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„Der spanische Solarmarkt bleibt langfristig attraktiv“ – Interview mit Bastian Dittrich, Low Carbon Germany

Über die Pläne der spanischen Regierung informierten wir sie in einem ausführlichen Beitrag, zu dem Sie per Opens external link in new windowMausklick gelangen. Ein weiterer Opens external link in new windowMausklick führt Sie zu unserem Interview mit Dr. Klaus Wolf, Vorstandsmitglied des Münchner Emissionshauses KGAL. Auch geschlossene Solarfonds der KGAL wären von den geplanten Neuerungen der spanischen Solarstromvergütung  betroffen.


ECOreporter.de: Wie kommentieren Sie die geplanten Änderungen des spanischen Tarifsystems die Vergütung von Sonnenstrom?

Bastian Dittrich: Es sind insbesondere von amerikanischen Investoren Klagen gegen das Das Real Decreto Ley (RDL) 14/2010 zu erwarten, sollten die finanzierenden Banken wegen Gesetzesänderungen Kreditverträge anfechten. Dieses gilt allerdings nur im Bezug auf Parks, die unter dem RDL 661 aus Jahr 2007 laufen. Insgesamt ist die Stimmung in der Branche jedoch eher zustimmend. Es gibt viel Verständnis für die Maßnahmen der Regierung, schließlich tragen sie zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage Spaniens bei.


ECOreporter.de: Welche Auswirkungen hätten die angekündigten rückwirkenden Maßnahmen auf Ihren Spanien-Solarfonds Low Carbon Solar 2 Spanien?

Dittrich: Keine! Low Carbon Germany (LCG) hat im Herbst 2010 für den Low Carbon Solar 2 in Spanien lediglich Parks erworben, die unter dem RDL 1578 aus dem Jahre 2008 laufen und aufgrund Ihrer Bauart und geographischen Lage nicht an die im RDL 14/2010 genannten Begrenzungen der Betriebsstunden herankommen. Eine dieser Solaranlagen (Tordessilas) für den Low Carbon Solar 2 wäre betroffen gewesen. Wir haben aber bereits im Vorfeld eine Kaufpreisreduzierung in die Verträge mit aufgenommen. Die letzte Tranche wäre für Ende Februar 2011 fällig gewesen und wird nun auf Basis der festgelegten Rendite, die die Parks  erwirtschaften müssen, nicht mehr gezahlt.


ECOreporter.de: Waren Sie von der neuesten Entwicklung in Spanien nicht überrascht?

Dittrich: Wir waren bereits frühzeitig über Änderungen informiert. Denn unsere Gesellschaft, die Solar Opportunities S.L. (SOSL) in Madrid, arbeitet sehr eng mit der US-Botschaft sowie auch der CNE und anderen Einrichtungen zusammen. Unser Direktor, Paul Turney, verfügt über langjährige Berufserfahrung, ist sehr gut vernetzt und schreibt zudem auch Marktinformationen für Reuters und Bloomberg. Diese leiten wir ebenfalls regelmäßig an unsere Anleger und angebundene Vertriebe weiter und erreichen somit eine große Transparenz in Bezug auf unsere Produkte.


ECOreporter.de: Wie bewerten Sie die Zukunft des spanischen Solarmarktes?

Dittrich: Spanien verfügt über 4 Gigawatt (GW) installierter Photovoltaikleistung. Im  Vergleich dazu muss Deutschland mit angeblich über 14 GW installierter Leistung wohl demnächst eine Vollbremsung hinlegen, um einen entsprechenden kontinuierlichen Zubau in der Zukunft zu ermöglichen. Nach den vielen Unruhen gilt der spanische Markt nun wieder als sehr attraktiv. Es ist nun alles „reguliert“. Während der langen Entscheidungsphase der Regierung war der Zubau neuer Solarkraftwerke fast zum Stillstand gekommen. Dies wird sich nun ändern. Die Deckelung des Marktes auf einen Zubau von 500 Megawatt (MW) pro Jahr macht weiterhin Sinn und wird Spanien über die nächsten Jahre kontinuierliche Neuinstallationen von Solarkraftwerken mit der neusten Modultechnologie ermöglichen. Für das Jahr 2011 wird die Zubaurate aufgrund der weiteren Absenkung der Tarife für neue Projekte, sehr gering ausfallen. Weil Low Carbon Germany jedoch nur in bereits in Betrieb befindliche Parks investiert, sind wir davon nicht betroffen. Spanien hat einen sehr transparenten Genehmigungsprozess und weiterhin die stärkste Sonneneinstrahlung mit einer sehr geringen Schwankungsbreite. Damit bleibt Spanien langfristig ein attraktiver Standort für nachhaltige Investitionen in die Solarenergie.


ECOreporter.de: Inwiefern droht ein Schritt wie in Spanien auch für andere Märkte, inwiefern ist Spanien ein Sonderfall?

Dittrich: Alle EU Märkte sind betroffen. Italien wird seinen Tarif in 2012 deutlich reduzieren. Zudem ist der Genehmigungsprozess dort sehr intransparent. Projekte sollten hier nur von finanziell starken Entwicklern angegangen werden. Frankreich hat ein viermonatiges Moratorium ausgerufen und es ist noch nicht klar was darauf folgen soll. Auch in Deutschland droht eine sehr deutliche Deckelung des Marktes, da der Ausbau hier aktuell nicht mehr kontrollierbar scheint. Abgesehen davon sind alle diese Veränderungen nötig und nicht als negativer Mechanismus anzusehen. Viele Entwickler und auch Modulhersteller haben in den letzten Jahren deutlich überhöhte Gewinnmargen generieren können. Dieses normalisiert sich nun. Damit die Solarenergie in den nächsten Jahren mit anderen Formen der Energieerzeugung gleichziehen kann, müssen hier alle Parteien Ihren Beitrag leisten.


ECOreporter.de: Untergraben rückwirkende Maßnahmen, wie der spanische Gesetzentwurf sie vorsieht, die Glaubwürdigkeit der Renditeprognosen von Solarfonds?

Dittrich: In Bezug auf spanische Solarparks, die unter dem RD 661 laufen, deutlich. Allerdings wurde speziell die Vergütung für diese Parks des RD 661 schon sehr lange diskutiert. Die Regierung hat bereits seit langer Zeit versucht, eine Änderung herbeizuführen. Insgesamt ist der spanische Markt sehr transparent. Es wird in erster Linie auf Basis einer festgelegten Rendite nach IRR (Kurzform für Internal Rate Of Return = festgelegter interner Zinssatz – Anm. d. Red.) gekauft und nicht - wie oft in Deutschland üblich - nach einer Einheit in Euro pro Kilowattstunde( kWh). Nach dem RD 14/2010 werden diese Parks zu einem deutlich günstigeren Preis zu erwerben sein, was den spanischen Markt insgesamt wiederum attraktiver machen wird.

ECOreporter.de: Herr Dittrich, wir danken Ihnen für das Gespräch!
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