Windenergie bleibt in Süddeutschland unpopulär. / Foto: Pixabay

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Ausschreibung Windenergie: Bricht der Windkraftausbau ein?

Die deutsche Bundesregierung plant den massiven Ausbau der Windkraft, um die Energieabhängigkeit von anderen Staaten zu reduzieren und Energiekosten zu verringern. Auch für grünen Wasserstoff und Elektromobilität wird künftig viel mehr grüner Strom als heute benötigt. Allerdings geht die Entwicklung bei den Ausschreibungen derzeit in die falsche Richtung. Auch der Bundesverband Windenergie sieht politisches Versagen.

Bei der Ausschreibung für Windenergieanlagen an Land zum Gebotstermin 1. September 2022 waren rund 1.320 Megawatt (MW) ausgeschrieben.  Es wurden aber nur 87 Gebote mit einer Gebotsmenge von insgesamt rund 772 MW eingereicht. Damit war die Gebotsrunde deutlich unterzeichnet. Nach Angaben der Bundesnetzagentur war die Unterzeichnung angesichts der dem Marktstammdatenregister gemeldeten teilnahmeberechtigten Genehmigungen nicht zu erwarten.

Hohe Zins- und Baukosten

ECOreporter hatte aber schon im Juni dargelegt, warum viele Projekte trotz vorliegender Genehmigung nicht an der Ausschreibung teilnehmen. Hohe Zinsen und steigende Baukosten gefährden die Wirtschaftlichkeit von neuen Windkraftprojekten bei dem geltenden Zuschlagsniveau.

Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE), erläutert die derzeitige Situation: „In der aktuellen Ausschreibungsrunde wurde das mögliche Volumen nur zu rund 58,5 Prozent gefüllt. Damit ist die zweite Ausschreibungsrunde in Folge deutlich unterzeichnet. Der dringend notwendige Zubau gerät so auf eine schiefe Bahn. Um künftige Ausschreibungsrunden wieder auszufüllen, muss der aktuelle Ausschreibungsrahmen dringend an die Marktentwicklungen und den Deutschen Industriepreisindex angepasst werden. Die Corona-Pandemie und der russische Angriff auf die Ukraine haben zu massiven Preis- und Zinssteigerungen geführt. Angesichts dieser Kostenexplosion entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist der ausgeschriebene Höchstwert keine solide Basis für den Abschluss von Projekten.“

Die Gebotswerte der September-Ausschreibungsrunde lagen zwischen 5,76 Cent/Kilowattstunde (kWh) und dem zulässigen Höchstwert von 5,88 Cent/kWh. Mit 5,84 Cent/kWh liegt der durchschnittliche, mengengewichtete Gebotswert nur knapp unter dem Höchstwert und bewegt sich auf dem Niveau der Vorrunde (5,85 Cent/kWh).

Süddeutschland weiterhin im Abseits

Ähnlichkeiten zur vorangegangenen Ausschreibungsrunde bestehen auch im Hinblick auf die regionale Verteilung der Zuschlagsmengen. Die größten Zuschlags-Volumina entfielen auf Gebote für Standorte in Niedersachsen (208 MW, 30 Zuschläge), Schleswig-Holstein (179 MW, 20 Zuschläge) und Nordrhein-Westfalen (127 MW, 11 Zuschläge).

Für Standorte in Süddeutschland gab es wieder nur sehr wenige Gebote. Für Bayern nahm an der Ausschreibung nur ein Windrad teil, das von einem Unternehmen der Wust-Wind & Sonne - Gruppe geplant wird. Auch für Standorte in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gingen nach ECOreporter-Auswertung jeweils nur zwei Gebote ein.

BWE-Präsident Albers kommentiert das deutlich ausgeprägte Nord-Süd-Gefälle beim Ausbau der Windenergie: „Die fehlenden Projekte im verbrauchsstarken Süden – die wir seit Jahren beklagen – vergrößern die dort erkennbare Stromlücke weiter. Dass die dort verantwortlichen Landesregierungen hier nicht längst aktiv werden, ist inzwischen nur noch als politisches Versagen zu bewerten.“

Zuschläge unter anderem an die PNE-Gruppe und Juwi

Die PNE AG erhielt den Zuschlag für eine Windkraftanlage in Waldeck in Hessen. Dort soll laut Marktstammdatenregister bis Ende 2023 eine Windkraftanlage mit einer Nennleistung von 5,5 MW des Herstellers GE Renewable Germany GmbH in Betrieb gehen. Zwei Zuschläge erhielt zudem die zur PNE-Gruppe gehörende WKN.

Drei Zuschläge für insgesamt zehn Windkraftanlagen gingen an die Alterric IPP GmbH. Die Alterric GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Aloys Wobben Stiftung (Enercon) und von EWE. Zuschläge erhielten unter anderem auch enercity, Energiequelle und die Juwi GmbH.

Die nächste Ausschreibungsrunde für Windenergieanlagen an Land findet am 1. Dezember 2022 statt.

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