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Chinesischer Konzern schluckt S.A.G. Solarstrom AG

Die Investoren der insolventen S.A.G. Solarstrom AG aus Freiburg können aufatmen. Denn die Hoffnungen auf den Einstieg eines Investors haben sich erfüllt. Der Insolvenzverwalter der S.A.G. Solarstrom AG hatte die Unternehmenberatung Roland Berger Strategy Consultants damit beauftragt, nach Investoren Ausschau zu halten. Nun gab Insolvenzverwalter Dr. Jörg Nerlich bekannt, dass die SF Suntech Deutschland GmbH für 65 Millionen Euro das Solarunternehmen übernimmt. Bei ihr handelt es sich um ein Tochterunternehmen der Shunfeng Photovoltaic International Ltd. aus China. Der Kaufvetrag sieht den Angaben zufolge vor, dass das operative Geschäft der S.A.G. Solarstrom Gruppe mit allen Geschäftsbereichen fortgeführt wird und das S.A.G.-Management an Bord bleibt. Laut dem Insolvenzverwalter können die Gläubiger der S.A.G. Solarstrom Gruppe nun „mit einer überdurchschnittlichen Insolvenzquote rechnen“.

Über Anleihen mit Laufzeiten bis 2015 (ISIN DE000A1E84A4) beziehungsweise bis 2017 (ISIN DE000A1K0K53) hatte die S.A.G. Solarstrom AG bei Investoren 16,9 Millionen bzw 25 Millionen Euro eingesammelt. Nerlich hatte ihnen im Mai 2014 eine Insolvenzquote von annähernd 50 Prozent in Aussicht gestellt. Unser Ziel war es, für die Unternehmensgruppe mit allen Geschäftsbereichen einen international starken Partner zu finden, mit dem wir unser Angebot entlang der gesamten Photovoltaik-Wertschöpfungskette weiter ausbauen und unsere Wachstumspläne umsetzen können“, so Dr. Karl Kuhlmann, CEO der S.A.G. Solarstrom AG. “Das ist uns gelungen. Wir sehen für das neue Unternehmen deutliche Wachstumsperspektiven, sowohl im europäischen wie auch im internationalen Markt, und freuen uns deshalb sehr auf die weitere Zusammenarbeit.“

Damit verliert ein weiterer Pionier der deutschen Solarbranche seine Unabhängigkeit. Und ein weiteres Mal übernimmt ein Marktakteur aus China ein deutsches Solarunternehmen. Im Fall der Sunways AG aus Konstanz ist das nicht gut gegangen. Sie war von der chinesischen LDK Solar gerettet worden, die dann aber selbst in Existenznot geriet und ihre Unterstützung einstellte, worauf Sunways zerschlagen wurde.

Die Chancen stehen aber gut, dass der S.A.G. Solarstrom AG ein besseres Los beschieden ist. Denn die tatsächliche Finanzlage Shunfeng Photovoltaic International ist zwar nur schwer einzuschätzen. Doch die Muttergesellschaft der Shunfeng Photovoltaic International hat ihre Finanzkraft im vergangenen Jahr durch die Übernahme von Suntech aus dem chinesischen Wuxi bewiesen. Dieser Solarkonzern war bis zu seiner Insolvenz der größte Solarhersteller der Welt. Durch die im Wesentlichen durch die Ausgabe von Anleihen finanzierte Übernahme von Suntech wurde Shunfeng zu einem Solarkonzern mit umfassender Wertschöpfungskette. Im ersten Halbjahr 2014 hat dieser die Auslieferungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 333 Prozent auf über 750 Megawatt (MW) gesteigert. Der Halbjahresumsatz sprang um 608 Prozent auf knapp 480 Millionen Dollar, der Halbjahresgewinn auf 82 Millionen Dollar. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Nettoverlust in Höhe von 109,5 Millionen Dollar angefallen.

Zhang Yi, Chairman von Shunfeng, hatte im August weitere Akquisitionen angekündigt und in Aussicht gestellt, dass sein Unternehmen im Gesamtjahr eine Produktionskapazität von 2.400 MW erreicht. Damit wäre es in nur zwei Jahren zu einem der weltweit größten Solarkonzerne aufgestiegen. Durch die Übernahme der S.A.G. Solarstrom AG erhöhen die Chinesen nicht nur ihre Absatzchancen in Europa. Sie verfügen damit auch über eine starke Position im Projektgeschäft und ziehen mit anderen führenden Solarkonzernen gleich, die sich wie etwa Canadian Solar oder First Solar durch ein stärkeres Engagement im Bereich der Projektierung von Solarparks breiter aufstellen. Sie sind dadurch weniger stark von den Einnahmen als Solarhersteller abhängig und können bei bei Photovoltaikprojekten Module aus eigener Produktion verbauen.

S.A.G. Solarstrom AG: ISIN DE0007021008 / WKN 702100
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