günstig bewertet. Die erwartete Dividendenrendite liegt zudem bei attraktiven 4,9 Prozent für 2022 beziehungsweise 4,3 Prozent für 2023. Ein Einstieg ist für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger weiter eine Option.

Die Deutsche Post DHL Group ist eine  ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Nachhaltige Dividendenkönige. Lesen Sie auch das ausführliche Unternehmensporträt und das ECOreporter-Dossier Nachhaltige Dividendenkönige: Bei diesen Aktien kann sich der Einstieg jetzt lohnen.

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