Fonds / ETF

Augen zu und durch? - ECOreporter.de ermittelt, wie die nachhaltigen Mischfonds von Fortis auf die Finanzkrise reagiert haben

Haben nachhaltige Mischfonds rechtzeitig auf die sich schon länger abzeichnende Krise an den Finanzmärkten reagiert und ihre Portfolios umgeschichtet? Dieser Frage geht ECOreporter.de in einer Reihe von Beiträgen nach. Unter anderem befragten wir das das Management der Mischfonds von Fortis Investments.


Dr. Heike Dengler managt die drei nachhaltigen Mischfonds des Tochterunternehmens der Fortis Bank.. Es handelt sich um den Fortis Strategy Stability SRI Europe (ISIN LU0087047089), den Fortis Strategy Balanced SRI Europe (ISIN LU0087046354) und den Fortis Strategy Growth SRI Europe (ISIN LU0087047246). Sie alle haben in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres deutlich an Wert verloren. Dabei fiel der Wertverlust umso höher aus, je mehr sie in Aktien investierten. Der Fortis Strategy Growth SRI Europe setzt wie die beiden übrigen Fortis-Mischfonds auf Aktien, Anleihen und Geldmarktinstrumente, die auf den Euro lauten. Laut Angaben von Dengler ist der Aktienanteil dieses Fonds auf 75 bis 80 Prozent festgelegt und darf er nur zu 20 bis 25 Prozent des Portfolios in Anleihen investieren. In Frage kommen laut der Fondsmanagerin nur Wertpapiere von Unternehmen, die in ihrer Branche ethische Anforderungen hinsichtlich der Menschenrechte, der Umwelt und der guten Unternehmensführung (Corporate Governance) am Besten erfüllen.

Die Bilanz des ‚Growth’ für die ersten neun Monate in 2008 kann mit einem Wertverlust von knapp 23 Prozent nicht überzeugen. Vor allem im September hat der Fonds stark verloren. Offenbar reichte es nicht aus, dass Dengler nach eigenen Angaben bei ihm wie bei den beiden anderen Fonds im 3. Quartal den Aktienanteil „leicht untergewichtete“ und im Laufe dieser Wochen weiter verringerte. Es war gewiss nicht von Vorteil, dass neben Erneuerbare-Energie-Werten wie SolarWorld und Gamesa trotz der Bankenkrise Finanzwerte wie die britische HSBC und die spanische Banco Santander weiter zu den größten Positionen des Fonds zählten. Der Fortis-Fonds hat auf Sicht von neun Monaten auch deutlich seine Benchmark (MSCI World für Aktien, Lehman Euro-Aggregate für Anleihen) unterschritten, für die knapp 21 Prozent Verlust verbucht wurden.

Auf Jahressicht ist der Growth mit einem Wertverlust von rund 24 Prozent sogar der zweitschlechteste Mischfonds in der Datenbank von ECOfondsreporter. Damit liegt er zudem knapp neun Prozent hinter der Benchmark, mit der er laut Fondsprospekt doch zumindest Schritt halten will. Auch auf Sicht von fünf Jahren liegt die Benchmark über der Wertentwicklung des Mischfonds, mit einem Plus von 35 Prozent gegenüber den 22,8 Prozent, die der Growth in diesem Zeitraum zulegte. Wobei die Verwaltungsgebühr des Fonds in Höhe von 1,50 pro Jahr die Rendite zusätzlich schmälert.

Mit einem Wertverlust von 15,4 Prozent fällt auch die Bilanz des Fortis Strategy Balanced SRI Europe für die ersten neun Monate in 2009 schwach aus. Für dieses Produkt liegt der Spielraum bei der Aktienquote laut Dengler bei 45 bis 50 Prozent. Bei den größten Positionen setzt dieser Mischfonds auf die selben Titel wie der Growth und auch wie der noch defensivere Fortis Strategy Stability SRI Europe. Die drei nachhaltigen Mischfonds von Fortis unterscheiden sich bei der Aktienauswahl nur durch die Höhe der Gewichtung. So lag der Anteil von Banco Santander und HSBC Ende September beim Growth bei jeweils knapp zwei Prozent des Fondsvermögens, beim Balanced bei jeweils rund 1,25 Prozent und beim nur zu 20 bis 25 Prozent auf Aktien setzenden Stability jeweils bei 0,57 Prozent.

Auch der Fortis Strategy Balanced SRI Europe hat im laufenden Jahr, auf Sicht von einem, drei und von fünf Jahren seine Benchmark deutlich verfehlt. Er verlor zum Stichtag 30. September in den letzten zwölf Monaten 16,2 Prozent  und 5,9 Prozent auf Sicht von drei Jahren. Über fünf Jahre gesehen legte er 18,9 Prozent zu, bei einer abzurechnenden jährlichen Verwaltungsgebühr von 1,50 Prozent. Die Benchmark erreichte in diesem Zeitraum fast 30 Prozent. Ebenso negativ fällt die Bilanz für den defensiveren Stability aus, trotz seiner noch deutlich niedrigeren Aktienquote. In den ersten neun Monaten verlor dieser Mischfonds 7,3 Prozent an Wert, etwa ein Prozent mehr als die Benchmark. Davon unterscheid sich die Performance der letzten zwölf Monate für beide Werte nur geringfügig. Während die Benchmark auf Sicht von drei Jahren bereits im Plus liegt, steht für den Stability für diesen Zeitraum ein weiteres Minus von 3,2 Prozent zu Buche. Während der letzten fünf Jahre kam er immerhin auf ein Plus von 14,4 Prozent (Benchmark: 22,8 Prozent). Doch auch hier ist von der Rendite die Verwaltungsgebühr des Fonds in Höhe von 1,50 pro Jahr abzuziehen.

Im 4. Quartal 2009 will die Managerin der drei nachhaltigen Mischfonds eine „konservative Strategie“ fahren und den Aktienanteil untergewichten. Nach Einschätzung von Dengler ist an den Finanzmärkten vorerst keine Erholung in Sicht. Es sei mit weiteren starken Kursschwankungen zu rechnen. Bei den Anleihen will sie weiter auf flexible Laufzeiten setzen.

Das Fazit von ECOreporter:
In der aktuellen Finanzkrise sind alle nachhaltigen Mischfonds unter Druck geraten. Aber das Fondsmanagement von Fortis Investments verfehlt schon seit Jahren das selbst gesteckte Performance-Ziel und liegt bei den Mischfonds deutlich unter der Benchmark. Vielleicht ist es kein Zufall, dass es ausgetauscht wurde. Erst seit Dezember 2007 managt Heike Dengler die drei Fonds. Sie hat zwar seither die Beteiligung an Aktien reduziert, doch ist ihr Spielraum durch die in der Strategie der drei Mischfonds fixierte Aktienquote stark begrenzt. Nicht überzeugen kann die weiter hohe Gewichtung von Bankpapieren trotz der massiven Krise des Finanzsektors.

In weiteren Beiträgen unserer Reihe über nachhaltige Mischfonds gingen wir auf die Wertentwicklung und Anlagestrategie von Dexia, Dr. Höller Vermögensverwaltung und Panda Investment Management ein. Per Mausklick auf diese Namen gelangen Sie zu den Artikeln. Weitere Beiträge werden folgen.

Bildhinweis: Konzernzentralen von Fortis in Brüssel und HSBC in London. / Quelle jeweils: Unternehmen
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