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Chef der Ethikbank warnt: "Genossenschaftliche Idee im Bankwesen stirbt gerade"

Die EthikBank protestiert gegen die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und die nach ihrer Einschätzung „überbordende europäische Kontrollbürokratie“. Die EU mache keinen Unterschied zwischen internationalen Großbanken und weitaus genossenschaftlichen Banken. Sie gefährde mit ihren Vorgaben die Zukunft der genossenschaftlichen Banken. Um ein Signal zu setzen bleibt die nachhaltige Bank aus Thüringen am heutigen 16. März geschlossen und lässt ihre Bankgeschäfte ruhen.

Auch Chefs von anderen nachhaltigen Banken hatten sich zuletzt sehr kritisch über die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) geäußert, die in der vergangenen Woche den Leitzins auf Null gesenkt hat. Damit können Banken sich zwar von der EZB Bank zum Nulltarif leihen, aber auch kaum noch Zinsen für die Ausgabe von Darlehen an Kunden verlangen. Hinzu kommt, dass auf EU-Ebene härtere Anforderungen an Banken gestellt werden, sie etwa mehr Eigenkapital ausweisen sollen. Wir berichteten über Stellungnahmen von Vorständen der nachhaltigen  GLS Bank, der nachhaltigen  Triodos Bank  und der nachhaltigen  Steyler Bank.

„Die Kontrollauflagen der EU lassen sich von Volksbanken, sowie im Übrigen auch von Sparkassen, kaum noch schultern, da sie für Großbanken gemacht sind“, sagt Klaus Euler, der Vorstandsvorsitzende der EthikBank. „Mittelständische Banken werden durch diese Vorgehensweise an den Rand der Belastungsgrenze getrieben.“ Euler warnt vor dramatischen Folgen der gegenwärtigen Bankenpolitik. Werde diese Politik nicht gebremst, würden „regional verwurzelte Volksbanken und Sparkassen trotz heute noch guter Ertragslage dauerhaft aus der deutschen Bankenlandschaft verschwinden“, so der Vorstandsvorsitzende.

„Die genossenschaftliche Idee im Bankwesen stirbt gerade, und unser Dachverband setzt dem politisch noch zu wenig entgegen“, kritisiert Klaus Euler den Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in Berlin. „Die erschwerten Rahmenbedingungen sind nicht gottgegeben sondern politisch motiviert – und damit auch beeinflussbar“, stellt der Vorstandsvorsitzende der EthikBank fest. Er fordert den BVR dazu auf, sich auch politisch gegen die EU-Geldpolitik und die EU-Kontrollbürokratie zu wehren. Die EU mache bei den Kontrollen und Anforderungen „kaum Unterschiede zwischen den regional agierenden und der Realwirtschaft dienenden Banken und den Großkonzernen“, so Euler. Der Aufwand bringe Mittelständler wie die EthikBank jedoch an die Belastungsgrenze. „Es ist schon paradox, dass ausgerechnet die risikoarm agierenden Kreditinstitute, wie Volksbanken und Sparkassen, von den Maßnahmen, die eigentlich die Folgen der Krisen vergangener Jahre bekämpfen und zukünftige Krisen verhindern sollen, in ihrer Existenz bedroht werden“, sagt der Vorstandsvorsitzende der EthikBank.

Aus Sicht Eulers sei der BVR zwar stets bemüht, seinen Mitgliedsinstituten banktechnische Lösungen für die stetig steigenden Herausforderungen im Bankenumfeld an die Hand zu geben. Auch sei die „Ertragslage der Genossenschaftsbanken heute noch gut“. Dies reiche jedoch langfristig nicht aus, „um die Existenz des genossenschaftlichen Bankenmodells dauerhaft zu sichern“. Neben den Banken würden Privatkunden sowie der deutsche Mittelstand die Leidtragenden dieser EU-Politik sein. Deshalb müssten gerade diese Gruppen über die bevorstehenden Missstände informiert werden. 

Mehr über die EthikBank erfahren Sie in diesem  Kurzportrait (Link entfernt).

Im aktuellen ECOreporter.de-Vergleich der  Gebühren nachhaltiger Banken  können Sie auf einen Blick sehen, was 13 ethisch-ökologische Banken jetzt für Kontoführung, Überweisungen, Kreditkarten und beim Online-Banking verlangen und welche Zinsen fällig werden, wenn das Konto mal im Minus ist.
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