Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!

Cochlear: Australische Kartellwächter haben Bedenken bei Übernahme
Der auf implantierbare Hörgeräte spezialisierte australische Gesundheitskonzern Cochlear sieht sich bei seiner geplanten Übernahme des dänischen Wettbewerbers Oticon Medical mit Bedenken der australischen Wettbewerbsaufsichtsbehörde ACCC konfrontiert. Eigentlich wollte Cochlear den 170 Millionen Australische Dollar (etwa 110 Millionen Euro) teuren Zukauf bis Ende des laufenden Geschäftsjahres 2022/23 (Juli bis Juni) abschließen.
Cochlear und Oticon Medical, eine Tochter des dänischen Hörgeräteherstellers Demant, stellen nicht-chirurgische Knochenleitungsgeräte, chirurgische knochenverankerte Geräte und Cochlea-Implantate her. Diese Geräte werden zur Behandlung von fortgeschrittenem Hörverlust eingesetzt, der in der Regel nicht mit Hörgeräten behandelt werden kann.
Weltweit gibt es nur wenige Anbieter solcher Geräte. In Australien sind Cochlear und Oticon Medical laut ACCC zwei von nur drei Anbietern von nicht-chirurgischen Knochenleitungsgeräten und knochenverankerten Geräten und zwei von nur vier Anbietern von Cochlea-Implantaten.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Die Wettbewerbshüter fürchten daher, dass die geplante Übernahme den Wettbewerb auf bereits stark konzentrierten Märkten erheblich einschränken würde. Dies könnte zu höheren Preisen, einem geringeren Dienstleistungsniveau und weniger Innovation führen.
Drohende Monopolstellung
"Cochlear ist der mit Abstand größte Anbieter von chirurgischen knochenverankerten Geräten und Cochlea-Implantaten in Australien. Das Unternehmen ist auch ein wichtiger Anbieter von nicht-chirurgischen Knochenleitungsgeräten", sagte die ACCC-Vorsitzende Gina Cass Gottlieb. Obwohl Oticon Medical in Australien viel weniger präsent sei, bestünden erhebliche Bedenken, wenn durch die geplante Übernahme einer der wenigen Cochlear-Konkurrenten im Land wegfällt.
"Diese Geräte sind von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, Verbrauchern mit Hörverlust die Wahl zu lassen, wie sie mit ihren Hörbedürfnissen umgehen wollen", so Cass-Gottlieb. Rückmeldungen aus dem Markt hätten gezeigt, dass die Nachfrage nach diesen Geräten wahrscheinlich steigen wird. Es müsse deshalb sichergestellt werden, dass Übernahmen nicht zu höheren Preisen oder weniger Innovation führen.
Die ACCC will für ihre Entscheidung auch die Wahrscheinlichkeit prüfen, dass andere Anbieter von Hörhilfen nach Australien kommen oder dort expandieren. Neue Anbieter hätten es auf dem Markt aber in der Regel zunächst schwer. Untersuchungen hätten gezeigt, dass der Bekanntheitsgrad einer Marke von entscheidender Bedeutung ist, damit Ärzte sie Patienten empfehlen.
Die ACCC bittet die Unternehmen nun bis zum 22. Dezember um eine Stellungnahme bezüglich der Bedenken. Bis Mitte März 2023 will die Behörde dann ihre Entscheidung treffen, ob sie die Fusion genehmigt.
Die Cochlear-Aktie ist im Handel an der Frankfurter Börse aktuell 1,1 Prozent im Plus zum Vortag und kostet 140,24 Euro (Stand: 2.12.2022, 9:42 Uhr). Die Integration des Oticon-Geschäfts wäre voraussichtlich mit deutlichen Kosten verbunden, es ist daher möglich, dass Aktionäre die Aussicht auf ein Scheitern des Zukaufs positiv beurteilen. Im Monatsvergleich hat die Aktie 10,3 Prozent zugelegt, auf Jahressicht ist sie 4,8 Prozent im Plus.
Corona bleibt ein Problem
Cochlear war im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 (Juli bis Juni) weiter gewachsen, die Ergebnisse litten allerdings unter der Corona-Pandemie. Nach wie vor gibt es in Krankenhäusern weltweit Einschränkungen bei nicht zwingend notwendigen Operationen, worunter auch Hörimplantate von Cochlear fallen. Der Konzern geht davon aus, dass sich die Handelsbedingungen im Laufe des aktuellen Geschäftsjahres verbessern werden.
Für die in den letzten Jahren stark schwankende Cochlear-Aktie bleiben weiter deutliche Unsicherheiten. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis von 49 ist zudem deutlich zu hoch für einen Einstieg. Anlegerinnen und Anleger sollten nicht nur auf sinkende Kurse, sondern auch auf eine Stabilisierung der Rahmenbedingungen in Krankenhäusern warten.
Lesen Sie auch das ECOreporter-Dossier Nachhaltige Gesundheitsaktien: Wo sich jetzt der Einstieg lohnen kann
Cochlear Ltd.: