Erneuerbare Energie

„Der Bereich Erneuerbare Energie wird in den nächsten Jahren der einzige stabile Wirtschaftsbereich sein“ – ECOreporter.de-Interview mit Peter Heidecker, Chorus-Gruppe

Die Münchener Chorus-Gruppe investiert in Umwelttechnologien, modern „Clean Tech“ genannt. Wesentlicher Bestandteil des Investmentuniversums sind junge Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien-Branche. ECOreporter.de sprach mit Chorus-Geschäftsführer Peter Heidecker über seine Markteinschätzung und den Publikumsfonds Chorus CleanTech Equity 2.

ECOreporter.de: Herr Heidecker, wie ist Ihr Beteiligungsangebot aufgebaut?

Peter Heidecker: Wir haben einen geschlossenen Fonds aufgelegt, den Chorus CleanTech Equity 2. KG. Das Beteiligungsangebot investiert in ausgesuchte Equity-Beteiligungsgesellschaften, die sich ihrerseits an geeigneten Zielunternehmen beteiligen und diese bis zum Verkauf begleiten – also bis zum so genannten „Exit“. Das bringt eine breite Streuung der Fondsmittel mit sich.

An unserem Publikumsfonds können sich Anleger ab 10.000 Euro beteiligen, in Einzelfällen schon ab 5.000 Euro. Für Familie-Offices, Stiftungen und andere bieten wir ab einer Beteiligungssumme von 1,5 bis 2 Millionen Euro so genannte „Private Placement“-Konzeptionen an. Dabei wird in die gleichen Equity-Beteiligungsgesellschaften (auch Zielfonds genannt) investiert. Mit einer überschaubaren Beteiligungssumme und verhältnismäßig geringen Kosten ist eine solide Diversifizierung erreichbar.

ECOreporter.de: Warum ist der Bereich Erneuerbare Energie für Sie interessant?
Heidecker: Er wird in den nächsten Jahren der einzige stabile Wirtschaftsbereich sein. Da in den weltweiten Konjunkturprogrammen auch energiepolitische Komponenten enthalten sind, wird „CleanTech“ durch die Bankenkrise mittelfristig eher unterstützt als gebremst.

ECOreporter.de: Wie viel Geld wollen Sie investieren?
Heidecker: Bis zum Sommer 2009 rechnen wir mit einem Fondsvolumen von 10 bis 15 Millionen Euro. Das Geld wollen wir in drei oder vier so genannte Zielfonds mit jeweils 10 bis 15 Zielunternehmen investieren.

ECOreporter.de: Was wird die Erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren vorantreiben?
Heidecker: Nicht nur der neue US-Präsident Obama sieht einen von Öl- und Gasimporten unabhängigen Staat als Ziel. Auch die großen Schwellenländer, selbst wenn die Konjunktur sich dort etwas abschwächt, haben einen Energiehunger, der wächst und durch herkömmliche Energiegewinnung aus knapper werdenden fossilen Energieträgern nicht zu stillen ist.

ECOreporter.de: Welche Branchen der Erneuerbaren Energien halten Sie für besonders aussichtsreich?
Heidecker: Für besonders aussichtsreich halten wir nach wie vor die Solarbranche, insbesondere im Hinblick auf Kostenreduzierung bei der Produktion der Module. Auch Themen wie Wasser und Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz haben eine gute Perspektive.

ECOreporter.de: Legen Sie bei den Investments Schwerpunkte auf bestimmte Regionen?
Heidecker: Bisher sind die USA weit hinter Europa hergehinkt, das wird sich unserer Ansicht nach mit dem neuen US-Präsidenten Obama schon bald ändern.


ECOreporter.de: Mit welchem Zeithorizont investieren Sie?
Heidecker: Nach empirischen Untersuchungen sind im Allgemeinen die wesentlichen Rückflüsse bereits nach drei bis fünf Jahren zu erwarten.


ECOreporter.de: Wo sehen Sie bei den Erneuerbaren Energien Risiken?
Heidecker: Das größte Risiko besteht darin, in Unternehmen zu investieren, die noch nicht über ausgereifte Technologien verfügen, sondern sich noch in der Entwicklungs- und Erprobungsphase befinden. Deshalb steht bei der Chorus CleanTech Equity 2. KG die Wachstumsfinanzierung im Fokus. Das heißt: Keine Finanzierung sehr früher Phasen, die Fachleute „Seed“ nennen bzw. „Early Stage“. Die Unternehmen dürfen keine wesentlichen technologischen Risiken aufweisen, sie müssen eine klare Expansionsstrategie haben, so dass ein lukrativer Verkauf zeitnah möglich ist. Diese außerbörslichen Wachstumsfinanzierungen im Bereich CleanTech bieten bei geringen technologischen Risiken außergewöhnliche Renditechancen - im hohen zweistelligen Bereich.


ECOreporter.de: Welche Besonderheiten hat das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens gegenüber dem anderer Akteure auf dem Markt für Private Equity und Venture Capital?
Heidecker: Wir investieren nicht alleine in Zielunternehmen, sondern zusammen mit großen institutionellen Anlegern in bereits erfolgreiche Zielfonds.


ECOreporter.de: Auch Erneuerbare Energien sind von der Finanzkrise betroffen. Welche Auswirkungen hat dies auf Ihr Beteiligungsverhalten?
Heidecker: Es ist empirisch nachgewiesen, dass Private Equity-Investitionen während Krisenzeiten besonders renditestark sein können, weil die Bewertungen und damit die Einkaufspreise selbst wirtschaftlich starker Unternehmen relativ gering sind. Das Ende des Verkäufermarktes, zum Beispiel im Solarmodulbereich, führt letztendlich dazu, dass kostenreduzierende Innovationen eher größere Marktdurchdringungschancen haben als vorher. Im Übrigen sehen wir, dass Banken noch am ehesten z. B. Solarparks finanzieren, weil dort die Cash Flows am stabilsten sind.


ECOreporter.de: Wir wird sich ein Ölpreis von 40 bis 100 Dollar je Barrel auf die Entwicklung der Erneuerbaren Energien auswirken?
Heidecker: Grundsätzlich gilt: Je höher der Ölpreis, desto interessanter sind auch Investitionen in CleanTech. Allerdings glaubt niemand ernsthaft, dass der Ölpreis bei 40 Dollar je Barrel bleiben wird. Öl ist und bleibt knapp. Außerdem profitieren Erneuerbare Energien noch immer von klimapolitischen Zielen und dem Wunsch nach größerer Unabhängigkeit von unsicheren Energielieferanten.




Unternehmensporträt

Die bankenunabhängige Chorus-Gruppe wurde 1998 gegründet. Geschäftsführer sind Heinz Jarothe und Peter Heidecker, diese sind mit 10 bzw. 15,1 Prozent an dem Unternehmen beteiligt. Der Rest der Anteile wird von zwei Familien-Holdings gehalten, an denen Heidecker wiederum jeweils Minderheitsbeteiligungen hält.

Bis 2009 platzierte die Chorus-Gruppe in unterschiedlichen Anlagesegmenten ein Fondsvolumen von insgesamt über einer halben Milliarde Euro Eigenkapital. Zusammen mit dem Vertrieb der Fonds übernimmt sie in der Regel auch die Verwaltung und die Betreuung der Anleger.

Seit Ende 2005 beschäftigt sich die Chorus-Gruppe intensiv und heute praktisch ausschließlich mit dem Thema Umweltfonds.

Den Chorus Equity CleanTech KG, ein Private Equity Dachfonds im Umweltbereich, platzierte sie von Herbst 2007 bis Mitte 2008. 2009 bietet Chorus den Nachfolgefonds Chorus Equity CleanTech GmbH & Co. 2. KG an. Chorus ist auch im Bereich Solarfonds aktiv.
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