Anleihen / AIF

"Der Bedarf an Wasser-Technologien und -Dienstleistungen steigt rasant" - ECOreporter.de-Interview mit Christian Göbel, Trendinvest Beratungs GmbH



ECOreporter.de: Herr Göbel, die heißen Sommertage müssten eigentlich den Durst der Anleger auf Ihren Wasserfonds antreiben, oder?

Göbel: Auch unabhängig davon können wir feststellen, dass das Interesse am Thema Wasser in der Finanzbranche zunimmt. So haben wir in unserem TIV Trendinvest Umweltfonds Wasser 2 in den letzten Monaten trotzt Finanzkrise sehr positive Zuflüsse verzeichnen können. Im Juni haben wir diesen Wasserfonds geschlossen und freuen uns schon auf die Resonanz auf unseren TIV Trendinvest Umweltfonds Wasser 3, der im August in den Vertrieb geht.

ECOreporter.de: Welchen inhaltlichen Schwerpunkt wird der neue Fonds haben?

Göbel: Wie in unseren beiden vorherigen Fonds werden wir uns auch in unserem dritten Umweltfonds auf das Thema Wasser konzentrieren. Der TIV Trendinvest Umweltfonds Wasser 3 wird in ertragstarke und nachhaltige Projekte der Wasserwirtschaft im industriellen, kommunalen und landwirtschaftlichen Bereich investieren.

ECOreporter.de: Werden Sie sich wiederum rein auf die Abwasserbehandlung konzentrieren?

Göbel: Nein, in unserem neuen Fonds haben die Anleger die Möglichkeit, von dem gesamten Marktpotenzial der Wasserwirtschaft zu profitieren. Neben der Abwasserbehandlung sind auch Zielinvestitionen in die Bereiche Meerwasserentsalzung und Trinkwasseraufbereitung, Prozesswasseraufbereitung, Sanierung und Optimierung kommunaler Kanalnetze und die Gewässersanierung geplant.

ECOreporter.de: Warum ist der Wassermarkt aus Ihrer Sicht so interessant?

Göbel: Auch in Krisenzeiten ist sauberes Wasser unverzichtbar und Abwasser unvermeidbar. Zudem steigt der Bedarf an entsprechenden Technologien und Dienstleistungen rasant. Das Marktvolumen der weltweiten Wasserwirtschaft wird auf ca. 190 Milliarden Euro geschätzt. Aufgrund von gesetzlichen Änderungen, dem Bevölkerungswachstum und zunehmender Industrialisierung geht die Bundesregierung von einem Anstieg auf ca. 480 Milliarden Euro in 2020 aus.

ECOreporter.de: Wie investieren Sie in diesen Markt?

Göbel: Das Problem der Wasserbranche ist nicht, dass es keine Nachfrage nach effizienten und effektiven Technologien gibt. Woran es fehlt, ist meist die Finanzierung dieser Technologien und Projekte. Insbesondere im industriellen Bereich stellen Wasser- und Abwasserprozesse Sekundärprozesse dar, in denen Unternehmen nicht gerne ihr Kapital binden. Um diese Technologien im Rahmen von Dienstleistungsmodellen anbieten und einsetzen zu können, müsste der Hersteller die entsprechende Investition tätigen. Das scheitert häufig an der notwendigen Bankfinanzierung der in der Regel mittelständischen Unternehmen. Und hier kommen dann unsere Fonds ins Spiel. Wir gehen entweder direkt in die Investition, d.h. wir erwerben die entsprechende Technologie und vermieten sie an einen Betreiber. Oder wir stellen über Unternehmensbeteiligungen das notwendige Eigenkapital zur Verfügung, um Projekte gemeinsam mit dem Hersteller und dem Betreiber zu realisieren.


ECOreporter.de: Das klingt nach einem sinnvollen Konzept für alle Beteiligten. Dennoch schreckte die Nachricht auf, der Lieferant Ihrer Anlagen habe Konkurs angemeldet. Kennen Sie die Gründe?

Göbel: In der Tat hat der Hersteller und Betreiber, mit dem wir in unserem TIV Wasser 1 zusammengearbeitet haben, Anfang Juni Insolvenz angemeldet. Der Grund lag in einer misslungenen Kapitalerhöhung, die seit langem geplant war. Ob dies jedoch auf die Strategie und das Management des Unternehmens oder die generelle Wirtschaftskrise zurückzuführen ist, kann ich nicht beurteilen. Aufgrund der sich abzeichnenden Situation haben wir bereits Mitte letzten Jahres keine neuen Projekte mehr mit diesem Partner realisiert.

ECOreporter.de: Was bedeutet das für den TIV Trendinvest Umweltfonds Wasser 1?

Göbel: Durch die ausbleibenden Mieten konnten wir die Auszahlungen an die Anleger seit Februar dieses Jahres nicht mehr leisten. Infolge der damals bereits drohenden Insolvenz haben wir die Mietverträge mit diesem Unternehmen gekündigt und prüfen derzeit in Zusammenarbeit mit unserem Beraternetzwerk neue Einsatzmöglichkeiten für die Anlagen.

ECOreporter.de: Inwieweit sind die Anleger finanziell betroffen?

Göbel: Bis wir die Anlagen neu vermieten können, werden keine Auszahlungen an die Anleger geleistet. Damit unsere Anleger jedoch keinen finanziellen Schaden haben, werden wir die Laufzeit des Fonds um genau diese Dauer verlängern, so dass die prognostizierte Gesamtrückzahlung erreicht wird.

ECOreporter.de: Arbeiten die Anlagen derzeit?

Göbel: Nein. Die Anlagen stehen größtenteils auf dem Gelände des Herstellers und werfen daher zurzeit keine Rendite ab.

ECOreporter.de: Ist der Fonds Eigentümer der Anlagen, hat er die Verfügungsmacht darüber?

Göbel: Ja, selbstverständlich ist der Fonds Eigentümer der Anlagen. Hierin unterscheidet sich unser Fondskonzept von anderen, die in einer solchen Lage ins Wanken geraten würden. Wir haben ja nicht in das nun insolvente Unternehmen investiert, sondern haben eine Hardware gekauft, die wir nun neu nutzen werden. Derzeit sind uns dabei die Hände noch gebunden, weil der vorläufige Insolvenzverwalter unsere Anlagen erst nach der Insolvenzeröffnung freigeben kann.

ECOreporter.de. Welche Möglichkeiten sehen Sie nun für einen weiteren Einsatz der Anlagen - oder wollen Sie die verkaufen?

Göbel: In der Tat haben sich einige Interessenten bei uns gemeldet. Das sind vorwiegend potenzielle Kunden des Herstellers, welche nun aufgrund der Insolvenz mit ihrem Kaufangebot direkt an uns herantreten. Wir sind mit diesen Interessenten in Gesprächen, um alle Möglichkeiten für unseren Fonds auszuloten. Die größten Chancen sehen wir jedoch in einem langfristigen Einsatz im landwirtschaftlichen Bereich.

ECOreporter.de: Um es noch einmal klarzustellen: Wer trägt die finanzielle Last durch die Pause für die Anlagen?

Göbel: Unterm Strich kommen die Anleger auf ihre prognostizierte Gesamtauszahlung, da die Zeit, in der die Anleger auf ihre Auszahlungen verzichten müssen, als Laufzeitverlängerung hinten angehängt wird. Zwar fallen in der Phase bis zur Neuvermietung Kosten an, z.B. für das Umsetzen der Anlagen, deren mögliche Instandsetzung, Um- oder Aufrüstung je nach geplantem Wiedereinsatz. Aber all diese Kosten wirken sich nicht negativ auf unsere Anleger aus, denn wir als Initiator finanzieren diese Kosten vor und gleichen diese erst wieder aus, wenn die prognostizierten Gesamtauszahlungen an die Anleger erfolgt sind.

ECOreporter.de: Einerseits sehr honorig und durchaus vorbildlich. Andererseits fragt man sich natürlich, warum Sie alles auf eine Karte gesetzt haben und nur einen Anbieter beauftragt hatten?

Göbel: Sie haben Recht: Das Risiko, eine Fondskonstruktion auf nur einen Partner aufzubauen und alles auf diesen Partner zuzuschneiden, war sicherlich nicht optimal. Wir haben aber von Anfang an parallel weitere Partnerschaften in der Wasserwirtschaft aufgebaut. Die Ausgangssituation des Partnerunternehmens mit seinen damaligen guten Aussichten ließ nicht erahnen, dass uns dieser Partner so schnell wegbrechen würde.

ECOreporter.de: Wie reagieren die Anleger und Vermittler?


Göbel: Wir haben unseren Anlegern und Vermittlern gegenüber immer versucht, möglichst transparent und offen zu kommunizieren. Auch in der jetzigen Situation, die für alle Beteiligten alles andere als angenehm ist, legen wir großen Wert auf eine klare und ehrliche Informationspolitik. Natürlich ist niemand wirklich begeistert über die derzeitige Situation. Viele unsere Anleger und Vermittler haben unter den Auswirkungen der Finanzkrise sehr zu leiden und reagieren verständlicherweise sehr sensibel auf derartige Störungen. Wir haben jedoch ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen und nehmen konstruktive Kritik aus dieser Richtung gerne an. Trotz dieser schwierigen Zeit haben wir es geschafft, das Vertrauen unserer Kunden aufrecht zu erhalten und aufgrund unseres aktiven Krisenmanagements sogar zu stärken.

ECOreporter.de: Bei allem Aufwand, der Ihnen nun zusätzlich entsteht: Beinhaltet die Situation auch Chancen?

Göbel: Aber natürlich. Wir wissen, welches Potenzial der Wassermarkt hat und sehen insbesondere im Verbund mit unseren renommierten Netzwerkpartnern sehr gute Chancen, dieses Potenzial auch langfristig im Sinne unserer Anleger zu nutzen. Wir haben uns als erster und bislang einziger Initiator im geschlossenen Fondsbereich auf die Wasserbranche spezialisiert, d.h. wir haben einiges an Lehrgeld zahlen müssen und konnten uns nicht an anderen Fonds orientieren. Wir würden uns aber natürlich nicht so stark engagieren und selbst finanziell in Vorleistung gehen, wenn wir nicht von unserem Konzept überzeugt wären.

ECOreporter.de:Welche Chancen wollen Sie in Zukunft als Fondsinitiator nutzen? Haben Sie für weitere Fonds neue Geschäftsbereiche im Auge?

Göbel: Wasser ist und bleibt der Fokus unserer Investments. Hier haben wir eine langjährige Erfahrung und das notwendige Netzwerk in der Branche. Darauf aufbauend werden wir allerdings in Kürze zusätzlich mit einem Produkt an den Markt gehen, in dem wir über Genussrechte Cleantech-Projekte finanzieren werden. Neben dem Bereich Wasser werden wir unser Tätigkeitsfeld um die Themen Energie und Recycling erweitern.

ECOreporter.de: Wie hängen die Bereiche Wasserbehandlung und Energieerzeugung zusammen?

Göbel: Wenn man wie wir projektbezogen denkt, lassen sich die Themen Wasser und Energie nicht von einander trennen. Zur Wasser- und Abwasseraufbereitung ist einerseits Energie notwendig, d.h. Energieeffizienz spielt hier eine wichtige Rolle. Andererseits kann man aber auch aus Abwasser Energie gewinnen, beispielsweise durch Rückgewinnung und Verwertung der im Abwasser vorhandenen Biomasse. Im Endeffekt geht es doch immer um die Steigerung der Ressourceneffizienz. Und dafür ist die Nutzung von Synergien unterschiedlicher Umwelttechnologien ganz entscheidend.

ECOreporter.de: Wie stellen Sie die fachliche Qualität der künftigen Projekte sicher; haben Sie wissenschaftliche Begleitung in der Hinterhand?

Göbel: Wir arbeiten hier u.a. mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg, dem Gemeinnützigen Institut Wasser und Boden e.V. sowie dem Technologie-Transfer-Zentrum (ttz) Bremerhaven zusammen. Sie beraten uns sowohl bei der Bewertung bestimmter Technologien und Verfahren als auch bei der Beurteilung konkreter Projekte.

ECOreporter.de: Neben technischer Kompetenz ist, wie man bei Fondsinitiatoren immer wieder sieht, eine Vernetzung wichtig für das Management. Wie sind Sie hier aufgestellt?

Göbel: Ohne Beziehungen und Netzwerke geht heute nichts mehr. Wir sind u.a. über unsere Mitgliedschaften bei der DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.), GWP (German Water Partnership e.V.) und der DME (Deutsche MeerwasserEntsalzung e.V.) sehr gut in die Strukturen der deutschen Wasserwirtschaft eingebunden. Das ist nicht nur unerlässlich, um den Markt wirklich verstehen zu können, sondern auch, um dessen Entwicklung aktiv mitzugestalten.

ECOreporter.de: Herr Göbel, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Bildhinweis: Sauberes Wasser gewinnt weiter an Wert. / Quelle: Raiffeisen CentroBank
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