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„Der Best-in-Class-Ansatz sorgt dafür, dass sich kontroverse Branchen um mehr Nachhaltigkeit bemühen“ - Rainer Baumann, Sustainable Asset Management (SAM)

Die für Besucher kostenlose Messe Grünes Geld Freiburg im Historischen Kaufhaus am Münsterplatz bietet Neueeinsteigern wie Finanzprofis einen aktuellen Überblick über Trends, Angebote und Akteure auf dem nachhaltigen Finanzmarkt in Europa. Die Veranstaltung mit mehr als 30 Ausstellern wird von einem umfangreichen Vortragsprogramm umrahmt (mehr dazu erfahren Sie Opens external link in new windowhier).

ECOreporter.de: Was ist das Kerngeschäft von Sustainable Asset Management (SAM)?

Rainer Baumann:
SAM ist eine Investmentboutique und konzentriert sich seit 1995 ausschließlich auf nachhaltiges Investment. Das Angebot umfasst Investmentfonds, Indizes und Private-Equity-Beteiligungen. Zudem öffnet SAM institutionellen Investoren in Europa, den USA sowie dem asiatisch-pazifischen Raum Zugang zu verschiedenen Themen- und Anlagestrategien.
In Kooperation mit Dow Jones Indexes publiziert und lizenziert SAM die weltweit anerkannten Dow Jones Sustainability Indices (DJSI) sowie maßgeschneiderte Sustainability Benchmarks (= Vergleichswerte anhand derer die Kursentwicklung von Aktien nachhaltig wirtschaftender Unternehmen gemessen werden kann Anm. d. Red.) Die Research-Abteilung von SAM analysiert jährlich mehr als 2.000 börsennotierte Unternehmen. Dadurch entstand über die Jahre eine der weltgrößten Datenbanken für Nachhaltigkeit. Diese Analyse-Ergebnisse und die Nachhaltigkeitsdaten fließen in die von SAM angebotenen Anlagelösungen ein. SAM ist eine Tochtergesellschaft des niederländischen Finanzdienstleisters Robeco, der wiederum zur Rabobank-Gruppe gehört. Innerhalb von Robeco ist SAM das Kompetenzzentrum für Clean Tech Private-Equity.

ECOreporter.de: Macht es angesichts der krisengeschüttelten Börsenkurse und der schwachen Rentenpapiere derzeit überhaupt Sinn, Geld in Wertpapieren anzulegen?

Baumann: Das gegenwärtige Aktienmarktumfeld ist in der Tat sehr schwierig, und wir erwarten auch nicht, dass die gegenwärtige starke Risikoinversion der Anleger schnell drehen wird. Wir haben uns deshalb in den von uns verwalteten Fonds entsprechend defensiv positioniert, setzen auf Substanzwerte mit stabilen Erträgen.

ECOreporter.de: Inwiefern bietet nachhaltiges Investment Antworten auf die Herausforderungen der Staatsschuldenkrise und inwiefern können Nachhaltigkeitsstrategien sich hier bewähren?

Baumann: Anleger haben sich in den vergangenen Jahren stark in Staatsanleihen engagiert, auch im Glauben, damit in risikofreie Anlagen zu investieren. Wie wir derzeit sehen, ist dies nicht der Fall. Einigen überschuldeten Staaten müssen Schulden erlassen werden. Aktien erzielen im Vergleich zu Staatsanleihen im Schnitt sehr attraktive Renditen. Das gilt insbesondere für die Aktien von Firmen, die sich durch solides, nachhaltiges Wirtschaften auszeichnen. In unserer Studie „Alpha durch Nachhaltigkeit“ haben wir dokumentiert, dass führende Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit einen robusteren Kursverlauf aufwiesen als nicht so nachhaltig geführte Unternehmen.

ECOreporter.de: Welche Bedeutung haben Nachhaltigkeitsindices für den nachhaltigen Finanzmarkt?

Baumann:
Mittlerweilen sind mehr 8 Milliarden US-Dollar in Finanzprodukte investiert, die auf dem DJSI basieren. Zudem stellen wir fest, dass immer mehr institutionelle Anleger - beispielsweise der schweizerische AHV-Ausgleichsfonds - nur noch in den Aktien investieren, die im DJSI enthalten sind. Für uns ist das ein klares Zeichen dafür, dass Nachhaltigkeitsindizes an Bedeutung gewonnen haben.

ECOreporter.de: Wie ist der DJSI World durch die jüngsten Börsenturbulenzen im Zuge der Staatsschuldenkrise gekommen und welche Wertentwicklung hat der Index seit seinem Start genommen?

Baumann: Im Vergleich zum MSCI World hat der DJSI World etwas schlechter abgeschnitten. Betrachtet man die bisherige Entwicklung beider Indizes im laufenden Jahr verlor der DJSI bis zum 31. August 13,6 Prozent. Im gleichen Zeitraum büßte der MSCI World 12,2 Prozent ein. Seit der Erstauflage Ende August 1999 steht verlor der in Euro berechnete DJSI World 14,6 Prozent. Demgegenüber schlagen beim MSCI World 12,8 Prozent Verlust zu Buche. Betrachtet man die beiden Indizes in US-Dollar, schnitten sie seit ihrer Erstauflage deutlich besser ab, wobei auch hier der MSCI marginal besser war als der DJSI. Während der auf US-Dollar lautende DJSI 8,5 Prozent Wertsteigerung aufweist liegt der Vergleichsindex MSCI bei 10,7 Prozent.  Wir sehen den DJSI allerdings auch nicht als „Performance-Maschine“ an.

ECOreporter.de: Der Index steht bisweilen in der Kritik, weil auch Unternehmen aus wenig nachhaltigen Branchen wie Öl- oder Atomindustrie vertreten sind. Inwiefern können diese Branchen einem konsequenten Nachhaltigkeitsanspruch genügen?
Baumann: Die DJSI-Familie wird nach dem Best-In-Class Prinzip zusammengestellt. Das heißt, dass keine Branche per se ausgeschlossen wird - auch nicht Öl- und Gaskonzerne oder andere kontroverse Industrien. Allerdings werden nur die Unternehmen in den DJSI World aufgenommen, die innerhalb ihrer Branche unserer Nachhaltigkeitsanalyse zufolge zu den Besten zehn Prozent ihres jeweiligen Sektors gehören. Über diesen Ansatz soll ein Wettbewerb um einen Platz im DJSI entstehen – und das ganz bewusst in allen Branchen. Wären Branchen von Beginn an ausgeschlossen, hätten Unternehmen dieser Branchen keinen Anreiz, sich zu verbessern.
Es ist uns über die Jahre tatsächlich gelungen, einen branchenübergreifenden Wettbewerb um die Plätze im DJSI zu lacieren. Die Unternehmen müssen sich immer stärker um ihren Platz im Index bemühen.

ECOreporter.de: Was spricht dagegen, diese Brachen vor dem Hintergrund der jüngsten Naturkatastrophen grundsätzlich auszuschließen?

Baumann:
Wichtig ist, dass das Thema Nachhaltigkeit in allen Branchen angepackt wird. Dank des Wettbewerbs um die DJSI-Plätze leisten wir dazu einen beträchtlichen Beitrag. Stellen Sie sich einfach eine Welt ohne DJSI vor. Dass sich auch Unternehmen aus kontroversen Industrien in Bezug auf Nachhaltigkeit beziehungsweise den DJSI verbessern wollen und müssen, kann nur im Sinne aller sein.

ECOreporter.de: Warum sind im jüngst neu zusammengestellten DJSI World vergleichsweise wenige deutsche Unternehmen enthalten?

Baumann: Gemessen an der Markkapitalisierung, also dem jeweiligen Börsenwert des Unternehmens, gibt es 60 deutsche Konzerne, die als Kandidaten für die Aufnahme in den DJSI in Frage kommen. Tatsächlich in den Index geschafft haben es 21 Unternehmen. Das entspricht einer Quote von 35 Prozent. Damit liegt Deutschland weltweit auf einem guten vierten Platz hinter Spanien mit 80 Prozent auf dem ersten Rang, den Niederlanden mit 51 Prozent auf dem zweiten Platz und Großbritannien, das mit 37,8 Prozent den dritten Rang einnimmt.

ECOreporter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in Freiburg präsentieren und mit welcher Erwartung kommen Sie zu der Veranstaltung?

Baumann:
Im Zentrum wird der SAM Smart Energy Fonds stehen. Dabei handelt es sich um einen Investmentfonds, der in die vier Themenbereiche erneuerbare Energien, dezentrale Energiesysteme, Erdgas und Energieeffizienz investiert. Im Blickpunkt stehen die Aktien von Unternehmen aus den Branchen Solar- und Windenergie und Anbieter elektrischer Infrastruktur. Wir kommen mit der Erwartung nach Freiburg dort auf interessierte und informierte Investoren zu treffen, die unseren Ansatz verstehen und schätzen.

Herzlichen Dank für das Gespräch Herr Baumann!

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