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„Das erste Halbjahr 2010 wird noch schwierig für die Solarbranche.“ – ECOreporter.de-Interview über Grünstrom-Aktien mit Thomas Meyer, KBC Asset Management

Der Preisverfall an den weltweiten Solarmärkten hat viele Unternehmen der Branche in Schwierigkeiten gebracht. Wann ist eine Erholung zu erwarten? Gibt es dennoch Solaraktien, die zum Kauf in Frage kommen? Und welche anderen Sektoren der Erneuerbaren Energien bieten zurzeit attraktive Anlagemöglichkeiten? ECOreporter.de sprach darüber mit Thomas Meyer, Fondsexperte bei der Kapitalanlagegesellschaft KBC Asset Management.


ECOreporter.de: Herr Meyer, welche Entwicklung erwarten Sie für die weltweiten Solarmärkte in den kommenden Monaten?
Thomas Meyer: Die Nachfrage an den Solarmärkten in den USA und China gleicht die saisonbedingte langsamere Marktentwicklung insbesondere in Deutschland nicht aus. In Deutschland spekulieren Investoren zwar derzeit darauf, dass die neue Regierung Kürzungen in der Solarförderung beschließt, weswegen die Nachfrage hierzulande kurzfristig angezogen hat. Wir bei KBC Asset Management gehen allerdings davon aus, dass auch das erste Halbjahr 2010 noch schwierig bleiben wird für die Solarbranche.


ECOreporter.de: Was führt Sie zu dieser Annahme?
Meyer: Wir erwarten eine Kürzung der Solarsubventionen in der zweiten Hälfte nächsten Jahres. Dies wird zu weiteren Preissenkungen bei Solarmodulen führen, was wiederum positiv für die Konkurrenzfähigkeit der Solarenergie wäre. Die kurzfristige Nachfrage in Deutschland nach Solartechnologien hat angezogen, da die Investoren nun versuchen vor möglichen Kürzungen ihre Solarprodukte zu installieren.
Im ersten Halbjahr wird dieser Effekt in den Hintergrund treten, so dass die saisonbedingte langsamere Entwicklung voll ins Gewicht fällt.

Das Fondsmanagement unseres Fonds KBC Eco Fund Alternative Energy hat den Solar-Sektor im Fonds vor diesem Hintergrund untergewichtet. Der Fonds setzt aber auf einige kosteneffiziente Produzenten wie etwa Wacker Chemie oder Manz Automation.


ECOreporter.de: Was spricht im Einzelnen für die beiden Unternehmen?
Meyer: Bei Wacker Chemie hat das Management den Ausblick für die Polysilicon Produktion erhöht und zusätzlich angekündigt, dass es keinen der bestehenden Verträge erneut verhandeln werde. Das sind natürlich gute Neuigkeiten. Außerdem sehen wir hier, ebenso wie bei Manz Automation, dass es sich um kosteneffiziente Produzenten handelt, die eine führende Marktposition einnehmen und bewährte Technologien einsetzen, sowie über eine starke Eigenkapitalausstattung verfügen.


ECOreporter.de: Bietet der Bereich Windenergie derzeit bessere Anlegemöglichkeiten als der Sektor Photovoltaik?
Meyer: Ja, die Entwicklung im Windsektor sehen wir wesentlich positiver. Unternehmen, die insbesondere im US-amerikanischen Markt aktiv sind, profitieren von der dortigen Subventionsreform. So hat das Finanzministerium die Auszahlung von 700 Millionen Dollar angekündigt, die hauptsächlich der Windenergie zugute kommen. Das Management des KBC Eco Fund Alternative Energy setzt in dieser Branche beispielsweise auf Iberdrola Renovables und EDP Renovaveis.


ECOreporter.de: Wodurch zeichnen sich diese beiden Betreiber von Windparks gegenüber anderen Windenergieunternehmen aus?
Meyer: Beide Unternehmen sind sehr erfolgreich am US-amerikanischen Markt aktiv. Trotz der Ankündigung von Zuschüssen für Windparkbetreiber entwickelte sich die Performance innerhalb des Windsektors in den USA recht unterschiedlich. Iberdrola Renovable, spanischer Betreiber von Windenergieanlagen, profitierte in hohem Umfang von den Konjunkturpaketen und legte eine Wertsteigerung um fünf Prozent auf Monatssicht vor. Insgesamt wird sich die Subventionsreform in den USA positiv auf die Windbranche auswirken.

EDP Renovaveis aus Portugal steigerte seinen Nettogewinn in den ersten neun Monaten um 19 Prozent. In diesem Zeitraum installierte das Unternehmen neue Kapazitäten von über 1,4 Megawatt. Dies entspricht einer 34-prozentigen Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Das Mehrvolumen wurde hauptsächlich durch die Aktivitäten am amerikanischen Markt realisiert. Neben der Expansion in Polen, ist der Abschluss von Neuinstallationen in Rumänien bis Ende nächsten Jahres geplant. EDP Renovaveis gehört weltweit zu den größten Windparkbetreibern. Das Fondsmanagement des KBC Eco Fund Alternative Energy geht davon aus, dass die Gesellschaft bis zum Jahr 2012 ein Volumen von 10,5 Gigawatt aufweist – das entspricht annähernd einer Verzehnfachung der jetzigen Wattleistung. Dabei wird das Marktvolumen am amerikanischen Markt, insbesondere auch in Brasilien, aber auch in Europa wie etwa Rumänien, Polen, Belgien und Frankreich erhöht.


ECOreporter.de: Wie sehen Sie die Hersteller und Zulieferer für die Windenergiebranche? Gibt es auch hier attraktive Kaufkandidaten?
Meyer: Aktien von Turbinenherstellern wurden in jüngster Vergangenheit eher niedriger gehandelt, da es keine nennenswerten Auftragseingänge zu verzeichnen gab. Wir gehen aber davon aus, dass die Nachfrage wieder ansteigen wird, so dass die Zulieferer und Hersteller im nächsten Jahr stark profitieren.

Clipper Windpower konnte die Peergroup infolge von erheblichen Übernahmegerüchten outperformen. Und die Hamburger REpower Systems AG wird vom Abschluss eines Vertrages mit einem potentiellen Volumen von rund zwei Milliarden Euro für Offshore-Windkraftanlagen profitieren.


ECOreporter.de: Die Sektoren Bioenergie und Geothermie haben Sie nicht angesprochen. Halten Sie diese für uninteressant oder sehen Sie auch hier Unternehmen, die besonders gut aufgestellt sind und sich zum Kauf anbieten?
Meyer: Der Fonds gewichtet den Bereich der Biomasse leicht über. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage für Produkte wie Biokraftstoffe der zweiten Generation aufgrund der fehlenden Kommerzialisierung verzögert eintreten wird. Profitable Biomasseproduzenten, wie 4 Energie Invest und Covanta bleiben im Portfolio. Langfristig sehen wir hohes Potential im Bereich der Geothermie.

ECOreporter.de: Herr Meyer, wir danken Ihnen für das Gespräch!
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