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"Bescheidenen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten“
Die Bank im Bistum Essen (BiB) steigt aus Investments in Kohleförderung aus. Für eine Kirchenbank mit Hauptsitz im Ruhrgebiet ist das ein großer Schritt. Sie stellt sich damit in eine schnell wachsende Reihe von Großinvestoren, die ihre Beteiligungen an Unternehmen aus der Öl-, Gas- und der Kohleindustrie aufgeben (wir haben darüber berichtet). Die Generalbevollmächtigte der BiB, Silke Stremlau, erläutert im Interview den Ausstiegsbeschluss und das nachhaltige Anlagekonzept der BiB.
ECOreporter.de: Frau Stremlau, warum will die BiB nicht mehr in Unternehmen investieren, die an der Kohleförderung verdienen?
Silke Stremlau: Die Bank im Bistum Essen eG hat seit Jahren ethische Ausschlusskriterien für ihre Eigenanlagen definiert und wendet diese konsequent an. Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher, ökologischer und sozialer Entwicklungen werden diese Anlagekriterien regelmäßig vom internen Nachhaltigkeitskomitee überprüft und ggf. angepasst. Im Hinblick auf die Diskussion über die Zukunft der Energieversorgung und die Begrenzung des Klimawandels hat sich die Bank nun zu einem Ausschluss von Investments in Unternehmen der Kohleindustrie entschlossen. Dies hängt vor allem mit zwei Gründen zusammen.
Erstens: Drei Fünftel der weltweiten CO2-Emissionen stammen aus der Kohleindustrie und tragen damit drastisch zum Klimawandel bei.
Zweitens: Der umweltzerstörende Abbau von Kohle und die damit zusammenhängenden Folgeschäden (Abraum, Wasserknappheit, Klimawandel, Überschwemmung etc.) treffen vor allem die Armen und Unterprivilegierten.
Als Kirchenbank waren wir nie an der direkten Finanzierung der Kohleindustrie beteiligt. Diese bewusste Entscheidung möchten wir nun auch konsequent auf der Kapitalanlageseite umsetzen und damit unseren kleinen bescheidenen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten.
ECOreporter.de: Es gibt Kampagnen zum „Divestment“, und der nächste Klimagipfel – in Paris – steht an. Waren das die Auslöser für diese Entscheidung der Bank?
Silke Stremlau: Die aktuelle Debatte um Divestment hat unsere Entscheidung sicherlich geprägt, und wir wollten hier ein Zeichen setzen. Aber die BIB hat sich bereits in den vergangenen Jahren mit erneuerbaren Energien auseinander gesetzt und hier verstärkt Kredite vergeben. Denn es muss ja darum gehen, sich von fossilen Energieträgern langfristig zu verabschieden und umzusteuern zu erneuerbaren Formen. Zudem war ich im letzten Jahr selbst mit der Bewegungsstiftung in der Lausitz und habe hautnah erlebt, welche gravierenden Folgen der Braunkohletageabbau für eine Region hat.
ECOreporter.de: Inwieweit wird die BiB nun wegen des neuen Kriteriums ihre eigenen Geldanlagen ändern – müssen Sie Aktien austauschen?
Silke Stremlau: Da wir nur einen kleinen Teil unserer eigenen Geldanlagen in Aktien investiert haben, gibt es kein großes Divestment. Die Aktien von einem Unternehmen haben wir allerdings bereits in der letzten Woche verkauft, bei einem anderen Titel lassen wir die Anleihe auslaufen. Mehr gibt es nicht aufzuräumen. Und für zukünftige Investments ist dann die Linie klar.
ECOreporter.de: Die Förderung von Kohle ist das eine. Was ist mit den Unternehmen, die Kohle verbrennen? Sind die auch ausgeschlossen?
Silke Stremlau: Im ersten Schritt schließen wir nur die Förderung von Kohle aus, da wir für dieses Kriterium valide Daten von unserer Nachhaltigkeitsratingagentur imug (Link entfernt) bekommen. Denkbar ist aber auch eine Ausweitung auf andere Unternehmen, die große Umsätze im Kohlesektor erwirtschaften.
ECOreporter.de: Die BiB hat ihren Hauptsitz in Essen. Genauso RWE und E.on. Konzerne mit Kraftwerken, die viel Kohle verfeuern und im Fall von RWE auch per Dividende stattliche Renditen ins Stadtsäckel liefern. Machen Sie sich gerade zuhause unbeliebt?
Silke Stremlau: Die BIB ist natürlich im Bistum Essen verwurzelt, erwirtschaftet aber mittlerweile nur noch etwa 20 Prozent des Geschäftsvolumens in der Region. Gleichzeitig glaube ich aber, dass auch mittlerweile viele Menschen im Ruhrgebiet davon überzeugt sind, dass die Zukunft in sauberen und erneuerbaren Energien liegt.
ECOreporter.de: Der Bergmann und der Pütt – beides gehört zum Pott wie Essen. Was meinen Sie, wie das Kohle-Divestment bei den BiB-Kunden ankommen wird?
Silke Stremlau:Viele unserer Kunden sind überzeugt davon, dass zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise ein sorgsamer Umgang mit unseren Ressourcen gehört. In die gleiche Richtung stößt ja auch Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ aus dem Juni diesen Jahres (mehr darüber erfahren Sie hier – die Red.). Darin bezieht er eindeutig zum Thema Kohle Stellung: „Wir wissen, dass die Technologie, die auf der sehr umweltschädlichen Verbrennung von fossilem Kraftstoff – vor allem von Kohle, aber auch von Erdöl und, in geringerem Maße, Gas – beruht, fortschreitend und unverzüglich ersetzt werden muss.“ Und die Kunden, mit denen ich schon über das Thema gesprochen habe, finden daher unser neues Ausschlusskriterium mehr als folgerichtig.
ECOreporter.de: Man kann natürlich auch andersherum fragen: Kratzt das eigentlich einen Kohlekonzern, wenn eine Kirchenbank seine Aktien abstößt? Was ändert sich wirklich für das Klima?
Silke Stremlau: Da haben Sie natürlich Recht. Wir mit unserer kleinen Aktienquote bewegen da augenscheinlich nicht viel. Wir sind aber nicht alleine mit diesem Entschluss, sondern andere, viel bedeutendere institutionelle Investoren, haben sich auch zu „Divestment“ entschlossen, wie die Rockefeller-Stiftung in den USA, der norwegische Pensionsfonds oder der AXA-Versicherungskonzern in Frankreich. Wichtig an solchen Zusammenschlüssen ist, dass daraus ein Signal an Unternehmer und Manager großer Energiekonzerne gesendet wird. Denn der Weg zur Dekarbonisierung ist lang, muss aber heute schon beginnen, dafür sind die Folgen des Klimawandels zu drastisch.
ECOreporter.de: Wirkt sich das neue Ausschlusskriterium auch in der Geldanlageberatung für die Kunden der Bank aus?
Silke Stremlau: Ja, auf jeden Fall, da uns daran gelegen ist, das Thema auch in unseren nachhaltigen KCD-Aktienfonds zu implementieren, die wir zusammen mit den anderen Kirchenbanken aufgelegt haben. Dazu sind wir mit unseren Kollegen der anderen Banken im Gespräch.
ECOreporter.de: Frau Stremlau, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
ECOreporter.de: Frau Stremlau, warum will die BiB nicht mehr in Unternehmen investieren, die an der Kohleförderung verdienen?
Silke Stremlau: Die Bank im Bistum Essen eG hat seit Jahren ethische Ausschlusskriterien für ihre Eigenanlagen definiert und wendet diese konsequent an. Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher, ökologischer und sozialer Entwicklungen werden diese Anlagekriterien regelmäßig vom internen Nachhaltigkeitskomitee überprüft und ggf. angepasst. Im Hinblick auf die Diskussion über die Zukunft der Energieversorgung und die Begrenzung des Klimawandels hat sich die Bank nun zu einem Ausschluss von Investments in Unternehmen der Kohleindustrie entschlossen. Dies hängt vor allem mit zwei Gründen zusammen.
Erstens: Drei Fünftel der weltweiten CO2-Emissionen stammen aus der Kohleindustrie und tragen damit drastisch zum Klimawandel bei.
Zweitens: Der umweltzerstörende Abbau von Kohle und die damit zusammenhängenden Folgeschäden (Abraum, Wasserknappheit, Klimawandel, Überschwemmung etc.) treffen vor allem die Armen und Unterprivilegierten.
Als Kirchenbank waren wir nie an der direkten Finanzierung der Kohleindustrie beteiligt. Diese bewusste Entscheidung möchten wir nun auch konsequent auf der Kapitalanlageseite umsetzen und damit unseren kleinen bescheidenen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten.
ECOreporter.de: Es gibt Kampagnen zum „Divestment“, und der nächste Klimagipfel – in Paris – steht an. Waren das die Auslöser für diese Entscheidung der Bank?
Silke Stremlau: Die aktuelle Debatte um Divestment hat unsere Entscheidung sicherlich geprägt, und wir wollten hier ein Zeichen setzen. Aber die BIB hat sich bereits in den vergangenen Jahren mit erneuerbaren Energien auseinander gesetzt und hier verstärkt Kredite vergeben. Denn es muss ja darum gehen, sich von fossilen Energieträgern langfristig zu verabschieden und umzusteuern zu erneuerbaren Formen. Zudem war ich im letzten Jahr selbst mit der Bewegungsstiftung in der Lausitz und habe hautnah erlebt, welche gravierenden Folgen der Braunkohletageabbau für eine Region hat.
ECOreporter.de: Inwieweit wird die BiB nun wegen des neuen Kriteriums ihre eigenen Geldanlagen ändern – müssen Sie Aktien austauschen?
Silke Stremlau: Da wir nur einen kleinen Teil unserer eigenen Geldanlagen in Aktien investiert haben, gibt es kein großes Divestment. Die Aktien von einem Unternehmen haben wir allerdings bereits in der letzten Woche verkauft, bei einem anderen Titel lassen wir die Anleihe auslaufen. Mehr gibt es nicht aufzuräumen. Und für zukünftige Investments ist dann die Linie klar.
ECOreporter.de: Die Förderung von Kohle ist das eine. Was ist mit den Unternehmen, die Kohle verbrennen? Sind die auch ausgeschlossen?
Silke Stremlau: Im ersten Schritt schließen wir nur die Förderung von Kohle aus, da wir für dieses Kriterium valide Daten von unserer Nachhaltigkeitsratingagentur imug (Link entfernt) bekommen. Denkbar ist aber auch eine Ausweitung auf andere Unternehmen, die große Umsätze im Kohlesektor erwirtschaften.
ECOreporter.de: Die BiB hat ihren Hauptsitz in Essen. Genauso RWE und E.on. Konzerne mit Kraftwerken, die viel Kohle verfeuern und im Fall von RWE auch per Dividende stattliche Renditen ins Stadtsäckel liefern. Machen Sie sich gerade zuhause unbeliebt?
Silke Stremlau: Die BIB ist natürlich im Bistum Essen verwurzelt, erwirtschaftet aber mittlerweile nur noch etwa 20 Prozent des Geschäftsvolumens in der Region. Gleichzeitig glaube ich aber, dass auch mittlerweile viele Menschen im Ruhrgebiet davon überzeugt sind, dass die Zukunft in sauberen und erneuerbaren Energien liegt.
ECOreporter.de: Der Bergmann und der Pütt – beides gehört zum Pott wie Essen. Was meinen Sie, wie das Kohle-Divestment bei den BiB-Kunden ankommen wird?
Silke Stremlau:Viele unserer Kunden sind überzeugt davon, dass zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise ein sorgsamer Umgang mit unseren Ressourcen gehört. In die gleiche Richtung stößt ja auch Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ aus dem Juni diesen Jahres (mehr darüber erfahren Sie hier – die Red.). Darin bezieht er eindeutig zum Thema Kohle Stellung: „Wir wissen, dass die Technologie, die auf der sehr umweltschädlichen Verbrennung von fossilem Kraftstoff – vor allem von Kohle, aber auch von Erdöl und, in geringerem Maße, Gas – beruht, fortschreitend und unverzüglich ersetzt werden muss.“ Und die Kunden, mit denen ich schon über das Thema gesprochen habe, finden daher unser neues Ausschlusskriterium mehr als folgerichtig.
ECOreporter.de: Man kann natürlich auch andersherum fragen: Kratzt das eigentlich einen Kohlekonzern, wenn eine Kirchenbank seine Aktien abstößt? Was ändert sich wirklich für das Klima?
Silke Stremlau: Da haben Sie natürlich Recht. Wir mit unserer kleinen Aktienquote bewegen da augenscheinlich nicht viel. Wir sind aber nicht alleine mit diesem Entschluss, sondern andere, viel bedeutendere institutionelle Investoren, haben sich auch zu „Divestment“ entschlossen, wie die Rockefeller-Stiftung in den USA, der norwegische Pensionsfonds oder der AXA-Versicherungskonzern in Frankreich. Wichtig an solchen Zusammenschlüssen ist, dass daraus ein Signal an Unternehmer und Manager großer Energiekonzerne gesendet wird. Denn der Weg zur Dekarbonisierung ist lang, muss aber heute schon beginnen, dafür sind die Folgen des Klimawandels zu drastisch.
ECOreporter.de: Wirkt sich das neue Ausschlusskriterium auch in der Geldanlageberatung für die Kunden der Bank aus?
Silke Stremlau: Ja, auf jeden Fall, da uns daran gelegen ist, das Thema auch in unseren nachhaltigen KCD-Aktienfonds zu implementieren, die wir zusammen mit den anderen Kirchenbanken aufgelegt haben. Dazu sind wir mit unseren Kollegen der anderen Banken im Gespräch.
ECOreporter.de: Frau Stremlau, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.