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„Der BKC Aktienfonds bildet unsere christliche Wertorientierung ab“ – Interview mit Andre Schettler, Bank für Kirche und Caritas (BKC)

Vor wenigen Monaten hat die Bank für Kirche und Caritas eG einen nachhaltigen Aktienfonds aufgelegt. Wir befragten Andre Schettler, Portfoliomanager der katholischen Kirchenbank aus Paderborn, unter anderem zum Nachhaltigkeitsansatz des Fonds und zum Risiko eines solchen Aktienfonds. Mehr über die Bank für Kirche und Caritas (BKC) erfahren Sie in diesem  Kurzportrait (Link entfernt).


ECOreporter.de: Welche Anlagestrategie fährt der BKC Aktienfonds? Inwiefern setzt er regionale Schwerpunkte bevorzugt er bestimmte Sektoren? Investiert der Fonds auch andere Wertpapiere als Aktien?

Andre Schettler:  Wie die meisten Aktienfonds strebt auch der BKC Aktienfonds einen möglichst hohen Wertzuwachs für seine Investoren an. Erreicht werden soll dies durch eine regionen- und branchenübergreifende Streuung des Fondskapitals. Schwerpunktregionen bilden Europa und die USA. Der Fonds orientiert sich dabei an einer Benchmark bestehend aus dem STOXX Europe 600 Index (70 Prozent) und dem S&P 500 Index (30 Prozent). Bestimmte Branchen werden indessen nicht bevorzugt, sondern werden abhängig von der jeweiligen Kapitalmarkteinschätzung taktisch gewichtet.
Wir bevorzugen bei der Auswahl der Einzeltitel Unternehmen, bei denen Profitabilität, Finanzkraft sowie Kontinuität von Wachstum und Gewinnen in einem attraktiven Verhältnis zum Preis stehen. Ein besonderer Fokus liegt zudem auf der Ausschüttungs- und Dividendenpolitik des Unternehmens. Neben vielen quantitativen Kriterien achten wir bei der Unternehmensselektion auch auf die Qualität des Geschäftsmodells und investieren nur in Unternehmen, die den Anforderungen unseres BKC Nachhaltigkeitskonzepts entsprechen.
In andere Anlageklassen - außer Aktieneinzelwerte - soll das Fondskapital grundsätzlich nicht investiert werden.

ECOreporter.de: Was macht den BKC Aktienfonds zu einem nachhaltigen Anlageprodukt? Werden Ausschlusskriterien angewendet?

Schettler:  Bei den Anlageentscheidungen für den BKC Aktienfonds werden die gleichen strengen Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt, wie sie auch in den Eigenanlagen der Bank für Kirche und Caritas Anwendung finden. Wir haben uns dabei für eine Kombination von Ausschlusskriterien mit einem „Best-in-Class“-Ansatz entschieden, die mit den Nachhaltigkeitsratingagenturen EIRIS und imug kompetent umgesetzt wird. Diese bewerten die Nachhaltigkeit der Emittenten auf kontinuierlicher Basis und die Ergebnisse sind für uns tagesaktuell abrufbar. Zu den Ausschlusskriterien bei Unternehmen zählen etwa Rüstung und Militär, Bau und Betrieb von Kernreaktoren, Glücksspiele, Tabak und Pornographie, jeweils inklusive einer jeweiligen Toleranzgrenze von fünf Prozent der Umsätze. Keine Toleranz gibt es etwa bei den Ausschlusskriterien Abtreibung und ausbeuterische Kinderarbeit.

ECOreporter.de: Zu den aktuell größten Positionen im Portfolio des Fonds gehört mit Apple einer der am kontroversesten diskutierten Konzerne. Die Liste der Vorwürfe ist vielfältig und lang: Missbrauch der Marktmacht, Arbeitsrechtsverstöße, Ausbeutung bei Zulieferbetrieben, Umweltzerstörung, fragwürdige Steuersparmodelle usw. Die Aktie von Apple flog daher 2014 aus einigen Nachhaltigkeitsfonds. Was qualifiziert die Aktie für den BKC Aktienfonds?

Schettler:  Grundlage für die Inklusion eines Titels in unser Universum ist die Bewertung der von uns beauftragten Ratingagenturen auf Basis unseres Nachhaltigkeitsverständnisses, welches sich in einer Liste von Ausschluss-, Positiv- und Negativkriterien wiederspiegelt. Dieses Nachhaltigkeitsverständnis kann sich von denen anderer Anbieter oder Investoren natürlich grundlegend unterscheiden, da es keine feste Definition von Nachhaltigkeit in Hinblick auf bestimmte Kriterien gibt. Zum Beispiel bildet das Kriterium Steuerflucht bzw. Steuersparmodelle für uns gegenwärtig noch keinen Ausschlussgrund. Obgleich wir eine Umsetzung des Kriteriums derzeit prüfen. Auf der anderen Seite schließen wir z.B. Unternehmen aus, die nachweislich an der Verwendung embryonaler Stammzellen beteiligt sind.     
Ein Kriterium, bei der unsere christliche Wertorientierung innerhalb des Nachhaltigkeitsfilters besonders zum Ausdruck kommt, aber wiederum bei anderen Anbietern möglicherweise keine Rolle spielt und die entsprechenden Unternehmen gegebenenfalls investierbar sind.

Bildhinweis: Apple-Shop in New York. / Quelle: Unternehmen

ECOreporter.de: Wer kontrolliert, ob das Portfolio auch den Nachhaltigkeitsvorgaben entspricht? In welchen Abständen?

Schettler:  Die Bank für Kirche und Caritas besitzt mit der Stabsstelle Nachhaltige Geldanlagen eine eigens für diese Thematik ausgerichtete Abteilung, die von Herrn Dr. Helge Wulsdorf prominent besetzt ist und von ihm geleitet wird. Hier wird in halbjährlichen Abständen kontrolliert, ob die im Bestand gehaltenen Emittenten weiterhin den BKC Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Zusätzlich findet natürlich auch zwischenzeitlich vor jeder Neuinvestition eine entsprechende Prüfung statt.   

ECOreporter.de: Inwiefern erfolgt bei diesem Fonds auch eine Art von Engagement?

Schettler:  Über die Investitionen die im BKC Aktienfonds getätigt werden, erfolgt derzeit noch kein Engagement.

ECOreporter.de: Was unterscheidet diesen Nachhaltigkeitsfonds von den vielen anderen auf dem Markt?

Schettler:  Wie bereits angesprochen, unterscheidet sich unser Nachhaltigkeitsverständnis von dem anderer Anbieter. Um nun das Produktspektrum für unsere Kunden zu erweitern ohne dabei Reibungsverluste auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit in Kauf zu nehmen, haben wir uns dazu entschlossen, einen eigenen Aktienfonds aufzulegen, der 1:1 die christliche Wertorientierung abbildet, für die die Bank für Kirche und Caritas steht. Bei der Auflegung des Fonds haben wir besonderen Wert auf eine schlanke Struktur gelegt, um Anlegern eine kostengünstige Alternative im Bereich Aktienfonds zu bieten, ohne dabei auf ein aktives Fondsmanagement zu verzichten. Langfristig streben wir eine laufende Kostenquote von weniger als 0,8 Prozent an und sind überzeugt, den Anlegern aufgrund unserer Anlagestrategie langfristig sowohl aus Sicht der Nachhaltigkeit, als auch mit Blick auf die Rendite einen Mehrwert liefern zu können, z.B. im Vergleich zu einem passiven Aktienengagement wie einem ETF.  

ECOreporter.de: Anleger legen derzeit großen Wert auf Sicherheit. Was spricht deshalb oder trotzdem für das Investment in einen nachhaltigen Aktienfonds? Sind Festanlagen und Rentenfondsinvestments nicht die sichere Alternative?

Schettler:  Ich würde fast sagen, dass deutsche Anleger nicht nur derzeit, sondern grundsätzlich großen Wert auf Sicherheit legen. Das muss nicht unbedingt falsch sein, aber leider wird zu oft die persönliche Risikobereitschaft mit der tatsächlichen Risikotragfähigkeit verwechselt. Dies führt dazu, dass Anleger trotz eines anhaltenden Niedrigzinsumfelds einen Großteil ihres Vermögens weiter auf Sparbüchern und in Festgeldanlagen halten. Der Begriff Risiko steht dabei stellvertretend für Schwankungen (oder Volatilität) und es ist allgemein bekannt, dass Aktien stärker schwanken als z. B. Rentenanlagen. Wer sein Geld heute mit dem Wissen anlegt, es in drei Monaten oder einem Jahr wieder zu brauchen, muss sich über solche Schwankungen Gedanken machen, da das Risiko eines Kapitalverlusts bei stärker schwankenden Anlageformen auf kurze Zeiträume entsprechend höher ist. Wer sein Geld allerdings langfristig anlegen kann, um ein Vermögen aufzubauen oder um für das Alter vorzusorgen, der muss sich über diese kurzfristigen Schwankungen weniger Sorgen machen. Es ist statistisch bewiesen, dass das Kapitalverlustrisiko bei Aktienanlagen ab einem Anlagehorizont von 10 bis 12 Jahren nahe 0 liegt. Gleichzeitig ließen sich über die letzten Jahrzehnte mit Aktien deutlich höhere durchschnittliche Renditen erzielen als mit vermeintlich sicheren Rentenanlagen. Das sind gewichtige Argumente für eine Investition in Aktien.
Dazu kommt, dass im aktuellen Kapitalmarktumfeld mit extrem niedrigen Zinsen nach Abzug von Inflation und Kosten bei den meisten Rentenfonds oder Festgeldanlagen kaum noch was von der laufenden Rendite übrig bleibt.
Aktien bzw. Aktienfonds beweisen sich besonders in diesem Umfeld durch die Möglichkeit einer Beteiligung am Unternehmensgewinn in Form einer Dividende als eine attraktive Alternative für Anleger, die auf eine stetige Ausschüttung von Investmenterträgen setzen wollen, ohne dabei auf den realen Erhalt des Vermögens verzichten zu müssen. Beim BKC Aktienfonds z.B. beträgt die Dividendenrendite im Moment ca. 3,6 Prozent. Zum Vergleich: die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen beträgt aktuell ca. 0,37 Prozent.

ECOreporter.de: Herr Schettler, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Basisinfos zum BKC Aktienfonds (ISIN DE000A1111H6):

Zielgruppe des Angebots
Private und institutionelle Investoren mit einem Anlagehorizont von mindestens sieben Jahren und einer erhöhten Risikobereitschaft.

Mindestsumme
Keine Mindestsumme; Investitionen ab 1 Anteil möglich.

Ausgabeaufschlag
2,00 Prozent

Gebühren
Laufende Kosten aktuell bei 0,9 Prozent.

Ertragsverwendung
ausschüttend
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