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Bankendomino – weiterer wichtiger Anbieter von Nachhaltigkeitsfonds in wirtschaftlicher Not, Regierungen werfen Dexia Rettungsring zu

Gestern musste mit Fortis die erste internationale Bank mit starkem Engagement in den Nachhaltigen Geldanlagen durch staatliche Intervention gerettet werden (wir berichteten). Nun ist mit dem belgisch-französischen Finanzkonzern Dexia einer der größten Emittenten von Nachhaltigkeitsfonds in eine derart starke wirtschaftliche Notlage geraten, dass auch er staatliche Hilfe benötigt. Allein gestern verlor die Dexia-Aktie rund 30 Prozent an Wert.


Wie heute morgen bekannt wurde, greifen jetzt die Regierungen von Belgien, Frankreich und Luxemburg dem Finanzkonzern unter die Arme. Brüssel und Paris wollen jeweils drei Milliarden Euro in das Unternehmen pumpen, Luxemburg 376 Millionen Euro. Die Dexia-Aktie wurde vom Handel ausgesetzt. Wie zuvor bei Fortis könnten nun auch bei Dexia Köpfe rollen. Vorstandschef Axel Miller und Verwaltungsrats-Vorsitzender Pierre Richard haben ihren Rücktritt angeboten, dem Unternehmen zufolge bleiben sie jedoch übergangsweise auf ihren Posten.



Als weltweit größte Finanzierer von Immobilienkrediten für Kommunen war Dexia in den Strudel der US-Bankenkrise geraten. Vor allem ihr verlustträchtiger US-Anleiheversicherer FSA hatte die Bank in wirtschaftliche Schieflage gebracht. Das Unternehmen teile am Vormittag mit, dass es dank der Kapitalspritze vorerst über eine ausreichende Kapitaldecke verfügt, um weiteren Turbulenzen an den Kapitalmärkten standzuhalten. Dexia verfügt derzeit nach eigenen Angaben über eine Marktkapitalisierung von knapp zwölf Milliarden Euro. Der Konzern beschäftigt über 36.000 Mitarbeiter.


Die Konzerntochter Dexia Asset Management zählt vor allem in Frankreich und Belgien zu den wichtigsten Akteuren im Bereich des nachhaltigen Investments. In Deutschland bietet kein Unternehmen so viele Nachhaltigkeitsfonds an wie Dexia. Dazu gehören etwa der Rentenfonds Dexia Sustainable Euro Bonds und der 2007 aufgelegte Dexia Equities L Sustainable Green Planet.


Wer Fonds von Finanzinstituten gezeichnet hat, die in den Sog der Bankenkrise geraten und womöglich in ihrer Existenz gefährdet werden, muss sich jedoch keine Sorgen machen. Laut der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK) wird das Anlagevermögen von Investmentfonds getrennt von dem Vermögen der Kapitalanlagegesellschaft als Sondervermögen geführt. Es sei somit unabhängig vom wirtschaftlichen Schicksal der Emittentin.

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