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Dassault Systemes: Sind „virtuelle Zwillinge“ eine aussichtsreiche nachhaltige Geldanlage?
Der französische IT-Konzern Dassault Systemes will mit seinen „virtuellen Zwillingen“ die Wirtschaft nachhaltiger machen, Billionenwerte generieren und den CO2-Ausstoß um etliche Gigatonnen senken. Nicht die Visionen eines hippen Start-ups: Dassault wird seit mehr als 20 Jahren an der Börse gehandelt, auch in Deutschland. Was ist dran an den Plänen des Konzerns? Und lohnt sich hier ein Investment?
Das Hauptgeschäftsfeld von Dassault sind sogenannte CAD-Systeme (Computer-Aided Design, rechnerunterstütztes Konstruieren) und CAM-Systeme (Computer-Aided Manufacturing, rechnerunterstützte Fertigung). Diese Programme machen, stark vereinfacht, die Konstruktion beziehungsweise Fertigung von komplexen Produkten wie etwa Autos oder Flugzeugen bis ins kleinste Detail am Computer möglich.
CAD/CAM-Systeme leisten so einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Industrie. Denn je moderner ein solches System ist, desto vollständiger lässt sich die Herstellung beispielsweise eines Autos am Computer simulieren und optimieren, was Ressourcen in der eigentlichen Fertigung und damit auch Emissionen spart.

CAD-Systeme sollen alle Konstruktionsschritte für ein Produkt am Computer ermöglichen – und so Ressourcen und Emissionen sparen. / Foto: Pixabay
„Digitale Zwillinge“ für eine sauberere Industrie
Siemens-Chef Roland Busch hatte erst jüngst in einem Interview zur Jahreswende erklärt, wie sich die industrielle Produktion seiner Meinung nach noch in diesem Jahrzehnt ändern wird. So würden die meisten Produkte bald standardmäßig einen "digitalen Zwilling" bekommen.
Dieses mit dem physischen Objekt vollständig identische Computermodell werde sich immer wieder aktualisieren, sodass jeder Fehler fern des Produktes erkannt und korrigiert werden könne. Zudem werde jeder Entwickler auf seinem Bildschirm sehen, welchen CO2-Abdruck sein Modell haben wird, inklusive automatisiertem Vorschlag, wie dieser reduziert werden könne.
Auch Dassault erklärt die Technik des digitalen Zwillings zum entscheidenden Faktor beim Ziel einer nachhaltigeren Industrie. In einer Studie gemeinsam mit der irischen Unternehmensberatung Accenture kommt der Konzern zu dem Schluss, die Technologie könnte bis 2030 weltweit 1,3 Billionen US-Dollar an wirtschaftlichem Wert generieren und für eine Verringerung der CO2-Emissionen um 7,5 Gigatonnen sorgen. Aber hat auch die Dassault-Aktie gute Aussichten?
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Bis 2040 will Dassault selbst klimaneutral werden. Die Science Based Targets Initiative (SBTi), eine Gruppe unabhängiger Umweltorganisationen, hat bestätigt, dass Dassaults Pläne zur Emissionsreduktion diesem Ziel entsprechen. Die SBTi wird von Fachleuten als maßgebliche Instanz angesehen, wenn es um eine wissenschaftlich unabhängige Einschätzung von Nachhaltigkeitsplänen von Unternehmen geht.
Weltmarktführer mit Perspektive
Die Chancen für Dassault, von einem stärkeren Ausbau von CAD/CAM-Anwendungen zu profitieren, stehen gut: Das von Dassault angebotene Programm CATIA ist Weltmarktführer und hat zahlreiche prominente Kunden aus allen Industriebereichen, von Autobauern wie Volkswagen aus Wolfsburg bis hin zu Konsumgüterherstellern wie L’Oréal aus Frankreich, bei dem es vor allem um die Einsparung von Verpackungsmaterial geht.
In diesen Kunden liegt gleichzeitig auch das größte Problem für Dassaults Nachhaltigkeit: Zu ihnen zählt etwa auch Airbus, der Flugzeughersteller ist gleichzeitig ein großer Rüstungskonzern und produziert Atomwaffen. Auch Militär und Nuklearindustrie gehören zu den mehr als 200.000 Kunden für Dassault-Software.
Dassault ist Mitglied im sehr nachhaltigen Global Challenges Index (GCX) der Börsen AG (Betreiber der Börsen Hamburg, Hannover und Düsseldorf) und in vielen – zumindest ihrem Etikett nach – nachhaltigen ETFs vertreten. Die Nachhaltigkeits-Ratingagentur des US-Finanzkonzerns MSCI bewertet die Franzosen mit ihrer zweitbesten Nachhaltigkeitsnote.
Die Geschäfte für Dassault liefen in den letzten Jahren gut, der Umsatz stieg bis 2020 sechs Jahre in Folge. Für 2021 erwartet das Unternehmen einen Umsatz von 4,8 bis 4,83 Milliarden Euro gegenüber 4,56 Milliarden Euro im Vorjahr. Aufgrund starker Lizenzverkäufe und einer Erholung der Produktion, insbesondere in der Automobil- und Luftfahrtbranche, hob der Konzern seine Prognose im vergangenen Jahr dreimal an.

Die Dassault-Aktie hat 2021 besonders von der hohen Nachfrage aus der Auto- und Flugzeugbranche profitiert. / Foto: Pixabay
Gute Geschäfte – teure Aktie
Noch deutlicher zulegen soll der Gewinn: Zwischen 2015 und 2019 hatte Dassault diesen jedes Jahr steigern können, 2020 war er wegen Belastungen durch die Corona-Pandemie jedoch um 21 Prozent eingebrochen. Nun soll ein Jahresgewinn für 2021 von 0,94 bis 0,95 Euro pro Aktie auch das Ergebnis von 2019 übertreffen.
Gleiches gilt bei der Dividende: Die Ausschüttungen wurden zwischen 2015 und 2019 von 0,09 auf 0,14 Euro je Aktie erhöht, für 2020 zahlte Dassault dann nur 0,11 Euro pro Anteilsschein aus. Für 2021 soll die Dividende auf voraussichtlich 0,16 Euro steigen. Das entspräche einer erwarteten Dividendenrendite von 0,4 Prozent.
Dassault Systemes wurde 1981 gegründet, weltweit beschäftigt der Konzern mehr als 20.000 Menschen in rund 140 Ländern. Erwähnenswert: Laut Unternehmen besitzen 99 Prozent aller Angestellten unbefristete Verträge. Seit 1996 ist der Konzern an der Börse, die Marktkapitalisierung beträgt 67,4 Milliarden Euro. Der Aktienkurs legt seit etwa einem Jahrzehnt kontinuierlich zu, 2021 gewann die Aktie rund 80 Prozent an Wert. Am Montag als erstem Handelstag 2022 notierte sie an ihrer Heimatbörse Euronext in Paris bei 50,98 Euro (Stand: 3.1.2021, 14:42 Uhr). Im Monatsvergleich hat die Aktie damit 1,7 Prozent eingebüßt, auf Sicht von fünf Jahren legte sie 261 Prozent zu.
Rund 40 Prozent der Aktien hält die Groupe Dassault, die Holding der Familie Dassault. Zweitgrößter Aktionär ist mit 5 Prozent Charles Edelstenne, in Doppelfunktion Geschäftsführer von Dassault Systemes und der Groupe Dassault. Etwa 44 Prozent der Aktien sind im Streubesitz.
Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 53 für 2021 ist die Aktie aktuell zu teuer für einen Einstieg. Im Juli führte das Unternehmen einen Aktiensplit im Verhältnis 1:5 durch, das heißt: Anlegerinnen und Anleger erhielten für eine Aktie im Depot fünf neue. Nach einem solchen Schritt wirkt der Kurs optisch günstiger, obwohl er es tatsächlich nicht ist. Interessenten sollten auf sinkende Kurse warten, ein attraktives Niveau wäre aus Sicht von ECOreporter bei einem Kurs von etwa 30 Euro erreicht. In diesem Bereich befand sich die Aktie zuletzt im November 2020.
Fazit
Dassault Systemes trägt mit seiner Technologie zu einer nachhaltigen Transformation der Industrie bei. Auch die eigenen Klimaziele sind nach Beurteilung unabhängiger Stellen auf ein Begrenzen der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad ausgerichtet. Gleichzeitig hat Dassault aber einige sehr fragwürdige Kunden, und Dassault-Technologie wird für fragwürdige Zwecke benutzt, etwa zur Konstruktion von Kampfflugzeugen. Anlegerinnen und Anleger müssen hier selbst entscheiden, wie sie diese Faktoren gewichten.
Wirtschaftlich ist Dassault gut aufgestellt und bringt eine starke wirtschaftliche Perspektive mit. Allerdings ist die Aktie trotz steigender Gewinne aktuell zu teuer.
Dassault Systèmes SE: ISIN: FR0014003TT8 / WKN: A3CRC5