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Blick in den Kurskeller - welche Erneuerbare-Energien-Aktien im TecDax haben Potential?





Die Erneuerbare-Energie-Aktien im TecDax entwickelten sich in den letzten zwölf Monaten fast alle deutlich schlechter als der Index. So gab die Aktie des Windturbinenbauers Nordex um 67 Prozent nach. Katharina Cholewa, Analystin der West LB, sieht aber Anzeichen für einen Aufwärtstrend. Sie stuft ihre Empfehlung herauf von „verkaufen“ auf „Neutral“. Als fairen Wert der Nordex-Aktie nennt sie 9,30 Euro. In Frankfurt wurde sie am Mittag mit 7,95 Euro gehandelt. Laut Cholewa hat Nordex die Produktionsprobleme aus dem Vorjahr im Wesentlichen bereits überwunden und damit früher als erwartet. Die Analystin bezweifelt aber, dass Nordex die Umsatzprognose für 2009 erfüllen kann. Die angekündigten 10 bis 15 Prozent Zuwachs seien angesichts der aktuellen Schwierigkeiten vieler Windkraftprojektier bei der Finanzierung von Windparks kaum zu erreichen.  

Gleich acht Solarwerte sind im TecDax enthalten. Unter diesen hat der Solarausrüster Manz Automation AG auf Jahressicht am schlechtesten abgeschnitten. Dessen Aktie verlor auf Jahressicht rund 92 Prozent an Wert. Zwar hat sich der Anteilsschein heute in Frankfurt ein wenig erholt, nachdem das Unternehmen aus Reutlingen gestern für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2008 ein neues Rekordergebnis gemeldet hat (wir Opens external link in new windowberichteten). Mit 25,99 Euro notierte das Papier in Frankfurt am Mittag um fünf Prozent höher als gestern.

Aber nach Einschätzung der Experten von HSBC ist vorerst keine größere Kurserholung zu erwarten. Sie sehen Manz vor großen Herausforderungen. "Dass die Zahlen für 2008 gut ausfallen würden, war zu erwarten“, erklärt HSBC-Analyst Christian Rath. Er bemängelt jedoch den Auftragseingang, ihm zufolge reichen die Aufträge nur etwa für ein halbes Jahr. Angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes sei für das erste Halbjahr 2009 mit einer schwachen Zufuhr von Neuaufträgen zu rechnen. Er erwartet schrumpfende Umsätze in allen Segmenten des Unternehmens und ein enttäuschendes 1. Quartal. Im Solargeschäft drohe Manz für das Gesamtjahr ein Umsatzeinbruch von 30 Prozent und ein deutlicher Druck auf die Marge. Manfred Jaisfeldder ist Analyst der Essener National-Bank. Ihm zufolge könnte die Manz Automation AG schon im März aus dem TecDax fliegen. Durch den massiven Kurseinbruch habe sich auch die Marktkapitalsierung des Unternehmens stark verringert, die wichtig für die Mitgliedschaft in dem Index sei.


Um weitere 87 Prozent ist die Aktie der Hamburger Conergy AG in den letzten zwölf Monaten abgesunken. Das Wertpapier bewegt sich Frankfurt mittlerweile bei 0,58 Euro und damit nur leicht über dem vor kurzem erreichten Rekordtief von 0,54 Euro. Noch im Herbst 2007 hatte es knapp unter 70 Euro notiert. HSBC-Analyst Burkhard Weiss befürchtet, dass das Unternehmen schon im 2. Halbjahr neunen Kapitalbedarf melden muss. Die jüngste Kapitalerhöhung werde ihm nur vorübergehend für Erleichterung verschaffen. Weiter sei offen, ob die Restrukturierungsmaßnahmen greifen. Er rechnet nicht mit einem kurzfristigen Turnaround und rät weiterhin, die Aktie unterzugewichten.

Die Aktie der Berliner Solon SE bewerten die HSBC-Experten weiter mit "Neutral". Als Kursziel nennen sie 10 Euro. Der Anteilsschein hat auf Jahressicht über 80 Prozent an Wert verloren und sich in Frankfurt weiter verbilligt auf 7,42 Euro. Die am Dienstag gemeldeten vorläufigen Zahlen für 2008 beinhalteten zwar starke Zuwächse beim Umsatz und Gewinn. Laut Weiss haben sie aber lediglich die Erwartungen erfüllt. Das Kursziel beinhalte einen Abschlag für die begrenzte Berechenbarkeit (Visibilität) und die Unsicherheit für die Geschäftsentwicklung. Solon drohe ein verstärkter Wettbewerb vor allem von asiatischen Anbietern. Die schwierige Finanzierung von Projekten sei ebenfalls ein Problem für das Unternehmen. Wie auch Michael Tappeiner, Analyst der UniCredit, sieht er Gefahren für die Refinanzierung (per Opens external link in new windowMausklick gelangen Sie zu unserem Bericht über die Einschätzung von Tappeiner).

Die Aktie der Thalheimer Q-Cells SE hat auf Jahressicht fast drei Viertel ihres Wertes eingebüßt. HSBC-Experte Weiss erwartet auch für diese Solaraktie vorerst keine deutliche Erholung. Er stuft das Wertpapier mit "Underweight" und gibt als Kursziel 15 Euro an. Trotz der vor wenigen Tagen gemeldeten starken Geschäftszahlen für 2008 (wir Opens external link in new windowberichteten) war der Aktienkurs in dieser Woche weiter gefallen auf 13,63 Euro (Frankfurt, 14 Uhr). Auch gestern Opens external link in new windowgemeldete Verlängerung eines Konsortialkredites durch die Hausbanken gab dem Papier keinen Auftrieb. Laut Weiss haben die zahlen lediglich die Erwartungen bestätigt. Dafür existierten aber derzeit massive Risiken durch aggressiven Preisdruck, den vor allem von Konkurrenten aus Asien ausgehe. Möglicherweise werde Q-Cells selbst seine verringerten Ziele für 2009 nicht erreichen und zudem Lieferschwierigkeiten beim Silizium bekommen.

Karin Meibeyer von der Nord LB zeigt sich ebenfalls skeptisch. Es gebe weiterhin keine Anzeichen für eine Entspannung der Nachfragesituation im Solarmarkt. Die Prognose der Thalheimer bewertet sie als „zu optimistisch“. Hinzu kämen Belastungen durch das Engagement bei der norwegischen Renewable Energy Corporation (REC). Die schwache Entwicklung der norwegischen Krone habe schon in 2008 zu einer Verminderung des Eigenkapitals von Q-Cells um 180 Millionen Euro geführt. Weiterer Abschreibungsbedarf sei wahrscheinlich. Gerüchte über eine mögliche Fusion der beiden Unternehmen haben laut Meibeyer den Aktienkurs der Deutschen nur vorübergehend belebt. Ein Zusammengehen eröffne strategische Vorteile, ergänzten sich doch die Geschäfte der auf Solarzellen fokussierten Q-Cells und der REC, die Wafer und Silizium produziert. Auch seien beide in Asien aktiv. Die Analystin nennt als Kursziel 13 Euro und rät, die Aktie der Thalheimer zu verkaufen.

Der Anteilsschein der Roth & Rau AG hat sich auf Jahressicht um rund 72 Prozent verbilligt. Nach Einschätzung von Frank Neumann, Analyst des Bankhauses Lampe, ist sie bei einem aktuellen Kurs von 11,93 Euro (Frankfurt, 14 Uhr) niedrig bewertet. Er nennt als Kursziel 23 Euro und empfiehlt den Kauf des Wertpapiers. Laut den gestern Opens external link in new windowgemeldeten vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2008 sei das Unternehmenswachstum stärker ausgefallen als erwartet. Zudem verfüge der Ausrüster für die Solarbranche mit liquiden Mitteln von rund 92 Millionen Euro über ein finanzielles Polster. Der Analyst bemängelt lediglich, dass der Auftragsbestand mit 213 Millionen Euro zum Jahresende 2008 „relativ gering“ sei.

Auch die Aktie der centrotherm photovoltaics AG befindet sich seit Monaten im Sinkflug. Sie verlor in den letzten zwölf Monaten 70 Prozent an Wert. Neumann sieht den Technologie- und Dienstleistungsanbieter aus Blaubeuren allerdings „auf  Wachstumskurs“ und rechnet mit einer deutlichen Kurserholung. Der Anteilsschein notierte am Mittag in Frankfurt bei 13,39 Euro. Der Analyst empfiehlt ihn mit Kursziel 25 Euro zum Kauf.  Er beruft sich auf die vor einer Woche veröffentlichten vorläufigen Zahlen des Unternehmens für 2008 (wir Opens external link in new windowberichteten). Die Entwicklung von Umsatz und Ergebnis habe die Erwartungen erfüllt, der Auftragsbestand weise ein „stabiles Niveau“ auf. Besonders hebt Neumann die „hohe Liquidität von aktuell 162 Millionen Euro“ hervor. Dagegen rät HSBC-Analyst Burkhard Weiss die Aktie von centrotherm photovoltaics unterzugewichten. Er sieht Risiken vor allem im Silizium-Geschäft des Unternehmens. Bei den Anlagen zur Herstellung des Rohstoffs für die Solarbranche hatte centrotherm photovoltaics vor kurzem Verschiebungen bekannt geben müssen. Weiss nennt als Kursziel für die Aktie 14 Euro.

Weitaus positiver schätzt der Analyst die Aktie der Bonner SolarWorld AG ein. Er rät, sie überzugewichten. Sein Kursziel lautet hier 23 Euro. Die wurde am Mittag in Frankfurt mit 13,55 Euro gehandelt. Auf Jahressicht hat sie um 52 Prozent an Wert verloren. Weiss nennt als Stärken des Solarkonzerns vor allem die vertikale Produktion und die hohe Ausstattung mit flüssigen Mitteln. Positiv vermerkt er zudem, dass er sich mit einer Fertigung in Kalifornien aussichtsreich für den US-Markt aufgestellt habe.

Als einzige Aktie aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien hat der Anteilsschein auf Jahressicht die Phoenix Solar AG den TecDax geschlagen. Mit einem Minus von elf Prozent hat sie ihn dafür umso deutlicher übertroffen. In Frankfurt notierte sie am Mittag bei 29,18 Euro. Die Experten von HSBC nennen 35 Euro als Kursziel, stufen die Aktie als „neutral“ ein. Das Unternehmen aus Sulzemoos sei schuldenfrei, sehr solide aufgestellt und werde von einem guten Management geführt. Auch werde es 2009 voraussichtlich von dem Preisverfall bei Solarmodulen profitieren. Zu bedenken sei jedoch die anhaltende Unsicherheit darüber, ob die Kunden der Phoenix Solar ihre Projekte finanzieren können. Zuversichtlicher zeigt sich Robert Schramm, Analyst von Commerzbank Corporates & Markets. Er stuft die Aktie von von "hold" auf "buy" hoch. Nach seiner Einschätzung dürfte Phoenix Solar relativ gut durch die Krise des Solarmarktes kommen. Sein Kursziel liegt bei auf 34 Euro.



Bildhinweis: Einblicke in die Produktion von Nordex, Conergy, Q-Cells und SolarWorld. / Quelle jeweils: Unternehmen
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