ECOanlagecheck

CornTec GmbH bietet Biogasbeteiligung mit 322 Prozent Ausschüttung - Lieferanten sollen gut mitverdienen - Anleger auch?

Klein aber fein? Die CornTec GmbH aus dem niedersächsischen Twist will in Bächingen in Bayern ein Biogasprojekt mit 680 Kilowatt Leistung bauen. Die Rohstoffe sollen aus einem Umkreis von zehn Kilometern kommen. Die beteiligten Landwirte will man möglichst eng in das Projekt einbeziehen, von Fortschritten in Anbau und Ernte der Energiepflanzen sollen sie voll profitieren. Und die CornTec ist stolz auf ihre ausgeklügelte Prozesssteuerung. Was bringt das dem Anleger? Der ECOreporter.de-Anlagecheck gibt ausführliche Antworten.

CornTec hat versucht, möglichst viele regionale Investoren für die CornTec Biogas-Bächingen GmbH & Co. KG zu gewinnen. Ludwig Nyhuis, Kaufmännischer Leiter bei CornTec, gegenüber ECOreporter.de: "Wir bieten die Beteiligungen erst den Landwirten und Bürgern vor Ort an. Wenn die nicht alle Anteile zeichnen wollen, geben wir sie für den allgemeinen Vertrieb frei." Nun sind noch Anteile zu vergeben. Anleger können sich ab einer Einlage von 10.000 Euro an dem Vorhaben beteiligen.

Zu dem Projekt gehören drei Blockheizkraftwerke (BHKW). Sie sollen laut Nyhuis eine Anschlussleistung von 795 Kilowatt (KW) haben. "Wir rechnen mit 681 KW Dauereinspeiseleistung", so der CornTec-Sprecher: "Damit haben einen Sicherheitsabschlag von 15 Prozent berücksichtigt." Nach Angaben der Initiatoren beträgt das Gesamtfinanzierungsvolumen 2.898.000 Euro. Als Eigenkapital sollen 750.000 Euro eingeworben werden, der Fremdkapitalanteil beträgt 2.130.000 Euro. Investoren zahlen zusätzlich zum Nennwert ihrer Einlage ein Agio in Höhe von drei Prozent, insgesamt sind es 23.000 Euro.


Über 70 Prozent Fremdkapital - Ausschüttung 322 Prozent

Die Eigenkapitalquote liegt laut dem Emissionsprospekt bei 26,5 Prozent, mehr als zwei Drittel der Kosten sollen demnach aus Fremdmitteln bestritten werden. Nyhuis: "Wir haben eine grundsätzliche Zusage für die Finanzierung durch eine im grünen Bereich tätige deutsche Bank. Die Konditionen stehen noch nicht endgültig fest, ich rechne mit Zinsen in Höhe von 5,25 Prozent auf 12 Jahre Laufzeit."

Mit 600.000 Euro haben Lieferanten und regionale Interessenten nach Angaben von CornTec bereits den größten Teil des Eigenkapitals gezeichnet (Stand 7.Februar).

Ursprünglich sollte das Projekt bereits Ende 2006 ans Netz gehen, an der prognostizierten Ausschüttung werde sich durch die Verzögerung aber nichts ändern, so Nyhuis. Innerhalb der 20-jährigen Laufzeit sollen 322 Prozent des Nennwerts an die Investoren ausgezahlt werden. Wer 10.000 Euro investiert, wird demnach 32.200 Euro zurück bekommen. Der innerhalb von 20 Jahren erwirtschaftete Mehrwert beläuft sich auf 22.200 Euro vor Steuern. Eine Zahl zum internen Zinsfuß des Fonds Bächingen kann Nyhuis auf Nachfrage von ECOreporter.de nicht nennen: "Den haben wir nicht ermittelt."


Bonifikationen sollen Rendite steigern

Während der Laufzeit profitiert der Biogasfonds von der Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG. "Die durchschnittlich Grundeinspeisevergütung beträgt über die gesamte Laufzeit 15,16 Cent je Kilowattstunde (KWh)", sagt Peter Schuler, regionaler Koordinator des Projekts. In der Prognoserechnung sei man ferner davon ausgegangen, dass der Fonds vom Bonus für die Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK-Bonus) in Höhe von weiteren 2 Cent je KWh profitieren werde. Fester Bestandteil des Projekts ist neben der Biogasanlage mit Fahrsilo eine Hackschnitzeltrocknungsanlage. Dort soll die anfallenden Wärme sinnvoll genutzt werden, Voraussetzung für den Anspruch auf den KWK-Bonus. Mögliche Erträge aus dem Wärmeverkauf wurden in den Prognosen nicht angesetzt. "Weil unser System mit reiner Pflanzenvergärung funktioniert, erfüllen wir zudem alle Voraussetzungen, die unser Stromabnehmer EnBW braucht, um uns zusätzlich auch noch einen Technologie-Bonus von 2 Cent zu gewähren. Der würde die Rentabilität des Projekts weiter verbessern", so Schuler.


Bächinger AKW-Gegner pro Biogas

Weshalb wurde die Biogasanlage nicht schon im letzten Jahr realisiert? Der Koordinator erklärt: "Um eine möglichst geringe Verkehrsbelastung für die Gemeinde zu erreichen, mussten wir einen Feldweg über den Grund einer Nachbargemeinde ausbauen. Es hat ein neun Monate gedauert, bis dort die nötige Genehmigung erteilt wurde." Einsprüche oder Widerstände vor Ort gegen das Vorhaben bestünden nicht, berichtet Schuler. Im Gegenteil: Bächingen liege nahe am Atomkraftwerk Grundremmingen, wo derzeit ein Zwischenlager gebaut werden solle. In der Gemeinde habe sich eine Initiative gegen diese Pläne gebildet, der Bau der Biogasanlage werde auch als Zeichen für eine andere Energiepolitik verstanden. "Die endgültige Genehmigung ist eigentlich nur noch eine Formsache. Wir erwarten sie für Ende Februar", so Schuler.

Die Weichkosten des Fonds inklusive Agio betragen 18,55 Prozent des Eigenkapitals, bezogen auf das Gesamtinvestitionsvolumen liegen sie bei 4,98 Prozent. Weichkosten - das umfasst alle im Prospekt unter "Mittel Verwendung" aufgeführten Kosten mit Ausnahme der Positionen: Kaufpreis und Herstellungskosten, Zwischenfinanzierung, Liquiditätsreserve, Steuern, Notargebühren und Bauaufsicht. Für die Eigenkapitalbeschaffung wurden 53.500 Euro an Kosten angesetzt (knapp 7 Prozent des Eigenkapitals).


Lieferanten aus der Landwirtschaft sollen profitieren

Das Biogas-Beteiligungsangebot der CornTec hat einige Besonderheiten. Nyhuis: "Gemäß unseren Leitlinien bauen wir dezentrale Anlagen mit nicht mehr als einem Megawatt Leistung. Ideal sind 500 bis 750 KW. Der Einzugsbereich sollte nicht größer als zehn Kilometer sein." Für die Steuerung der Anlagen würden immer Landwirte aus dem Kreis der Lieferanten vor Ort gesucht, die entsprechend geschult und ausgebildet würden. "Wir beraten die Landwirte auch beim Pflanzenanbau", berichtet Nyhuis weiter: "Gemeinsam mit den Bauern suchen wir beispielsweise das Saatgut aus. Als Sammelbestellung wird es dann günstig in großen Mengen eingekauft."

Das Biogaskraftwerk Bächingen benötigt für den Volllastbetrieb jährlich 13.100 Tonnen Maissilage, dafür ist laut dem Emissionsprospekt derzeit eine Anbaufläche von zirka 240 Hektar notwendig. Die Initiatoren haben sich abgesichert, mit den liefernden Landwirten wurden Verträge auf 20 Jahre abgeschlossen. Nyhuis erklärt den vereinbarten Preismechanismus: "Der Preis richtet sich nach dem Ertrag der Anlage. Der Planrechnung liegt ein Basispreis von 24 Euro je Tonne zugrunde. Dabei wurde ein elektrischer Wirkungsgrad des Blockheizkraftwerks (BHKW) von 41 Prozent angesetzt, der Hersteller des BHKW garantiert 44 Prozent. Was im Laufe der Jahre noch an Entwicklungspotential gehoben wird - zum Beispiel durch Fortschritte in der Pflanzenzüchtung - kommt dem Landwirt zu 100 Prozent zugute. Durch diese Konstruktion ist der Handel draußen."

Die Lieferanten sollen auch an überplanmäßigen Gewinnen beteiligt werden, die möglicherweise mit der Anlage erwirtschaftet werden. Dem Emissionsprospekt zufolge will CornTec solche Überschüsse zu je einem Drittel an die Landwirte, die Kommanditisten und sich selbst als Bewirtschafter verteilen. "Aus dem CornTec-Drittel bekommt zudem der Prozessmanager vor Ort auch noch einen Erfolgsbonus", sagt Nyhuis.


Kein Ertragsgutachten - keine Ertragsgarantie

Die Niedersachsen haben eigenen Angaben zufolge seit 2005 insgesamt 10 Biogasprojekte realisiert. Laut Nyhuis laufen sie bisher nach Plan. Die Prognoserechnung im Emissionsprospekt hat CornTec selbst erstellt, ein externes Ertragsgutachten gibt es nicht. Auch eine Ertragsgarantie liegt nicht vor.

CornTec nutzt für die Steuerung und Optimierung seiner Anlagen technische Systeme wie Webcams und Datenfernübertragung. Mit ihrer Hilfe kann die Zentrale in Twist per zentralem Monitoring die Anlage in Bayern online überwachen. Nyhuis: "Unser Anlagen sind standardisiert. Erfahrungen aus einzelnen Anlagen lassen sich leicht auf alle anderen transferieren." Bestandteil des Monitorings ist laut dem Sprecher eine umfangreiche Messtechnik, die es erlaubt, die Prozesse auf allen Stufen der Gasbildung zu beobachten. Dadurch könne die Anlage sehr feinfühlig gesteuert werden, erklärt Nyhuis, Fehlentwicklungen würden frühzeitig erkannt.

Neben dem bereits erwähnten Sicherheitsabschlag bei der Anlagenleistung nahmen die Initiatoren laut Nyhuis auch einen Abschlag bei den jährlichen Volllaststunden vor, die den Prognosen zugrunde wurden. "Wir gehen nicht von einer ganzjährigen Verfügbarkeit aus (8760 Stunden), sondern von 8000 Stunden. Das entspricht 91,33 Prozent. Der Abschlag beträgt 8,67 Prozent", sagt er.

CornTec will sich nach Angaben von Nyhuis um die Vermittlung von Fondsanteilen bemühen. Daran bestehe besonderes Interesse, weil viele Lieferanten sich eigentlich gern beteiligen würden, dies aber aus finanziellen Gründen oft nicht könnten. Diesen Kaufinteressenten biete CornTec die Vorfinanzierung von Anteilen an. "Die bezahlen sie mit einem Teil der Erlöse aus dem Kraftwerk", erklärt der Sprecher.


Fazit:

Gegen das Angebot der CornTec spricht das Fehlen eines externen Ertragsgutachtens, auch eine Ertragsgarantie gibt es nicht. Auf der anderen Seite haben sich die Initiatoren glaubhaft um den "Faktor Mensch" bemüht, der für den Erfolg eines Biogasprojekts von entscheidender Bedeutung ist. Die Landwirte vor Ort profitieren direkt von der Qualität der Rohstoffe, die sie liefern. Auch in die Steuerung der Anlage wurden Einheimische eingebunden, das Betreiberkonzept erscheint schlüssig. Weitere Pluspunkte für CornTec: Die langfristige Belieferung der Anlage zu kalkulierbaren Preisen scheint für die gesamt Laufzeit gesichert. Durch mögliche Einkünfte aus dem Technologie-Bonus und dem Wärmeverkauf besteht zusätzliches Ertragspotential. Und: Die Kostenquote ist moderat. Unter dem Strich erscheint das Projekt der CornTec Erfolg versprechend.



Basisdaten der Biogas-Bächingen GmbH & Co. KG

Anbieter: CornTec GmbH
Rechtsform: GmbH & Co. KG
Agio: 3,00 Prozent
Prognosezeitraum: bis 31.12.2026
Eigenkapital: 0,74 Millionen Euro
Fremdkapital: 2,13 Millionen Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 2,87 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme : 10.000 Euro
Kalkulierte Rückbau- und Entsorgungskosten: 170.000 Euro (Planrechnung enthält keine Einnahmen aus Veräußerungserlösen.)
Prüfung der künftigen Jahresabschlüsse durch Wirtschaftsprüfer: Nein

Ertragsspezifische Investitionskosten: 0,51 Euro pro KW/h
Leistungsspezifische Investitionskosten: 3864,00 Euro pro KW
Durchschnittliche EEG-Vergütung: 15,16 Cent/kWh (Darin enthalten ist der KWK-Bonus.)

Standort: Bächingen, Bayern
Prognostizierter Jahresstromertrag: 5.632.000 kWh
Netzeinspeisezusage liegt vor
Netzbetreiber: EnBW Ostwürttemberg DonauRies AG.

Hersteller der Komponenten Biogasprojekt:
Planung und Konzeption: CornTec
BHKW: Schnell
Fermenter: Duha, Haselünne
Dächer und Rührwerke: MT-Energie
Annahmebunker: Hunning
Eintragsystem Börger
Steuerungslektronik: CornTec

Versicherungen: Sachversicherung, Elementarschadensversicherung, Versicherung gegen Maschinenbruch, Betriebsunterbrechungsversicherung. Nyhuis: "Den biologischen Prozess haben wir nicht versichert. Durch unsere Prozesstechnik und unser Monitoring würden wir sehr früh bemerken, wenn etwas in die falsche Richtung läuft."


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Bilder: Biogasanlagen der CornTec, verschiedene Standorte und Bauphasen; Maisernte / Quelle: CornTec GmbH
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