Auch in stürmischen Zeiten sind nachhaltige Investments möglich und haben - richtig ausgewählt - gute Aussichten. / Foto: Pixabay

  Nachhaltige Aktien, Aktien-Favoriten, Anleihen / AIF, Finanzdienstleister, Fonds / ETF

Nachhaltig investieren in schwierigen Zeiten: Das sollten Sie beachten

Ukraine-Krieg, Klimawandel, Inflation, steigende Zinsen, unterbrochene Lieferketten, das jüngste Bankenbeben - in der Welt bleibt es unruhig. Und damit auch an den Finanzmärkten. Was heißt das für Besitzerinnen und Besitzer von grünen Aktien, Fonds und ETFs? Wie sehr sind Investments in nachhaltige Anleihen, Mikrofinanzen, Nachrangdarlehen betroffen? ECOreporter gibt Investment-Ratschläge für Krisenphasen.

Die Ratschläge richten sich an Anlegerinnen und Anleger, die schon investiert sind. Aber auch an Menschen, die nun überlegen, ob es ein besonders guter oder ein besonders schlechter Zeitpunkt für neue nachhaltige Investments ist.

Grüne Aktien in Krisenzeiten?

Grundsätzlich spricht auch in einer Krise nichts dagegen, in Aktien zu investieren, denn in den letzten Jahrzehnten waren Aktien die lukrativsten langfristigen Geldanlagen. Allerdings sollten Sie dabei Folgendes beachten:

* Auch wenn viele Kurse im letzten Jahr deutlich gesunken sind und weiterhin deutlich schwanken: Verkaufen Sie keine Aktien, die wegen einer allgemeinen Börsenschwäche an Wert verloren haben. Die Kurse gut geführter Unternehmen haben sich bisher nach jedem Abschwung schneller als erwartet wieder erholt. Auch in der Corona-Krise war dies so. Viele Aktien stehen im April 2023 sehr viel besser da als im März 2020 nach dem großen Corona-Börsencrash. Der weltweite Aktienindex MSCI World liegt derzeit auf fünf Jahre gesehen 66 Prozent im Plus, auf zehn Jahre sogar 185 Prozent (Stand 6.4.2023). Von solchen langfristigen Wertentwicklungen können die meisten anderen Anlageklassen nur träumen.


Gut, aber derzeit etwas zu teuer: die Aktie des Erneuerbare-Energien-Entwicklers ABO Wind. / Foto: Unternehmen

* Bei zahlreichen Aktien besteht auch nach den Börsenturbulenzen der jüngeren Vergangenheit (Corona, Ukraine-Krieg, zuletzt die Verwerfungen in der Bankbranche) weiterhin die Gefahr, sie zu teuer zu kaufen. Denn in der Krise sind die Gewinne vieler Unternehmen gesunken. Und trotz steigender Leitzinsen gibt es derzeit kaum attraktive Renditen abseits der Börse. Daher fließt nach wie vor viel Geld in Aktien - auch wenn diese eigentlich zu teuer sind. Als Faustregel kann gelten: Ab einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 sind Aktien nicht mehr günstig und nur dann attraktiv, wenn die Wachstumsaussichten überdurchschnittlich gut sind. Wind- und Solaraktien sind beispielsweise weiterhin häufig zu hoch bewertet. Bei Wasserstoffaktien sieht ECOreporter eine noch größere Gefahr, dass eine Blase platzt - teilweise geschieht dies bereits. Beachten Sie auch: Wachstumsbranchen, die auf hohe Kredite angewiesen sind, haben es mittlerweile schwerer, weil das Zinsniveau weltweit steigt.

* Verkaufen Sie keine Aktien, um später nach möglichen Kurseinbrüchen günstiger wieder einzusteigen. Dieses Pokerspiel funktioniert meist nicht. Denn niemand weiß, wann der ideale Zeitpunkt zum Wiedereinstieg ist. Ein extremes Beispiel dafür waren etwa die Wetten auf Leerverkäufer-Lieblinge wie GameStop - ein Trend, der mittlerweile auch Grünstromaktien wie Nordex oder Encavis erfasst hat.

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* Investieren Sie ausschließlich in Unternehmen mit einem zukunftsträchtigen Geschäftsmodell. Eine Aktie nur deshalb zu kaufen, weil sie gerade billig erscheint oder weil sehr viele Anlegerinnen und Anleger sie kaufen, macht keinen Sinn - ignorieren Sie daher auch "Bestseller"-Listen in Broker-Apps oder "virale" Tipps in den sozialen Medien. Unternehmen mit einem grünen Kerngeschäft haben sich auf lange Sicht oft überdurchschnittlich gut entwickelt. Beispielsweise viele ECOreporter-Aktien-Favoriten der Kategorien Dividendenkönige, nachhaltige Mittelklasse und Grüne Spezialwerte.

* Achten Sie darauf, dass Unternehmen nicht zu hoch verschuldet sind. Wer in Krisenzeiten teure Kredite bedienen muss, während die eigenen Umsätze zurückgehen, läuft Gefahr, zahlungsunfähig zu werden. ECOreporter hat sich die Verschuldungssituation seiner Aktien-Favoriten näher angesehen. Bei keinem der Unternehmen gab es zuletzt Anzeichen für eine Überschuldung. Auch andere nachhaltige Aktien empfiehlt die Redaktion nur, wenn sie die Unternehmen als solide kapitalisiert einschätzt.


Eine Krisengewinnerin: Die ECOreporter-Favoriten-Aktie SolarEdge liegt auf fünf Jahre 500 % im Plus. / Foto: SolarEdge

* Viele Leserinnen und Leser von ECOreporter sind mit ihren Investments auch nach den Kursturbulenzen der letzten drei Jahre noch deutlich im Plus. Verständlich, wenn jemand sich sagt: „Ehe der nächste große Crash kommt, realisiere ich jetzt meinen Gewinn!“ Unser Rat dazu: Kalkulieren Sie die Quellensteuer ein. Jenseits des Sparerpauschbetrags behält das Finanzamt in der Regel 25 Prozent des Gewinns. Ist es da nicht besser, die Aktien weiterhin zu halten? Auf lange Sicht (15 Jahre oder mehr) haben sich Aktien-Investments bislang fast immer rentiert – auch wenn es zwischenzeitlich an den Börsen steil bergab ging.

* Wenn Sie neu in eine Aktie investieren: Teilen Sie die Summe, die Sie in eine bestimmte Aktie investieren wollen, in drei bis fünf Teile auf und verteilen Sie ihre Kaufzeitpunkte über mehrere Wochen oder auch Monate. So verringern Sie das Risiko, bei zu hohen Kursen einzusteigen. Auch Sparpläne sind eine Option. Sie wollen noch mehr Sicherheit? Dann machen Sie sich mit Stop-Loss-Orders und Put-Optionsscheinen vertraut. Mehr dazu erfahren Sie hier.

* Streuen Sie Ihr Anlagerisiko: Kaufen Sie nicht vier verschiedene Aktien, sondern 40 oder besser noch (über Aktienfonds) 400. Eine Liste nachhaltiger Aktien mit aktuellen Kursen finden Sie hier. Eine Übersicht aller von ECOreporter getesteten Aktienfonds hat die Redaktion hier für Sie zusammengestellt. Viele dieser Fonds haben sich langfristig besser entwickelt als der Gesamtmarkt.

* Investieren Sie nicht Ihr ganzes Vermögen in Aktien. Legen Sie auch in risikoärmere Finanzprodukte an. Und behalten Sie eine ausreichend hohe Barreserve - auch wenn die Wertverluste durch die hohe Inflation schmerzen. Immerhin: Wegen der steigenden Leitzinsen werfen Tagesgeldkonten und Festzinsanlagen mittlerweile teilweise schon wieder passable Renditen ab.

* Machen Sie sich einen Plan. Beispielsweise für Aktienkäufe. Legen Sie Aktien fest, die Sie interessant finden. Kaufen Sie dann nur diese. Und nicht Werte, die gerade besondere Schnäppchen zu sein scheinen.

Wie steht es um nachhaltige ETFs?

Bei vielen der bisher von ECOreporter getesteten ETFs, die sich nachhaltig nennen, hat die Redaktion Nachhaltigkeit eher als Spurenelement gefunden: höchst spärliche Dosis. Immerhin: Einige ETFs gibt es mittlerweile, die für anspruchsvolle Anlegerinnen und Anleger geeignet sein können. Eine Übersicht über alle ECOreporter-ETF-Tests finden Sie hier. Wie sich die nachhaltigeren dieser ETFs finanziell entwickelt haben, können Sie hier lesen. ECOreporter rät wegen der höheren Nachhaltigkeit grundsätzlich eher zu aktiv gemanagten Fonds, breit gestreute Welt-ETFs können aber dazu beitragen, ein Depot zu stabilisieren.

Womit wir bei den Alternativen zu Aktien wären – Investments, die teilweise weniger stark von den aktuellen Krisen betroffen sind:

Tages- und Festgeld


Grüne Anleihen erzeugen direkte nachhaltige Wirkung - etwa indem sie Wind- und Solarparks finanzieren. / Foto: Pixabay

Achten Sie darauf, dass Sie liquide bleiben. Wer in Krisenzeiten Aktien oder Fonds mit hohem Verlust verkaufen muss, weil er Geld braucht, ärgert sich. Legen Sie einen Teil Ihres Vermögens so an, dass sie kurzfristig darauf zugreifen können. Dafür bieten sich Tages- und Festgeldkonten an. Die bringen zwar noch keine Zinsen, die die Geldentwertung durch die Inflation ausgleichen können, doch die Angebote werden attraktiver, je stärker die Leitzinsen der Notenbanken steigen. Und wenn Sie Ihr Geld bei einer nachhaltigen Bank parken, erleichtern Sie damit die Finanzierung von Solaranlagen, energieeffizienten Gebäuden oder Bildungsprojekten. Eine aktuelle ECOreporter-Übersicht über die Zinsangebote grüner und ethischer Banken finden Sie hier.

Nachhaltige Anleihen

Anleihen versprechen nicht nur feste Zinsen, sie sind für gewöhnlich auch weniger schwankungsanfällig im Kurs als Aktien. In Börsenkrisen gewinnen sie oft an Wert, weil Anlegerinnen und Anleger bei sinkenden Aktienkursen Vermögen in Anleihen umschichten. Auch im Corona-Jahr 2020 war das so. Aktuell sind Anleihen aber nur bedingt attraktiv, weil viele ältere vergleichsweise schwach verzinst werden. Insbesondere bestehende Staatsanleihen und Anleihen großer Konzerne sind 2022 nicht gut gelaufen. Der weltweite Großanleihenindex Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond verlor im letzten Jahr fast 16 Prozent. Für den Anleihensektor ist das ein historisch schlechter Wert. Zum Vergleich: Der Aktienindex MSCI World büßte 2022 13 Prozent ein. In diesem Jahr geht es allerdings für Anleihen wieder spürbar aufwärts: Seit Jahresbeginn hat der Bloomberg-Index 4 Prozent zugelegt (Stand 5.4.2023).

Besonders renditeträchtig (aber auch riskanter) sind kleine Anleihen, die nachhaltige Unternehmen oder deren grüne Projekte finanzieren. ECOreporter testet regelmäßig solche grünen Unternehmensanleihen. 45 börsennotierte Anleihen, mit denen beispielsweise Wind- und Solarprojekte finanziert werden, können Sie sich hier näher ansehen.

Auch bei diesen Anleihen gibt es Kursschwankungen – je höher der Anleihekurs, desto niedriger für neue Käufer die reale Rendite. Aber Projektanleihen wie etwa von Energiekontor oder Enertrag haben einen Vorteil, nicht nur in Krisenzeiten: Ihr Geld finanziert beispielsweise einen Windpark. Und der erzeugt Strom. Der meist zu einem festen Preis abgenommen wird – die Corona-Krise und andere Verwerfungen spielen da kaum eine Rolle, derzeit profitieren Grünstromkonzerne sogar erheblich von den hohen Strompreisen. Und wenn Sie eine Anleihe bis zu ihrem Laufzeitende halten, bekommen Sie 100 Prozent Ihres eingesetzten Kapitals zurück, unabhängig von der Kursentwicklung der Anleihe.

Grüne Nachrangdarlehen

Nachrangdarlehen bieten oft attraktive Zinsen, sind allerdings auch deutlich riskanter als andere Geldanlagen: Schlittert das Unternehmen, dem die Anlegerinnen und Anleger Geld geliehen haben, in die Insolvenz, droht im schlimmsten Fall ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals, wie beispielsweise bei mehreren UDI-Angeboten. Wer in Nachrangdarlehen investiert, bleibt aber von Börsenturbulenzen verschont. Und bei gut wirtschaftenden Unternehmen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Anlegerinnen und Anleger ihr Geld zurückerhalten – plus die versprochenen Zinsen.

ECOreporter analysiert Nachrangdarlehensangebote grüner Unternehmen in Crowd-Checks und ausführlichen ECOanlagechecks. Eine Liste aller ECOanlagechecks finden Sie hier. Darunter sind auch nachhaltige Beteiligungsangebote, unter anderem von CAV und Ökorenta. Wo Sie aktuell einsteigen können, erfahren Sie hier.

Mikrofinanzfonds

Mikrofinanzfonds sind ein Investment mit hoher sozialer Wirkung. Die Kurse dieser Fonds schwanken längst nicht so stark wie die Kurse von Aktienfonds, weil die Preisbildung der Mikrofinanzfonds nicht über die Börse erfolgt. Die Corona-Krise geht auch am Mikrofinanzsektor nicht spurlos vorbei, allerdings erweisen sich die Mikrofinanzfonds bislang als überraschend robust. Lesen Sie auch den großen ECOreporter-Mikrofinanzfonds-Vergleichstest.

Weitere Tipps der Redaktion zu nachhaltigen Geldanlagen finden Sie hier.

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