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Chemnitz Solar Energy Fonds will Solarkraftwerk auf ehemaliger Mülldeponie kaufen – Lohnt das Investment?

Beteiligungen an einem Solarkraftwerk auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie bietet derzeit die Chemnitz Solar Energy Fonds. Die Kommanditgesellschaft wird Eigentümerin der Freiland-Solaranlage in Wittgensdorf, Chemnitz mit einer Gesamtleistung von 1,13 Megawatt peak (MWp). Schon seit Juli 2006 speist die Anlage Strom in das Netz der Stadtwerke Chemnitz AG ein. Die Mindestzeichnungssumme beträgt 2.000 Euro, zuzüglich 5,0 Prozent Agio. Lohnt das Investment? ECOreporter.de hat das Angebot geprüft und gibt eine Empfehlung.

Das Kraftwerk wurde laut dem Emissionsprospekt für die „Chemnitz Solar Energy Fonds GmbH & Co KG“ im Auftrag der Firma Elicon Energiedienstleistung und Consulting GmbH erstellt, einer Tochtergesellschaft der Stadtwerke Chemnitz AG. Gebaut hat die Anlage die Solarwatt Solar-Systeme GmbH. Sie besteht aus insgesamt 5355 Solarmodulen mit polykristallinen Solarzellen der Solarwatt AG. Zudem kamen zwei Wechselrichter der Firma SMA zum Einsatz. Solarwatt gibt den Angaben zufolge in den ersten zwölf Jahren eine Leistungsgarantie auf 90 Prozent der Nennleistung für die Module, für die restliche Laufzeit auf 80 Prozent der Nennleistung. Die Produktgarantie beträgt 30 Monate.


5,87 Millionen Euro Investitionsvolumen – moderate Weichkosten

Insgesamt 5,87 Millionen Euro benötigt die Fondsgesellschaft für den Kauf des Kraftwerks und die Kosten des Fonds. Die Summe gliedert sich in 3,98 Millionen Euro Fremdkapital, 1,80 Millionen Euro Eigenkapital und 90.000 Euro, die für das Agio anfallen. Die Fremdmittel kommen laut Emissionsprospekt aus einer Kombination von Fremdkapital, das als KFW-Darlehen über die Deutsche Kreditbank (DKB) aufgenommen wurde,. Das Darlehen sei verbindlich bis zum 31. Dezember 2007 zugesagt. Die Laufzeit des Darlehens ende mit der letzten Rate am 31. Dezember 2023. Zwischenfinanzierungsmittel habe man nicht aufgenommen.

Die Fondskosten addieren sich auf 675.000 Euro. Darin enthalten sind Weichkosten in Höhe von 511.300 Euro (Geschäftsbesorgung / Mittelverwendungskontrolle 168.000 Euro; Prospekterstellung 35.000 Euro; Rechts- und Beratungskosten 15.000 Euro; Bankgebühr 39.800 Euro; Agio 90.000 Euro; Vertriebskosten 126.000 Euro; Finanzierungsvermittlung 30.000 Euro; Steuerberatung 7.500 Euro). Daraus errechnet sich eine moderate Weichkostenquote von 8,7 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens.


Zwei Gutachten zum Energieertrag – keine Garantie

Zwei unabhängige Gutachten wurden laut dem Prospekt für die Ertragsprognosen des Fonds eingeholt, ein Solargutachten des Instituts für Solare Energieversorgungstechnik e.V. und ein Energiegutachten des IPHAT Institut für Photovoltaik und Halbleitertechnik. Die Gutachten bescheinigten dem Standort eine durchschnittliche Jahresgesamtleistung von 904 – 1142 Kilowattstunden je Quadratmeter(kWh/m²), heißt es. „Für Prognose wurden 1.044 kWh/m² zugrunde gelegt“, sagt Olaf Grothe vom Vertriebspartner des Fonds Grothe-Finanz AG im Gespräch mit ECOreporter.de. Im ersten Jahr ihres Betriebs habe die Anlage eine um fünf Prozent höhere Leistung verzeichnet. Grothe bezeichnet die Prognose als „sehr konservativ“, er erwarte eher höhere Erträge. Wie der Vertriebsprofi weiter mitteilt, wurde in der Planrechnung eine Degradation der Module in Höhe von 0,1 Prozent pro Jahr berücksichtigt. Als „Degradation“ bezeichnen Fachleute das Nachlassen der elektrischen Leistung eines Solarmoduls über einen längeren Zeitraum hin.

Eine Ertragsgarantie gibt es für den Chemnitz Solar Energy Fonds nicht. Es sei jedoch eine Ertragsausfallsversicherung abgeschlossen worden. Mittels einer Elektronikversicherung hat sich die Gesellschaft ferner gegen Schäden durch unsachgemäße Behandlung, Überspannung, Brand, Blitzschlag, höhere Gewalt, Vandalismus und Diebstahl geschützt.


201 Prozent Ausschüttungen – magere Rendite

Bei planmäßigem Verlauf wird der Solarfonds Ausschüttungen im Volumen von 201 Prozent an die Anleger leisten. Darin ist der Rückfluss des Kapitals enthalten. Die Laufzeit beträgt mindestens 18 Jahre, für die Prognose wurden 22 Jahre angesetzt. Laut der Prognose erwirtschaftet der Fonds in diesem Zeitraum demnach rund 101 Prozent der Anfangsinvestition. Die Rendite nach dem Internen Zinsfuss vor Steuern (IRR) beträgt den Angaben zufolge 4,91 Prozent, ein Wert am untersten Rand vergleichbarer Beteiligungsangebote.

In der Prognoserechnung sind Erlöse enthalten, die zum Ende der Laufzeit des Fonds aus dem Erlös der Anlage entstehen sollen. „Der Kaufpreis ist mit fünf Prozent vom Ankaufswert kalkuliert“, sagt Grothe. Laut Emissionsprospekt wurden 260.000 Euro als mögliche Einnahme angesetzt. Grothe hält jedoch auch für denkbar, dass das Kraftwerk im Besitz der Gesellschaft bleibt. Er glaube, dass Strom im Jahr 2029 deutlich teurer sein werde als heute. „Und die Garantie auf die Module beträgt 25 Jahre“, gibt er zu bedenken.

Die magere Rendite enthält demzufolge einen erhofften zusätzlichen Erlös, der in 22 Jahren anfallen soll. Ein wackeliges Rechenunternehmen, auf dessen Funktionieren der Anleger nicht vertrauen sollte. Dieser sogenannte „Rückkauferlös“ sollte generell nicht in die Ertragsprognose eines Projekts eingerechnet werden.


Keine Platzierungsgarantie – Beteiligung nur als Direktkommanditist möglich

Es besteht keine Platzierungsgarantie für das Projekt. Der aktuelle Zeichnungsstand liegt laut Grothe bei zirka zehn Prozent. Wenn der Fonds nicht genügend Mittel einwirbt, werde der Rest fremdfinanziert, sagt Grothe: „Oder der Hauptgesellschafter nimmt die Restmittel oder es wird rückabgewickelt.“ Die Kosten dafür müssten seinen Angaben zufolge die Kommanditisten tragen.

Anleger können sich am Chemnitz Solar Energy Fonds nur unmittelbarer als Direktkommanditisten beteiligen. Einen Treuhandkommanditisten gibt es nicht. Direktkommanditisten müssen in das Handelsregister eingetragen werden. Daraus entstehen dem Anleger Notar- und Gerichtskosten, die den Angaben zufolge von der Höhe seiner Einlage und dem jeweiligen Handelsregistern abhängig sind. Es besteht keine gesetzliche Nachschusspflicht. Die Haftung ist auf die Höhe der Kommanditeinlage beschränkt.

Initiatorin des Fonds ist die CUX Fonds GmbH aus Otterndorf im Landkreis Cuxhaven. Das Unternehmen hat bisher vor allem Immobilienfinanzierungen realisiert. Einschlägige Erfahrungen im Bereich der Erneuerbaren Energien liegen laut der CUX Fonds-Homepage nicht vor.

Mit der Mittelverwendungskontrolle beauftragten die Initiatoren die Rechtsanwaltskanzlei C.O.P.Treuhand GmbH in Cadenberge.

Die technische Unterhaltung und Betriebsführung des Solarkraftwerks obliegt den Stadtwerke Chemnitz AG. Dazu hat die Kommanditgesellschaft den Angaben zufolge einen entsprechende Betriebsführungs- und Servicevertrag mit den Stadtwerken abgeschlossen, der unter anderem eine 24-h Online Überwachung der Anlage vorsehe. Laut Grothe haben sich die Stadtwerke zudem selbst an dem Solarpark beteiligt.


Fazit:

Der Chemnitz Solar Energy Fonds zeigt zu viele Schwächen. Zwar ist die Kostenstruktur vergleichsweise günstig. Die Technik stammt von namhaften Unternehmen, besonders die Garantien für die Module sind umfassend. Das Kraftwerk speist seit einem Jahr erfolgreich Strom in das Netz der Stadtwerke Chemnitz, die ein solider Partner für die technische Betriebsführung sind. Und unter ökologischen Aspekten punktet der Solarpark mit einem idealen Standort.
Die in Aussicht gestellt Rendite liegt allerdings bereits am unteren Ende vergleichbarer Angebote; zudem beinhaltet sie einen aus heutiger Perspektive sehr spekulativen Rückkauferlös. Das Projekt ist deshalb allenfalls für Anleger interessant, die Wert auf lokalen Bezug legen. Renditeorientierte Investoren finden ertragsstärkere und erfolgversprechendere Angebote am Markt.



Basisdaten

Name des Fonds: Chemnitz Solar Energy Fonds GmbH & Co KG
Initiatorin: CUX Fonds GmbH
Adresse: Marktstrasse 17 ; 21762 Otterndorf
Telefon: Tel.: 04751 - 90 05 40
Fax: 04751 - 90 05 41
Web: http://www.cuxfonds.com/

Standort: Chemnitz, Sachsen
Gesamtnennleistung: 1,13 MWp
Energieertrag: 1.044 kWh/m²
Wartung: Stadtwerke Chemnitz AG
Einkunftsart: Gewerblich
Rechtsform: GmbH & Co. KG
Agio: 5,00%
Gesamtinvestitionsvolumen ohne Agio: 5,78 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen ohne Agio: 1,80 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 2.000,00 EUR
IDW S4-Prüfungsbericht - Nein.
Unabhängiger Treuhänder – Nein
Fonds vom Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) genehmigt – Ja
Sensitivitätsanalyse im Emissionsprospekt – Ja
Ertragsgarantie - Nein
Durchschnittliche EEG-Vergütung brutto EUR/kWh über die Laufzeit des Fonds – 0,4342 Euro je Kilowattstunde
Vergütung für kaufmännische und technische Betriebsführung – 20.000 Euro jährlich
Sensitivitätsanalyse - Ja

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Bild: Cover des Emissionsprospekts zum Chemnitz Solar Energy Fonds
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