Erneuerbare Energie, Meldungen

Ausschreibung für Biomasseanlagen stark unterzeichnet - hat Biogas trotzdem mehr Potenzial?

Bei der März-Ausschreibung für Biomasseanlagen wurden 76 Gebote mit einem Volumen von 81 Megawatt (MW) eingereicht. Ausgeschrieben hatte die Bundesnetzagentur mit 275 MW mehr als dreimal so viel.  Der Fachverband Biogas fordert bessere Rahmenbedingungen, um auch die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern.

Von den 76 Geboten bei der März-Ausschreibung entfielen nach Angaben der Bundesnetzagentur fünf auf Neuanlagen mit zusammen 15 MW und 71 Gebote auf Bestandsanlagen mit zusammen 66 MW.

Aufgrund der Unterzeichnung fand erneut die durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2021 eingeführte Mengensteuerung für Biomasseanlagen Anwendung, bei der das Zuschlagsvolumen jeweils auf 80 Prozent des Gebotsvolumens gekürzt wurde. Daher waren nur 56 Gebote mit einem Volumen von 68 MW bei der Ausschreibung erfolgreich. Die meisten Zuschläge entfielen auf Standorte in Bayern (23) und in Niedersachsen (11).

Die Gebotswerte der bezuschlagten Gebote liegen zwischen 12,18 und 18,00 Cent/kWh. Der durchschnittliche, mengengewichtete Zuschlagswert beträgt 15,75 ct/kWh und ist gegenüber den Vorrunden gefallen. Die nächste Ausschreibungsrunde für Biomasseanlagen ist am 1. September 2022.

Maßnahmen für mehr Biogas gefordert

Biomasseanlagen können über die Verstromung in Blockheizkraftwerken Strom und Wärme erzeugen. Der Fachverband Biogas schätzt, dass in den gut 9.500 deutschen Biogasanlagen genug Wärme für rund eine Million Haushalte entsteht. Bei einem durchschnittlichen Wärmebedarf von 10.000 Kilowattstunden (kWh) pro Haushalt entspreche dies einer Gasmenge von einer Milliarde Kubikmeter – was nach Angaben des Fachverband Biogas rund 2 Prozent der Gasimporte aus Russland entspricht.

Durch kurzfristige Maßnahmen könnten die bestehenden Biogasanlagen nach Schätzung des Fachverbandes (Stand: März 2022) noch in diesem Jahr die Bereitstellung von Strom und Wärme um 20 Prozent steigern. Mittel- bis langfristig hält der Branchenverband eine Verdoppelung der Energiemenge aus heimischem Biogas für möglich.

Für viele Anlagen endet der Förderzeitraum über das EEG aber in den nächsten Jahren. Daher muss nach Einschätzung des Fachverbandes in den derzeit laufenden Gesetzgebungsverfahren ein zukunftsfähiges und wirtschaftliches Modell geschaffen werden, um zunächst den Weiterbetrieb der Biogasanlagen zu gewährleisten. Die Rahmenbedingungen für die Verwertung von Gülle und für die Einspeisung von zu Biomethan aufbereitetem Biogas in das bestehende Gasnetz müsse verbessert werden.

In Deutschland stehen nach Angaben des Fachverbandes Biogas bereits mehr als die Hälfte aller europäischen Biogasanlagen. Auch daher stellt sich die Frage: Wären mehr Biogasanlagen in Deutschland angesichts von Ackerflächen-Konkurrenz und hoher Nahrungsmittelpreise sinnvoll?

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