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DAX-Konzerne rangeln um mehr Nachhaltigkeit – Studie nennt Vorreiter und Schlusslichter
Es handelt sich hierbei bereits um die fünfte Studie von Sustainalytics zu den Nachhaltigkeitsleistungen der DAX 30-Unternehmen. Alle Konzerne des deutschen Leitindexes wurden nach ihren Angaben auf Basis der Daten des Jahres 2011 untersucht. Die Bewertung der Nachhaltigkeitsleistungen erfolgte nach dem so genannten ESG-Ansatz, der die Untersuchungsbereiche Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) umfasst. Die Gesamtbewertung der Nachhaltigkeitsleistung- die Sustainalytics ESG-Score - resultiert dabei aus den Ergebnissen dieser drei Felder, die je nach Branche unterschiedlich hoch in die Gesamtnote einfließen. Mehr als 80 Kriterien wurden pro Unternehmen geprüft: von den Aktivitäten der Unternehmen zur Verhinderung von Bestechung und Korruption über soziale Standards in der Zulieferkette bis hin zum CO2-Ausstoß bei der Produktion. Sektorspezifische Besonderheiten wurden durch die Gewichtung der jeweiligen Kriterien und Untersuchungsfelder berücksichtigt. Dies soll laut Sustainalytics den direkten Vergleich von Nachhaltigkeitsleistungen über Branchengrenzen hinweg ermöglichen.
Wie in der letzten Analyse aus 2009 erzielte der Autobauer BMW die beste Nachhaltigkeitsleistung aller DAX-Unternehmen. Mit 83 von 100 möglichen Punkten verbessert der bayrische Automobilhersteller seine Gesamtnote deutlich gegenüber den in 2009 erreichten 74 Punkten und verteidigte so seinen ersten Platz im Ranking. „Die Gründe liegen unter anderem in den starken Mitarbeiter-Programmen und im nachhaltig ausgerichteten Supply Chain Management System. Auch konnte BMW die CO2-Emissionen seiner Neuwagen-Flotte weiter deutlich reduzieren“, erklärt Arne Philipp Klug, Nachhaltigkeitsanalyst bei Sustainalytics.
Ebenfalls wie in der vorangegangenen Analyse der der DAX 30-Unternehmen erreichte der Düsseldorfer Chemiekonzern Henkel mit rund 82 Punkten den zweiten Rang.

Bildhinweis: Henkel hat etwa beim Wachmittel 'Persil' den Einsatz von Chemikalien massiv verringert. / Quelle: Unternehmen
Zwar sind die Leistungen von Volkswagen im Bereich Governance lediglich durchschnittlich, dafür aber erweist sich der Autobauer laut Sustainalytics als Vorreiter in Sachen sozialer Nachhaltigkeit. Mit einer Social-Score von 88 Punkten erreichte der Konzern aus Wolfsburg hier den zweithöchsten Wert aller DAX 30®-Unternehmen. Der jüngsten Greenpeace-Kritik an der Umweltbilanz des Unternehmens zum Trotz (per

Auch der MAN gelang ein deutlicher Sprung nach vorne. Von einem vorletzten Platz 2009 mit 47,4 Punkten steigerte sich das Unternehmen um mehr als 20 Punkte auf einen Mittelfeld-Rang, liegt damit aber immer noch knapp unter dem Branchendurchschnitt. Wie Klug ausführt, haben etwa die Einführung strikterer sozialer Standards bei der Lieferkette sowie der Ausbau des Umweltmanagement-System haben zu dem Punktanstieg bei MAN geführt.
Laut der Nachhaltigkeitsratingagentur haben die DAX 30-Unternehmen haben ihre Nachhaltigkeitsleistungen im Vergleich zu 2009 deutlich steigern können. Insgesamt erreichen 28 Unternehmen ein Gesamtrating von mehr als 60 von maximal 100 Punkten. Das durchschnittlich erzielte Rating der DAX 30®-Unternehmen ist im Vergleich zum Rating 2009 um mehr als zehn Punkte auf 70,5 deutlich gestiegen. Das führte unter anderem dazu, dass Nachhaltigkeitsvorreiter wie die Deutsche Telekom im aktuellen Ranking hinter die Platzierung bei der Vorgängeranalyse zurück gefallen sind. 2009 hatte der Telekommunikationskonzern noch mit 71,4 Punkten den dritten Rang ergattert. Im neuen Ranking liegt er nur noch auf Platz 8, obwohl er seine Punktzahl auf 76 verbessert hat.
Insgesamt erzielen 28 Unternehmen ein Gesamtrating von mehr als 60 von maximal 100 Punkten. 16 Unternehmen übertreffen sogar die 70-Punkte-Grenze. Noch 2009 erreichten lediglich drei Unternehmen diesen Wert. Auch international schneiden die deutschen Unternehmen nach Angaben von Sustainalytics mit dem aktuellen Ergebnis gut ab:

Bildhinweis: Arne Philipp Klug. / Quelle: Sustainalytics
Die hinteren Plätze des Nachhaltigkeitsrankings belegen die Commerzbank (62,5), Fresenius Medical Care (57,8) und Fresenius (54,4). Fresenius hatte bereits 2009 schlecht abgeschnitten und konnte seine Punktzahl im aktuellen Rating sogar deutlich verbessern. Weil aber die anderen Unternehmen der Schlussgruppe noch stärker zugelegt haben, rutsche das Unternehmen auf den letzten Rang ab. Klug erklärt dies vor allem mit der „vergleichsweise verbesserungsfähigen Leistung in den Bereichen Environment und Social“.
Auch bei der Commerzbank reichte eine Steigerung des Rating auf 62,5 Punkte nicht aus, um mit dem Branchenschnitt mitzuhalten. Sustainalytics bescheinigt dem Finanzinstitut ein durchschnittliches bzw. guten Abschneiden in den Bereichen Environment und Social. Punktabzüge habe es vor allem im Bereich Governance gegeben, erläutert Klug, etwa aufgrund fehlender Unterzeichnung branchenspezifischer Nachhaltigkeitsstandards wie beispielsweise den Equator Principles. Die Commerzbank fiel von einem Mittelfeldplatz in 2009 auf den drittletzten Platz im aktuellen Ranking zurück. Dabei übertrifft sie den Durchschnitt ihrer Branche um satte 18,5 Punkte.
Bei der Hälfte der Unternehmen auf den unteren Rängen mit weniger als 60 Punkten handelt es sich um Finanzdienstleister. Wie Klug anmerkt, sehen sich Unternehmen dieser Branche häufig mit Governance-Kontroversen konfrontiert . Dass die Münchener Rückversicherung unter den DAX-Konzernen die beste Governance-Leistung zeige belege jedoch, dass sich sektorspezifische Faktoren nicht zwangsläufig negativ auf das Rating auswirken müssen.
Nachhaltigkeit sei in vielen Führungsetagen nach wie vor lediglich ein Reputationsthema, stellt Klug resümierend fest. Dennoch wachse die Zahl der Unternehmen, die ihre Strategie bewusst stärker nachhaltig ausrichten. Zum einen, um einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, aber auch, um sich im internationalen Wettbewerb vorteilhaft zu positionieren. „Viele Unternehmen haben erkannt, dass eine umweltfreundliche Gestaltung der Produktionsprozesse Wettbewerbsvorteile bringt“, so der Nachhaltigkeitsanalyst. Die Mehrheit der deutschen DAX 30-Unternehmen habe ökologische und soziale Kriterien in ihre Produktion einbezogen und bietet Produkte und Dienstleistungen an, die einen nachhaltigen Mehrwert darstellen. Die Entwicklung von einer Vermeidung von Reputationsrisiken hin zu einer strategisch nachhaltigen Ausrichtung der gesamten Geschäftstätigkeiten stehe aber - gemessen an den bestehenden gesellschaftlichen Herausforderungen und wirtschaftlichen Potenzialen - noch immer am Anfang.
Die Studie von Sustainalytics hat ermittelt, dass bei den meisten DAX 30-Unternehmen Nachhaltigkeitsthemen auf höchster Führungsebene strategisch verankert sind. Allerdings hätten zwei Drittel der Unternehmen keinerlei Anreize zum nachhaltigen Wirtschaften in ihren Vergütungsrichtlinien gesetzt. Bei drei Unternehmen sei dies teilweise der Fall, sieben Konzerne hätten hingegen messbare, nachhaltige Ziele in die Vergütungspraktiken mit einbezogen. Dazu zählen zum Beispiel BASF, Deutsche Lufthansa und RWE. So bemisst das Chemieunternehmen BASF einen Teil der Vergütung seiner Vorstände nach der Erreichung von Emissionsreduktions-Zielen oder an erfolgreichen Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen. 2009 adressierten nur drei Unternehmen das Thema. Aus Sicht von Klug haben die DAX 30-Unternehmen bei der Umsetzung nachhaltiger Vergütungspraktiken „noch viel Luft nach oben“.
Die Transparenz der Berichterstattung über ESG-Themen hat im DAX zugenommen. So veröffentlichen hier fast alle Unternehmen regelmäßig einen CSR-Report, der nach den global anerkannten Standards verfasst ist. „Den guten Nachhaltigkeitsleistungen zum Trotz - ein Ausruhen auf ihren Anstrengungen können sich die Unternehmen nicht leisten. Die Erwartungen der Gesellschaft an Großunternehmen, einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten, werden weiter wachsen“, betont Klug.
Das Nachhaltigkeitsranking der Dax-Unternehmen im Überblick
