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„China bietet sehr gute Investmentmöglichkeiten im Erneuerbare-Energien-Bereich” – Interview mit Reinhard Stork und Johannes Sienknecht, Pioneer Investments
ECOreporter.de: Welche Anlagestrategie verfolgt der Pioneer Investments Balanced Ecology?
Johannes Sienknecht: Es handelt sich um einen globalen Mischfonds, der sowohl in Aktien als auch in Anleihen investiert. Dabei berücksichtigten wir strenge Nachhaltigkeitskriterien für die Titelwahl. Es kommen nur Emittenten ins Portfolio, die eine langfristige Wertschöpfung anstreben und dabei nach umwelt- und sozialverträglichen oder ethischen Maßstäben handeln. Auf dieser Grundlage verfolgen wir eine wachstumsorientierte beziehungsweise begrenzt risikobereite Anlagestrategie.
Die Aktienquote liegt je nach aktueller Markteinschätzung zwischen 0 und 50 Prozent. Der Fonds kann aber auch zu 100 Prozent auf Anleihen setzen. Dabei streben wir eine gut diversifizierte Branchen- und Regionenstruktur an und haben weder bei Ländern noch bei Sektoren einen spezifischen Fokus.
ECOreporter.de: Wie ist Nachhaltigkeit für den Fonds definiert?
Reinhard Stork: Die Nachhaltigkeit ist im Sinne des Zieldreiecks der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro von 1992 definiert. Demnach ist eine Maßnahme dann nachhaltig, wenn die drei Aspekte Ökologie, Ökonomie und Soziales gleichermaßen berücksichtigt werden. Beim Screening nach ökologischen und sozialen Aspekten arbeiten wir mit der unabhängigen Agentur oekom research zusammen. Nach strengen Ausschlusskriterien werden die Titel vorselektiert. Die ökonomischen Aspekte analysiert Pioneer Investments hausintern.
ECOreporter.de: Wie und nach welchen Positiv- und Negativkriterien wählen Sie die Titel für den Fonds aus?
Sienknecht: Unternehmen, die mit Alkohol, Atomenergie, Glückspiel, Pornographie, Rüstung und Tabak ihr Geld verdienen, sind ebenso vom Investment ausgeschlossen wie jene, die bestimmte Geschäftspraktiken, zum Beispiel Missachtung von Umweltgesetzen, Bilanzfälschung oder Korruption, betreiben. Für die Auswahl des Anleiheuniversums sind Papiere von Staaten ausgeschlossen, die Atomwaffen besitzen oder die Todesstrafe praktizieren. Im nächsten Schritt bewerten wir die Aktien und Anleihen mit einem hauseigenen quantitativen Modell sowie nach betriebswirtschaftlichen und markttechnischen Kriterien. Auf der Grundlage all dieser Analysen wird das Portfolio schließlich zusammengestellt.
ECOreporter.de: Wer kontrolliert wie häufig, inwiefern eine Aktie oder Anleihe aus Nachhaltigkeitssicht investierbar bleibt? Wie funktioniert das konkret?
Stork: Unser Partner oekom research überprüft laufend, ob die festgelegten Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden. Sollte dies nicht der Fall sein, trennen wir uns von dem Titel. Jeweils zum Monatsultimo erhalten wir von oekom Research eine Übersicht zu den Titeln, die wir im Portfolio haben. Sollte die Agentur eine Aktie oder Anleihe für nicht mehr investierbar einstufen, wird das Papier meist innerhalb von 14 Tagen verkauft; spätestens jedoch nach einem Monat.
ECOreporter.de: Wie gehen Sie mit Öl-, Chemie/Pharma und Softwarewerten (kritische Energie- und CO2-Bilanzen) um?
Stork: Grundsätzlich verlassen wir uns auf die Expertise von oekom. Wenn ein Unternehmen unsere festgelegten Ausschlusskriterien nicht verletzt, ist es für uns investierbar. Es liegt dann in unserem Ermessen, ob wir etwa in Öl- oder Chemiewerte investieren. Das wird jeweils im Einzelfall entschieden.
ECOreporter.de: Sie schließen autoritäre Regime und Menschenrechtsverletzungen als Negativkriterien für Staatsanleihen aus. Inwiefern sind China und chinesische Unternehmen für den Fonds investierbar?
Sienknecht: Wir dürfen nicht in chinesische Staatsanleihen investieren. Anders ist es bei chinesischen Firmen, in die wir grundsätzlich investieren können. Derzeit sind Solarmodulhersteller oder Windanlagenbauer aus China im Fondsportfolio enthalten. Gerade im Bereich der Erneuerbaren Energien haben die Chinesen in den vergangenen Jahren sehr stark aufgeholt und bieten sehr gute Investmentmöglichkeiten.
ECOreporter.de: Im Kriterienkatalog zu Staatsanleihen ist die Rede von einem „hohen Rüstungsbudget der Staaten“. Wie hoch darf das Rüstungsbudget sein, damit Sie noch investieren können?
Sienknecht: Als Verstoß gilt, wenn ein Land ein besonders hohes Rüstungsbudget im Verhältnis zu seinem Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufweist. Hier liegt die Grenze bei drei Prozent des BIP. Wenn ein Land ein höheren Rüstungsanteil am Inlandsprodukt ausweist, investieren wir nicht.
ECOreporter.de: Wie ist der aktuelle Platzierungsstand? Wie sieht die Gebührenstruktur für den Anleger aus? Für welchen Anlegertyp wurde der Fonds entwickelt?
Stork: Aktuell beläuft sich das Volumen des Fonds auf rund 3 Millionen Euro (Stand 31. Januar 2011). Da der Fonds erst im Sommer 2010 aufgelegt wurde, findet die erste Berechnung der TER (Kurzform von Total Expense Ratio = Gesamtkostenquote der Kosten zuzüglich des Ausgabeaufschlags; Anm. d. Red.) erst im Juni 2011 statt. Der Ausgabeaufschlag beträgt 4,0 Prozent, die jährliche Managementgebühr 1,20 Prozent. Der Fonds richtet sich in erster Linie an Privatanleger.
ECOreporter.de: In welchen Regionen und Branchen sehen Sie die größten Zukunftspotenziale? Wie wird sich der Markt mittel- und Langfristig weiterentwickeln und was wird ihn dabei maßgeblich beeinflussen?
Sienknecht: Besonderes Potenzial sehen wir bei Unternehmen aus den Bereichen Energieeffizienz, Batterietechnologie, Smart Grid und Beleuchtungstechnik. Hier gibt es in erster Linie europäische Firmen, die gute Investmentchancen bieten. Mittel- und langfristig wird die Orientierung der Unternehmen in Richtung auf ein nachhaltiges Wirtschaften mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen zunehmen. Das sehen wir schon jetzt bei zahlreichen Großkonzernen wie etwa der Deutsche Post AG mit ihrem Programm „Go Green“ zur Reduzierung von CO2. Das Thema Nachhaltigkeit wird mehr und mehr zum Mainstream und führt neben einer Verbesserung der Lebensverhältnisse auch zu neuen Anlagemöglichkeiten.
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Interview!