Erneuerbare Energie, Anleihen / AIF

Biogas: nachhaltige Geldanlage oder finanzieller Ruin für die Bio-Bauer? (Teil 2)

Große Biogasanlagen sind in der Nachbarschaft nicht gerne gesehen. Besonders zur Erntezeit wird die Umwelt durch sie stark belastet. Große LKWs, vollbeladen mit Biomaterial wie Mais oder Raps, fahren die großen Biogasanlagen an. Die Folge: Lärm, Staub und Schäden im Straßenbelag. „Mit Nachhaltigkeit hat das nichts zu tun“, sagt Gerald Wehde vom Verband Bioland e. V. dazu und fordert: „Nachhaltige Biogasproduktion sollte insbesondere in kleineren bäuerlichen Biogasanlagen erfolgen, die auch in Kooperation mit zwei oder drei Landwirten betrieben werden können. Biobetriebe setzen beim Substratanbau auf Kleegras. Der Klee sammelt als Leguminose Stickstoff aus der Luft – so kann auf Dünger verzichtet werden“. Da Klee weniger energieeffizienter sei als Mais bleibe er jedoch eine buchstäbliche Randerscheinung auf den Feldern der Biogasanlagenbetreiber.

„Kleine Biogasanlagen als nachhaltigere Alternative“

„Diese Problematik ist bekannt“, bestätigt Andrea Horbelt: „Die Straßenabnutzung und das erhöhte Verkehrsaufkommen in der Erntezeit ist zweifellos ein Nachteil für die Nachbarschaft. Allerdings versuchen wir mit der Bevölkerung Kompromisse auszuarbeiten. So gibt es beispielsweise vom Biogasforum Bayern einen „Fahrerknigge“, der Verhaltensregeln für die Erntezeit festschreibt. In einigen Gemeinden würden zudem die Anlagenbetreiber die Reparatur der Straßen übernehmen.  "Außerdem schafften diese Anlagen Arbeitsplätze in der Region", fügt sie hinzu.

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeitskomponente findet auch Andrea Horbelt den Einsatz von kleinen Biogasanlagen sinnvoll: „Ohne Zweifel, die kleineren Biogasanlagen, die von den Bauern nebenbei betrieben werden, sind ökologisch sinnvoll. Vor allem die Vergärung von Gülle trägt maßgeblich zum Klimaschutz bei“. Das Problem dabei sei aber die Tatsache, dass diese kleinen Biobetriebe selbst einfach nicht genug an Gülle und biogenen Abfällen hätten. Initiates file download (Link entfernt)Das mache ökonomisch rentables Arbeiten unmöglich, so die Biogas-Expertin. „Diese Rahmenbedingungen können nun mal nur die großen Biogasanlagen schaffen“, sagt Horbelt.

Branche kämpft um ihren Ruf

Die moderne Agrarwirtschaft sei ein profitorientierter Industriezweig, in dem Konkurrenz herrsche, stellt Horbelt klar. Allerdings versuche der Biogasverband, seine Mitglieder für die Tatsache zu sensibilisieren, dass es bei Biogasproduktion auch um ökologische Verträglichkeit gehe, erklärt sie.
Graphik: Entwicklung der Zahl von Biogasanlagen in Deutschland / Quelle: Fachverband Biogas e.V. (klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern)






Mehrere Projekte sollen dabei Abhilfe schaffen. So hat der Biogasverband einen bundesweiten Wettbewerb „Farbe ins Feld“ unter den Biogasproduzenten gestartet. Sie werden aufgerufen, mehrere Meter breite Blühstreifen auf den Maisfeldern zu pflanzen. Gut fürs Auge, aber auch für die Biogas-Branche, die um ihren Ruf kämpft.

„Wir dürfen den Aspekt der ökologischen Verträglichkeit der Biogasanlagen natürlich nicht aus den Augen lassen. Dazu wollen wir auch unsere Biogasproduzenten bewegen?“, erklärt Horbelt. Die Biogas-Expertin stellt klar: „Zugegeben, die Biogasbranche ist momentan noch nicht zu 100 Prozent nachhaltig, doch wir arbeiten daran und sind auf gutem Weg“.


Investitionssicherheit durch EEG-Gesetz

Das EEG-Gesetzt in seiner aktuellen Form bringt die nötige Investitions- und Planungssicherheit, auf die sich die Biogasanlagenbetreiber verlassen können. Denn diese Projekte brauchen nach Angaben des Verbandes Vorlaufzeiten von über eineinhalb Jahren für Planungs-, Genehmigungs- und Bauphase.
Noch steckt die Biogasbranche in den Kinderschuhen. Das bestätigen auch die Zahlen des Verbandes für geschlossene Fonds. In den letzten drei Jahren wurden in insgesamt acht geschlossene Biogas-Fonds rund 61 Millionen Euro investiert. Zum Vergleich: geschlossene Solarfonds kamen im gleichen Zeitraum bei 108 Fonds auf 867 Millionen Euro. Nach den aktuellen EEG-Kürzungen für Solarprojekte (wir Opens external link in new windowberichteten) könnte sich die Zahl langfristig zugunsten der Biogasbranche entwickeln.

Zum ersten Teil des Beitrags "Biogas: nachhaltige Geldanlage oder finanzieller Ruin für die Bio-Bauer?" gelangen Sie Opens external link in new windowhier.

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