Erneuerbare Energie

„Bald werden Windstromhersteller freiwillig auf Einspeisevergütungen verzichten“ - Teil 2 des ECOreporter.de-Interviews mit Tjark Goldenstein, Ökorenta AG

Der Ausbau der deutschen Windkraft hat die Erwartungen übertroffen. Doch schon bald könnte der Windstrom stocken, weil das Stromnetz ihn nicht mehr aufnehmen könnte. Davor warnt Tjark Goldenstein, Vorstand des der Ökorenta AG aus Aurich. Wie er das Rennen zwischen Solarkraftwerken und Windenergie einschätzt, ob Einspeisevergütungen für Windkraft noch notwendig sind und welche Hindernisse die Erneuerbare Energie derzeit überwinden muss, das sagt Goldenstein in diesem zweiten Teil  des ECOreporter.de-Interviews. Per Opens external link in new windowMausklick gelangen Sie zum ersten Teil, in dem er erklärt, warum wir bezahlbaren Strom brauchen, welche Fehler die Solarbranche – auch in Deutschland – in den letzten Jahren begangen hat, und wie schnell die asiatische Solar-Konkurrenz in der Aufholjagd ist.

ECOreporter.de: Wenn man Windkraft und Solarenergie vergleicht - wer wird nach Ihrer Ansicht in den nächsten Jahren in Deutschland die Nase vorn haben?

Goldenstein: Eindeutig die Windenergie. Schon alleine, wenn man überlegt, wie viel in Solarenergie investiert werden müsste, um die gleiche Energiemenge wie ein Windpark zu erzielen - das ist gewaltig! Das gilt für On- und Offshore-Windkraft. In Deutschland sind die klimatischen Verhältnisse für Windenergie besser als für die Solarindustrie, in anderen Weltregionen kann das anders sein.

ECOreporter.de: Hat die Windkraft überhaupt noch eine Einspeisevergütung nötig?

Goldenstein: Ja, als Absicherung der Investition auf jeden Fall. Bei Investments wie der Windenergie benötigen die Finanzierungen Mindestvergütungen. Aber besonders in den letzten Wochen sehen wir etwas Spannendes: Für die ersten Windparks sind die EEG-Vergütungslaufzeiten nun nach 20 Jahren beendet, wie es das Gesetz vorsieht. Die Windparkbetreiber schließen nun Verträge mit Stadtwerken oder mit Stromkonzernen ab. Und da bewegt sich der Strompreis etwa auf dem Niveau der Einspeisevergütung, bei 8 oder 9 Cent pro Kilowattstunde. In den nächsten Jahren werden etliche Windstromhersteller freiwillig auf Einspeisevergütungen nach dem EEG verzichten, weil sie am freien Markt höhere Preise erzielen werden.

ECOreporter.de: Ein Bestandteil des EEG ist die Verpflichtung der Stromnetzbetreiber, den Strom aus alternativen  Energien in jeder gelieferten Menge abzunehmen. Kann dieser Punkt in einigen Jahren wichtiger werden als die Höhe der Vergütung?

Goldenstein: Nicht erst in einigen Jahren. Schon heute gibt es Probleme, zu gewissen Zeiten den Strom ins Netz einzuspeisen. Einige Windparks können bereits nicht die volle Leistung einspeisen, weil das Netz das nicht aufnimmt. In Deutschland ist das Stromnetz stark erweiterungsbedürftig. Unser Wirtschaftsminister Brüderle hat im aktuellen Bericht zur Sicherung der Stromversorgung in Deutschland darauf hingewiesen, dass es einen dringenden Handlungsbedarf gebe. Ohne baldige Taten seien die Einspeisungs-Möglichkeiten für Erneuerbare-Energie-Kraftwerke nicht gegeben. Viele geplante Überlandleitungen sind aber aufgrund von Einsprüchen der Bürger vor Gericht. Der Gesetzgeber wird in wenigen Jahren die Förderung der Erneuerbaren Energien für neue Kraftwerke einstellen müssen, weil es keine Sinn mehr Macht, Anlagen zu bauen, deren Strom nicht transportiert werden kann. Schon jetzt wird mancher Windpark nicht gebaut.

ECOreporter.de: Herr Goldenstein, haben Sie vielen Dank für das Gespräch!
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x