Anleihen / AIF

Dauerläufer auf der Zielgeraden? - Nach jahrelanger Vorbereitung will die Solar Millenium AG ihre ersten solarthermische Großanlagen errichten

Solarthermische Kraftwerke erzeugen Strom aus in Wärme umgewandelter Solarstrahlung. Bislang wird die Solarthermie in Europa kaum genutzt. Die Solar Millenium AG, hervorgegangen aus der 1998 gegründeten Solar Century Management GmbH, will das ändern und im südlichen Spanien zwei solarthermische Kraftwerke mit jeweils 50 Megawatt Leistung errichten. Sie sollen jeweils pro Jahr 172 Gigawattstunden Solarstrom produzieren. Zur Finanzierung setzt das Unternehmen aus Erlangen unter anderem auf Mittel aus einer Anleihe, die nach wenigen Monaten voll platziert war. Bereits Ende November 2004 waren die anvisierten 10 Millionen Euro eingenommen. Danach wurde die Anleihe zu den gleichen Konditionen auf 20 Millionen Euro erhöht. Der Zinssatz der Anleihe beträgt für die im Juni 2009 endende Laufzeit 6,75 Prozent pro Jahr, bei einer Mindestanlage von 1.000 Euro. Bis Ende Dezember sind nach Unternehmensangaben 14 Millionen Euro zusammen gekommen. Henner Gladen, Vorstandsvorsitzender der Solar Millenium AG, erklärte gegenüber ECOreporter.de, dass dieser Zufluss von Eigenkapital die Verhandlungen mit den Banken erleichtert, die sich an der Finanzierung der Großkraftwerke Andasol I und Andasol II beteiligen, die in der Provinz Granada entstehen sollen. Nach seinen Angaben steht der Baubeginn für das erste der beiden Projekte in Kürze bevor.

Unternehmen der Hochtemperatur-Solarthermie wie die Solar Millenium AG werben unter anderem mit dem Potential dieser Technologie. So ist sie im Verhältnis zur Stromausbeute deutlich billiger als die Fotovoltaik. Sie lässt sich in großen Kraftwerken nutzten und könnte laut einer Studie von Greenpeace und dem europäischen Solarthermie-Industrieverband ESTIA im Jahr 2040 weltweit mehr Strom erzeugen als heute die Atomkraft oder die Wasserkraft. Und sie kann sich lohnen: Die vor 20 Jahren in Kalifornien errichteten Parabolrinnen-Kraftwerke haben bislang 1,6 Milliarden Dollar eingebracht. Dem stehen allerdings hohe Entwicklungskosten gegenüber. Wie Vorstand Gladen gegenüber ECOreporter.de erläuterte hat die Solar Millenium AG rund 20 Millionen Euro benötigt, um die Technologie für die beiden Anlagen in Spanien zur Marktreife zu bringen und die Projekte zu entwickeln. Weil das Unternehmen seit Jahren zwar Mittel von Anlegern erhalten hat, etwa durch die Fonds "Solar Century Fonds 1" (1998) und "Solar Millennium Fonds 2" (2000), aber bislang kein Projekt umgesetzt wurde, stuft mancher Emissionen von Solar Millennium als riskantes Investment ein. Gegenüber ECOreporter.de verwies Gladen darauf, dass einer Umsetzung oft administrative Hürden im Weg stünden. So habe sein Unternehmen bereits 1999 in Kreta einen Bauantrag für ein 50 MW Parabolrinnen-Kraftwerk eingereicht, doch bis heute keine Antwort erhalten. Ständig hätten die Ansprechpartner gewechselt. Als weiteres Problem sei dann die finanzielle Belastung durch die olympischen Spiele hinzu gekommen. Die Solar Millenium AG habe daher versucht, über die EU-Ebene weiterzukommen. Griechenland müsse sich schließlich bemühen, um bis 2010 seine vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen. "Wir sehen jetzt Licht am Horizont", so Gladen. Inzwischen lägen dem Unternehmen immerhin Willensbekundungen griechischer Stellen vor, man hoffe auf eine Implementierung von Einspeisevergütungen wie in Deutschland oder Spanien.

Auch in Spanien musste die Solar Millenium AG dem Vorstand zufolge lange warten, bis staatliche Stellen den Weg für Projekte frei machten. Im Gesetz der Regierung für die Vergütung von Strom aus erneuerbaren Quellen sei die Solarthermie zunächst nicht aufgeführt worden. Drei Jahre habe man in Madrid benötigt, um dieses nachzuholen. Mit der Einführung der "Prima", der Einspeisevergütung für solarthermisch erzeugten Strom, herrsche nun Planungssicherheit. Nach einer Aufstockung im März 2004 garantiere sie eine Vergütung in Hähe von 22 Cent je Kilowattstunde. Hinzu kommt, dass die Solar Millenium AG in Spanien einen starken Partner an ihrer Seite hat. Der Cobra-Konzern aus Madrid übernimmt dem Unternehmen zufolge eine führende Rolle beim Bau und der Finanzierung von Andasol I und Andasol II. Der größte Anlagenbauer Spaniens besitzt ein Option auf 70 Prozent des Eigenkapitals und gehört zur ACS-Gruppe, einem der in Europa führenden Bau- und Infrastrukturkonzerne. "Dieser Partner wird alles dafür tun, damit sich seine Investitionen in Anlagen amortisieren", betonte Gladen gegenüber ECOreporter.de. Das gesamte Investitionsvolumen für das Projekt in Andalusien beträgt 500 Millionen Euro. Dem Vorstand der Solar Millenium AG zufolge haben "alle namhaften europäischen Banken" Finanzierungsangebote vorgelegt. Er sehe nichts, was den Bau der beiden Anlagen noch verhindern könnte. Auch der Netzbetreiber, die Red Electrica de Espain, unterstütze den Bau des ersten solarthermischen Kraftwerks in Europa. Verzögerungen bei den Wassergenehmigungen oder den abschließenden Verhandlungen mit den Banken könnten den Baubeginn von Andasol I allenfalls noch um ein bis zwei Monate verschieben. Andasol II soll kurz darauf errichtet werden. Den Ankündigungen des Unternehmens zufolge können beide Anlagen ab 2007 Strom ins spanische Netz einspeisen. Dann würde die Solar Millenium AG nach langem Anlauf endlich auch Erlöse aus dem Betrieb von solarthermischen Kraftwerken erwirtschaften.

Bildhinweis: Anbringen von Spiegeln für ein solarthermisches Kraftwerksprojekt in Kalifornien; Reihe dort fertig angeschlossener Spiegel / Quelle: Solar Millenium AG
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x