Wachhund

Das Spiel ist aus - EECH-European Energy Consult Holding AG hat Insolvenzantrag gestellt

Seit drei Jahren führt ECOreporter.de das Hamburger Erneuerbare-Energie-Unternehmen EECH in der Wachhund-Rubrik. Laut einer Mitteilung des Amtsgerichts Hamburg hat die EECH - European Energy Consult Holding AG nun Insolvenzantrag gestellt. Das Gericht hat Rechtsanwalt Burckhardt Reimer zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Damit steht für mehrere Tausend Anleger in den Sternen, ob sie etwas von ihrem investierten Geld zurückbekommen. EECH hatte Anleihen für Sonnen- und Windenergieprojekte angeboten und massiv dafür geworben. 2007 war es jedoch bei der Auszahlung der Zinsen zu Zahlungsschwierigkeiten, die vom Unternehmen allerdings vor allem mit technischen Problemen erklärt wurden.

Laut Rechtsanwalt István Cocron von der Kanzlei CLLB-Rechtsanwälte, die Anleger der EECH AG vertritt, wurde durch das Insolvenzgericht verfügt, dass sämtliche Maßnahmen der Zwangsvollstreckung untersagt werden. Dies bedeute, dass Anleger, die bereits ein Urteil gegen die EECH AG erstritten haben, keine weiteren Vollstreckungsmaßnahmen mehr einleiten lassen können. Die laufenden Klageverfahren würden voraussichtlich unterbrochen. Cocron empfiehlt Anlegern der "Anleihe Solar" und der "Anleihe Frankreich", nun ihre Forderungen beim Insolvenzverwalter anzumelden. Nach Informationen seiner Kanzlei seien über 10.000 Anleger von der Insolvenz betroffen. Die Gesamtforderung sämtlicher Gläubiger belaufe sich voraussichtlich auf über 60 Millionen Euro. Der Insolvenzverwalter werde nun die noch vorhandenen Vermögenswerte der EECH Energy Consult Holding AG erfassen und prüfen, ob das Insolvenzverfahren eröffnet, oder mangels Masse eingestellt wird. Sofern er Vermögenswerte feststelle, werde der Insolvenzverwalter diese nach Abschluss des Verfahrens unter den Gläubigern der EECH Energy Consult Holding AG verteilen.

„Jetzt hat sich die Vermutung, dass es sich bei dem Geschäftsmodell der EECH um ein Schneeballsystem handelt offenbar bewahrheitet“, erklärt Rechtsanwalt Jochen Resch von der Anlegerschutzkanzlei Resch Rechtsanwälte. Die Zahlungsunfähigkeit der EECH habe sich bereits seit geraumer Zeit abgezeichnet. Selbst auf vollstreckbare Urteile von Anlegern leistete das Unternehmen laut Resch keine Zahlungen mehr. In einem Schreiben vom 19.3.2008 habe der Vorstand der EECH, Tarik Ersin Yoleri, die Anleger um Stundung der Zinsen gebeten und Anlegerschutzanwälte und Verbraucherschutzorganisationen für die Zahlungsschwierigkeiten verantwortlich gemacht.

Die börsennotierte Konzernmutter EECH Group AG hatte sich vor drei Monaten "mit sofortiger Wirkung" von ihrer 100prozentigen Beteiligung EECH - European Energy Consult Holding AG getrennt. Mit dem Verkauf reagiere man auf die negative Berichterstattung und Anschuldigungen gegen die EECH - European Energy Consult Holding AG, hatte es damals geheißen. Käufer war Tarik E. Yoleri, bis Oktober 2007 Vorstand der EECH GROUP AG. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen Yoleri wegen gewerbsmäßigen Kapitalanlagebetrugs (ECOreporter.de berichtete am 9. Oktober und 12. Oktober). Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag vom 16. Oktober: („Wie verteidigt die EECH den Einsatz von Mitteln aus der Solaranleihe für Kunstinvestments?“).

Die Aktie der EECH Group AG verlor am Morgen weiter fünf Prozent an Wert und notierte um 10:30 Uhr bei Euro. 2006 hatte das Wertpapier Spitzennotierungen von deutlich über 2 Euro erreicht.

EECH Group AG: ISIN DE0006852809 / WKN 685280

Bildhinweis: In der Wachhundrubrik warnt ECOreporter.de vor riskanten Investments. / Quelle: Unternehmen
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