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Erneuerbare Energie, Fonds / ETF
„Der Ölpreisverfall bringt alternativen Energien in Schwellenländern neuen Schub.“ - Interview mit Mike Judith, DNB Asset Management
Was hat den Ölpreis so stark fallen lassen? Welche Auswirkungen hat das für Investoren? Sind Investments in klimaschonende Technologien nun nicht mehr aussichtsreich? Welche Einzeltitel aus dem Bereich der erneuerbaren Energien haben dennoch großes Potential? Über diese und weitere Fragen sprachen wir mit Mike Judith, Vizepräsident von DNB Asset Management S.A. Deren Muttergesellschaft DNB ist einer der größten Vermögensverwalter Skandinaviens. DNB Asset Management hat mehrere nachhaltige Aktienfonds auf den deutschen Markt gebracht. Hier (Link entfernt) gelangen Sie zu einem Kurzportrait des Unternehmens.
ECOreporter.de: Warum hat sich der Ölpreis innerhalb weniger Monate halbiert? Wann wird dieser Trend wieder drehen? Was könnte dazu führen?
Mike Judith: Der Verfall des Ölpreises hat vor allem eine Ursache. Vereinfacht gesagt ist die Produktion höher als der Verbrauch. Hinter den Produktionssteigerungen steht vor allem die USA. Dort ist die Ölproduktion mit Hilfe von Schieferöl binnen weniger Jahre geradezu explodiert. Nimmt man Öl und Gas zusammen, hat die USA sogar Saudi Arabien als größten Produzenten überholt. Weil die Produktion in einzelnen Ländern auf Grund von Krisen 2012/2013 hinterher hinkte, machte sich der Aufstieg der USA für eine gewisse Zeit in den Ölpreisen nicht bemerkbar. Das hat sich 2014 geändert. Als die OPEC im vergangenen Herbst noch dazu die Förderquoten trotz sehr hoher Lagerbestände nicht senkte, gab es kein Halten mehr. Ab diesem Zeitpunkt ging es mit dem Ölpreis steil Berg ab. Jetzt haben sich die Kurse gefangen. Zu einer Trendwende würde es kommen, wenn die Produktion wieder sinkt oder die Nachfrage deutlich steigt. Da sich auf diesem Ölpreisniveau teure Förderarten nicht mehr rechnen, wird das die Fördermengen drücken. Doch insgesamt bleibt das Preisniveau wohl auf einem niedrigeren Niveau als in den Jahren vor dem Einbruch. Wir bei der DNB haben die Schätzungen für den Ölpreis für 2015 von 80 auf 70 Dollar je Barrel nach unten korrigiert. Im kommenden Jahr rechnen wir statt 85 nur noch mit 80 Dollar je Fass.
ECOreporter.de: Ist ein niedriger Ölpreis ein Antrieb für mehr Wachstum der Weltwirtschaft oder eher eine Gefährdung von Wachstum?
Judith: Der niedrige Ölpreis kommt für die globale Konjunktur wie gerufen und wird für deutliche Wachstumsimpulse sorgen. Die Länder die vom niedrigen Ölpreis profitieren, sind weit in der Überzahl. Exportierende Länder wie die Saudi Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate haben riesige Reserven und können sich einen niedrigeren Ölpreis über lange Perioden leisten. Anders sieht die Lage bei Exporteuren wie Venezuela oder Russland aus. Von dort gehen auch Risiken aus. In einer globalisierten Welt wirken sich Krisen auch weltweit aus. Wir sind auf Skandinavien fokussiert. Norwegen dürfte durch den Ölpreisverfall in eine leichte Rezession schlittern. Bei den anderen skandinavischen Ländern wirkt sich der Öldiscount positiv aus. Unter dem Strich wirkt sich die Ölpreiskorrektur für Skandinavien leicht positiv aus.
ECOreporter.de: Gefährdet ein niedriger Ölpreis nicht die Bemühungen um mehr Klimaschutz durch Unternehmen und Staaten?
Judith: Nicht nur Öl, sondern auch Kohle hat sich verbilligt. Global gesehen, wird der Verbrauch dadurch sicher steigen. Doch kurioser Weise bekommen alternative Energien in den Schwellenländern gerade durch den Preisverfall einen neuen Schub. Denn die Regierungen nützen das niedrige Preisniveau und erhöhen die Steuern auf schmutzige Energie. Gleichzeitig werden die teils sehr hohen Subventionen auf Treibstoffe reduziert oder ganz gestrichen. Die Einnahmen werden in Umweltschutz und saubere Energien investiert. Wären die Rohstoffpreise noch hoch wie vor einem Jahr, wären solche Schritte für die Konsumenten nicht tragbar. Subventionskürzungen haben wir etwa in Indonesien gesehen. Indien hat die Steuern auf Kohle erhöht. In Brasilien stiegen die Steuern auf Benzin um Ethanolprodukte kompetitiver zu machen. Solche Beispiele finden sich zuhauf.
ECOreporter.de: Mit dem Ölpreis sinkt auch der Preis für Erdgas? Was hat das für Auswirkungen?
Judith: Grundsätzlich unterstützt ein niedrigerer Gaspreis genauso wie ein niedriger Ölpreis die Konjunktur.
Unternehmen produzieren billiger, Haushalte sparen sich einen Teil ihrer Ausgaben. Die stützen wieder in Form von Konsumausgaben die Konjunktur. Der Effekt tritt beim Gas jedoch zeitlich verzögert ein. Denn die großen Gasversorger sind meist durch langfristige Verträge an Preise gebunden.
Foto: Gaskraftwerke von EDP. / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem niedrigen Ölpreis und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien im Stromsektor?
Judith: Der fallende Ölpreis hatte sicherlich auch fallende Kurse bei den Energietiteln zur Folge. Der niedrigere Ölpreis wird aber sicher nicht dazu führen, dass die Erneuerbaren Energien ihre Marktanteile am Energiemarkt nicht weiter ausbauen werden. Der Erneuerbare Energien-Sektor ist eng mit dem Stromsektor verbunden, für welchen der Ölpreis wiederum eine untergeordnete Rolle spielt. Kohle und Gas sind hingegen die ärgsten Wettbewerber der Strom erzeugenden Erneuerbaren Energien wie etwa Solar und Wind. Bei den zunehmend kosteneffizient aufgestellten Unternehmen der beiden vorgenannten Subsektoren, die wir für besonders zukunftsreich halten, haben wir bereits im vergangenen Jahr wieder zugekauft. Das betrifft vor allem das Solar-Universum.
ECOreporter.de: Welche Auswirkungen hat der niedrige Ölpreis eigentlich für nicht nachhaltige Branchen wie die Mineralölindustrie? Ist es noch lukrativ, Schieferöl zu produzieren oder die Arktis für Ölbohrungen zu erschließen?
Judith: Die Produktionskosten von Schieferöl liegen zwischen 30 bis zu 90 Dollar je Fass und somit weit auseinander. Dennoch dürfte die Produktion bei den meisten Hersteller auf dem aktuellen Preisniveau nicht rechnen. Tiefseebohrungen oder die Erschließung von Ölreserven in der Arktis bringen auf diesem Preisniveau kein Geld.
ECOreporter.de: Was spricht trotz des niedrigen Ölpreises aus Sicht eines Fondsmanagers für Investitionen in Nachhaltigkeit, in alternative Energie und Energieeffizienz?
Judith: Für Investitionen sprechen die Bewertungen im Energiesektor. Die befinden sich auf einem historisch niedrigen Niveau. Die auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz fokussierten Unternehmen, sind von den Preisen sehr kompetitiv und sollten sich daher auch in einem schwierigeren Umfeld gut halten. Doch Angst und Gier bewegen die Aktienmärkte. Im Bereich der Erneuerbaren ist Angst für gewöhnlich der stärkere Treiber. Wir kaufen selektiv zu. Zuletzt haben wir uns First Solar und Enel Green Power ins Depot gelegt. Beides Unternehmen die unserer Meinung langfristig zu den Gewinnern zählen.
ECOreporter.de: Welcher Sektor ist für nachhaltige Investments derzeit besonders aussichtsreich und warum?
Judith: Unser Favorit ist der Cleantech-Sektor. Die Perspektiven sind positiv. Einfach gesprochen trifft Bevölkerungswachstum auf schwindende Ressourcen. Gleichzeitig fordern die Konsumenten zunehmend eine umweltfreundliche und nachhaltige Produktion: Wo Umweltverschmutzung zur akuten Gefahr für Leib und Leben wird, nimmt der Handlungsdruck auf die Regierungen zu. Dies verdeutlicht das Beispiel „Under the Dome“, eine Dokumentation und Ursachenanalyse des Smogs in China, die an zwei Tagen mehr als 175 Millionen mal angeschaut wurde und die Suchliste auf Baidu anführt. In 90 Prozent Chinas größter Städte atmet die Bevölkerung gesundheitsschädliche Luft ein. Ein derartiger Dauerzustand würde zu sozialen Unruhen führen. Zudem breitet sich der Trend sauberer Technologien auf immer mehr Branchen aus und wird die Wirtschaft noch lange beschäftigen.
ECOreporter.de: Herr Judith, wir danken Ihnen für das Gespräch.
ECOreporter.de: Warum hat sich der Ölpreis innerhalb weniger Monate halbiert? Wann wird dieser Trend wieder drehen? Was könnte dazu führen?
Mike Judith: Der Verfall des Ölpreises hat vor allem eine Ursache. Vereinfacht gesagt ist die Produktion höher als der Verbrauch. Hinter den Produktionssteigerungen steht vor allem die USA. Dort ist die Ölproduktion mit Hilfe von Schieferöl binnen weniger Jahre geradezu explodiert. Nimmt man Öl und Gas zusammen, hat die USA sogar Saudi Arabien als größten Produzenten überholt. Weil die Produktion in einzelnen Ländern auf Grund von Krisen 2012/2013 hinterher hinkte, machte sich der Aufstieg der USA für eine gewisse Zeit in den Ölpreisen nicht bemerkbar. Das hat sich 2014 geändert. Als die OPEC im vergangenen Herbst noch dazu die Förderquoten trotz sehr hoher Lagerbestände nicht senkte, gab es kein Halten mehr. Ab diesem Zeitpunkt ging es mit dem Ölpreis steil Berg ab. Jetzt haben sich die Kurse gefangen. Zu einer Trendwende würde es kommen, wenn die Produktion wieder sinkt oder die Nachfrage deutlich steigt. Da sich auf diesem Ölpreisniveau teure Förderarten nicht mehr rechnen, wird das die Fördermengen drücken. Doch insgesamt bleibt das Preisniveau wohl auf einem niedrigeren Niveau als in den Jahren vor dem Einbruch. Wir bei der DNB haben die Schätzungen für den Ölpreis für 2015 von 80 auf 70 Dollar je Barrel nach unten korrigiert. Im kommenden Jahr rechnen wir statt 85 nur noch mit 80 Dollar je Fass.
ECOreporter.de: Ist ein niedriger Ölpreis ein Antrieb für mehr Wachstum der Weltwirtschaft oder eher eine Gefährdung von Wachstum?
Judith: Der niedrige Ölpreis kommt für die globale Konjunktur wie gerufen und wird für deutliche Wachstumsimpulse sorgen. Die Länder die vom niedrigen Ölpreis profitieren, sind weit in der Überzahl. Exportierende Länder wie die Saudi Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate haben riesige Reserven und können sich einen niedrigeren Ölpreis über lange Perioden leisten. Anders sieht die Lage bei Exporteuren wie Venezuela oder Russland aus. Von dort gehen auch Risiken aus. In einer globalisierten Welt wirken sich Krisen auch weltweit aus. Wir sind auf Skandinavien fokussiert. Norwegen dürfte durch den Ölpreisverfall in eine leichte Rezession schlittern. Bei den anderen skandinavischen Ländern wirkt sich der Öldiscount positiv aus. Unter dem Strich wirkt sich die Ölpreiskorrektur für Skandinavien leicht positiv aus.
ECOreporter.de: Gefährdet ein niedriger Ölpreis nicht die Bemühungen um mehr Klimaschutz durch Unternehmen und Staaten?
Judith: Nicht nur Öl, sondern auch Kohle hat sich verbilligt. Global gesehen, wird der Verbrauch dadurch sicher steigen. Doch kurioser Weise bekommen alternative Energien in den Schwellenländern gerade durch den Preisverfall einen neuen Schub. Denn die Regierungen nützen das niedrige Preisniveau und erhöhen die Steuern auf schmutzige Energie. Gleichzeitig werden die teils sehr hohen Subventionen auf Treibstoffe reduziert oder ganz gestrichen. Die Einnahmen werden in Umweltschutz und saubere Energien investiert. Wären die Rohstoffpreise noch hoch wie vor einem Jahr, wären solche Schritte für die Konsumenten nicht tragbar. Subventionskürzungen haben wir etwa in Indonesien gesehen. Indien hat die Steuern auf Kohle erhöht. In Brasilien stiegen die Steuern auf Benzin um Ethanolprodukte kompetitiver zu machen. Solche Beispiele finden sich zuhauf.
ECOreporter.de: Mit dem Ölpreis sinkt auch der Preis für Erdgas? Was hat das für Auswirkungen?
Judith: Grundsätzlich unterstützt ein niedrigerer Gaspreis genauso wie ein niedriger Ölpreis die Konjunktur.

Foto: Gaskraftwerke von EDP. / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem niedrigen Ölpreis und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien im Stromsektor?
Judith: Der fallende Ölpreis hatte sicherlich auch fallende Kurse bei den Energietiteln zur Folge. Der niedrigere Ölpreis wird aber sicher nicht dazu führen, dass die Erneuerbaren Energien ihre Marktanteile am Energiemarkt nicht weiter ausbauen werden. Der Erneuerbare Energien-Sektor ist eng mit dem Stromsektor verbunden, für welchen der Ölpreis wiederum eine untergeordnete Rolle spielt. Kohle und Gas sind hingegen die ärgsten Wettbewerber der Strom erzeugenden Erneuerbaren Energien wie etwa Solar und Wind. Bei den zunehmend kosteneffizient aufgestellten Unternehmen der beiden vorgenannten Subsektoren, die wir für besonders zukunftsreich halten, haben wir bereits im vergangenen Jahr wieder zugekauft. Das betrifft vor allem das Solar-Universum.
ECOreporter.de: Welche Auswirkungen hat der niedrige Ölpreis eigentlich für nicht nachhaltige Branchen wie die Mineralölindustrie? Ist es noch lukrativ, Schieferöl zu produzieren oder die Arktis für Ölbohrungen zu erschließen?
Judith: Die Produktionskosten von Schieferöl liegen zwischen 30 bis zu 90 Dollar je Fass und somit weit auseinander. Dennoch dürfte die Produktion bei den meisten Hersteller auf dem aktuellen Preisniveau nicht rechnen. Tiefseebohrungen oder die Erschließung von Ölreserven in der Arktis bringen auf diesem Preisniveau kein Geld.
ECOreporter.de: Was spricht trotz des niedrigen Ölpreises aus Sicht eines Fondsmanagers für Investitionen in Nachhaltigkeit, in alternative Energie und Energieeffizienz?
Judith: Für Investitionen sprechen die Bewertungen im Energiesektor. Die befinden sich auf einem historisch niedrigen Niveau. Die auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz fokussierten Unternehmen, sind von den Preisen sehr kompetitiv und sollten sich daher auch in einem schwierigeren Umfeld gut halten. Doch Angst und Gier bewegen die Aktienmärkte. Im Bereich der Erneuerbaren ist Angst für gewöhnlich der stärkere Treiber. Wir kaufen selektiv zu. Zuletzt haben wir uns First Solar und Enel Green Power ins Depot gelegt. Beides Unternehmen die unserer Meinung langfristig zu den Gewinnern zählen.
ECOreporter.de: Welcher Sektor ist für nachhaltige Investments derzeit besonders aussichtsreich und warum?
Judith: Unser Favorit ist der Cleantech-Sektor. Die Perspektiven sind positiv. Einfach gesprochen trifft Bevölkerungswachstum auf schwindende Ressourcen. Gleichzeitig fordern die Konsumenten zunehmend eine umweltfreundliche und nachhaltige Produktion: Wo Umweltverschmutzung zur akuten Gefahr für Leib und Leben wird, nimmt der Handlungsdruck auf die Regierungen zu. Dies verdeutlicht das Beispiel „Under the Dome“, eine Dokumentation und Ursachenanalyse des Smogs in China, die an zwei Tagen mehr als 175 Millionen mal angeschaut wurde und die Suchliste auf Baidu anführt. In 90 Prozent Chinas größter Städte atmet die Bevölkerung gesundheitsschädliche Luft ein. Ein derartiger Dauerzustand würde zu sozialen Unruhen führen. Zudem breitet sich der Trend sauberer Technologien auf immer mehr Branchen aus und wird die Wirtschaft noch lange beschäftigen.
ECOreporter.de: Herr Judith, wir danken Ihnen für das Gespräch.