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„Das A und O bei Waldinvestments ist das funktionierende Forstmanagement“ – Pierre Guttwein, Miller Forest AG

Wald- und Forstinvestments sind bei nachhaltig orientierten Anlegern beliebt. Kritiker zweifeln allerdings an der ökologischen Nachhaltigkeit von Rohstoffinvestments in Brenn-, Nutz-, oder Edelholz. Die Insolvenzen der Green Planet AG und der Teak Holz International AG haben die Branche erschüttert und Anleger verunsichert. Die Miller Forest AG zählt zu Deutschlands Waldinvestment-Pionieren. Das Unternehmen aus Schlier bietet Geldanlagen zu Forstbeständen in Paraguay an. Im Interview erklärt Vertriebs- und Marketingleiter Pierre Guttwein, wie Miller Forest arbeitet und wie sich das Unternehmen von den schwarzen Schafen der Branche abgrenzt. Außerdem spricht er über Renditeaussichten, Chancen und Risiken von Waldinvestments in Paraguay. 


ECOreporter.de: Miller Forest setzt beim Anbau in Paraguay auf für das Land exotische Baumarten wie Kiefern und Eukalyptus. Warum?

Pierre Guttwein:  Da in Paraguay sehr großer Holzbedarf insbesondere auch zur Energiegewinnung besteht und die noch verbliebenen Naturwaldbestände hierfür weiter abgeholzt werden, wird möglichst schnell Holz benötigt, um diesem Raubbau entgegen zu wirken. Daher arbeiten wir vor allem mit schnellwachsenden Sorten. Außerdem sind in den Regionen unserer Aufforstung oftmals die Böden im Laufe der Jahre durch exzessive Rinderwirtschaft für anspruchsvollere Baumarten vorerst unbrauchbar geworden. Die verschiedenen Eukalyptus- und Kiefernsorten eignen sich hervorragend für unsere Bodenverhältnisse. Anfangs hatten wir bei all unseren Flächen die einheimischen Baumarten mit angepflanzt. Wir mussten jedoch leider schnell feststellen, dass diese oftmals nicht richtig anwuchsen. Wo es die Bodenverhältnisse zulassen, haben wir aber entsprechende Naturwaldflächen angelegt und werden dies auch weiter tun. Zudem haben wir diverse Versuchsflächen, auf denen wir stetig neue Baumarten und Sorten pflanzen und überwachen. Sobald sich eine Sorte als geeignet erweist, wird diese gepflanzt.

ECOreporter.de: Anleger können zwischen Energieholz- und „Wertholz“ wählen. Was konkret wird aus dem Energie-, beziehungsweise „Wertholz“, das Miller Forest produziert und wo wird es vermarktet?

Guttwein:  Das Energieholz wird in Form von Hackschnitzeln zur Energiegewinnung an lokale Abnehmer in Paraguay verkauft. Bislang haben wir unser Energieholz beispielsweise an eine Kartonagenfabrik geliefert, welche zur Herstellung von Recyclingkarton viel Energie benötigt. Inzwischen stellen wir aus Energieholz zum Beispiel auch Grillkohle in unserem eigenen Meiler her. Auch Wertholz wurde an lokale Sägereien oder Furnierwerke geliefert und kann je nach gepflanzter Baumart oder Sorte unterschiedlich verwendet werden. Es wird beispielsweise als Furnierholz, zur Herstellung von Pfählen oder Masten und zur Verarbeitung als Tischlerplatten verwendet. Wir haben auch stetigen Kontakt zu europäischen Abnehmern, möchten das Holz jedoch aus ökologischen Gründen nur in überschaubaren Mengen exportieren.

ECOreporter.de: Ihre Angebote haben Laufzeiten zwischen fünf, sechs, zehn Jahren für Energieholz und 20 Jahren bei Wertholz. Sind diese Zeiträume nicht zu kurz, um qualitativ hochwertiges Holz zu produzieren?

Guttwein:   Nein, wir stellen gezielt keine Edelhölzer sondern Nutzhölzer für den meist örtlichen Gebrauch her. Denn wie viele Menschen benötigen in Paraguay oder Südamerika zum Beispiel einen schönen Holzschreibtisch oder einen neuen Boden für die Yacht? Für die Verwendungszwecke unserer Abnehmer ist die Sorten-Qualität des Holzes trotz kurzer Laufzeiten bestens geeignet. Inzwischen rechnen wir beim Eukalyptus-Wertholz sogar bereits mit der Ernte nach rund 16 anstatt 20 Jahren. Unsere Energieholz-Hackschnitzel sind A-Qualität und mit einem geringen Feinanteil, da wir hierbei richtige Stämme häckseln. In unseren Breiten werden in der Regel nur die Reste eines Baumes zu Energieholz verarbeitet.

ECOreporter.de:  Welche Renditen können Anleger erwarten, die sich für Energie- beziehungsweise Wertholzinvestments entscheiden und inwiefern sind in Ihren Prognosen Holzpreissteigerungen einkalkuliert?

Guttwein:  Beim Energieholz liegen wir bei grob 4 bis 6 Prozent Rendite. Beim Wertholz mit einem längeren Anlagezeitraum bei rund 7 bis 8 Prozent. Wir rechnen mit einer jährlichen Holzpreissteigerung von 2 Prozent.

ECOreporter.de:  Wie hat sich der Preis für Eukalyptus beziehungsweise Kiefernholz seit dem Start von Miller Forst 2006 entwickelt?

Guttwein:  Wenn ich alleine die Brennholzpreise in Paraguay betrachte, lagen diese 2008 bei 5,80 US-Dollar pro Tonne (US$/t), 2010 bei 12,81 US$/t und im (für den Energiebereich sehr schlechten) Jahr 2015 bei rund 16 US$/t. Grundsätzlich haben wir auf den Holzpreis keinen Einfluss, sondern können lediglich dafür sorgen, dass die Bäume ordentlich wachsen und gut gepflegt sind. Hierbei vertraue ich unseren Fachleuten des Forstbetriebs absolut und war vergangene Woche erst wieder vor Ort um mich selbst vom Zustand der Aufforstung zu überzeugen.

ECOreporter.de: In welchem Umfang hat Miller Forest bislang Ausschüttungen prognosegemäß geleistet?

Guttwein:  Die ersten Ernten von Kundenflächen und entsprechende Ausschüttungen waren für dieses Jahr geplant, wurden jedoch aufgrund der gefallenen Energiepreise (Öl/Gas) vorerst verschoben. Bei Kaufflächen gaben wir die Empfehlung zur Verschiebung; die Entscheidung lag bei den Investoren. Bei Pachtflächen wurde die Entscheidung von der Forstverwaltung getroffen. Wir werden die Flächen ernten und entsprechende Ernteerträge an die Investoren auszahlen, sobald es aus forst- und betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist. Einen konkreten Zeitpunkt können wir deshalb noch nicht benennen. Das hängt auch davon ab, wie die  derzeit laufenden Verhandlungen mit unseren Abnehmern verlaufen.  2014 konnten wir nach unseren eigenen Ernten beziehungsweise den Ernten eines südamerikanischen Großinvestors einen Preis beim Energieholz rund 20 Prozent über dem heutigen erzielen. Dieser lag voll in unseren Prognosen. Daher ist es nur logisch, sich den Vorteil von Holz zu Nutze zu machen und abzuwarten bis sich der Markt wieder erholt. Wir haben ja keinen Vermarktungsdruck, da die Bäume weiter wachsen und an Volumen zunehmen.

ECOreporter.de: Sind Ihre Forstbestände gegen Feuer, Sturm, Starkregen und ähnliche Naturereignisse versichert?

Guttwein:  Für die ersten zwei Jahre nach Anpflanzung übernehmen wir eine Anwachsgarantie, anschließend liegt das Risiko beim Investor. Aufgrund der klimatischen Gegebenheiten ist eine entsprechende Versicherung aus unserer Sicht nicht sinnvoll, es steht aber jedem Investor frei, seine Fläche ggf. zu versichern, insofern dies ein Versicherer anbietet. Uns ist bislang jedoch kein Versicherer bekannt, der Kleinflächen von Investoren zu einem annehmbaren Preis versichert.

ECOreporter.de: Im  Januar 2015 war ein Schädlingsbefall bei Miller-Forest-Forstbeständen bekannt geworden. Haben Sie diese Probleme inzwischen gelöst oder gibt es weiterhin kranke Bäume in Bestand von Miller Forest?

Guttwein:  Der Schädlingsbefall wurde Ende 2014 festgestellt, die betroffenen Investoren wurden entsprechend informiert. Es handelte sich hierbei um eine in den Anfangsjahren gepflanzte Sorte, welche vom Schädling befallen wurde und insgesamt unter 2 Prozent der Gesamtfläche ausmacht. Eine Lösungsmöglichkeit wurde für jeden betroffenen Investor individuell ausgearbeitet. Die besprochenen weiteren Vorgehensweisen wurden größtenteils bereits umgesetzt und gingen von vorzeitiger Ernte und Neuanpflanzung mit neuestem Pflanzmaterial über Rücknahme beziehungsweise Eintausch von Kundenflächen bis hin zur weiteren Beobachtung. Wir haben entsprechend derzeit noch kranke Bäume im Bestand, allerdings besteht daraus kein erhöhtes Risiko für die restlichen Bestände.


ECOreporter.de: Was macht Ihre Direktinvestments nachhaltig? Sind Ihre Forstbestände entsprechend zertifiziert?

Guttwein:
Unsere Bäume binden durch Photosynthese das klimaschädliche Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2). Sie eignen sich deshalb zur klimaneutralen Energiegewinnung. Durch unsere Bewirtschaftung werden Brachflächen wieder bewaldet und die Bodenqualität merklich verbessert. Es siedeln sich zudem wieder heimische Tierarten an und wir haben bislang 180 Arbeitsplätze für vorwiegend Einheimische aus der Region geschaffen, welche überdurchschnittlich entlohnt werden. Wir haben 2012 das Voraudit zur FSC-Zertifizierung abgeschlossen, uns jedoch gegen eine Weiterführung der Zertifizierung entschieden. Der hohe Verwaltungsaufwand und die Kosten stehen aus unserer Sicht in keinem Verhältnis zu dem Nutzen, den die Zertifizierung für unseren Betrieb und unsere Investoren bringt.

ECOreporter.de: Einige Skandale wie die Insolvenzen der Green Planet AG und der Teakholz International AG haben die Holz- und Waldinvestmentbranche erschüttert. Hat sich damit Ihr Alltagsgeschäft verändert? Was entgegnen Sie Anlegern, die deshalb verunsichert sind?

Guttwein:  Natürlich wird man oftmals mit anderen, leider auch zahlreichen unseriösen Anbietern, über einen Kamm geschoren. Davon gilt es, sich deutlich abzuheben. Da wir von Anfang an auf eine möglichst hohe Kontrolle und Transparenz für unsere Investoren gesetzt haben, ändert sich für uns nichts, obwohl wir natürlich auch vermehrt die Unsicherheit der Interessenten spüren. Ich kann diese Verunsicherung nachvollziehen. Es ist unglaublich, wie viel Geld manche Anleger bei diversen Investments verloren haben. Oft wird aber recht blauäugig investiert oder unprofessionell von Finanzberatern vermittelt. Alles, was ich verunsicherten Investoren empfehlen kann, ist entweder sich selbst vor Ort ein Bild von unserem Unternehmen zu verschaffen oder den Waldrat e.V. zu kontaktieren. Dieser kontrolliert regelmäßig unsere Aufforstung und schaut, dass unser Forstbetrieb in Paraguay das umsetzt, was wir hier in Deutschland versprechen. Zudem inspizieren wir von Miller Forest die Forstflächen regelmäßig, da wir natürlich genauso bestrebt sind, dass vor Ort alles wunschgemäß verläuft. Gegebenenfalls verärgerte Investoren rufen nämlich nicht beim Förster an, sondern bei mir oder meinen Kollegen.

ECOreporter.de: Bergen Forstinvestments im Ausland zusätzliche Risiken?

Guttwein:  Das A und O ist das funktionierende Forstmanagement, hier kann aus meiner Sicht am meisten falsch gemacht werden. Ob die Investition nun in Paraguay oder Deutschland angesiedelt ist, muss jeder für sich selbst als Risiko oder Chance abschätzen. Ich persönlich sehe ein Direktinvestment in Paraguay als Chance, da das Land noch in der Entwicklung ist und somit einige Vorteile mit sich bringt, die man in Deutschland so vielleicht bei einem vergleichbaren Investment nicht hat. Die Anleger sehen diese Chancen inzwischen auch vermehrt, da es eben von Nachteil sein kann, wenn man sich nur auf den Euro verlässt. Das heißt aber definitiv nicht, dass ich in jedem Land investieren würde – in Paraguay gibt es für mich jedoch ein paar Gründe, weshalb es sich lohnt, über den Tellerrand zu schauen.

ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch Herr Guttwein!

Miller Forest ist Aussteller der Messe Grünes Geld Köln am Samstag,  21. November, ab 9:30 Uhr im Gürzenich. Bei freiem Eintritt erwartet die Besucher zusätzlich zur Ausstellung noch ein umfangreiches Vortragsprogramm rund um nachhaltige Geldanlagen. Finanzprofis wie Neulinge können sich hier umfassend über neue Trends, Entwicklungen und Angebote am nachhaltigen Kapitalmarkt informieren (mehr zur Messe lesen Sie  hier.
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