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Finanzdienstleister, Fonds / ETF
"Bei der christlichen Geldanlage wird es in Zukunft weniger Kompromisse geben" – Interview mit Dr. Alexander Matijevic, Mehrwert GmbH
Ist eine christliche Geldanlage möglich? Welche Anforderungen sollte und welche kann sie erfüllen? Welche Produkte sind für christliche Anleger besonders geeignet? Darüber sprachen wir mit Dr. Alexander Matijevic, Fachberater für nachhaltiges Investment und Berater der Mehrwert GmbH für Finanzberatung und Vermittlung.
ECOreporter.de: Was zeichnet eine christliche Geldanlage aus?
Dr. Alexander Matijevic: Das ist keine einfache Frage, die sich in wenigen Sätzen beantworten lässt. Ohne zu tief ins Detail zu gehen, beinhalten "christliche Geldanlagen" aus meiner Sicht zwei Stoßrichtungen. Zum einen geht es um die Bewahrung der Schöpfung. Auf den ersten Seiten der Bibel gibt Gott dem Menschen einen zweifachen Auftrag: "Füllt die ganze Erde und macht sie euch Untertan!" (1. Mose 1,18), aber der Mensch soll die Schöpfung auch pflegen und schützen (1. Mose 2,15). Dieser Zweiklang aus "Herrschen" und "Kümmern", das Spannungsfeld zwischen "Bauen" und "Bewahren" zieht sich durch die gesamte jüdische Tradition. Christen sollten daher mit ihrer Geldanlage keine Projekte unterstützen, die sich an der Zerstörung der Schöpfung beteiligen.
Zum anderen antwortet Jesus auf die Frage, was das größte und wichtigste Gebot sei (Mat. 22,37ff.): "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand! Ein zweites ist ebenso wichtig: Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!" Es passt also ebenso wenig zu Christen, sich mit Geldanlagen auf Kosten anderer Menschen zu bereichern.
Wo finden Anleger Orientierung, die ihre Geldanlage nach christlichen Grundsätzen ausrichten wollen?
Die evangelische Kirche hat bereits 2013 einen Leitfaden für ethisch nachhaltige Geldanlage herausgebracht. Für katholische Investoren gibt es eine Orientierungshilfe "Ethisch-nachhaltig investieren" mit Anregungen.
(Anmerkung der Red.: Mehr über diese beiden Ratgeber für christliches Investieren erfahren Sie hier. (Link entfernt))
Kennen Sie als Anlageberater Nachhaltigkeitsfonds, die Ihnen für christliche Anleger besonders geeignet erscheinen?
Es gibt solche Produkte, zum Beispiel den "FairWorldFonds", einen nachhaltigen Mischfonds. Er wurde vom evangelischen Hilfswerk "Brot für die Welt" zusammen mit der KD-Bank und anderen Partnern aufgelegt und investiert weltweit in schwerpunktmäßig verzinsliche Wertpapiere und Aktien sowie bis zu 10 Prozent in Mikrofinanzfonds. Die Anlageentscheidungen orientieren sich an strengen sozialen, ökologischen und entwicklungspolitischen Kriterien, die "Brot für die Welt" gemeinsam mit dem Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene formuliert hat.
Einen vergleichbaren Ansatz verfolgen die Franziskaner unter dem Namen "TerrAssisi" in Zusammenarbeit mit der Nachhaltigkeitsrating-Agentur oekom research AG aus München. Hier wurden zwei Investment-Fonds aufgelegt, die biblische Grundsätzen zur Auswahl von Ländern und Unternehmen berücksichtigen.
In eine andere Richtung geht die christlich geführte Steyler Ethik-Bank, die für ihre nachhaltigen Fonds zusätzlich eine zertifizierte CO2-Bilanz zum Schutz des Klimas herausgibt (Anmerkung der Red.: Der Aktienfonds Steyler Fair und Nachhaltig und der der Rentenfonds Steyler Fair und Nachhaltig tragen das strenge ECOreporter-Siegel Nachhaltiges Finanzprodukt (Link entfernt)).
Es ist also möglich, ein konsequent christliches Portfolio zusammenzustellen?
Leider reicht die Anzahl der in Frage kommenden Fonds nicht aus, um ein diversifiziertes Fonds-Depot zusammenzustellen. Wie generell bei ökologischen und sozialen Geldanlagen stellen auch "christliche Investments" immer einen Kompromiss dar. Kein Fonds und erst recht kein Fonds-Depot wird die gewünschten Kriterien zu 100 Prozent realisieren, da das Anlageuniversum bedauerlicher Weise (noch) nicht genügend Titel zulässt.
Doch ich persönlich freue mich, dass es der christliche Grundgedanke überhaupt soweit in der Finanzbranche gebracht hat. Denn immerhin waren es zuerst christliche Investoren, die heute gefragte "Nachhaltigkeitsfonds" begründeten und prägten. Quäker und Methodisten entwickelten im 18. und 19. Jahrhundert in Großbritannien und in den USA Negativlisten von Geschäftsbereichen, die sie als Christen nicht fördern wollten: Waffenproduktion, Sklavenhandel und Alkohol waren die ersten Branchen.
Vor über 100 Jahren wurde in den USA dann der erst Fonds für kirchliche Investoren aufgelegt, in dem klassische "sin-stocks" gemieden wurden. Bis heute bilden Negativlisten (ergänzt um "sündige" Branchen der Moderne) die dominierende Basis ethischer Geldanlagen. Wenn ich mir diese Entwicklung der letzten 100 Jahre anschaue habe ich die Hoffnung, dass der Trend weitergeht und wir in Zukunft deutlich weniger Kompromisse bei der christlichen Geldanlage eingehen müssen.
Herr Matijevic, wir danken Ihnen für die Antworten.
Dr. Alexander Matijevic hat im April für ECOreporter.de ein Musterdepot für die private Altersvorsorge nach christlichen Kriterien erstellt.
ECOreporter.de: Was zeichnet eine christliche Geldanlage aus?

Zum anderen antwortet Jesus auf die Frage, was das größte und wichtigste Gebot sei (Mat. 22,37ff.): "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand! Ein zweites ist ebenso wichtig: Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!" Es passt also ebenso wenig zu Christen, sich mit Geldanlagen auf Kosten anderer Menschen zu bereichern.
Wo finden Anleger Orientierung, die ihre Geldanlage nach christlichen Grundsätzen ausrichten wollen?
Die evangelische Kirche hat bereits 2013 einen Leitfaden für ethisch nachhaltige Geldanlage herausgebracht. Für katholische Investoren gibt es eine Orientierungshilfe "Ethisch-nachhaltig investieren" mit Anregungen.
(Anmerkung der Red.: Mehr über diese beiden Ratgeber für christliches Investieren erfahren Sie hier. (Link entfernt))
Kennen Sie als Anlageberater Nachhaltigkeitsfonds, die Ihnen für christliche Anleger besonders geeignet erscheinen?
Es gibt solche Produkte, zum Beispiel den "FairWorldFonds", einen nachhaltigen Mischfonds. Er wurde vom evangelischen Hilfswerk "Brot für die Welt" zusammen mit der KD-Bank und anderen Partnern aufgelegt und investiert weltweit in schwerpunktmäßig verzinsliche Wertpapiere und Aktien sowie bis zu 10 Prozent in Mikrofinanzfonds. Die Anlageentscheidungen orientieren sich an strengen sozialen, ökologischen und entwicklungspolitischen Kriterien, die "Brot für die Welt" gemeinsam mit dem Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene formuliert hat.
Einen vergleichbaren Ansatz verfolgen die Franziskaner unter dem Namen "TerrAssisi" in Zusammenarbeit mit der Nachhaltigkeitsrating-Agentur oekom research AG aus München. Hier wurden zwei Investment-Fonds aufgelegt, die biblische Grundsätzen zur Auswahl von Ländern und Unternehmen berücksichtigen.
In eine andere Richtung geht die christlich geführte Steyler Ethik-Bank, die für ihre nachhaltigen Fonds zusätzlich eine zertifizierte CO2-Bilanz zum Schutz des Klimas herausgibt (Anmerkung der Red.: Der Aktienfonds Steyler Fair und Nachhaltig und der der Rentenfonds Steyler Fair und Nachhaltig tragen das strenge ECOreporter-Siegel Nachhaltiges Finanzprodukt (Link entfernt)).
Es ist also möglich, ein konsequent christliches Portfolio zusammenzustellen?
Leider reicht die Anzahl der in Frage kommenden Fonds nicht aus, um ein diversifiziertes Fonds-Depot zusammenzustellen. Wie generell bei ökologischen und sozialen Geldanlagen stellen auch "christliche Investments" immer einen Kompromiss dar. Kein Fonds und erst recht kein Fonds-Depot wird die gewünschten Kriterien zu 100 Prozent realisieren, da das Anlageuniversum bedauerlicher Weise (noch) nicht genügend Titel zulässt.
Doch ich persönlich freue mich, dass es der christliche Grundgedanke überhaupt soweit in der Finanzbranche gebracht hat. Denn immerhin waren es zuerst christliche Investoren, die heute gefragte "Nachhaltigkeitsfonds" begründeten und prägten. Quäker und Methodisten entwickelten im 18. und 19. Jahrhundert in Großbritannien und in den USA Negativlisten von Geschäftsbereichen, die sie als Christen nicht fördern wollten: Waffenproduktion, Sklavenhandel und Alkohol waren die ersten Branchen.
Vor über 100 Jahren wurde in den USA dann der erst Fonds für kirchliche Investoren aufgelegt, in dem klassische "sin-stocks" gemieden wurden. Bis heute bilden Negativlisten (ergänzt um "sündige" Branchen der Moderne) die dominierende Basis ethischer Geldanlagen. Wenn ich mir diese Entwicklung der letzten 100 Jahre anschaue habe ich die Hoffnung, dass der Trend weitergeht und wir in Zukunft deutlich weniger Kompromisse bei der christlichen Geldanlage eingehen müssen.
Herr Matijevic, wir danken Ihnen für die Antworten.
Dr. Alexander Matijevic hat im April für ECOreporter.de ein Musterdepot für die private Altersvorsorge nach christlichen Kriterien erstellt.