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Biogasfonds "Cash Cow III" 313 Prozent Ausschüttung - Renditekuh oder nicht?

"Cash Cow III" heißt der neue Biogasfonds der Aufwind Schmack GmbH aus Regensburg. ECOreporter.de hat den Fonds untersucht: Ist er für die Anleger eine Renditekuh? Lohnt es, sich mit mindestens 10.000 Euro an dem Fonds zu beteiligen?

Das Projekt mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von knapp 21 Millionen soll an vier Standorten in Bayern, Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt realisiert werden. Die Biogasanlagen sollen Strom, Biomethan und Wärme produzieren. Insgesamt zirka 13,54 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom und 43,44 Millionen kWh Biomethan sollen jährlich in die Versorgungsnetze eingespeist werden.
Cash Cow III ist für Anleger ein nicht ganz leicht nachvollziehbares Projekt. Beispielsweise, weil Aufwind Schmack an vier Standorten jeweils unterschiedliche Anlagen plant. Für jede Anlage gibt es unterschiedliche Verträge über die Rohstoffversorgung ("Substratversorgung"). Die Vereinbarungen sind wichtig für den Erfolg eines Biomasseprojekts.


Vier Standorte - stattliche Rendite

Die Standorte der vier Biogasanlagen sind: Großefehn in Niedersachsen, Pliening in Bayern, Schlanstedt in Sachsen-Anhalt und Stadtallendorf in Hessen. "Die Anlage in Pliening ist noch in 2006 ans Netz gegangen. Erster Strom wurde eingespeist, die Vergütung ist gesichert", erklärt Thomas Irmer, Leiter Finanzierung bei Aufwind Schmack, gegenüber ECOreporter.de. Für den Standort Großefehn erwarte man die Inbetriebnahme für März oder April 2007. Für die Anlagen in Schlanstedt und Stadtallendorf verweist Irmer auf den Prospekt. Der Baubeginn ist demzufolge voraussichtlich im Mai und Juni 2007, die Inbetriebnahme voraussichtlich im September und November 2007.

Die Laufzeit des Cash Cow III beträgt 21 Jahre. In dieser Zeit soll der Fonds laut Prognose nach Abzug der Gewerbesteuern insgesamt 313 Prozent ausschütten. Wer 10.000 Euro investiert, wird demnach 31.300 Euro erlösen, also 21.300 Euro mehr als er hineingesteckt hat. Für 20 Jahre profitiert der Fonds von der Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG: "Bei Einspeisebeginn in 2006 und 2007 wird der Vergütungsmischsatz über alle Anlagen mit 17,06 Eurocent je Kilowattstunde (kWh) angenommen", so der Emissionsprospekt. Daraus resultiere ein prognostizierter jährlicher Ertrag aus Stromverkauf von zirka 2,31 Millionen Euro.

Der Interne Zinsfuß liegt den Angaben zufolge bei 8,1 Prozent. Aufwind Schmack hofft zudem auf höhere Rentabilität durch optimierte Betriebsabläufe. Bei ihrer seit 2002 betriebenen Biogasanlage Messdorf gelang es der Gesellschaft eigenen Angaben zufolge, die Leistung aufgrund erhöhter Gasproduktion von 600 kW auf 775 kW auszubauen.


70 Prozent Fremdkapital aus KfW-Mitteln - über 3 Millionen Euro aus Gasverkauf

Von Anlegern will Aufwind Schmack über die Vertriebsgesellschaft Lacuna Investment AG aus Regensburg insgesamt 6,13 Millionen Euro Kommanditkapital einsammeln. Das Agio liegt bei fünf Prozent. Die Eigenkapitalquote des Cash Cow III beträgt 29,55 Prozent. Die restlichen gut 70 Prozent oder 14,61 Millionen Euro wollen die Initiatoren über zinsgünstige Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanzieren. Dazu liege "eine verbindliche Finanzierungszusage eines deutschen Kreditinstitutes vor", heißt es im Emissionsprospekt. Der aktuelle Zeichnungsstand liegt laut Irmer bei 38 Prozent oder 2,35 Millionen Euro (Stand 23. Januar).

Die Anlage in Pliening soll nicht nur Strom produzieren, sondern auch Biomethan. Für dessen Verkauf kalkuliert der Fonds jedes Jahr 3,07 Millionen Euro Erträge ein. Der Wärmeverkauf an allen Standorten soll zirka 110.000 Euro im Jahr einbringen. Weitere Erlöse in Höhe von 140.000 Euro sollen aus der Annahme und energetischen Verwertung sogenannter "Kofermente" in der hessischen Anlage Stadtallendorf erwirtschaftete werden. Als Kofermente werden in der Biogasbranche zum Beispiel Reststoffe aus der Nahrungsmittelindustrie wie Altfette und Speisereste bezeichnet.


Umfangreiche Sicherheitsabschläge - (noch) keine Leistungsbilanz

Die Initiatoren haben von ihren Prognosen auf verschiedenen Ebenen Sicherheitsabschläge vorgenommen: 10 Prozent Abschlag für die Maschinenverfügbarkeit der Blockheizkraftwerke (BHKW), die in jeder Anlage betrieben werden; 5 Prozent allgemeinen Sicherheitsabschlag auf die BHKW-Verfügbarkeit; 4 Prozent auf den technisch möglichen Biomethanertrag; 1,5 Prozent für Transformatorverluste.

Fünf Biogasfonds hat Aufwind Schmack seit dem Jahr 2002 aufgelegt, eine testierte Leistungsbilanz können die Regensburger dennoch nicht vorlegen. Auf Nachfrage von ECOreporter.de erklärt der Sprecher: "Die Leistungsbilanz wird derzeit vorbereitet. Die ersten drei Projekte laufen im Plan, für die letzten beiden sind noch keine belastbaren Aussagen möglich."

Die Investoren des Kraftwerks in Friedrichsruhe bei Parchim dürfte die Planerfüllung eine Menge Nerven gekostet haben. Gerald Marunde, Sprecherkollege von Irmer bei Aufwind Schmack, bestätigt auf Nachfrage von ECOreporter.de Presseberichte über massive Probleme mit den Rührwerken der Anlage. Die Maschinen seien inzwischen ausgetauscht, so Marunde. Die Kosten für das leistungsfähigere neue Rührwerk und die Ertragsausfälle würden durch Garantien des Anlagerherstellers Schmack Biogas AG und des Lieferanten der Rührwerke aufgefangen. Vor diesem Hintergrund sei es ein Erfolg, dass der Fonds ertragsmäßig im Plan liege.


Fraunhofer-Experten urteilen positiv

Die Aufwind Schmack und die Lacuna Investment AG haben sich zu einer Platzierungsgarantie in Höhe von je 1,5 Millionen Euro verpflichtet. "Wenn verbleibende Anteile des Projekts damit nicht abgedeckt würden, würde die Aufwind Schmack einspringen und alle Anteile übernehmen", sagt Irmer.

Zusätzliche Sicherheit für Investoren soll ein Gutachten bringen, das Aufwind Schmack beim Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT aus Oberhausen in Auftrag gegeben hat. Die Experten haben den Angaben zufolge insbesondere die technische Funktionsfähigkeit, das Betriebskonzept und die Plausibilität der wirtschaftlichen Annahmen geprüft. Darüber hinaus wurde ein Gasertragsgutachten erstellt. Das Urteil der Oberhausener zum Cash Cow III fällt positiv aus.


Keine langfristige Absicherung für Substratversorgung

Kritisch fallen bei der Prüfung des Cash Cow III die Verträge zur Sicherung der Substratversorgung auf. Für jeden der vier Standorte werden unterschiedliche Verträge, teilweise auch nur Absichtserklärungen dargestellt. Die Laufzeit der mehr oder weniger verbindlichen Vereinbarungen schwankt zwischen einem und im besten Fall zwölf Jahren. In den Biogasanlagen sollen laut dem Emissionsprospekt rund 87.000 Jahrestonnen an Stoffen verarbeitet werden. Dabei handele es sich vornehmlich um Energiemais, Ganzpflanzensilagen, Energie-Getreide sowie Wirtschaftsdünger aus Viehhaltung, heißt es weiter. Aufwind Schmack erklärt, dass die Preise für landwirtschaftliche Einsatzstoffe über die Laufzeit des Fonds mehr oder weniger stabil bleiben werden. In Zukunft gäbe es durch neue, leistungsfähigere Energiepflanzensorten, weniger stillgelegte Äcker, die Öffnung nach Osteuropa und weitere Faktoren ein größeres Angebot an Einsatzstoffen. Irmer sagt: "Wir rechnen langfristig mit günstigeren Einkaufsmöglichkeiten."
In der Liquiditätsprognose des Fonds wurden fast über die gesamte Laufzeit konstante Kosten für die Position "Zukauf Einsatzstoffe" angesetzt. Gleichwohl heißt es in der Sensitivitätsanlayse des Cash Cow III: "Die Sensitivitäten zeigen, dass die Rentabilität in besonderem Maße von den Strom- und Biomethanerlösen sowie den Kosten für Einsatzstoffe abhängt. Schwankungen dieser Einflussgrößen haben somit besondere Auswirkung auf den wirtschaftlichen Erfolg. Das größte Schwankungsrisiko liegt nach Einschätzung der Initiatorin auf Seiten der Substratpreise."


Technologierisiko bei Gaseinspeisung

Weitere Probleme könnte es mit der Technik der Gaseinspeisung geben. Dafür setzt Aufwind Schmack ein Verfahren der CarboTech Engineering GmbH ein, seit Ende 2006 eine 100-prozentige Tochter der Schmack Biogas AG. "Für die hier realisierte Anlagengröße fehlen derzeit noch langfristige Betriebserfahrungen", heißt es im Emissionsprospekt. "Wir verhandelt zurzeit noch über einen Vollwartungsvertrag", sagt Unternehmenssprecher Irmer. Vor Ort werde es zudem zwei fest angestellte Betriebsleiter geben, versucht er die Bedenken zu zerstreuen, diese seien in der Lage, die Anlage vollumfänglich zu überwachen und zu warten. "Wir gehen davon aus, dass wir zusammen mit CarboTech die weiteren Vorgehensweisen prüfen können", so Irmer. Immerhin steht der Fondsgesellschaft Schadensersatz zu, wenn die Anlagenleistung von garantierten Leistungsparametern der CarboTech abweicht.

Unsicherheit entsteht auch aus der Tatsache, dass für die drei noch im Bau befindlichen Anlagen noch keine endgültigen Baugenehmigungen vorliegen. Zwei Anlagen befinden sich laut dem Prospekt sogar erst "kurz vor Einreichung der Genehmigungsunterlagen". Sollte eine Genehmigung nicht erteilt werden, wird der Fonds laut dem Emissionsprospekt ein Projekt an einem anderen Standort realisieren.


Hohe Weichkostenquote

Nach Angaben von Irmer beläuft sich beim Cash Cow III die Weichkostenquote auf 20,26 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens inklusive Agio. In den insgesamt 4,26 Millionen für Weichkosten sind unter anderem Kosten für "Projektentwicklung und Realisierung, Prospekterstellung sowie Marketing" enthalten (1,46 Millionen Euro). Konkret handelt es sich um Aufwendungen für die Wirtschaftlichkeitsberechnung inklusive dem Steuerkonzept und die Finanzierung. Bestandteil der Planung sind beispielsweise die Zuwegung, die Lagerungsmöglichkeiten und die Versorgungsnetze für Strom, Wärme und Gas. Eine weitere große Position unter den Weichkosten sind die 523.000 Euro, die laut Prospekt für die Eigenkapitalbeschaffung veranschlagt werden. Zusammen mit dem Agio ergeben sich 830.000 Euro.


Fazit:

Cah Cow III stellt eine attraktive Rendite in Aussicht. Die Projektpartner sind erfahren, und das Gutachten von Fraunhofer-UMSICHT ist positiv. Gaseinspeisung kann eine wichtige Zukunftstechnologie werden. Gewichtig sind aber auch die Risiken: Die langfristige Substratversorgung ist nicht fixiert. Steigende Rohstoffpreise könnten die Wirtschaftlichkeit des Cash Cow III schnell gefährden. Ob die Gaseinspeisung in dieser Größenordnung funktioniert, bleibt abzuwarten. Und die Weichkosten belasten das Budget.

ECOreporter.de rät: Vorsichtige Investoren sollten nach weniger riskanten Angeboten Ausschau halten. Wer dagegen mit dem Risiko leben will, dass er in Jahren knapper Rohstoffe (Substrate) weniger Rendite einfährt und dafür auf die Chance einer Optimierung der Anlagen setzt oder wer gar auf sinkende Rohstoffpreise spekuliert, der wird die Erfahrung des Anbieters zu schätzen wissen.



Basisdaten des Angebots

Anbieter: Aufwind Schmack Betriebs GmbH
Währung des Fonds: Euro
Im Angebot seit: 23.12.2006
Einkunftsart: Gewerblich
Rechtsform: GmbH & Co. KG
Agio: 5,00 Prozent
Prognosezeitraum: bis 31.12.2027
Geplante Fondsauflösung: unbestimmt

Eigenkapital 6,13 Millionen Euro
Fremdkapital 14,61 Millionen Euro
Gesamtinvestitionsvolumen : 20,74 Millionen Euro
Agio 306.500 Euro
Gesamt 21,05 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme : 10.000 Euro

Rückbau- und Entsorgungskosten einkalkuliert? Ja
Unabhängiger Treuhänder beauftragt? Ja
Unabhängige Mittelverwendungskontrolle? Ja, durch Dr. Meiler & Kollegen, Steuerberater- Wirtschaftsprüfer, Regensburg
Fonds vom Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) genehmigt? Ja
Prüfung der künftigen Jahresabschlüsse laut Gesellschaftervertrag durch Wirtschaftsprüfer? Ja
Sensitivitätsanalyse im Prospekt? Ja
Ertragsgarantie durch Versicherung, Bank oder Lieferanten? Nein
Unabhängige Ertragsgutachten? Ja, durch Fraunhofer- UMSICHT


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Bilder: Fermenter eines Biogaskraftwerks der Aufwind Schmack; Thomas Irmer; "Beschicker" der Biogasanlage Pliening der Aufwind Schmack / Quelle: Unternehmen
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